Schämen
Schǟmen: 1) refl.:
Scham (s. d. 3) empfinden:
a) o. abhäng. Vh.: Sich sch. (— und grämen, s. d. 3); Sich sch., wie ein — Bettpisser, begoßner Hund, Laushund, Pudel etc.; Sich halb todt (zu Tode) sch.; Pfui, schäm dich! etc.; Sein Antlitz soll sich nicht mehr sch. [schamroth werden]. 29, 22; Der Mond [personif.] wird sich sch. und die Sonne mit Schanden bestehen. 24, 23 (vgl. —
b) mit Präpos.: Sich (tief) in die Seele, ins Herz (hinein-) sch. (vereinzelt: Ich habe mich in meiner Seele geschämt. Gschw. 1, 197; 5, 159), vgl.: Schäm dich in deinen Kragen und Magen! Lind. 3, 89 etc.; Ggstz., von nicht tief eindringender Scham: Sich in die Augen hinein sch. Ferner: Sich in eines Andern Seele [hinein versetzend] sch.; Ich schämte mich in sein Herz hinein. N. 374, vgl.: Sich mit, für Jemand sch. (s. Mitscham), versch.: Sich vor Einem (vor sich selbst) sch., Dessen Blick und Urtheil im Gefühl der Blöße (Schwäche, Schande) scheun; Sich vor Etwas sch. [scheu entsetzen]. 16, 27; ebd. etc.; Sich einer Sache wegen (halber); (um) einer Sache willen; über eine (vereinzelt einer. St. 2, 50) Sache; ob einer Sache 5, 197) sch. etc.; Sich an Einem [= seiner, s. c] nicht zu sch. haben. Ästh. 2, 190; Sich gegen, neben Jemand sch. müssen, den Vergleich mit ihm nicht aushalten, weit hinter ihm zurückstehn etc. —
c) mit Genit. zur Angabe der die Scham und Scheu in Einem erregenden Pers. oder Sache. 43, 10 ff.; 8, 38 u. o.; auch (s. Es 9): Ich schäme mich’s [„Dessen“ nicht. 2. 1, 12; 1, 255 etc. —
d) mit abhäng. Satz: Schäme dich, daß du übel bestehst . ., schäme dich, nach den Huren zu sehen. 41, 23 —29 u. o. Auch: Pfui, schämet euch und [s. d. †] redet nicht | von euren Nickeln. 1, 268 etc. —
e) im Infin. ohne sich (s. d. †): Es ist zu sch. [Scham erregend]. 8, 28a etc., nam. im substant. Infin.: Das Sch. Samps. 3, 4 etc.; Sch–s-werth etc. — 2) tr., niederd.: Das [be-]schämt mich, erregt meine Scham; hochd.: Sich [Dat.] die Augen aus dem Kopf (s. d. 2g) sch. 1, 149 etc., auch: Sich die Augen aus-sch.
Zsstzg. z. B.: Āūs-:
1) tr.:
a) ausätschen. —
b) [2]. —
2) refl.: sich zu Ende schämen (mhd. verschemen). 485a; Jak. 81 etc., s. 3. —
3) (s. 2) im adjekt. Partic. (s. ver-sch. 2c): Ausgeschämt [schamlos, mhd. verschamt] sein. 4, 91; Ein ausgeschämter — knickriger Mensch Ed. 45), Bösewicht Att. 2, 3, 20), Päderast (2, 2, 153) etc. — Be-:
1) refl. veralt. statt des Grundw., mit Genit. Gs. 2, 804; Th. 71; beschammen. 3, 58¹⁰). —
2) tr.: von außen auf Einen einwirkend, Scham in ihm erregen, z. B.: Jch schäme mich meines Vergehns; mein Vergehn erfüllt mich mit Scham, gw. nicht: beschämt mich, vgl. veralt.: Mich beschämt zu Tod die Einbildung, die ich gehabt. 3, 666²³) und in lat. Fügung: Mich beschämt zu Tod, daß ich etc. 666³³ ff., dagegen gw.: Jemand beschämt Einen; Das [unverdiente] Lob hat mich beschämt. 2, 127 etc.; Jemandes Angesicht b. [schamroth machen]. 1. 