Sand
I. Sánd, m. (n.), –(e)s; (–e); -:
1) Alle in Gestalt loser Körnchen vorkommende Mineralkörper werden im Allgemeinen S. genannt; im Besondern aber versteht man darunter den gewöhnlichen aus kleinen unregelmäßigen, rundlichen Quarzkörnchen bestehenden Quarz-S., der in unermeßlichen Ablagerungen auf unserer Erde vorkommt. 3, 85, vgl. 1, 533 etc., vgl. Gries. —
a) S. graben; Feiner, grober, Mittel-S.; der S. der Flüsse, des Meeres, Ufers; der Dünen, Wüsten, Steppen etc.; Erschlug er den Ägypter und verscharrte ihn in den S. 2. 2, 12; Des Meers gerippter S. 1, 339; Sagt mir Nichts vom guten Boden, | Nichts vom Magdeburger Land! | unsre Samen, unsre Todten | ruhen in dem leichten S. (s. 2a). 1, 118; Wir wateten durch den brennenden S. (s.2a). Br. 296; Sie zogen aus der Meeresfluth | gerettet .. | hindurch ein Meer v. S–e. Morg. 1, 40; 73 etc., auch in der seltnern Mz. (nach dem Latein.): Wo die Fluth des Mäotis | brauset und gelbliche S.’ abrollt der strudelnde Ister. Ländl. 4, 493 v. 350; Durchglühte S–e [2a] längs dem Assyrergestad. H. 1, 165 etc. —
b) als Bez. einer unzähligen Menge: Ich will deinen Samen machen wie den S. am Meer, den man nicht zählen kann vor der Menge. 1. 32, 12; Wie den S. am Ufer des Meers. 22, 17; Sollte ich sie zählen, so würde ihrer mehr sein denn des S–es. 139, 18 etc.; 12b; 457b etc., vgl.: Was mich gefreut, war Wenig .., | doch, was mich gequält hat, Wüstensandmalmeeressand. Ar. 1, 3. —
c) nam. bibl. zur Bez. einer schweren Last: Stein ist schwer und S. ist Last. 27, 3; 22, 18; Schwerer denn S. am Meer. 6, 3 etc. —
d) Ein Fluß etc. verrinnt, verläuft, verliert sich im S–e; Ihres Laufes furchtbare Spur | geht verrinnend im S–e verloren. 491b etc.; übrtr.: Mein Leben .. hat sich in öden S. geschlagen und verloren. 5, 213; So verlief die mit Pomp angekündigte Disputation im S–e. Köhl. 43 etc. —
e) Etwas in S. schreiben, als leicht verweht und spurlos dahinschwindend: Seiner Klagen Reim’, in S. geschrieben, | sind vom Winde gleich verjagt. 4, 19; Den eignen Kummer schrieb’ er in den S. 1, 152 etc. —
f) Einem S. in die Augen streuen, so daß er geblendet ist, nicht recht sehn kann, — oft übrtr. (vgl.: S.-Mann und z. B.: Ist’s möglich? oder hab ich S. | im Auge? seh ich recht? 11, 195 etc.) auf Augenverblendung, Täuschung (wobei man die Augen nicht recht auf hat): Um doch Etwas sagen zu können und den Leuten S. in die Augen zu streuen. Köhl. 94; Ein Puff, der Niemand mehr S. in die Augen streut. N. 1, 83 etc. (vrsch. niederd., s. 4, 588). —
g) Die Anwendungen des S–es sind sehr mannigfaltig; man braucht ihn zur Glasfabrikation, in der Töpferei und Ziegelei, zur Mörtelbereitung, als Schleifmaterial, zum Formen in der Gießerei [s. Form-S.] und zu 1000 andern Zwecken des gemeinen Lebens. 3, 85 etc.; Das am meisten gebräuchliche Schweißmittel (s. d. 2) ist S. 255 (s. sanden); S. auf etwas Geschriebenes streuen [Streu-S.], damit es nicht verlösche, dazu sprchw.: Punktum! [s. d. 1] streu S. drauf! = Das ist fertig, ganz abgemacht etc., vgl. sandeln; S. in die Stuben, auf den Fußboden streuen [Feg-, Stuben-S.]; Hatte gefegt und geuhlt und mit feinerem S–e gestreuet. 2, 148, vgl.: Den weißen feinen Festtags-S., mit dem alle Stuben bestreut waren. 4, 1294³⁴) etc.; S. in der S.-Uhr (s. d.). 4, 48 etc.; Uhr-, Stunden-S., z. B.: Gleichwie der S. des Stundenglases rinnt. 495a etc. und so noch oft zur Bez. der verrinnenden Zeit: Da rann kein S. und keine Glocke schlug . . ., | die Uhr schlägt keinem Glücklichen. 346b; Der Hahn schon ruft, bald wird der S. verrinnen. 15a; Indessen läuft der S. der Abschiedsstunde ab. 10, 102 etc. S. auch Salz 1d und besanden. —
