Faksimile 0088 | Seite 910
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Scherz Scherzel scherzeln scherzen scherzhaft
Schérz, m., –es; –e; -:
1) bloßes Spielwerk, Tand etc.: Etwas ist ein Sch. Luther (SW. 63, 112), nur Sch. und Spielwerk (G. 29, 423) gegen etwas Andres; Das menschliche Leben für einen Sch. halten. Weish. 15, 12; Alle Festungen werden ihnen ein Sch. sein. Hab. 1, 10 etc., s. 2.
2) (s. 1) ein Spiel des Geistes, nam. Witzes, zu heitrer Lust, oft im Ggstz. zu Ernst (s. d., vgl. Spaß; Jucks 1 etc.): Ist das Sch. oder Ernst?; Das ist ein Scherz, ein heitres Spiel. Sch. 453a etc.; Das ist kein Sch., es ist mein Ernst; Etwas im Sch. im Ton des Sch–es sagen und ernst meinen; Ohne Sch.!; Sch. bei Seite!; Die Sache ist außer allem Sch. Iffland 9, 1, 11; Etwas nur aus oder zum (Forster Br. 1, 452) Sch. sagen; Einen Sch. machen; Aus etwas Ernstem einen Sch.; über Alles seine Sch–e machen; Sich einen Sch. (mit Jemand) machen; mit (oder gegen) Jemand erlauben; Ein feiner, witziger, glücklicher etc., grober, plumper, matter, platter (W. 11, 85), zotiger, buhlerhafter (L. Samps. 2, 3) Sch.; Den Sch. mit feinem Salz (W. 24, 101), mit Salz der Weisheit (Wackern. 3, 786⁴) würzen; Einer Sache einen Sch. [oder die scherzhafte Seite] abgewinnen. G. 22, 120; Jemandes Sch. zu tragen haben. 13, 102; Sch. verstehen [als Sch. aufnehmen]; Über Etwas keinen Sch. verstehen (W. 27, 333), erlauben etc.; Sch. treiben [scherzen]. Günther 537, vralt.: aus Etwas. Luther 6, 164a, gew.: Seinen Sch. treiben über Etwas (Thümmel 7, 130), mit Etwas (G. 1, 16; Rabner 4, 67), mit Jemand (W. 9, 285), das Genannte verspotten; Seinen Sch. mit Jemand oder Etwas haben etc.; Des Wortes Ernst und Sch. V. 3, 129; Der Saiten Sch. [Spiel]. Haged. 3, 7 etc.; Wo wir der Kindheit freien Sch. verübten. G. 34, 345 etc.
3) (s. 2) personif.; als kleine tändelnde Gottheit: Ein junger Sch. etc. Uz 1, 29; W. 3, 196 etc.
4) mundartl., s. Schm.
5) Zsstzg., nam. zu 2, vgl. die v. Spaß, z. B.: Daß dieser Augen- Sch. auch ein erfreuliches Bild sein wolle. Ense D. 2, 19; Bauer-Sch. IESchlegel 2, 537; Umlacht von Blüthen- Sch–en [3] | und umspielt von Zephyr’s Kosen. Grün Sch. 190; Roher Gassen- Sch.: In Ernst, Sch. und Halb- Sch. G. 33, 21; Hechel-Sch. [Satire etc.]. Haged. 2, 106; 3, XXVII; Nixentanz und Kobold-Sch. Heine Rom. 125; Märchen-Sch. (G. 1, 175), wie er in Märchen herrscht; Jedoch ihr [mit der Schere gestutzter] Wald ist Schneider-Sch. Claudius 3, 20; G. 2, 240; Soldat en-Sch–e. Wackern. 4, 812¹¹; Stachel-Sch. V. Sh. 2, 522, verwundender, vgl. Hechel-Sch.; Wechsel- Sch. (G. 6, 192; 298; 33, 23; den man wechselweis treibt); Einen universalen Welt-Sch. an die Stelle [des Weltschmerzes] setzen. Gervin. Lit. 5, 162 etc.
~el, m., –s; uv.:
Alp. [s. d. 1a, vgl. Schretz).
~eln, intr. (haben):
leicht scherzen, tändeln. Arndt E. 151.
~en: 1) intr. (haben):
a) schäkernd sein Spiel treiben (mhd. schërzen): Jsaak scherzte mit seinem Weibe. 1. Mos. 26, 8; Daß die Walfische im Meere sch. [sich tummeln. Zunz]. Ps. 104, 26; Als ob der Fuchs mit dem Hasen sch. oder schimpfen wollt. Ryff Th. 92; Die sch–den Weste etc., nam. weidm. v. Hochwild. Laube Br. 254; 284 (s. wrangen).
