Faksimile 0068 | Seite 890
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Schar
I. Schār, f.; –en; –en-:
1) Heeresabtheilung, Trupp etc.:
a) von Pers. etc., zunächst von Soldaten (best. Heer-Sch.), dann von ähnlicher (gereihter oder doch gereiht gedachter) Menge vgl. dagegen Haufen: 4. Mos. 1, 52; Eine Stimme großer Sch–en im Himmel [Engel-, Himmels-Sch–en]. Off. 19, 1; Eine ganze Sch. von Sonettisten. Gervinus Sh. 1, 69; Die Sch–en der Ungläub’gen sind gerüstet. G. 13, 302; Die beschwärzte Sch., das Heer der Angst [Geister-, Gespenster-Sch.]. Gryphius Fr. 11; Bald wurden die Haufen zu Sch–en, bald die Sch–en zu Heeren. Kl. M. 20, 585; Drängt sich, Sch. an Sch., | das Volk hinzu. W. 20, 327 etc., s. d.
b) von Thieren, z. B.: Sch–en der Vögel (Cham. 4, 152), Geier, Reiher (Mager 2, 92), Gänse (Laube Br. 284; Lichtwer 264), Kraniche (Sch. 57b) etc.; der Herden (34a), Hunde (G. 12, 173), von Kamelen (Nat.-Z. 15, 494) etc., der Bienen (V. Il. 2, 87) etc., s. d.
c) in gehobner Rede auch von mehr oder minder Personif.: Sch–en holder Spiele. B. 116a; Sch. der Bäume. Kl. M. 20, 342 etc., s. d.
d) Unzähl. Zsstzg., wo das Bstw. die die Sch. bildenden Wesen nennt, z. B. (a): Bettler- (Uhland 386), Brüder- (367, s. u.: c), Buben- (G. 12, 185), Christen- (Uhland 380), Diener- (Grün Sch. 23, s. Diener, Anm.), Einsiedler- (Rückert N. 18), Engel- (Uhland 321), Faunen- (G. 12, 50), Freier- (V. Od. 4, 629), Geister- (G. 12, 157), Götter- (Nicolai 1, 107), Helden- (G. 12, 185), Höflings- (Uhland 444), Jäger- (461), Krieger- (183), Männer- (G. 15, 74), Menschen- (Sch. 498b), Mohren- (Uhland 303), Musen- (Frisch), Pilger- (Sch. 409b), Räuber- (W. 20, 275), Reiter- (HKleist Hint. 36), Ritter- (Sch. 509a), Sieger- (G. 12, 200), Söldner- (Rückert BE. 85), Volks- (Pyrker 212) Sch. etc.; (b) Delphinen- (Sch. 59b), Enten- (Mager 2, 93), Hunde- (G. 17, 96), Insekten- (13, 313), Tauben- (Lenau A. 196), Vögel- (G. 2, 93) Sch. etc.; (c) Der Mai mit seiner Blumen-Sch. Fleming 40; Der Sterne Brüder-Sch. (s. o.). V. 3, 219 etc.; außerdem z. B.: Feder-Sch. [gefiederte. Spee Tr. 274]; Flatter-Sch. [flatternde. G. 2, 103]; Frei-Sch. Ense D. 2, 197 etc., Sch. freiwilliger Soldaten (dazu: Als sie .. | freischarten gegen die Knechte des Zaren. Beck Arm. 17, als Frei-Sch–en zogen etc. und von dem einzelnen zu solcher Sch. Gehörigen: Freischärler. Gutzkow R. 3, 37; Scherr Gr. 2, 306 etc., vgl. Reichsschärler. Bl. 1, 52, Reichssoldaten) etc.; Gegen-Sch. [Feinde-, Gegner-Sch.]. Nicolai 8, 164; Glanz-Sch. [glänzende. Schubart 2, IV]; Halb- (oder Drittel-) Sch., Verdeutschung für Bataillon, wie Sch. für Regiment; Heer-Sch. (s. a. V. Il. 7, 161 etc.), verallgemeint wie das Grundw.: Die himmlischen Heer-Sch–en. Luk. 2, 13 etc. (vgl. Scharenheer); Hilfs-Sch. Pyrker 254, s. Hilfstruppen; Krieges- Sch. B. 25b etc., s. o.: Krieger-Sch.; Mummen-Sch. [Mummenschanz]. G. 6, 32; Nacht-Sch. oder Todtenvolk heißt in Graubünden ein gespenstischer Leichenzug vom Haus Dessen, der bald sterben wird, zum Friedhof; Streif- Sch. Ense B. 3, 33; Sturm-Sch. [stürmende]. D. 2, 219; Trauer-Sch. G. 13, 7; Vor-Sch. [vorangehnde]. Pyrker 212; Wimmel-Sch. [wimmelnde]. G. 12, 126 etc.
