Faksimile 0817 | Seite 815
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rumpeln
Rúmpeln: 1) intr. (haben; sein) poltern (s. d.); schütternd rummeln (s. d. 1 u. 2, auch in Bezug aufs Hilfszeitw.), eig. und übrtr.:
Der Wagen hat auf dem Steinpflaster —, ist ins Thor (hinein-) gerumpelt etc.; Bald darauf rumpelte und rollte es im Hofe. Alexis H. 2, 3, 240; 2, 1, 161; In | dem Hause rumpelte es wie in einem Raspelhause und leeren Magen. Brentano Wehm. 119; Was rumpelt und pumpelt | in meinem Bauch herum? Grimm M. 28 (s. Pump, Anm.); Als es plötzlich von außen gegen die Thüre fährt, rumpelt und rasselt etc. Höfer Leb. 13; Hörte ich den Wagen langsamr. Holtei Jahr. 2, 206; Das Schiff wurde umhergeworfen, daß Alles .. über einander rumpelte. vHorn Schmj. 88; Rumpelt mit den Schlüsseln an der Thür. Luther 5, 272b; Ein solch Getümmel und ein höllisch R. 8, 207a (vorher: Rumor, s. d.); Daß andre Bücher .. viel von Werken der Heiligen r. [lärmend und schallend sagen etc.]. SW. 63, 28; Daß sie [die Saale] über Steinwege und Alles so r. sollte. Ders. (Wackern. 3, 178³³); Wir r., schnurren und burren. Kirchenpost. 2, 212 etc.; Während der Postkarren . . weiter rumpelte. Mügge (Gartenl. 9, 210a); Es rumpelte ihm vor Schrecken im Leib. Oken 7, 1647; Reit- hard 322; Rockenphil. 3, 166; HSachs (Wackern. 2, 93⁷); Er rumpelt [verstößt] oft wieder die Grammatik. Schuppius (Wackern. 3, 791²); Mit seiner Postille auf die Kanzel r. [schlagen]. Schwab V. 1, 317; Mit Steinwerfen, Rumplen . ., als ob es ein Geist wäre. Stumpf 754b etc. 2) intr. (haben) v. Schweinen: sich begatten. Dazu: Rumpelthier: das männl. Zuchtschwein. Schm. 3) tr.:
a) Alles durch einanderr., r–d durch einander werfen.
b) s. Rumpel 2.
c) Bergb.: hänseln, insofern der neu Aufzunehmende etc. auf das sogen. Rummelholz (einen ästigen Klotz) gelegt und hin und her gerollt wird, dann auch allgem.: Einen zum Besten haben. Schm.
Anm. Mhd. rumpeln, Tonw., s. Pump, Anm. und das dort erwähnte rumpumpeln etc., (auch nach Frisch lat. rumpo) und rummeln, vgl. Brem. Wörterb. 3, 554 und Schm. 3, 90. Dazu mundartl.: Der Rumpler: dumpfes Geräusch; Anlauf. Schm. Vrsch.: Von harter gefaltner oder gerumpleter Haut. Ryff Th. 248 = geschrumpft (vergl. Stalder 2, 291), bei Suchenwirt rumpen, vom starkformigen ahd. rim(p)fan (rampf, girumpfan), ritzen (vergl. rimpeln) und: sich zusammenziehn, s. Graff 2, 512 (auch rumfunga, Runzel, spät mhd. rumpf) und nam. Schm. 3, 91 und z. B.: Dürr und gerumpfen. HSachs G. 1, 90; Ein war gerumpfen ihm der Bauch. 2, 54 etc. und selbst noch: Die Nase rimpfen. Weiße Kom. Op. 3, 299 etc., nhd. gw. rümpfen. Dazu mit Vorschlag schrumpfen (mhd. schrimpfan, schrammen, ritzen), krimpen und Krampf (s. d., Anm.), ~ρας, zusammengeschrumpft. S. auch Rumpf, Anm.
Zsstzg. zu 1, nam. auch im Sinn der ungestümen, plötzl. Bewegung, wie bei ähnl. Tonw., leicht zu mehren nach den folg.: Ab-: Im Hofe, wo die Postwagen a. Holtei Nobl. 1, 307, so: fort-, weg-, davon-r. etc. und als Ggstz.: an-r. (vergl. hin- und her-r. etc.).
Án-: s. ab-r., auch tr.: Der unglückselige Komet kann die Welt a. [rumpelnd daran anstoßen], wenn er will. Ifland 5, 2, 20 (vergl. über-r.), auch: Einen a., heftig anfahren, anschnauzen.
Āūf-: sich mit Gerumpel erheben. Bucher Karfreitagsproc. 39. Davón- (Spielhagen Pr. 5, 240), fórt-: s. ab-r. Hêr- etc.: Da rumpelt her die Fledermaus. Wackern. 2, 231³⁷ etc.; Der Dieb rumplet über die Todtenbein herab. 3, 457¹¹ (Wickram); Er rumpelte die Knochen her, herab etc. [3a]; Als blinder Passagier in die Welt hinein-r. Auerbach Dicht. 1, 90; Hin- ein-r. und Heimlichkeit der Herzen wollen wissen. Luther 6, 12a; Endlich kam ein .. Kartoffelkasten [Wagen] in die Stadt hineingerumpelt. FrReuter Unterh. 2b; HSachs G. 2, 129 etc.
Nāch-: Ihm nachrumpelt der Donner. Hiob 37, 4 (Ausg. v. 1523) dagegen: Dem nachbrüllet etc. (1541).
Nīēder-: hernieder-r. (s. um-r.).
Über-: tr.: durch unvermuthet überraschenden Überfall Verwirrung erzeugen, so daß keine Gegenwehr Rumps möglich ist, als Kriegsausdr. und übrtr.: So überrumpelten sie ohne Hindernis das Kastell. G. 28, 235; Der französische Gesandte wird überrumpelt und entkommt. 27, 300; Gotthelf 5, 249; Sch. 843a; Ich gehe, mich selbst in die Hände der Justiz zu überliefern. .. Sie möchte mich [sonst] im Schlaf ü. oder auf der Flucht ereilen. 143b; Sah wohl, daß sie auf dieser Seite die Festung nicht ü. würde, daher wählte sie einen andern Weg. Stilling 1, 139; Stumpf 323a etc.; Überrumpelungen.
Um-: intr.: rumpelnd umhergehn etc.: Von den u–den Geistern. Schaidenreißer 46a, vgl. Poltergeist. 2) tr.: rumpelnd umwerfen. Schm., ähnlich: Einen nieder-r. ebd.
Ver-: z. B.:
1) intr.: rumpelnd vorüber-, vergehn: Wenn dann der Gurnigel [die Badefahrt dorthin] verrumpelt hätte, dann wollte sie sehen, wie ihr im Kopf sei. Gotthelf U. 1, 254 etc.
2) tr.:
a) Etwas v. [3a]. 2) (mundartl.) Einen ver-r., schallend stoßen, puffen. Rethmajer Braunsch. Kirchenhist. 2, 289. z. B.: Der Prediger hat mir einen Brief vorgerumpelt, wie ein schlechter Postwagen auf holprichtem Wege. Bettine 1, 46. rumpelnd zusammenstürzen etc., auch: eilig (auf den Sturz) zusammenkommen: In einen Winkel des Hauses auf einen Plausch z. Rank SchM. 80 etc.
Vōr-: Zusámmen-: