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Schiefer
Schīēfer, m., –s; uv.:
-: 1) Mineral-: (allgem.) schiefrige, d. h. in tafelförmige Theile fich zertrennen lassende Minerale, s. Karmarsch 3, 86; Volger EE. 243 etc.: Während im Hangenden des Gneißes andere krystallinische Sch. auftreten. Burmeister Gsch. 204; Im lithographischen Scb. Baierns. gB. 1, 212 [feinkörniger Kalk- Sch., die Steine zu Lithographien liefernd] etc.; Kupfergewinnung aus dem Kupfer-Sch. [bituminösen Mergel- Sch. mit eingesprengten Kupfererzen] .. Das Schmelzen der Sch. Mitscherlich 2, 2, 213 etc. Zsstzg. z. B. nach dem Gehalt an Mineralien: Alaun- (Burmeister Gesch. 223), Blei-, Chlorit-, Glimmer-, Grauwacken-, Kiesel-, Kupfer- (s. o.), Mergel-, Sandstein-, Talk-, Thon-Sch. (s. 2) etc., nach dem Reichthum an organ. Überresten z. B.: Belemniten-, Posidonien-, Fisch-, Kräuter-Sch. etc., ferner z. B.: Brand-Sch., ein mechanisches Gemenge, ein Mittelglied zw. 2 an und für sich so verschiedenartigen Gebilden wie Kohlen und [Thon-] Sch. es sind. DViertelj. 1, 1, 53; G. 40, 259; Reinere Gattungen des Thon-Sch–s (s. 2) sind der Dach- oder Tafel-Sch. (s. 3), der Wetzstein- (s. u.) und der Griffel-Sch. Gaspari 1, 215 (vgl. Humboldt K. 1, 272); Man löscht die Darrlinge in kaltem Wasser ab, wodurch das Abschlagen [Abpicken] des ihre Oberfläche firnisartig überziehenden Pick-Sch–s sehr erleichtert wird. Karmarsch 3, 318; Polier-Sch. besteht im Wesentl. aus Kieselerdehydrat .., man braucht ihn zum Putzen von Silber etc. 88; Tafel-Sch., s. o.: Dach-Sch.; Durch Eindringen von Kieselsäure wird der Thon-Sch. von Quarztrümmern durchsetzt, in Wetz-Sch. [zu feinen Wetzsteinen dienend] und Kiesel-Sch. .. theilweise verändert. Humboldt K. 1, 272: Zeichen-Sch., die bekannte schwarze Kreide [s. d. 2] ist ein durch Kohle schwarz gefärbter, sehr weicher Sch.- Thon. Karmarsch 3, 86 etc. 2) (s. 1) in engrem Sinn gew. Thon-Sch., und zwar der gradschiefrige, der sich in dünne grade Tafeln spalten lässt und seine Haupt- anwendung zu Rechentafeln (als Tafel-Sch.) und zum Dachdecken (als Dach-Sch.) findet, auch „Lei“ (s. d., Anm.), auch: Des Klosters dunkler Sch. [Sch.-Dach]. Matthisson 133; Einen Sch. [Sch.-Stein], den ich vom Dache losmache. Sch. 747b etc. und so bei den Dachdeckern z. B.: Bord-, First- oder Forst-, Fuß-, Kehl-, Ort-, Schluß-, Stich-, Wasser-Sch. oder -Stein.
Anm. Der erwähnten hochd. Bed. liegt die noch mund- artl. fortdauernde allgemeinere des sich loslösenden Theils zu Grunde, s. Schm. 3, 336; Stalder; z. B. = Splitter; Einen Sch. in die Hand gezogen. SClara EfA. 1, 292; Ein [Gewehr-]Rohr, in welchem man .. Sch. oder gar Risse bemerkt. Winkell 3, 366 etc., ferner von der sich abschilfernden Haut etc., z. B. auf dem Kopf (Schinn, s. d.). Frisch. Die Schäbigkeit der Pferd ist auch eine scheutzliche Verunreinigung der Haut mit vielen Schuppen oder „schifferen“. Ryff Th. 44. Dazu: Der Huf soll eben und glatt, nicht rauh noch „schifferich“ sein. 29; Gestickelt oder schiefericht. Garzoni 529a etc.; Eisendraht, welcher schiefert oder sich spaltet. Karmarsch 3, 435; Sich aufschiefern; Eine Brucken .. verschiffert sich und geht nach und nach zu Grund. SClara EfA. 2, 536 etc., wahrscheinlich verwandt mit schaben, Schuppe (s. Ryff), vgl. Sch. = Schabe (s. d. 2c), Schiebenetz und: schiefern, damit fischen. Übertr. von Sch. = Splitter (s. auch Sch.-Zahn), als Ursache schwärender Wunden etc., z.B.: Einen Sch. fangen. Garzoni 641b, verhüllend = sich schwängern lassen; Wann Wallenstein Etwas im Zorn gethan und hernachen bereute, sagte er: Abermal ein Sch.! Weidner 36 etc. und bes. = innrer Unwille, Haß, Groll, reizbare Stimmung gegen Jemand, Schm.; Zuweilen schmeichelt sie, doch bald ist es gethan, | daß sie den Sch. kriegt, so greinet sie dich an. Rachel 1, 108 etc. Dazu: schieferig (auf Jemand): unwillig, übellaunig, böse (auf Jemand). Jahn M. 295; Kurz Sonn. 59; GSchröer Hauschr. 128 etc. (schieberig Alexis Dor. 1, 134), vgl.: Schiefrigkeit [von Pferden] = Scheue. Falke 2, 275; Schm. und nam. Schwäb. W. 461 etc.; schiefern, intr. (haben): mißlaunig nergeln.