Schar
I. Schār, f.; –en; –en-:
1) Heeresabtheilung, Trupp etc.:
a) von Pers. etc., zunächst von Soldaten (best. Heer-Sch.), dann von ähnlicher (gereihter oder doch gereiht gedachter) Menge — vgl. dagegen Haufen: 4. 1, 52; Eine Stimme großer Sch–en im Himmel [Engel-, Himmels-Sch–en]. 19, 1; Eine ganze Sch. von Sonettisten. Sh. 1, 69; Die Sch–en der Ungläub’gen sind gerüstet. 13, 302; Die beschwärzte Sch., das Heer der Angst [Geister-, Gespenster-Sch.]. Fr. 11; Bald wurden die Haufen zu Sch–en, bald die Sch–en zu Heeren. M. 20, 585; Drängt sich, Sch. an Sch., | das Volk hinzu. 20, 327 etc., s. d. —
b) von Thieren, z. B.: Sch–en der Vögel 4, 152), Geier, Reiher 2, 92), Gänse Br. 284; 264), Kraniche 57b) etc.; der Herden (34a), Hunde (G. 12, 173), von Kamelen 15, 494) etc., der Bienen Il. 2, 87) etc., s. d. —
c) in gehobner Rede auch von mehr oder minder Personif.: Sch–en holder Spiele. 116a; Sch. der Bäume. M. 20, 342 etc., s. d. —
d) Unzähl. Zsstzg., wo das Bstw. die die Sch. bildenden Wesen nennt, z. B. (a): Bettler- 386), Brüder- (367, s. u.: c), Buben- 12, 185), Christen- 380), Diener- Sch. 23, s. Diener, Anm.), Einsiedler- N. 18), Engel- 321), Faunen- 12, 50), Freier- Od. 4, 629), Geister- 12, 157), Götter- 1, 107), Helden- 12, 185), Höflings- 444), Jäger- (461), Krieger- (183), Männer- 15, 74), Menschen- 498b), Mohren- 303), Musen- Pilger- 409b), Räuber- 20, 275), Reiter- Hint. 36), Ritter- 509a), Sieger- (G. 12, 200), Söldner- BE. 85), Volks- 212) Sch. etc.; (b) Delphinen- 59b), Enten- 2, 93), Hunde- 17, 96), Insekten- (13, 313), Tauben- A. 196), Vögel- 2, 93) Sch. etc.; (c) Der Mai mit seiner Blumen-Sch. 40; Der Sterne Brüder-Sch. (s. o.). 3, 219 etc.; außerdem z. B.: Feder-Sch. [gefiederte. Tr. 274]; Flatter-Sch. [flatternde. 2, 103]; Frei-Sch. D. 2, 197 etc., Sch. freiwilliger Soldaten (dazu: Als sie .. | freischarten gegen die Knechte des Zaren. Arm. 17, als Frei-Sch–en zogen etc. und von dem einzelnen zu solcher Sch. Gehörigen: Freischärler. R. 3, 37; Gr. 2, 306 etc., vgl. Reichsschärler. Bl. 1, 52, Reichssoldaten) etc.; Gegen-Sch. [Feinde-, Gegner-Sch.]. 8, 164; Glanz-Sch. [glänzende. 2, IV]; Halb- (oder Drittel-) Sch., Verdeutschung für Bataillon, wie Sch. für Regiment; Heer-Sch. (s. a. Il. 7, 161 etc.), verallgemeint wie das Grundw.: Die himmlischen Heer-Sch–en. 2, 13 etc. (vgl. Scharenheer); Hilfs-Sch. 254, s. Hilfstruppen; Krieges- Sch. 25b etc., s. o.: Krieger-Sch.; Mummen-Sch. [Mummenschanz]. 6, 32; Nacht-Sch. oder Todtenvolk heißt in Graubünden ein gespenstischer Leichenzug vom Haus Dessen, der bald sterben wird, zum Friedhof; Streif- Sch. B. 3, 33; Sturm-Sch. [stürmende]. D. 2, 219; Trauer-Sch. 13, 7; Vor-Sch. [vorangehnde]. 212; Wimmel-Sch. [wimmelnde]. 12, 126 etc. —
2) in Zsstzg.: das bei Ab- und Eintheilung Einem Zugewiesne 3, 383; 4, 195): Heim- Sch., Heimschnat (s. d. und Kirchenfriede); Über-Sch. nennen die Bergleute, was zwischen zwei Fundgruben im Vermessen überbleibt. 1280a; 247 = Ober-Sch. (verallgemeint = Rain?). — 3) Bergb.: Einschnitt am Schacht und Tragestempel. — 4) der Haupttheil des Pfluges (s. d.), das in die Erde einschneidende, sie furchende und aufwühlende Eisen, — dann auch = Pflug, — z. B. (wortspielend mit 1): Am Morgen sah ich einen sich schwer Bemühenden, | der auf dem Feld allein war mit einer ganzen Sch. Mak. 2, 163, auch neutr.: (56) 565a etc.
