Faksimile 0108 | Seite 930
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Schlaf schlafbar
Schlāf, m., –(e)s; Schläfe; Schläfchen, –lein; -:
(s. schlafen, Anm.):
1) die Gegend des Kopfs zw. Aug und Ohr, wo die Hirnschale am dünnsten (s. Dünne 2a), z. B.: Sch. Richter 4, 21; G. 15, 49; 28, 32; V. Th. 22, 124 etc.; Mz.: Schläfe. Freiligrath 1, 255; Sch. 86a etc. (vralt.: Schlaffen. Ryff Th. 49). Daneben Ez.: Schläfe. V. Th. 22, 125 etc.; Mz.: Schläfen. Oken 4, 326 etc.; als Bstw.: Schläfen-Bein etc. Zsstzg. z. B.: um die Lilienschläfe [blendendweiß]. Sonnenberg etc.
2) der dem Wachen (s. d.) entgegengesetzte Zustand, worin die der Willkür unterworfnen Organe sich ausruhn, s. Kant Anthr. 65; Oken 4, 255; Schleiden (Gartenl. 10, 377a) etc., vgl. Schlummer, Traum etc., auch verallgemeint, bildl. und personif. (s. Sandmann, Morpheus, Mohn etc.): Gesunder, ruhiger, erquickender, fester, tiefer, harter, schwerer, bleierner, eiserner etc.; leichter, leiser Sch.; Der letzte, ewige Sch., der Sch. des Todes = Tod; Einen tiefen etc. Sch. schlafen (s. d.); In tiefem, im ersten, im besten Sch. liegen; Im (oder aus dem) Sch. schreien; Etwas fällt Einem im Sch. [oder Traum] nicht ein (Fouqué Dr. 1, 305) oder zu Sinne (W. 20, 336), man hat nicht den entferntesten Gedanken daran etc.; In Sch. oder: dem Schlaf in die Arme sinken, fallen; In Sch. versinken; Einen (übrtr.: Etwas) in Sch. lullen, singen, wiegen etc.; Einen oder z. B.: das Gewissen etc. aus dem Sch. wecken; Aus dem (oder vom) Sch. erwachen; Aus dem Sch. auffahren; Der Sch. fällt, senkt sich auf Einen, auf seine Augenlieder oder Sinne, überfällt ihn, kommt ihn an etc.; Sich des Sch–s nicht erwehren können; Die Augen voll Sch–s haben; Sich den Sch. aus den Augen, von den Wimpern (V. Th. 21, 21) reiben etc.; Zwischen Sch. und Wachen (W. 20, 75); Den Sch. eines Bären (Sealsfield Leg. 1, 145), Dachses, Murmelthiers etc. [einen sehr festen], eines Hasen etc. [einen sehr leisen] haben, dagegen als Gallicism.: Vielleicht hast du Sch. [schläfert dich]. FMüller F. 134 etc.; Ein Schläfchen halten (Sternberg BrM. 36), sein Schläfchen machen (s. druseln; Mittags-Sch. b) etc.; Der Sch. der Natur im Winter; der Sch. der Pflanzen etc.; Magnetischer (s. d.) Sch.; Keinen festen Sch., nur einen unruhigen Schlummer finden. Engel 12, 274; Schlum- mer und Sch., zwei Brüder. . . Den Göttern so leicht, doch schwer zu ertragen den Menschen, | ward nun ihr Schlummer uns Sch., ward nun ihr Sch. uns zum Tod. G. 1, 212; Alter Freund, immer getreuer Sch., fliehst du mich? etc. 9, 224; In Sch–es Arm. Sch. 77b; 136b; 137a; Mordet nicht den heil’gen Sch.! 402a; 563b; Holder Sch., du Pfleger der Natur! Schlegel Sh. 6, 274 etc.
a) selten Mz.: Ihn aus seinen philosophischen Schläfen [vgl.: Träumen] gar unsanft auftrompeten. Zelter G. 2, 202 etc.
b) Zsstzg. m. Bstw., z.B. nach der Zeit: Der Mitternachts-Sch. soll der stärkendste sein; Morgen- (W. 20, 66) oder Früh-, Abend-, Nacht-, Tages-Sch. und nam.: Mittags-Sch. (Göckingk 2, 201); Gutzkow R. 8, 180; Uhland 425; W. 3, 53 etc.) oder -Schläfchen (HB. 1, 197 etc.), s. Mittagsruhe, Sieste; Winter-Sch. des Bären, Dachses, Murmelthiers etc., s. Oken 4, 259; Aus seinem Murmelthier-Sch–e wecken; Bären-, Dachs-, Ratten-etc. Sch.; Einen wahren Müller-Sch. [insofern die Müller beim Lärmen der Mühle schlafen] etc., Hasen-Sch. [mit offnen Augen]. Weidner 73 etc., ferner z. B.: Balsam-Sch. [erquickender]. W. 12, 254; Ermüdungs-Sch. Herbert Nap. 3, 207; Unruhiger Fieber- Sch.; In tiefem, starrem Gehirn-Sch. mit .. halb geöffneten Augen. Kinkel E. 234; Erwachte aus einem unruhigen Halb-Sch–e. Möricke N. 265, s. dämmern 1f; Der Hoch-Sch. und die Sehergabe [der Klairvoyante, s. d.]. Gutzkow Z. 4, 106; Er donnerte die armen Kleinen schon aus ihrem zartesten Kindheits-Sch. empor. Kürnberger Am. 487; Ohnmachts-Sch. Alxinger D. 309; Pflanzen-Sch.; Haben wir dich aus deinem Rauschschläfchen gestört? G. 7, 224; Erwachte die Stadt .. aus ihrem Sieben-Sch. Börne 3, 333, s. Siebenschläfer; Jetzt wand sich von dem Sinnen-Sch–e | die freie schöne Seele los. Sch. 24a; Wach auf, o Mensch, vom Sünden-Sch. Wackern. 2, 423⁴¹ etc.; Todes- (Cham. 4, 157; H. 9, 32; G. 11, 165 etc.), Todten-Sch. (15, 278 etc.); Traum- Sch., worin man träumt; Zauber-Sch. G. 8, 181; Uhland 461 etc., durch Zauber bewirkt; Sein Schoppe war nach wenigen Minuten des Zwang-Sch–es [dessen man sich nicht erwehren kann etc.] wild aufgefahren. IP. etc. Ferner m. Vors., selten: Aus-Sch. Hippel Leb. 2, 7; Ein- Sch. 138; Nat.-Z. 14, 413 st.: das Aus-, Einschlafen (s. d.]; Nach-Sch. Immermann M. 3, 247 [zum Nachholen versäumten Sch–s] etc.; gw. aber: Bei-Sch. [vrsch. 3], fleischl. Vermischung. Weish. 4, 6 etc.
3) (mundartl.) Schlafkamerad, nam. eines Soldaten. Auerbach D. 1, 22; Schm. (Mz.: Sch–en?); Bei-Sch. (vrsch. 2b), Beischläfer(in). Fischart B. 38a; Mathesius Sar. 8b etc.
~bar, a.:
(vralt.) Un-sch., schlaflos. Schaidenreißer 84a.