2) (s. 1) ein aus S. bestehnder, von S. bedeckter Theil des Erdbodens, z. B.:
a) Dieser Acker ist fast reiner S. [S.-Boden]; Das Grün erstarb, es schien das öde Land, | beraubt des Schmuckes lechzend zu verblassen, | ein ausgebrannter, windbewegter S. 4, 29; Als Garten blüht’s im S. 6, 22 etc.; Der S. mahlt (s. d. 2). Selten Mz. zur Bez. einer S.-Gegend: Daß Ronceval’s Held bis zu euren S–en kam. 5, 105, nach der Mark Brandenburg. —
b) zuw.: der mit S. bestreute Kampfplatz, Arena (s. d.); überhaupt der Erdboden, nam. insofern Jemand darauf geworfen wird: [Mein Talisman hat] Roms Wollüstlinge, Mann für Mann, | auf deutschen S. gerungen. M. 1, 49; Das Pferd hat ihn auf den S. gesetzt (s. S.-Reiter); übertr.: Daß den Beweisführungen der Gegner gegenüber Diese auf wissenschaftlichem Wege sich immer werden auf den S. setzen lassen. 30 etc., vgl. e. —
c) = Ufer, Strand, (vgl.: Der ich dem Meere den S. zum Ufer setze. 5, 22), z. B.: Ich trat an den S. des Meeres. Off. 12, 18 R. 7, 297); Nur unser Boot erreicht den Strand, | die Welle pflanzt uns auf den S. | und weicht. 3, 20; Angelangt in Tanger müssen | sie schon sein und diesen Morgen, | wo nicht seinen S. betreten, | wenigstens sein Meer durchwogen. Span. 2, 3 etc., s. d. —
d) (s. c) nam. bei Alteren in der Verbind.: Seine Zeugen wären „über See und S.“ Bild. 1, 250; Schifften über S. und See zum .. Grab Christi. Lthr. 161b; Reiset über S. und See. Pr. 222 etc., weit weg (über Land und Meer). —
e) in der Schiffahrt = S.-Bank (s. d.): Der S., der es [das Schiff] zu stocken zwingt. 6, 212 etc. Übertr. hierzu (vgl. b): Einen auf den S. [aufs Trockne, s. d.] setzen etc. (vgl. raken 2a etc.), z. B.: Es ist doch auch Nichts, wenn man so ganz aufm S. ist. 9, 248; Explosion, durch welche die Gasgesellschaft .. auf den S. gesetzt wurde. Pet. 1, 30; Abenteurer, die der Friede zw. Frankreich und Spanien auf den S. gesetzt [um ihr Brot gebracht]. 163b; Wie ein Kluger, den seine Klugheit auf dem S–e sitzen lässt, nicht klug ist. Luc. 1, 280 etc. —
3) eine feinkörnige sandähnliche Masse, s. Ohr-S. und namentl.: S.- oder Griesharnen kann als Symptom oder Vorläufer der Steinkrankheit lithiasis angesehen werden, da nicht selten der Abgang von kleinen weißlichen oder röthlichen krystallinischen Körperchen, welche bald mehr einem feinen knirschenden Pulvers gleichen — S. — bald die Größe eines Stecknadelknopfs und darüber erreichen — Gries [s. d. 2] — der Bildung des Nieren- oder Blasensteins vorhergeht. Diagn. 530 (Blasen-, Harn-, Nieren-S. etc.).
Anm. Ahd., mhd. sant, in der ältern Spr. auch neutr.: s. 3, 264 (vgl. 249) und so noch mundartl. z. B. in Mecklenburg, der Schweiz etc., z. B. Reines S. *70; Die Zwillingsklippen und das S. [2e] 2, 259³⁰); Schleppt er den Stamm aufs trockene Meer-S. [2c]. 4, 196 etc., s. 2, 300, wonach S. in Bed. 1 masc., in Bed. 2 neutr. ist (m. Mz. Sänder).