Anm. In Bed. 1 etc. ahd. scara, f. mhd. schar; in Bed. 4 scaro, m., mhd. schar, von scheren, ahd. scëran, mhd. schërn, — vergl. gr. λερα, Fύρc und Kerbe — mit Grundbegriff des Schneidens, Trennens (vgl.: Ein auf dem Deck mit Planken „abgeschorener“ — abgeschlagner Platz. 82a etc.; 4, 643, wofür meist schwachformiges abschauern gilt), Theilens (s. namentl. schwachformig bescheren = zutheilen, ahd. biskerjan), — woraus sich die obigen Bedd. von Sch. erklären wie auch die meisten mundartl., s. und (1859) 456. Zu Sch. gehört ahd. scario, Scharführer (centurio), auch scerio, Ausrichter höherer Befehle, Herold etc., dann wie mhd. scherge, Scherge. Zumselben Stamm (schwzr.) Schär (vgl. 4): erdaufwühlende Thiere (s. Scharrmaus); Schere, ahd. scara, scâr, mhd. schare (s. scarasahs, Schersachs, Scharsach, niederd. Schars. Scharsel. Th. 34); Schur, ahd. scurt, mhd. schûr etc.; Scherbe, ahd. scirbi, mhd. schërbe; scharben, scherben (vgl. kerben), ahd. scarbôn, mhd. scharben; Scharbe, ahd. scarba, scarwa, mhd. scharbe (Seerabe mit gekerbtem Schnabel, vgl. Schierling, ahd. scëriling, mhd. schërling, mit eingeschnittnen Blättern); scharf, ahd. s(c)arf, mhd. scharf; Schorf (Schurf), ahd. scorf; schürfen, ahd. scurfan, mhd. schürfen; Scherf (vergl. Scherbe), ahd. scerf, mhd. scherf; Scharte, ahd. scarta, mhd. scharte (vergl. ahd. scart, mhd. schart, verletzt, verstümmelt). S. auch scharren; schüren.
Zsstzg. s. 1d, ferner: (Hácken-), Hāken-:
1) [4] H. ist das Schar am Hakenpflug, das stets zweischneidig. Term. 219b etc., auch Hocken-Sch. —
2) (s. 1) Chenopodium bonus Henricus (nach der Gestalt der Blätter). — Hēīm-, Öber- [2]. — Pflūg-:
1) [4] eig. (und übertr. z. B. Sh. 7, 174; Rep. 3, 25 etc.); n.: 1. 13, 20, vgl.: Des schweiß- entpressenden Pf. D. 1, 123; Vom Pf. durchschnitten. 1, 318, n. oder m. (nam. z. B. oft in Mecklenb.). —
2) (s. 1) nach der Gestalt ein den hintern untern Theil der Nasenscheidewand bildender unpaarer Gesichtsknochen — Über- [2].
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