Faksimile 0055 | Seite 877
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Schacht
Schácht, m., –(e)s; –e, (–en), Schächte; Schächtchen, lein; -:
1) ein von oben nach unten niedergehnder hohler Raum, dessen Durchschnitt gew. (ziemlich) gleich lang und breit ist, annähernd ein Quadrat oder ein Kreis, nam.:
a) Bergb.: ein von Tage aus niedergehnder Grubenbau, entweder senkrecht (Seiger- Sch.) oder in einer der senkrechten Linie sich nähernden Neigung (donlägiger Sch.), im Ggstz. zu den (mehr oder minder) söhligen Stollen (s. Karmarsch 1, 168; Scheuchenstuel 203 etc.) eig. und übrtr. (s. e und Fundgrube etc.), z. B. in der Ez.: Die Stöße (s. d.), die Zimmerung des Sch–s etc.; Bezeichnet nun den weitgevierten Sch.! G. 6, 25; Seil und Kübel wird in längrer Ruh | nicht am verbrochnen Sch–e stocken. 2, 34; 40, 215; 233; Haller 24; Mit dieser Leuchte soll der Mensch den wunderbaren | und heilig tiefen Sch., des Heilands Herz, befahren. Lenau A. 84; In diesem verfallenen Sch–e nach tragischen Fabeln zu suchen. L. 7, 178; Tiefe, Breite, Länge | des Sch–s. Opitz 1, 96; Da Stoll und „Schach“ [Druckf.?] sich oft verlieren über Nacht. 124; Platen 4, 154; Rückert 1, 48; 168; Durchwühlt jedweder Bosheit Sch. Mak. 2, 241; W. 11, 271 etc. Mz. bergm. gw. Schäch te|, s. Karmarsch; Scheuchenstuel; Stollen und Schächte. G. 21, 255; 27, 232; 40, 213; Kohl E. 2, 22; Lichtwer 252; Mathestus Sar. 137b etc.; Mitscherlich 2, 2, 26; Reithard 273 etc., doch auch: Man muß sich in diese dunklen Schachte eingraben und sich vergnügen mit kleinen Fünden. Gervinus Lit. 3, 152; Göckingk 3,|69; Görres Ver. 143; G. 6, 88; 40, 46 (Hegel); Grün Gd. 266; Kohl E. 2, 46; Rückert 6, 366; Sch. 189b etc., vgl.: Der Schachten Erz. Haller 3, 47 etc. S. Zsstzg.
b) Hüttenw.: s. Sch.-; Hoh-Ofen; Schicht 1: In Muffelflammöfen oder niedrigen Schachtöfen.. Der Sch. derselben ist quadratisch. Karmarsch 3, 215; Mitscherlich 2, 2, 63 ff., vgl.: Rauch-Sch. (Rauchgemäuer), das äußre Umfangsmauerwerk eines Hohofens, welches den innern feuerfesten Ofen-Sch. (Kern-Sch.) einschließt. Scheuchenstuel 189; Karmarsch 1, 570 etc.
c) Kohlenbr.: Quandel-Sch., s. Quandel; Füll-Sch., das Loch oben im Meiler, wodurch die im Innern entstehnden hohlen Räume mit Kohlenklein und Holzstücken ausgefüllt werden. Scheuchenstuel 86.
d) Schuhmach.: an Stiefeln die das Bein umschließende Röhre (s. d. 1f; Rumpf; Schaft 14): Die Stiefelschächte vorschuhen etc., auch: Schächte, f.; Mz. –n.