2) in Zsstzg.: das bei Ab- und Eintheilung Einem Zugewiesne (Schm. 3, 383; 4, 195): Heim- Sch., Heimschnat (s. d. und Kirchenfriede); Über-Sch. nennen die Bergleute, was zwischen zwei Fundgruben im Vermessen überbleibt. Jablonsky 1280a; Scheuchenstuel 247 = Ober-Sch. Adelung (verallgemeint = Rain?). 3) Bergb.: Einschnitt am Schacht und Tragestempel. 4) der Haupttheil des Pfluges (s. d.), das in die Erde einschneidende, sie furchende und aufwühlende Eisen, dann auch = Pflug, z. B. (wortspielend mit 1): Am Morgen sah ich einen sich schwer Bemühenden, | der auf dem Feld allein war mit einer ganzen Sch. Rückert Mak. 2, 163, auch neutr.: Landw. Zeit. (56) 565a etc.
Anm. In Bed. 1 etc. ahd. scara, f. mhd. schar; in Bed. 4 scaro, m., mhd. schar, von scheren, ahd. scëran, mhd. schërn, vergl. gr. λερα, Fύρc und Kerbe mit Grundbegriff des Schneidens, Trennens (vgl.: Ein auf dem Deck mit Planken „abgeschorener“ abgeschlagner Platz. Bobrik 82a etc.; Brem. W. 4, 643, wofür meist schwachformiges abschauern gilt), Theilens (s. namentl. schwachformig bescheren = zutheilen, ahd. biskerjan), woraus sich die obigen Bedd. von Sch. erklären wie auch die meisten mundartl., s. Adelung; Schm. und Preuß. Gesetzs. (1859) 456. Zu Sch. gehört ahd. scario, Scharführer (centurio), auch scerio, Ausrichter höherer Befehle, Herold etc., dann wie mhd. scherge, Scherge. Zumselben Stamm (schwzr.) Schär (vgl. 4): erdaufwühlende Thiere (s. Scharrmaus); Schere, ahd. scara, scâr, mhd. schare (s. scarasahs, Schersachs, Scharsach, niederd. Schars. Schm.; Scharsel. Ryff Th. 34); Schur, ahd. scurt, mhd. schûr etc.; Scherbe, ahd. scirbi, mhd. schërbe; scharben, scherben (vgl. kerben), ahd. scarbôn, mhd. scharben; Scharbe, ahd. scarba, scarwa, mhd. scharbe (Seerabe mit gekerbtem Schnabel, vgl. Schierling, ahd. scëriling, mhd. schërling, mit eingeschnittnen Blättern); scharf, ahd. s(c)arf, mhd. scharf; Schorf (Schurf), ahd. scorf; schürfen, ahd. scurfan, mhd. schürfen; Scherf (vergl. Scherbe), ahd. scerf, mhd. scherf; Scharte, ahd. scarta, mhd. scharte (vergl. ahd. scart, mhd. schart, verletzt, verstümmelt). S. auch scharren; schüren.
Zsstzg. s. 1d, ferner: (Hácken-), Hāken-:
1) [4] H. ist das Schar am Hakenpflug, das stets zweischneidig. FBWeber Term. 219b etc., auch Hocken-Sch.
2) (s. 1) Chenopodium bonus Henricus (nach der Gestalt der Blätter). Hēīm-, Öber- [2]. Pflūg-:
1) [4] eig. (und übertr. z. B. Schlegel Sh. 7, 174; Stahr Rep. 3, 25 etc.); n.: 1. Sam. 13, 20, vgl.: Des schweiß- entpressenden Pf. Kosegarten D. 1, 123; Vom Pf. durchschnitten. Zachariä 1, 318, n. oder m. (nam. z. B. oft in Mecklenb.).
2) (s. 1) nach der Gestalt ein den hintern untern Theil der Nasenscheidewand bildender unpaarer Gesichtsknochen (Vomer). Über- [2].