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Sage
II. Sāge, f.; –n; –n-:
1) zuw.: Das, was Jemand oder was einzelne best. Personen sagen, ihr Wort, ihre Rede etc. (vgl. Zsstzg. mit Vors.), z. B.: Nach (Baggesen 4, 179; Fischart B. 136b; Wackern. 2, 66²¹etc.) oder laut (Seume Gd. 223) Jemandes S., vgl.: sagen 1w; ferner z. B.: Wenn ich der fast einstimmigen S. Aller, die sich nur überhaupt zu sprechen erlauben, trauen darf [s. 2]. 105* Forster Br. 1, 511; Von des Titanen | weiser S. geschreckt. G. 5, 102; Hat vielleicht willkommne S. | Vaterland und Reich begründet? 6, 36 [das Wort der Einigung der auf dem Wiener Kongreß zur Berathung Versammelten, s. Ense Denkw. 5, 90]; Das wird immer sein meine Sag’. Rollenhagen Fr. 409; 411; Was acht’ ich deiner Sag’? Wackern. 2, 41³⁸; Wollten wir die alten S–n schätzen [die Aussprüche eines Diogenes, Salomo etc. gelten lassen], W. 20, 162 etc.
2) (s. 1) häufiger: Das, was „man“ [s. d. III 1] sagt; was die Leute sagen; das allgemeine Gerede (vgl. Gerücht etc.), z. B.: Man sagt, ein angesehener Mann habe etc. . . . Meine Schwestern bauen große Hoffnungen auf diese S. W. 21, 9 etc., so oft: Eine gemeine S. Agricola 354; 571; L. Samps. 5, 10 etc.; Die allgemeine S. geht, daß etc. Sch. 136a etc.; ferner z. B.: Die S. kam je weiter aus von ihm. Luk. 5, 15; Alle werden einen Spruch von ihm machen und eine S. und Sprichwort etc. Hab. 3, 7; Weil ich nachher eine Menge Umstände erfuhr, die ich hier als bloße S–n übergehe. CFBahrdt 4, 278; [Dies gab] den verwirrendsten Gerüchten und unerforschlichsten S–n Raum. Ense Denkw. 6, 5; Es ist eine S. ohne Sinn, die zu Siena den Wohnsitz der reinen italienischen Mundart bestimmt. Forster Jt. 1, 154; Seine Länge hat nach der S. des Landes 9 .., nach unserer .. Reiserechnung aber 6 .. Stunden. G. 14, 178; Du widerlegst die S. [das Sprichwort etc.], | du, holde Nacht, seist Niemands Freund. Hagedorn 3, 166; Mancher eilt des Wegs daher, | der gehört die bange S. [Kunde von dem nahnden Tode des Kaisers]. Kerner (Wackern. 2, 1447⁸); L. 13, 255; 245; Das höret Nachbars Hans, die S. gehet weiter | und man erzählt von Haus zu Haus etc. Lichtwer 87; Jv Müller 6, 26; Nicolai 7, 8; Obgleich Aristoteles die S. von der Zwitterschaft dieses Thieres für eine Fabel [s. d.] erkläkkt. Oken 7, 1571; Reinhard G. 34; So ging die S. Sch. 501b; 604a; Sie wollte keiner S., nur ihren eigenen Augen glauben. Schwab V. 1, 110; Zinkgräf 2, 74 etc.
3) eine durch S. (2), nicht durch beglaubigte Zeugen und Urkunden überkommene Geschichtserzählung, vgl. als oft noch angrenzenden Ggstz. Geschichte (s. d.) und Märchen (s. Märe 2d und a), zuw. auch (mehr oder minder) personif. gleichsam: die Göttin der S. etc. (vgl. Mythe, Tradition etc.): Wo das Gebiet der Geschichte beginnt, hört das der S. auf; Griechische, deutsche, altnordische S–n etc.; Vernehmt die Stimme der uralten S–n. Cham. 4, 11; Wenn so ihr Mal und Zeichen | die S. [person.] sich bewahrt. Freiligrath Garb. 52; Das Märchen ist poetischer, die S. historischer etc. Grimm (Wackern. 4, 13871⁸); Die S. leitet den Namen Peloponnes von ihm her. Kriegk 1, 168; 170 etc.; Wo sind die stolzen Tage, | als, wie lebend’ge S., | Venedig lichtumflossen | gelebt im Ruhmesglanz. Meißner Gd. 76; Sinkt, was man ewig glaubte, | wie eine S. hin? 77 etc.
4) s. Säge.
