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Saat
Sāāt, f.; –en; -:
1) das Säen, eig. und übertr., z. B.: Zur S. ackern, pflügen; Mit der S. beschäftigt; Zur Zeit der S. 3. Mos. 26, 5; Ohne die S. erblüht ihm [dem Schiffer] die Ernte. Sch. 497b; Dir soll Alles ohne Pflug und ohne S. wachsen, wie in der goldnen Zeit. W. Luc. 6, 11; 323; Die Jugend ist die Zeit der S. etc.
2) (s. 1) das Gesäete oder zu Säende,
a) eig.: der Same zur Ackerbestellung für die künftige Ernte: Die S. unter die Erde bringen; Was man an der S. spart, verliert man an der Ernte. Sprchw. (Körte 5125); Nie bettete Demeter’s goldnen S–en | der Pflug vormals die Furche hier. WHumboldt 1, 370; Trauernd streut er wieder seine S–en. Lenau A. 197 (vgl.: Mit lässiger Hand den Samen wirft der Alte. 195); Wie ausgestreute S. still, verborgen, langsam sich entwickelt, keimt, aufschießt etc. JvMüller 1, 462; V. Th. 25, 25 etc.
b) übertr. auf Etwas, woraus etwas Andres reifend, sich entwickelnd hervorgeht: Die blut’ge S. gedieh zu blut’ger Ernte. Cham. 4, 94; Die Müller’schen nichtsmeinenden Worte waren eine S., die für ihn gefährliche Früchte trug. Forster Br. 1, 90; Ein Element des Märtyrerthums .., das, dem [vergoßnen] Blute mitgetheilt, es wie jene S. der Drachenzähne, zum fruchtbaren Samen macht, dem eine unheilschwere Ernte von Rückwirkungen entkeimt. Görres Ver. 110; Der Aufruhr S. gestreuet. Haller 81; S. von Gott gesät, | dem Tage der Garben zu reifen. Rückert (Wackern. 2, 1557 ³¹); O, eine Saat unendlicher, un- aussprechlicher Freuden schien in dem Augenblick wie in der Knospe zu liegen (s. 4). Sch. 212a etc.
c) (s. b) Sementa (S.) nennen die Leutchen die Eier, aus denen ihre [Seiden-] Würmer entstehen etc. Kohl A. 2, 145 etc., s. Samen 1f.
d) übrtr. auf Etwas, das massenhaft, wie die vom Sämann geworfnen Körner verstreut ist (s. Stein-, Stern-S.) oder so niederfällt, nam. von Geschütz etc.: Er hieß des ehrnen Geschützes | Donnergebrüll mit dem Schmettern der Büchsen erschallen und säte | S. der Vernichtung. Pyrker 105 etc., s. Kartätschen-, Kugel-, Prügel-S. 3) das aus der S. (2) sich Entwickelnde, Hervorkeimende:
a) eig. (s. 2a), nam. das keimende, sprossende, das auf dem Halm stehnde Getreide und —: das Feld mit dem Getreide, die Flur, auch zuw. ausgedehnt auf junge Pflanzungen (s. Kiefern-, Maulbeer-S.): Die S. steht schön, schlecht, dünn, üppig, dicht etc.; Alles Einkommen deiner S., das aus deinem Acker kommt. 5. Mos. 14, 22; Wenn man anfängt mit der Sichel in der S. 16, 9; Wenn du in die S. deines Nächsten gehest, so magst du mit der Hand Ähren abrupfen. 23, 25 etc.; G. 5, 32; Die wallende See der S. im Spiel der Winde. Heinse K. 1, 425; Der Same ohne Wurzel, die fröhliche hoffnungsvolle S. geht verloren. H. (Wackern. 4, 440¹¹); Wie reizend fließt | die Saat in grünen Wellen fort! EKleist 1, 79; Früchte der Bäume, der S. sind einzig ihnen die Nahrung. Knebel 1, 27; Wie dort der S–en goldnes Meer | sanftwogend fällt und steigt! Langbein Liedrkr. 227; Die Sonne hat geglüht und S. gereift. Lenau A. 218; Die Saat e soll hernach, | wo Pergamos war, stehn. Opitz 2, 108; Voll Hoffnung vertraust du der Erde den goldenen Samen | und erwartest im Lenz fröhlich die keimende S. Sch. 82a; 76a; Ein Feld tiefwallender S., wo die Schnitter | mäheten. V. Il. 18, 550; 2, 147; Der .. in die S–en den Fluß einlenkt. Ländl. 3, 11; Der den üppigen Wuchs der S. abweidet. ebd. etc.