b) Scherz (s. d.) machen, treiben (vgl. spaßen etc.; Ggstz. ernsten): Ich habe gescherzet. Spr. 26, 19; Sein Auge weint und die Gedanken sch. Lichtwer 86; Fein (W. 10, 28), grob, plump sch.; Mit sch–dem Mund die Wahrheit sagen etc.; Mit Jemand (Sir. 8, 5; 30, 10); mit (13, 17; G. 39, 296 etc.); über (19, 309), ob (Reithard 34) Etwas sch. (s. be-sch.) 2) tr.:
a) (s. 1b) z. B.: Das kann nicht dein Ernst sein, Das scherzest du. Höfer Leb. 287; Als ob es gescherzt wär. Fischart B. 84a etc., auch: Wird ein Bild aufs Papier gescherzet [sch–d; im Scherz gezeichnet]. G. 24, 85 etc., s. zusammen-sch.; Des Lebens Gram von dannen sch. Ramler F. 3, 268, sch–d (durch Scherz) von dannen jagen = fort-, (hin)weg-, ver-sch. etc.
b) (ver- alt.) = verhöhnen, verspotten, bei Opitz (s. Adelung); Gryph. Fr. 275; 389 etc., noch: Sie sch. mich und sagen:| du bist ein alter Mann. Gleim. Zsstzg.; meist zu 1b; 2a, vgl. die von lachen, gaukeln etc., z. B. Áb- tr.: Einem Etwas a., durch Scherzen abnehmen, abgewinnen. Be- tr.: Etwas b., darüber scherzen; Einen, Etwas mehr b. als verspotten. G. 21, 55 etc. I. Durch- tr.: Eine Zeit d., sie ganz mit Scherzen verbringen. Der ganze Rest eines durchlachten und durchscherzten Tages. Gutzkow 3, 77; Uz 2, 28 etc., s. II; hin-sch., ver-sch. 1. II. Dúrch-: = I. Der sorgenlose Tag wird freudig durchgescherzt. Haller 36; W. 3, 4 etc. Einem den Wein einschmeicheln u. e. Fischart Garg. 101a. Fórt- tr.: weg-sch., z. B.: Die Schmerzen f. JGJacobi 1, 54. Hín- tr. (s. durch-, vorbei-sch.): Sein Dasein (W. 3, 201), sein Alter (Uz 1, 44) h. Hinwég- tr.: fortsch.: Die lange Weile h. JGJacobi 3, 117; Das Laster scherzt die ernsthafte Stimme der Religion hinweg. Sch. 102a etc. hohnlachen. Wackern. 2, 506²³. Mít-. z. B. auch tr. [2a]. Der ich des Dorfs Melodien nachscherzt’ [scherzend nachsang]. V. Georg. 4, 565. Um- tr.: mit Scherzen oder Gaukeleien umgeben: Lauer Maienlüfte Schwall | will mich hier umsch. KMayer 55; Platen 1, 172; Rückert 1, 85; Kein Scherzender hat sie umscherzt. Mak. 2, 152. Ver- tr.: 1) hin-sch.: Die in Spielen und Festen ihr Dasein leicht und fröhlich v. FSchlegel GR. 335; Den Abend vertanzt, versungen und verscherzt. W. 13, 77 etc. 2) [2a] fort-sch.: Wer die Haare verlebt (s. d. 1c) oder verscherzt. Börne 4, 220, durch ein dem Scherz und Genuß gewidmetes Leben eingebüßt; Ver-sch. die Vernunft und fangen an zu springen. Günther 387 etc., s. 3. 3) (s. 2) durch Mangel an Ernst, durch Unbedacht, Leichtsinn oder Muthwillen sich und zuw. einen Andern um Etwas bringen: Etwas, z. B.: Jemandes Gunst (G. 13, 188), das Paradies (20, 154), ein Haus (12, 167), sein Recht (35, 313), einen Vortheil (Sch. 858b) v. etc.; Sich (G. 13, 224; L. 7, 454), einem Andern (HKleist Hint. 25) Etwas v. Einem Etwas v., scherzend vorsagen etc. W. 23, 269. Vorbēī- tr.: hin-sch.: Sein Dasein v. 3, 67. Wég- tr. [2a]: scherzend fort- oder hinbringen: Einen vom eingeschlagnen Weg (G. 18, 231); Besorgnisse (HKöster LL. 238); ein Übel (W. 12, 245); die Sommernacht (15, 2) w. etc. z. B. tr. [2a] aus Verschiednem scherzend (gaukelnd) zusammensetzen. So schwärmte und scherzte sich der Jüngling die Bilder der lachendsten Zukunft zusammen. Immermann M. 3, 140; W. 26, 61; Dies Alles in eine Figur .. zusammengescherzt. 15, 73 etc.
Eīn-: Hōhn-: Nāch-: Vōr-: Zusámmen-:
~haft, a.:
scherzend; in der Weise eines Scherzes; zum Scherz geneigt etc. (vgl. spaßhaft, Ggstz.: ernsthaft): Scherz- und ernsthaft. G. 27, 300; Den sch–en Abschied. 22, 413; 21, 76; Sch–e Muse. Zachariä Murn. 3 etc.; Sch–igkeit. König DF. 1, 194 etc., vgl. (veralt.) Scherzig (Ryff Th. 72); gescherzig (Keisersberg Has Aa 5a; Schaidenreißer 61b) = muthwillig (scherzend); Scherzliche, leichtfertige Bücher. Heine Reis. 4, 314; Garzoni 557b; Weckherlin 788 etc.