Faksimile 0078 | Seite 900
Faksimile 0078 | Seite 900
Faksimile 0078 | Seite 900
Scheibe
Schēībe, f.; –n; Scheibchen, lein; –n-:
runde Fläche von geringer Dicke, zunächst zum Drehn oder Rollen, oft ohne den Begriff der Bewegung und zuw. auch ohne den der Ründe, s. Zsstzg., statt deren oft das Grundw. genügt:
1) Sch. zum Drehn, Dreh-Sch., in vielen Gewerben z. B. des Töpfers. Jer. 18, 3; Sir. 38, 32; W. HB. 2, 200 (s. Töpfer-, Schleif-Sch. etc.; 12); Sch. der Elektrisiermaschine etc.; Sch. einer Rolle (s. d. 1a; Kloben 9b, Block 4), worum das bewegende Seil etc. in einer Rinne liegt (s. scheibig). 2) Sch. zum Rollen, Werfen, Schleudern, z. B. Diskus der Alten. W. Luc. 3, 264 etc., best. Spiel- (5, 219), Wurf-Sch. etc.; Eine [glühnde] Sch. für ein Mädchen treiben (Schm. 3, 308), schlagen (Spindler V. 1, 269 ff.), symbol. Erklärung glühnder Liebe, Ggstz.: lHöhnend] ein Eis schieben (272). 3) Rund(lich)e Sch., ohne Begriff der Bewegung: Äpfel, Rüben, Wurst, Semmel in Sch–n schneiden; Ein Scheibchen (Rückert Mak. 1, 57), Schiebelchen (Rockenphil. 3, 77) Brot etc.; Apfel- etc. Sch.; Die mächtige Sch. des Wachses [vgl. 9]. V. Od. 12, 173; Die leuchtenden Sch–n [Münzen, s. 14b]. G. 19, 313 etc.; Sch. des Kompasses, der Uhr (s. Zifferblatt) ꝛē.; Wenn der Mond sich zur Sch. ründet. Jacobs Ph. 39 etc.; Mondes- (Sch. 451a), Monden- (Rückert N. 39), Sonnen- (Humboldt K. 1, 137), Strahlen-Sch. (Sch. 172a, vgl. Humb. 192). 4) (s. 3) Ziel fürs Wettschießen, wobei es aufs Treffen des Centrums (s. Pinne 2b) oder möglichst naher Punkte ankommt: Das Schwarze, den Knopf in der Sch. treffen; Neben, bei der Sch. vorbeischießen etc., s. rittern 2. Zuw. übertr.: Jemand als Ziel für Pfeile des Spotts, Witzes etc. Herwegh 1, 143; Vischer Ästh. 1, 410 etc., häufiger: Ziel-Sch., vgl. Stichblatt. 5) Glastafel der Fenster, z. B. Rund- (Gartenl. 9, 419b), Rauten-Sch. (Fouqué Dr. 1, 46) etc., jett gw. recht- eckig. G. 5, 28; 9, 158 etc., s. Schm. 3, 308. Selten vom Glas eines Spiegels, so übertr. Sch. 81a. In techn. Anwend., wo theilw. andre Stämme einspielen: 6) Bäcker.: Sch., Back-, Brot-Sch., -Schiebe(r), -Schaufel, Schieße, Brett-Sch. an einem Stiel, Gebäck in den und aus dem Ofen zu schieben. 7) Baukunst: der die schmale Seite eines Gewölbs tragende obre runde Mauertheil. 8) Bergb.:
a) rundes Leder zu den Kunstzeugen.
b) Seil-Sch. im Göpel etc. 9) Bienenz. = Wabe (s. Honigrath). 10) Bot.: Discus, sch–n-förmige Pflanzentheile, s. Nemnich; Oken 2, 53; 63; 3, 712; 1005; 1790 etc. 11) Brauer.: (runder) Haufen Malzgetreide, vgl. 15; Beet 5. 12) Drahtz.: (s. 1) Sch., Draht(zug)-, Zieh-Sch., Leier (s. d. 4d). 13) Glash.:
a) s. 5.
b) Knopf in der Mitte durch Schwingen erzeugter Glastafeln. 14) Hüttenw.:
a) Das Kupfer in Sch–n reißen (s. d. 3).
b) runde Metall-Platten, -Bleche. 15) Landw.: zum Aufladen zusammengeschlagner Haufe Heu. Schm., s. 11; 22, vgl. Schaub3. 16) Müller.: die runden Hölzer, wozwischen die Getriebstöcke des Drillings stehn. 17) Papierm.: Sch., Wasch-Sch., Sieb im Rahmen der Haube (s. d. 2g) des Holländers. Karmarsch 2, 794, vgl. blind 4a. 18) Salzw.: Scheibe, Salz-Sch., s. Schm.:
a) Salz in Sch–n-Form, z. B. fürs leckende Vieh.
b) (s. a) größre Salzmasse, zum Transport in cylindr. Holzeinfassung gestampft.
c) (s. b) diese Einfassung. Dazu: Sch–n-Macher, Art Böttcher.
d) (s. b; c) bei den Salzschiffern mit Auslassung des selbstverständl. „tausend“: Ein Zug Salz hielt 11 Sch–n, d. i. 11000 Stück. 19) Schiff.: Sch. eines aufgeschoßnen Taus = Auge (13k); s. ferner 1; 3; 18d. 20) Tuchscher.: rauhes Brettchen zum Abreiben stehn gebliebner Haare. 21) weidm.:
a) „der flache hintre Theil der Hirsche, Thiere und Rehe, auch: Schirm, Schurz“. Adelung (vgl.: Schürze, Haarzopf am Feigenblatt der Ricke. Döbel 1, 28b).
b) Scheibchen, Scheibel: wenn in der Hirschfährte ein Theil des Abdrucks beweglich ist und herausgenommen werden kann. Laube Br. 284; Scheubel. Döbel 1, 10a (von schieben). 22) Wollhand.: (vgl. 15) Bündel Wolle. Garzoni 846b. 23) Zoolog.:
a) Rückenschild der Schildkröten. Schiling Nat. 1, 70.
b) Art Klippfisch, Chaetodon orbis.