b) (s. a) bildl. und übrtr.: Du magst das Korn der Furche der Zeiten anvertraun, | vielleicht wird einst dein Enkel die goldnen S–en schaun. Cham. 3, 328; Samen zu streuen, wo aus jedem Korn ganze S–en entsprießen. Engel 6, 169; Reich schoß in S–en [s. 4] Freud’ und Harm. Fouqué (Hungari 1, 625); Dort [in der Zukunft] liegen seiner Hoffnung weite Felder, | dort seiner S–en keimender Genuß. G. 13, 286; Es sprosst die S. aus Verwesung. Kinkel 143; In einem Gewerbe, welches .. durch- aus eine Sichel in fremder S. ist. JGMüller Lind. 4, 397 [von Nachdruckern]; Die S–en seines Glücks zu verlassen, die an dem Hofe der Regentin jetzt eben in voller Blüthe standen. Sch. 816b; Das war ein Sonnenblick auf seine S–en, ein lustiger Wasserstrahl auf seine Mühle. Spindler St. 1, 29 etc.
c) selten verallgemeint zu a = Ernte, Ertrag, z. B.: Molucco . . . und Tornate | .. erzeugen ihre Saate | von Nägelein für uns. Opitz 2, 267 etc.
d) selten von einer Person als Sprößling, Erzeugtem (s. 4): Als sollt Christus nicht von Maria S. (wie sie es nennen) herkommen und doch David’s Samen sein. Luther 6, 317b; Daß Maria S. und Fleisch uns nicht erlösen könnt. ebd. etc. 4) niederd. für Samen (s. d.) allgem. (s. 5, vgl. 2), z. B. von einer Rose: Die gelbe S. schien eine güldne Kꝛone. Brockes 1, 80 etc. (s. 2b: Sch.), und oft von den Olpflanzen (s. 5 und Lein-, Ol-S.), sonst allgm. hochd. nur in der Verbind.: In S. schießen. 5) als Bez bestimmt. Pflanzen, nam. zum Olschlagen dienender (s. 4), in Zsstzg., s. d. und vgl.: Im Handel ist S., besonders an der Elbe = Raps- und Rübsen-S,, und zwar große die erste, kleine die letztere und im englischen Handel versteht man darunter auch Lein- und Kleesamen. FBWeber 469b. 6) (mit uv. Mz., vgl. Fuß 4) ein Feldmaß. Adelung; schwzr.: Stück Erdreich von unbest. Größe zum Anpflanzen, s. Stalder 2, 297 (mit Ableit. etc.).
Anm. Ahd., mhd. sât, mit Same (s. d. und 4), ahd. sâmo, mhd. sâme (wie Blume u. Bluth, Blüthe von blühen) von säen, goth. saian, ahd. sâ(h)an, sâwan, mhd. se(j)an, s. Graff 6, 54 ff.; Schm. 3, 177; 244; 288; Stalder 2, 297; 298; Brem. Wörterb. 4, 569 etc. Veralt. Saate, f., z. B. Opitz (3a; c) und Saat, m. Schm. 3, 288 und z. B. = Saatzeit: Säet (Gotthelf G. 287), Sayet (Sch. 226; Stalder 2, 298), m.; Um den Rubensoth. Eppendorf 154.
Zsstzg. z. B.: Āber-: Nachfrucht (s. d.), „zweite Saat eines Ackers innerhalb Jahresfrist, gw. in weißen Rüben bestehnd, daher = Stoppelrüben“. Schm. 1, 10; Schwäb. Wörterb. 5, vergl. Schmal-S. An- [1]: Die vorzunehmende A. Gotthelf U. 2, 60.