e) auch zuw. außer den erwähnten Fällen (theilw. viell. als Verallgemeinerung ven a zu fassen) = die Tiefe, Schlucht, Grube, das Hohl etc., z. B.: Hinabsteigen . . in den dunkeln Sch. der Vergessenheit. Börne 5, 224; Durchwühlend grimmig seines Busens Sch. Cham. 4, 170; Da springt das Eis, der Born entquillt dem Sch. Freiligrath 2, 55; Sie wiederum aus dem höllischen Sch. [der Unterwelt] | zum Leben gebracht. Harsdörffer (Wackern. 2, 406²³); Die armen im tiefen Sch. des Mönchsthums gesenkten Menschen. IP. 31, 33; Der Mühlbach rauschte durch felsigen Sch. Platen 1, 161; Ein Wolf .. fiel in einen Sch. [Grube]. Ramler F. 3, 220; Der finstre Sch. [das Grab] | muß ihn verschlingen. Raupach Is. 107; In dem Sch. des Brunnens. Rückert (Wackern. 4, 1544³⁵); [Die unterirdischen Abzugsgänge] sind durch zahlreiche Sch–e gelüftet. Volksz. 8, 289 etc. 2) = Schach 2d (s. d. und Anm.), Quadrat. 3) (vgl. 2) ein kastenförmiges Körpermaß, dessen Grundfläche ein Quadrat, dessen Höhe aber nur ’o der Quadratseite (s. Sch.-Ruthe), so nach der Größe der Quadratseite z. B. Ruthen-, Schuh-, Fuß-, Zoll-, Linien-Sch., s. Brem. Wört. 4, 593. 4) (oberd.) eine holzbewachsne Fläche, Gehölz. Schm.; Adelung; Feldschächte (s. Feldholz). Ders.; auch: Der Schach(en), das Schäch(e)lein; Feld- oder Heimschachen. Schm. 3, 315, vgl. Schwäb. W. 449; Stalder 2, 305. 5) niederd. (vgl. Schaft und s. I. After; Gracht, Anm.) Stange: Der Sch. der Lanze, Lanzen- Sch.; Bohnen-, Hopfen-Sch. etc., dann auch (s. Prügel 1; 2): Etwas mit dem Sch–e, oder: Tüchtige Sch(–e) bekommen. Dazu: Jemand schachten, ab-, aus-, ⏑urch schachten etc., prügeln. 6) (s. 5) Nadler.: Aus diesen Drahtbündeln werden die sogen. Sch–e geschnitten, d. i. Stücke von der doppelten Länge einer [Näh-]Nadel. Karmarsch 2, 739; 741 etc., s. I. Schaft 11. 7) Stroh-, Rohrbündel zum Dachdecken (s. Schaub): Daß eure Deckschächte einmal nachgesehen werden müssen. Höfer Leb. 18. 8) s. schäkern.
Anm. Die vorstehnden Wörter gehören versch., nicht sicher ausgemachten Stämmen an. In Bed. 1 mhd. schacht, wozu viell. auch Schachtel gehört (s. I. Schaff, Anm.), it. scatola (s. Diez 431 und Schatulle), vgl. in der ältern Spr. Skatel, Sch. Schm. 3, 415 und daraus mundartl. (G)spadel. 557; Spattel. 581; (Ge-)Stattel. 670.
Zsstzg. ohne Bem. zu 1a, s. Scheuchenstuel; Karmarsch 1, 168 ff., z. B.: Anfahrt-: Fahrt-Sch.
Bérg-: Das Erzgeäder in einem-B. Gutzkow R. 9, 247; Berges-Sch. Böttger Byr. 4, 121. Bōhnen- [5]. Déck- [7].
Erb-: unter höher gelegnen Bergbauen zur Wasser- oder Wetterlösung, vgl. Hilfs-Sch., auch zur Erleichtrung der Erzförderung. Erz-.
Fāhr(t)-: zum Befahren tiefrer Baue.
Féld-:
1) [4].
2) nach Grimm = Feldort (s. d.)? Félsen-: Ein See im F. Herwegh 1, 147. Förder-: zur Fördrung der Mineralien, s. Treib-, Zieh- Sch. Füll- [1c]. Fūß- [3]. Hāūpt-: in drei Abtheilungen als Fahr-, Förder-, Kunst-Sch. dienend, s. Richt-, Tage-Sch. Hílf(s)-: s. Erb-Sch. Hópfen- [5]. Kérn- [1b]. Kōhlen-: in Kohlengruben. Kommunikatiōns-. Kúnst-: zum Heben der Grubenwässer aus der Tiefe, Zeug-Sch., vgl. Pumpen-, Wasser-Sch. Lánzen- [5]. Lícht-: enger Wetter-Sch. (Lichtloch). Līni-en- [3]. Maschīnen-: worin Förder- oder Wasserheb-Maschinen aufgestellt sind (s. Kunst-Sch.). Nādel- [6]. Púmpen-: s. Maschinen- und Kunst- Sch. Quándel- [1c]. Rāūh- [1b]. Rícht-: seigerniedergetriebner Haupt-Sch. Róll-: die Förderstrecken mit drüber und drunter liegenden Abbauen verbindend, nur zur Weiterförderung der gewonnenen Materialien auf die Strecken dienend, ähnlich: Zieh-Sch. Rūthen- [3]. Schūh- [3]. Schürf-: zur Erforschung der Lagrungs- Vhe des Gebirgs, Such-Sch. Sēīger-: s. [1a]; Richt-Sch. Stīēfel- [1d]. Sūch-: Schürf- Sch. Tāge-: zu Tag ausgehnd, Haupt-Sch. Trēīb-: Förder-Sch. (nam. wo die Fördrung mittels des Göpels Statt hat. Wásser-: s. Kunst-, Erb-Sch. Wétter-: zur Wetterlösung. Zēūg-: Kunst- Sch.— Zīēh-: Förder-Sch., s. Roll-Sch. —Zóll-[3].