Scham
Schām, f.; 0; -:
1) die Theile des Körpers, die zu verhüllen Zucht und Sitte gebieten: Seine Sch. [Blöße, s. d. 1] nicht bedecken können. Nam. Bez. der Genitalien 40, 17, auch von einem Thier). Hierzu bibl. (in Bed. 2 übergehnd): Jemandes Sch. blößen (aufdecken), beschauen (sehn), zum Beischlaf, zur fleischl. Vermischung, aber auch: Jemandes schimpflich-schändlichen Zustand erblicken etc., Ggstz.: Seine Sch. bedecken, verhüllen etc., s. nam. 16, 7 ff. etc.; Daß die Sch. geblößet ist von den heimlichen und scheuen Dingen. M. 4, 426, daß sie durch Enthüllung entweiht sind. — 2) (s. 1) zuw. = Schimpf, Schande, Unehre. 35, 26; 69, 20; 9, 7; 14, 9 etc.; Gedenket im Herzen | Alle der Sch. und der Schand’. Jl. 13, 122 etc., s. 3. — 3) (s. 2) = Sch.-Gefühl, die aus Ehrgefühl entspringende Empfindung der Scheu in Bezug auf etwas Sitt’ und Zucht Verletzendes oder Einem zur Unehre Gereichendes, sowohl Einen davon zurückhaltend als auch über Geschehnes mit Betrübnis, Gram und Zerknirschung erfüllend: Etwas unterlassen aus Sch., aus falscher Sch.; Sch. über Begangnes empfinden; Das Roth der Sch.; Vor Sch. roth werden, erröthen; die Augen niederschlagen, nicht aufschlagen können; nicht wissen, wo man hinsehn, — sich verbergen soll; in die Erde sinken mögen; Ganz ohne Sch.; Nicht Sch., nicht Gram haben; Alle Sch. abgethan, in sich erstickt, ertödtet, — aller Sch. den Kopf abgebissen haben etc. (s. Sch.-Hut); Sch. hindert Schande etc. Sprchw. (s. 6213 ff.); Mit Sch. und Zucht sich schmücken. 1. 2, 9; Zarte Sch. vor sich selber. 6, 409; Brennendes Gefühl von Sch. Ver. 119; Aus Sitt’ und Sch. 6, 65; Sch. und Scheu. 18, 184; Durch einen Rest von Sch., den letzten Seufzer der sterbenden Tugend, zurückgehalten. 5, 239 etc. Mehr oder minder personif.: Daß Sch. und Schönheit nie zusammen, Hand in Hand, | den Weg verfolgen. 12, 172; Von allen Tugenden ist Sch. .. die Mutter. W. 2, 106; 111b; Der Engel Sch., der immer in Gefahr | der Mädchen Schutzgeist war. 11, 240; 137 etc.
Anm. Ahd. scama, mhd. scham(e), s. schämen, refl., goth. skaman, ahd. scamên, mhd. schamen, — vgl. starkformig schëmen, schamroth werden, — wohl mit dem Grundbegriff der verhüllungsbedürftigen Blöße, vgl. Schande, goth. skanda, ahd. skanta, mhd. schande, „zu Sch.“ (nach oder von schinden, ahd. scintan, scindan, mhd. scinten, schinden, gewaltsam entblößen (von der Haut oder Rinde — bei Bäumen etc.). — Zu Sch. ver- alt. schambar (schampar), s. 1) Sch. (3) hegend, schamhaft, Ggstz. unschampar etc. 2a; 7b; 59a etc.), schamlos, schändlich (fast = 2). —
2) (s. Sch. 2) schandbar (s. d.), z. B. schimpfend schändend. G. 1, 24 etc., selbst noch: „Dichter“, ein kläglich entweihtes, beinahe schambares Wort. 27, 410 etc.; schändlich, boshaft etc. 611a etc. und nam. unzüchtig, zotenhaft. 5, 270a etc., vergl.: Ein schamlich, schandlich Sprichwort. 3, 66²⁵ etc. Ferner schamhaft, ahd. scamahaft, schämig, ahd. scamig, mhd. schemec etc.
Zsstzg. zu 3, z. B.: Mit-: mit Einem, in dessen Seele empfunden. Lichtenberg 1, 197. —
Rōsen-: die Wangen berosend. Stolberg Sch. 1, 424. —
Un-: Schamlosigkeit. Kl. Od. 2, 166; V. Ar. 1, 390 etc.
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