Āūs-:
1) [1] Ein Acker .., den man ansäet und alsobald nach der A. etc. G. 390; Bei jeder A. jedes Säemanns. H. (Wackern. 4, 4391¹); Das Aufreißen des Erdreichs, A. und Wässerung, die Ernte etc. Sch. 1010b.
2) [2a] Wo jede A. nur unter Dornen fortkommt. H. (Wackern. 4, 439²⁰); Der Boden hier trägt Ernte nicht | .. Du wirst die A. nicht gewinnen. Rückert (Echtermeyer 171); Ein Acker von drei Scheffel A. oder Ein-S., Einfall (2a), s. Scheffel-S. 3) [2b] Jenes Paar einsammelte blutiger A. Erntegebühr. Platen 2, 245; Des Menschen Thun ist eine A. von Verhängnissen, den Schicksalsmächten hoffend übergeben. Pz 3, 471; Stahr Rep. 3,25; Thümmel 7, 101; Alles, was er that, war recht. Nun, da die Früchte einer solchen A. in üppigster Fülle stehen. W. 19, 168 etc. Blūmen-: selten z. B. [3a] = Blumenflur etc. IP. 9, 188. Blūt- [2b]: Agnesen ward vergolten die Blut- und Thränen-S. Reithard 95. Dráchen-: z. B.: Aus Kadmus D. entsproßten geharnischte Männer (s. Menschen-S., Saatling), ferner [2b] = Teufels-S. (vgl. Drache 2): Bald graut dir selbst vor dieser Rachethat! | schnellwuchernd geht sie auf, die D. etc. Eīn-: Aus-S. [ins Feld etc.]: Da eine fortwährende neue E. in die Äcker des Todes, aber keine Ausgrabung der früher Beerdigten stattfand. Schmarda 1, 76; Daß sie die Brach’ umkehrten zur E. V. Th. 16, 94; Für Ernte sowohl wie für E. Arat. 53 etc. Félder- [3a]: Ein Cikadenschwarm . ., deckend grünende F. G. 12, 173. Frǖh- [1; 2]: früh gesäete, Ggstz. Spät-S. Getrēīde- [1; 2; 3]: das Säen des Getreides und die Zeit derselben, das gesäete und das daraus entsproßte, so nach den versch. Arten des Getreides, z. B.: Ger- sten-, Hafer-, Korn- oder Rocken-, Weizen-S. etc., und (s. Sommer-Getreide, -Frucht 1): Sommer-, Winter-S., s. auch Öl-S. Von andern Feldfrüchten selten. Hōve- [3a]: (niederd.) Hofflur: In des Barons H. zu jagen. Schücking Gschw. 1, 67. Kartǟtschen- [2d]: Von K. | getroffen. Gleim 4, 25. Kīēfern- [3a]: Junge K–en oder wenig ältere Schonungen. Höfer VrgT. 123. Kōhl- [5]: K. Brassica campestris. Oken 3, 1400, nam. Ölkohl (s. Raps 2e), vgl.: Rapp-S., hier und in Holland K. genannt. Niebuhr Nachg. 205; Ölrettig, den man auf franz. Colsat oder Colza nennt, welches offenbar aus unserm „K.“ entstanden. Forster A. 1, 421 etc. und Öl-S. Kórn-: s. Getreide-S. Kūgel- [2d]: Donnert auch mit K. die Schlacht. Boie (Matthisson A. 8, 156); Die Hunde regnen K. | von ihrem Thurm herab. Gleim 4, 10; 21; Schubart 2, 64 etc. Kultūr- [2b; 3b]: Im 15. [Jahrh.] wurde mählich die K. einer neuen Zeit bestellt. Scherr Bl. 1, 182. Lêbens-: z. B. [2b]: Hamann’s Briefwechsel . ., wahre L. Aber man muß den Samen wirklich als Aussaat verwenden, nicht ihn gleich als Frucht verzehren wollen. Ense Tag. 1, 89. Lēīn- [4]: Man sorge für guten Leinsamen. .. Der Handel ins Große mit L. etc. Möser Ph. 1, 58 und [5]: Es versengt L. die Gefild’, es versengt sie der Haber. V. Ländl. 