Zsstzg. mit Vors., vgl. die entsprechenden von sagen, Sagung und bes. zu [2] und nam. [3] mit Bstw., z. B.: Áb- [1]: das Absagen der Verbindung als Ankündigung (An-S.) der Fehde (s. A.-Brief, Wider- S.): Sonach meine ritterliche A. nur kurz. L. 10, 132, vgl.: Als König Waldemar ohne Warnung und An-S. das reiche Wisby angriff. Dahlmann Dän. 2, 7. Án- [1]: Ankündigung (vgl. Aus-S.): Nach der Einwohner Ansag. Frank Weltb. 226a; Weil uns durch A. der hochgelehrtesten Leute .. bewusst [kund] ist, daß etc. Futher 1, 101b; Kam er heimlich auf ihr’ Ansag [wie sie es bestimmt]. HSachs G. 1, 168 etc., auch im Kartensp.: Versäumt man diese Zeit, so ist die A. vorbei und gilt nicht. Lhombre 150 etc., s. auch Ab-S. Āūf- [1]: die Aufsagung, Aufkündigung: Zur A. des guten Vernehmens mit ihm. Hippel Leb. 1, 78 (s. Ab-S.); Das Gut, meiner A. nach, räumen. Schweinichen 2, 199 etc. Āūs- [1]: Nach der A. von Augenzeugen; Die Beschuldigungen, Vertheidigungen, Gegen-A–n. Forster Ans. 3, 36; Zeugen- A. Ense Tag. 6, 450 etc., oberd.: Zeugensag(e). Schm. 3, 206; 208. (Sprachl.) A. = Prädikat (s. d.) etc. Be- [1]: nur in der (veralt.) Verbind.: Nach Besag der Rechten. Ringwald Lautr. W. 240 etc. und (vgl. Laut II 4) heute mit Fortfall des „nach“ präpositions- artig (zumal im Kanzleistil): Besage des Zettels. Danzel 313; Weil die Sonne b. des Fadens wieder über dem Krucifix steht. Hebel 8, 17; H. Ph. 13, 244; Lichtwer XXIV; Schütze Hamb. 59; B. seiner ganzen Geschichte. W. 21, 244; Winckelmann 3, 226 etc. Blūt- [3]: Der rothe Platz voller B–n aus der Geschichte dieses Zaren. Herrig 30, 380. Dánk- [1]: (vralt.) Danksagung. Ayrer 51a; Mit Danksag zu dir kommen. Waldis Ps. 140, 7. Eīn- [1]: Einrede, Einspruch: Die E. [das Veto der Tribunen]. Niebuhr Röm. 1, 683; Durch des Kollegen E. 582; Viel E–n einwenden. Schweinichen 2, 45. Fābel- [3]: fabelhafte Sage, Mythe: Berge, die für heilig gehalten und mit der ganzen ältesten F. beehrt wurden. H. Ph. 4, 297; So halte ich Das .. für recht artig als F., für unwahr aber etc. Jacobs Phil. 28. Fāūst- [3]: Sage von Dr. Faust: Goethe’s Behandlung der F. etc. Götter- [3]: Mythologie, Mythe: Aus dem weltumströmenden Ocean der Helden- und G. FSchlegel (Kurz 3, 684b). Gūt- [1]: das Gutsagen, Bürgschaftsleistung: „Ich will gutsagen.“ Da zahle her blank und bar. Für eine G. bin ich nicht feil. Geld will ich. Iffland 3, 3, 83. Hélden- [3]: (s. Götter-S. und Heros). B. 277a; Heine Rom. 194; Stahr Par. 1, 261 etc.
Jǟger-: z. B. [2]: Die J–n vom Sich-Eingraben und Erstarren der Schneehühner sind Märchen. Tschudi Th.531 etc., ferner [3]. Jêdermanns- [2]: Ein Manuskript ist ein Wort ins Ohr, ein gedrucktes Buch ist eine J. L. 10, 237. Nāch- [1]: Ich dräut auch ernstlich mit der Nachsag. Rollenhagen Fr. 256, daß ich es nachsagen wollte. Stámm- [3]: Sage eines Volksstammes, Ur-S.: Ein Volk nimmt an St–n weit innigern Antheil. JvMüller 7, 27. ūr- [3]: aus der Urzeit stammend: Eine reine U. der Vorwelt. H. Ph. 4, 298.
Vǟter-: z. B. = Tradition: Die Religion war V., bis Schrift nöthig ward. JvMüller 5, 181; ferner [3], vgl. Ur-S. etc. Vólks- [3]: Die Hauptmotive der Volksgesinnung und V. G. 32, 133; Die ganze V. benutzend. König Kl. 3, 36. Vorāūs- [1]: Als ob sich ihre trübe V. für jetzt nicht bewahrheiten sollte. Kompert Böhm. 294. Vorhêr- [1]: Vorhersagung: Die Antwort, die dir E. morgen unfehlbar zu überbringen hat, wird meine dreiste V. rechtfertigen. W. 21, 191. Wāhr- [1]: Wahrsagung, s. Weis- S.
Wēīber-: z. B. [2]: Gleich einer W., | die im Entstehn schon halb vergessen ist. L. 1, 94 etc., auch [3]. Wēīs- [1]: Weissagung: Mit Bakis’ W–n vermischt. G. 3, 56; Kl. Od. 2, 163; Gel. 133; Nach einer alten W. JThaler Gesch. Tirol’s (1855) 343; Man findts in der Weissag. Uhland V. 424; Durch die W–n. ebd.
Wīder-: Ab-S.: Die W. oder Befehdung .. verkündigen. Möser Ph. 1, 322. Wúnder- [2; 3]: wunderbare Sage, auch: ein Gegenstand derselben: [Sie] ward an Schöuheit und Huldgebärden | eine W. auf Erden. Rückert N. 7. Zēūgen- [1]: s. Aus-S. Zū- [1]: die Zusagung, das Versprechen: Nach gewisser Z. Jes. 26, 3; G. 18, 167; Sie habe der Nation in seinem Namen Z. gethan, daß etc. Sch. 853a; Seine Z. halten, brechen etc.; Ich werde meine Z. erfüllen, wenn du deiner Gegen-Z. treu bleibst etc. u. ä. m.