2, 16 ff.; Jemandes Stolz, Hochmuth etc. b. Als Höflichkeitswendung: Sie b. mich durch Ihre Güte etc.; Ihre Güte etc. beschämt mich etc. Übertr.: das (persönl. oder personif.) Obj. weit übertreffen, so daß beim Vergleich es mit Scham erfüllt sein müßte: Der Wilde beschämt an Menschlichkeit | uns Christen. 2, 327; 113a etc.; Die Reizung freier Felder | beschämt der Gärten Pracht. 3, 88; Die Federn einer Gans beschämten an Weiße den frischgefallnen Schnee. Fab. 1, 14 etc. — b) Partic. Präs.: Einen b–d. R. 9, 114 und als Ew. (s. decken, Anm.): Die b–dste Güte. 197; Es wird .. ihm zu b–d. Tag. 3, 362 etc., auch: Neid-b–d. F. 148 etc. — c) Partic. pass.: Beschämt dastehn — wie ein Bettpisser; wie ein Gaul, der seinen Karren umgeworfen. B. 1a etc.; Einen beschämt machen [b.]. B. 56b etc.; Der unverschämte Betrüger wird beschämt. 1, 214; Niedergeschlagen und beschämt. 25, 202; Durch oder über Etwas beschämt („beschamt“ 12), vereinzelt mit Genit.: Seines Schrecks beschämt [sich schämend]. Jer. 1, 324. Ugw.: Bloß und beschamet. 16, 7, in schamerregendem Zustand. —
3) Zu unsrer Beschämung. 5, 62; Sich künftige Beschämungen vorbereiten. 39, 292 etc. — Ent-: schamlos machen. Fastn. 380, 21. — Hinēīn-: s. [1a]. — Über-, refl.: in Form des Partic.: Haben sich geschämt und übergeschämt [übermäßig geschämt], weil etc. EfA. 1, 96. — Ver-:
1) refl.: schwzr. statt des Grundw. mit Genit. 5, 201; U. 1, 308 etc., vgl. aus-sch. 2; 3. —
2) (s. 1) im Partic.:
a) (vgl. schamhaft, schämig) in blöder Scham befangen, — und: von solchem Sinn zeugend: Verschämt — stehn D. 1, 195), stehn wie ein Bettseicher 2, 246), thun Ed. 42), sich betragen 22, 121), Einen machen H. 1, 1, 134) etc.; Ward Dessen [darüber] fast verschämt. 3, 354; Verschämtes Angesicht. 97; Verschämte Wangen. 77b; 5, 171 etc. —
b) dazu: Statt Scham .. die mildere Verschämtheit. 4, 210; Blöde stand sie, verschämt und durch die Verschämtheit verschönert. D. 1, 195 etc. Veralt.: Verschämlichkeit. 5, 154). Ferner Zsstzg. zur Bez. des Ggstzes:
c) (s. d und aus-sch.
3) Ausverschämt. H. 1, 2, 198; 233; 153; 417; Lammf. 1, 33; Das ist nicht bloß mehr unverschämt, Das ist ausverschämt. SchwM. 1, 76; Die Ausverschämtheit. — d) Unverschämt, ohne Scham; schamlos (s. d., vgl. c; frech etc.); von solchem Sinn zeugend: Ein Unverschämter. 29, 19; Unverschämte — Lüge. 4, 74; Frechheit Sh. 6, 228); Stirn 6, 61); Unverschämtes Schandieren. Reis. 48a; Unverschämt theuer. U. 1, 263 etc.; Weil der Schnee uns auf die unverschämteste Weise im Bette besuchen wollte. 6, 335 etc. Veralt.: Unversch am(p)t. 23, 6; 40, 32 etc.; schwzr.: Unverschant. Sch. 57; G. 313. — e) Zu d: Unverschämtheit, z. B. personif. Luc. 1, 101 etc.; Eiserne 3, 159), unerschrockne 6, 58), edle (iron. 62) Unverschämtheit; Muth, Dreistigkeit, Unverschämtheit, wenn’s nöthig. 649a etc.; Unverschämtheiten [unverschämte Handlungen]; Eine ähnliche Gelehrtenunverschämtheit. 7, 117. Veralt.: Unverschamigkeit. 1, 346; 325 etc. — Zer-, refl.: in Scham vergehn (selten). N. 1, 190 etc.
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