Zsstzg. z.B. nam. zu [1](o. Bem.): Bāū- [1g]: grober Sand zum Mörtel (Mörtel-, Kalk-S.). Ayrer 121a. —
Bāūer-: grober Form-S. der Zinngießer etc. —
Blēī-:
1) Bleierze haltender Sandstein, B.-Erz. —
2) s. Bleisack. — 3) s. Uhr-S. — Dǖnen-: 1, 1, 590 etc. — Eīsen-: Magneteisenstein als sandichte Masse. 1, 518; 534 etc. — Fêge-, Fésttags- [1g]. — Fīēber-: Sank das matte so lang im heißen F–e watende Gemüth auf die frische grüne Rasenbank des Schlummers nieder. 24, 49, indem die brennende Fieberhitze einer glühnden Sandwüste etc. verglichen wird. — (Flōg-), Flūg-: loser, leicht beweglicher Sand, den Wind — oder Wellen — fortführen, s. 578b („Treib-, Well-S.“): F. machte diesen See zum Morast, den Morast zur Wüste, dann zur trocknen Weide; jetzt ist er eine kahle Sandfläche. EE. 339, vergl.: Man nennt den grobkörnigen Sand wohl Fluß-, den feinkörnigen dagegen F. 3, 85. — Fórm- [1g]: thonhaltiger Sand für die Formerei (s. d.) bei den Gießern: Fetter, magrer F., letztrer schlechtweg „Sand“, s. 2, 106. — Gárten-: für Beete, z. B.: Gelber Krokus | schießt aus warmen G. 51 oder auch zum Bestreuen (Bekiesen) der Wege, s. Kies-S. — Glās-:
1) Kies-S. zur Glasbereitung. — 2) gepulvertes Glas, zumal farbiges, nam. als Streu-S. — Glímmer-: glimmerhaltig (nam. als Streu-S. dienend). 40, 234. — Góld-: goldhaltig, nam. in Flüssen (s. Fließgold): Wie ein himmelblau Gewässer, woraus der G. hin und wider blinkt. H. 1, 132 etc., auch: goldblinkender (Streu-) S., s. Glas-, Glimmer-S. — Grāb-, Grūben-: in Sandgruben. — Granāt(en)-: bei den Juwelieren Bez. der kleinsten Granaten (s. Hunderter). — Grīēs-: s. Gries. — Hárn- [3]. — Hírn- [3]: In dieser Zirbeldrüse befinden sich .. sandige Körnchen, der H. An. 526; 4, 53. — Kálk-: Bau-S. — Kīēs-: Grand (s. d. und Kies 1), auch: Kiesel-S. 5, 307; 2, 405²²). — Māhl-: mahlender (s. d. 2a) oder Trieb-S. — Mêêr(es)-: s. [1b; 2c u. Anm.] See-S. (s. d.). — Mêhl-: etwas gröber als Flug-S. — Míttel-: mittelfein etc. — Mörtel-: Bau-S. — Nīēren- [3]. — Öhr-:
1) [3] eine weiße pulverige Substanz, die sich in der das häutige Labyrinth im Ohr ausfüllenden Flüssigkeit findet, s. An. 700. —
2) [2a] (Landw.) dürren Sandboden der Heidegegenden: Ich weiß, was dazu gehört 3 oder 4 Zoll guter Erde auf todtem O–e zu erhalten und zu bewahren. Ph. 2, 192. — Pérl-: feinrer Kies-S. — Polīēr-: Schleif-S. — Quārz-: s. [1]. — Quéll-: (von Quellen fortgeführter) Trieb-S. — Quíck-: beweglicher oder Flug- S. — Rēībe-: Scheuer-S. — Schíffs-: Sand als Ballast. — Schlēīf-: zum Schleifen (oder Polieren) dienend. — Schwimm-: Gewisse Lagen des Kohlengebirgs bestehen fast ganz aus locker zusammengebackenen stellenweise sogar aus losem Sande, „Sch.“ ist der kunstgerechte Ausdruck. 1, 1, 54). — Sēē-: am oder im Meer (s. Meer-S.). — Sōg- [2e]: Sandbank etc., worauf ein Schiff mit dem Sog (s. d.) oder Scharf etc. festfährt, anrakt: Zum Wrack, was einmal im S. eingestrandet. M. 195. — Sílber-: s. Streu-S. — Stéppen-: vgl. Wüsten-S. — Strēū- [1g]: feiner Sand, wie er zum Streuen auf frisch Geschriebnes dient, das Verlöschen zu hindern. 922. Auch als Ersatz pulverisiertes farbiges Glas (Glas-S.) oder Glimmer (Glimmer-S.), Metalltheilchen (Gold-, Silber- S.) etc. — Stūben- [1g]. — Stúnden- [1g]: Eh mein St. verrollt. 2, 673. — Töpfer- [1g]. — Trēīb-:
1) loser Sand, s. Flug-, Schwimm-S., z. B.: Der nicht gern auf T. [unzuverlässigen Grund] bauet. 8, 239 etc., oft: Ein durch den Trieb-S. größerer Flüsse mit Sandbänken und Watten sich umsäumendes Gestade. EE. 110; 340 etc.; übrtr.: Was ist Eduard als ein wüthend Meer? | was Clarence als ein Trieb-S. des Betrugs? Sh. 8, 336, von dem Betrug willenlos hin- und hergetrieben, vgl. Spielball etc., in schlechter Orthogr. Trüb-S. 209. —
2) Sand als treibende Kraft (vgl. Sandmühle). — Túff-: Tuff (s. d.) in sandartigen Körnchen: Den Kies mit Seemuscheln und T. vermischt. 30, 103. — Ǖfer-: vgl. Meer-S. — Ühr- [1g]: feiner Sand zu Sanduhren (s. d. und Stunden-S.), — nach auch ersetzt durch gepulvertes Blei (Blei-S.). — Wásser-: am oder im Wasser gewonnen, Gegensatz Gruben-S. — Wéll(en)-: Flug-S. — Wǖsten-: Wie .. | im W. die Silberquelle schäumte. FahrPo. 4, 2 etc., s. [1b]. — Zīēgel- [1g] etc.
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