Anm. Ahd. sciba, mhd. schībe, s. scheiben, ahd. scîban, sciuban, s. nam. Schm. 3, 307 ff. (z. B. Kegelscheiber. SClara EfA. 1, 28), vgl. Wackern. Gl. 461.
Zsstzg. z. B. nach dem Stoff, s. auch [3], ferner wonach leicht zu mehren z. B.: Báck- [6]: JP. 4, 71.
Bāūm-:
1) [1] am Webstuhl zum Umdrehn des Zeugbaums. 2) in Gärten: Baumrundell. Gartenl. 10, 626b. Bést- [4]: s. best 3c. Blóck- [1]. Brōt-:
1) [3].
2) Back-Sch.
3) [9] Wabe mit Bienenbrot. Drāht- [12]. Drêh- [1]. Dünn-: Handbrett (s. d.) der Maurer. Eīsen-:
1) eiserne. 2) ältres Winkelmaß der Markscheider (aus Messing), nam. in magnet- eisensteinhaltigen Bergbauen angewandt. Scheuchenstuel 66. Erd-:
1) die Erde als Scheibe gedacht. V. Hom. Welttaf.
2) Pflanze, Cyclamen europaeum. Féld- [4]: für Feldschützen, die frei, nach fernem Ziel schießen, Ggstz. Stand-Sch., wonach von einem (nähern) Schießstand geschossen wird. Gartenl. 10, 442a; so Feld- und Stand-Festscheibe, Kehrscheibe. 526a. Fénster- [5], z. B. auch aus geöltem Papier. JP. 31, 42 etc. S. auch Dreier. G. 40, 212. Fést-:
1) Ggstz. Flatter-Sch.
2) Ggstz. Kehr-Sch. Flátter- [4]: sich bewegende Scheibe. Lewald Ferd. 1, 327. Gār- [14a]: s. Garkupfer. Gêgen-: einer andern Scheibe gegenüberliegend, s. Stoß-Sch. Glās- [13]. Hāken-: mit Haken am Wagen zu befestigen fürs Anspannen des in der Wildbahn (s. d. 3) gehnden Pferds. Hálb-: z. B.: H. des Monds; Die nächtl. H. [nördl. Erdhälfte]. V. Georg. 287. Hāīn-, Hêge-: s. Schaub 3. Hōnig- [9]: G. 5, 136. Kêgel- [4]: mit 9 Punkten als Treffern wie beim Kegelspiel. Kêhr- [4]: wonach jeder Schütz in best. Kehr (s. d. 2) so oft schießt, als er Marken gelöst; Ggstz. Fest-Sch., wonach nur eine festgesetzte Zahl von Schüssen gilt. Gartenl. 10, 526a etc. Klápper-: musik. Instrument (?). Rachel 8, 206. Klōben-: Block-Sch. Knīē-: rundlicher, platter Knochen an der vordern Fläche des Kniegelenks. Kómpaß- [3]. Kōth- [3]: Mondhof. Schm. Kūgel-: (veralt.) Kugel, Sphäre, Ggstz. Rad-Sch. (d. i. Scheibe) Schm.; Spate. Lêder-: s. Schleif-Sch. etc. Lóch- [3]: durchlöchert, nam.: Unterlage für zu Durchlochendes. Mánns- [4]: Feld-Sch. Gartenl. 10, 526a. Mōnd(en)- etc. [3]. Öber-: s. Unter-Sch. Rād-: Dreh-Sch. zum Lastenheben etc., vgl. Kugel-Sch. Rāūten- [5]. Rīēmen- [1]: s. Betriebsriemen, vgl. Seil-Sch. Róll(en)-: Block-Sch. Rúnd- [5]. Sálz- [18]. Schīēß- [4]. Schlēīf-: Dreh-Sch. zum Schleifen; nach der Bekleidung oder Belegung z. B.: Leder-, Zinn-Sch. Karmarsch 2, 634; 3, 405. Sēīl-: mit umgeschlungnem Seil. Scheuchenstuel 113. Sónnen- [3]. Spīēgel- [5]: Fenster-Sch. von Spiegelglas. Spīēl- [2]. Stánd-: s. Feld- Sch. Stéll- [1]: in Uhren, den Gang zu regulieren, s. Stellrad; Zifferblättchen. Stōß-[3]: Metall- Sch. als Vorstoß, Beschlag etc.: Stoß-und Gegen-Sch–n. Karmarsch 1, 767. Strāhlen- [3]. Thēīl-: Etwas danach einzutheilen. Töpfer- [1]. Unter-: untre (Ggstz. Ober-Sch.) z. B. eines Fensterflügels. vHorn Pollm. 98. Wáchs-:
1) [3].
2) [9]. Wérk-: durch Werk (s. d.) verunreinter Metallklumpen. Mathesius Lthr. 210b. Wétter-: Art Amulett gegens Einschlagen des Wetters. Wúrf- [2]. Zīēh-: eine Scheibe, Etwas vermittels desselben zu ziehn, z. B. Wachsstöcke (durch die Löcher) etc., s. [12]; Ziehpanster etc. Zīēl- [4]: Z. des Witzes, Spottes etc. G. 21, 106; Heine Sal. 1, 282 etc. Zínn-: s. Schleif-Sch. etc.