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Schalk
Schálk, m., –(e)s; (–e); Schälke; Schälkchen, lein; –s-:
1) (veralt.) Diener, Knecht: Des Königs Sch. .., des Sch–s Knecht. Möser Osn. 1, 65; Mit Jägern und Sch–en. Simrock (Echterm. 85). 2) Jemand, der mit Wohlgefallen daran und ohne den Schein davon zu haben, Arglist oder täuschenden Trug gegen Andre aus- übt (vgl. Schelm):
a) entschieden tadelnd, mit hervortretendem Begriff arger Bosheit, sehr häufig, zumal bei Alteren, z. B. in der Bibel, doch auch noch heute üblich. Broxtermann 321; 322; Cronegk 2, 106; Dieben und Schälken. G. 12, 210; 1, 113 etc.; Herz, was für ein Sch. bist du! L. Samps. 4, 2 (vgl. Matth. 6, 23); Krummen Sch–en und bösen Narren. Pestalozzi 4, 202; Sch. 30a; 179b; V. 3, 129; Ein Biedermann ..; doch ein Sch. W. 20, 50 etc., s. (vgl. d): Diebische Schälkin. Luther SW. 56, 83; V. Ar. 3, 342 etc.; Doppel- (Franck W. 10b), Erz- (Keller Fastn. 254, 25) Sch. etc.
b) in mildrem Sinn, indem es sich um mehr unschuldige, scherzende Täuschung handelt oder der Begriff der Schlauheit hervortritt (s. c): Freilich bed. das Wort Sch. im gw. Sinn eine Pers., die mit Heiterkeit und Schadenfreude Jemand einen Possen spielt. G. 19, 379; Den kleinen Sch. von einem Liebesgotte. L. 4, 391 etc., ungemein häufig.
c) (s. b) kosend, lobend: Der kleine Sch. ist mir gegenwärtiger als je. G. 18, 324; FSchlegel Luc. 225; Die Göttin .. streichelt ihn . .: Wahrlich, ein Sch. doch bist du! V. Od. 5, 182 [verschlagen, schlau] etc.
d) oft von weibl. Pers. (zu b und c): G. 16, 178; 17, 48; Du kleiner Sch.! Hebel 3, 147; Der Sch. von Brünette. Klinger F. 212; Weibliche Schälke. Riemer G. 2, 712; Du Mädchen-Sch. Hartmann Pet. 207 etc.; auch: Schalkin. Kapper Vorl. 2, 137; Tieck NK. 3, 238 etc.; häufiger (s. a) Schälkin. Böttiger Sab. 296; V. Ant. 1, 373; Ar. 3, 42 etc. und z. B. von der personif. Jronie. Koner Sinnspr. 640 etc.
e) Eigth. nüanciert in der Schweiz, s. G. 19, 379, vgl. Stalder.
f) personif. = Schalkheit in Einem, z. B. zu a = arger Trug: Den Sch. verbergen (Alxinger D. 40; G. 12, 84), nicht merken (Sch. 179b); Pfaffen, Kappen, Kalk | bedecken manchen Sch. Weidner 318 etc., häusiger heute zu b: Der Sch. sieht Einem aus den Augen; bewegt sich ihm im Busen (G. 1, 274); Den Sch. in Einem bewundern. 20, 150 etc.
g) in einigen Fällen etwas durch sein Aussehn Täuschendes, z. B. Erde, die wie Salpeter aussieht, aber keinen enthält; ferner = Schlutterkohl (s. d.). Reichart Gart. 3, 57 ff., vgl.: Schalkhafte [täuschende] Pflanzen. 66; 62 etc.
Anm. In Bed. 1 viell. stammvrwdt sollen (s. d.) goth. skalks (skalkinôn, dienen), ahd. scalk, mhd. schalc, s. Marschall, Anm. und Seneschall, der Älteste der Dienerschaft, mlat. seniscalcus. Dann mhd. schalc viell. mit Bezug auf die Gesinnung der Knechte (s. nam. Schalkheit 2. Opitz) = 2a (auch als Ew. ränkevoll, vgl. Kompar. schälker. Henisch 542) viell. aber liegt der Bed. 2 ein andrer Stamm zu Grund, etwa mit dem Grundbegriff des Be-, Verdeckens, Verhüllens, vgl. mundartl.: Sch., Schälklein (Schm.; Stalder) von Kleidungsstücken (Wams etc.), s. Schale und bes. Schelm (ahd. scalmo, scelmo, mhd. schelme) = Sch. So wechseln als Nbnf. (seem.) schalken (s. d. 1), schalmen: Etwas als schützende Decke gegen eindringendes Wasser aufnageln oder befestigen (dazu: Die Schalmen, Lukenschalms, die dazu dienenden Holzreife oder Latten). Vgl. ferner in der Bed. des Schälens, Entrindens: (Forstw.) Bäume (an)schalmen, schälmen = anlaschen (s. d.) und (Bauk.): Bäume (an)- schälken = behauen etc. Ferner: schälken, ähnl. wie schelmen (s. d.) = schmähen, schänden. Radlof Tr. 72; Zwingli 1, 6; 3, 4; 6. Dazu abstrakt; Schalk, m. = Schmähung 2 etc.; Einen beschalken [schelten]. 1, 7 etc.