3, 9, s. Lein 2, mundartl. auch: Werken-S. Līēbes- [2b; 3b]: Herrlicher wird ein Lenz entblühen | aus solcher reinen L. Arndt 319; Die L. in einem jungen Herzen zur Vollreife bringen. Heine Reis. 3, 288 etc. Lügen- [2b]: vgl. Lügenkorn. Málter-: s. Scheffel-S. Männer- [2b; 3b]: Im Schatten dieser .. despotischen Autorität konnte keine M. der Zukunft, konnten keine Staatsbürger gedeihen. Scherr Bl. 1, 57 etc., s. Menschen-S. Māūlbeer- [s. 3a]: Daß man seine jungen M–en recht fleißig mit reinem Wasser überbrause. Landw. Zeit. (55) 248b etc. Ménschen-: z. B.: von den Drachenzähnen, die Kadmus säete und aus der geharnischte Männer entsproßten. V. Ov. 1, 147 etc., s. auch Männer-S. u. [2b]: Sankt Kotzebue, du streuest Menschheits-S–en. Schlegel (Wackern. 2, 1292⁴). Öl- [s. 4; 5]: Olfrüchte: Von Ö–en wurde Rübsen wie am Rheine Raps in die Brache gesäet. Freytag Bild. 2, 95. Prügel- [2d]: V. Ar. 3, 152. Rápp- (Ráps-) [5]: Raps (s. d. 2e, vgl.: Ol-, Kohl-, Rüb-S.), zunächst [1], z. B.: Der Boden wird Anfangs zur R. genutzt. Niebuhr Nachg. 118 = Rapsbau, dann der Same zum Olschlagen und die ganze Pflanze; Der blühenden R. | gelbe Flur. V. 3, 23. Rócken-: s. Getreide-S., z. B.: Man düngt im Winter auf der Roggen-S. mit einer aufgelösten Jauche. Niebuhr Nachg. 119 etc. Rǖb-: s. Rapp-S. und Rübsen, z. B.: Die Pfeifer [s. d. 3d] aus der R. .. beten. Immermann Card. 45 etc. Rúch- [5]: nach Nemnich = Klebkraut, Galium aparine. Schéffel-: als Maß, wie viel Scheffel Ein- oder Aus-S. (s. d. 2) ein Acker aufnimmt: Kämpe, .. welche jetzt nach Sch. überschlagen werden. Möser Osn. 1, 4; Wenn du aus diesen 1500 Sch. 12¼ Bauerhöfe, jeden von 10 Malter-S. machest. Ph. 1, 246. Schmāl-: Aber-S. Kreittmair Kod. civ. Anm. 2, 908; Erbsen, Bohnen und dergl. Sch. Tirol. Landordn. (1573) 5, tit. 25 etc. Sómmer-: s. Eetreide-S. Spǟt-: s. Früh-S. Stēīn- [2d]: Steinhaufe: Aus Erdlöchern, St–en, Bretterwändern. Tschudi Th. 48. Stérnen-, z. B. [s. 3a und 2d] = Sternen-Feld (s. d.), -Gefilde, Himmelsflur mit Bezug auf die durch den Himmelsraum verstreuten (wie gesäeten) Sterne (vgl.: Welten- S., Sternensäer): Blaue Feste, du wirst trümmern, | St., du wirst verwehn. Kosegarten Po. 1, 76 etc. Tēūfels-: s. Drachen-, Lügen-S. etc. Thrǟnen-: s. z. B. Blut- S. Tōd- [1]: Todbau (s. d.). Völker- [2b; 3b]; vgl. Menschheits-S. etc.: Ein Einzelkorn in jener V. Kinkel 197. Wēīzen-: s. Getreide-S. Wélten-: s. Sternen-S.: Wie der Himmel glüht, | wenn die W. dem Auge blüht. Platen 3, 9; Sie ist verglüht die W. der Sterne | vor deines [der Sonne] erstem Glanz. Seume Gd. 199 etc. Wínter-: s. Getreide-S., z. B.: Die W. auf dem Sandfeld | nickt mit schmächtigen Ähren, wie nothreif. V. 2, 110 u. ä. m.