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Ruh Ruh~e Ruge)
Rūh(~eRūh(~e), (vralt.: Rūge), f.; –n:
1) Ggstz. der Bewegung, der Zustand, wo ein Körper an seiner Stelle verharrt, sich nicht bewegt: Körper, auf die gleiche, aber entgegengesetzte Kräfte wirken, bleiben (sind) in Ruhe etc., s. 2.
2) erweitert verallgemeint zunächst (s. 4) in Bezug auf Pers. oder Belebtes: das Fernsein von Auf- und Erregung, von Gemüthsbewegung, von Arbeit, Anstrengung, geistiger oder körperlicher Anspannung, von Störendem, von Lärm, Trubel, Streit etc., vergl. als svwdt. je nach den einzelnen Anwendungen: Muße, Schlaf (auch Todesschlaf), Ungestörtsein, Geräuschlosigkeit und bes. die oft mit R. verbundnen Rast, Friede, Stille, s. auch Zsstzg. Die leicht zu mehrenden Belege zu diesen vielfach in einander greifenden Nüancen ordnen wir der Übersichtlichkeit halb hauptsächlich nach grammatischen Beziehungen:
a) die Mz. (vgl.
3) selten, doch z.B.: Die Verzweiflung (Aufgebung der Hoffnung) ist die eine der beiden R–en; die andere bessere ist die Erlangung des Wunsches. Rückert Mak. 2, 148; Lächle mir Trost aus deiner R–en Fülle. Stolberg 29. b) verkl. selten, doch z. B. sprchw. in der Bed. des Schlafs: Ein gut’s Rühle | geht über ein gut’s Brühle. Auerbach D. 1, 297 (ngr. céec ȫπνo | πcρα deēπ~o). c) personif.: Sich der R–e in die Arme werfen etc., Geibel 37, s. h: Kosegarten etc. und scherzh.: Betet nur ja, ihr Alle, die ihr Madam R–e zu Hause küsst, daß unsre Armeen sich nicht an einem heißen Tage treffen. Schlegel Sh. 6, 212 etc. d) Abhäng. Präpos.: Ruhe nach oder von der Arbeit, Jenes nur die zeitliche Folge, Dies die Erholung bez. (vergl. Aus-R.); R. von den Qualen, Schmerzen etc. (s. e); R. vor etwas Verfolgendem, dem man zu entfliehn, vor dem man sich zu schützen strebt: R–e vor den andrängenden Feinden, vor den Furien, vor den Gewissensbissen suchen; Keine R. davor haben, finden etc. e) Abhäng. Genit., zuw. dichter, = von (s. d), z. B.: R–e jeder Leidenschaft | tränkt das Herz mit Götterkraft. Seume Gd. 66; Wenn ja hinfort auch | Zeus uns R–e vergönnt der Bekümmernis. V. Od. 4, 35 etc., gw. aber nach Dem, was die R. hat (genießt oder zuw.: gewährt), wo sie herrscht etc.: R–e des Körpers, Geistes, Herzens, Gemüths, der Seele etc.; Die R–e einer kleinen Stadt, eines Dorfs, des Landlebens, der Dorfbewohner, der Nacht, des Schlafs, der Seligen, des Himmels; des Todes, Grabes; der Verzweiflung (vergl.
a) etc., s. k: stören etc.; Friede des Kriegs, o süße R. der Schlachten! [die das thatendürstende Herz dort findet]. Börne 2, 144; Da [im Grabe] muß es doch aufhören und uns zufrieden in der „ruge“ Christi [die Chr. den Seligen gewährt] schlafen lassen. Luther 5, 13b; Hier blüht | des Bürgers Glück in nie bewölktem Frieden | und diese R–e gönn ich den Flamändern. | „Die R–e eines Kirchhofs“. Sch. 279a; Die Verwirrung . ., | die seiner Tage R. so wild zerreißt. Schlegel Haml. 3, 1 etc. f) mit Ew.: Süße, willkommne, labende, milde R–e etc., vgl.: Wann, wie R–e, leis’ und labend, | sein Abruf ihm entgegenweht. Tiedge Ep. 1, 93 etc.; Die immer gleiche R–e des redlichen Herzens; Unerschütterliche R–e etc.; Der kleine Hinketeufel . . sieht in schadenfroher R. [s. n: in R., die aus Schadenfreude entspringt] | .. dem weitren Fortgang zu. W. 11, 189 etc.; Selige, ewige R–e, wie sie die seligen Todten genießen: So schall ihm denn ein Requiem, ein Lied der ew’gen R–e! | R. ihm [s. g], der uns die Unruh’ hat als Erbtheil hinterlassen. Freiligrath Pol. 1, 76, auch iron. (vgl. Quiētismus etc.): Die berühmte gottselige R–e als seine erste Pflicht zu erkennen. Schwegler (1846) 66 (s. g: Ense) etc.; Träge R–e; Daß sie die Geister der Menschen aus einer müßigen R–e herausrissen [s. m]. G. 39, 224; Wenn ich | in lasser R–e mich begraben wollte. Körner 122a; In thatenloser R. | die .. Zeit verschwenden. Sch. 452a, vergl. in Zusammenstellung der Gegensätze, von dem Treiben dieser Welt: Diesem faulen, fleißigen Gewimmel, | dieser arbeitvollen R. Sch. 6b etc.; Sie schien, in starrer R., [wie empfindungslos, versteint etc.] | am grenzenlosen Jammer sich zu weiden. Cham. 4, 136 etc.; Der Sabbath, die heilige R–e [„ruge“] des Herrn. 2. Mos. 31, 15 = R–e-Tag etc.; Die nächtliche, die öffentliche R–e (s. k: stören); leibliche [s. d. 1a und d] R–e. g) im Nomin., als Subj.: R. (und Friede) sei mit ihm!; R. seiner Asche, seiner Seele! etc., Nachruf an einen Gestorbnen (s. f: Freiligrath Pol. 1, 76); R–e ist die erste Bürgerpflicht [s. d.]; R–e | säuselt mich an aus der Höhe [s. c]. Geibel 37; [Die Minne] | bleibt Lenz im Winter, R. im Sturm. 340; Über allen Gipfeln | ist R. G. 1, 78; Ist über ihrem Sarge R. und Stille. 13, 291; Die R–e flieht [s. c, aus dem Herzen etc.]. 35, 266; Meine R. ist hin, | mein Herz ist schwer. 11, 147; Was Das für eine R. ist! Wie Einen so Nichts stört! Heinse A. 2, 92; Hier herrscht R–e etc. h) im Genit., z. B. abhäng. von Hw.: Das Bedürfnis der R–e; Daß an Sturm und Streben | der Jagdlust auch der R–e Lust sich füge. G. 13, 230; Eingelispelt vom Engel der R. in seligen Schlummer. Kosegarten Po. 2, 352 etc. und von Zeitw. (s. d.): Der R–e bedürfen; Der R–e oder (s. k) o. Artikel etc.: R–e genießen, pflegen, z. B.: Die Krieger lagen buntgemischt auf der Erde, nach der heißen Kampfesarbeit einige Augenblicke der R–e zu pflegen. Stahr Rep. 3, 71; Daß er lützel [ein wenig] „ruge“ pflag. Luther 6, 501b etc. i) im Dat.: Sich der R–e hingeben, in die Arme werfen (s. c) etc. k) als Obj., nam. in stehnden Verbind., alphab. nach den Grundw. der Verba: Dem Hunde R–e bedeuten. Gutzkow R. 2, 29, ihn kuschen (s. d.) heißen. [Der ausgefahrne unsaubre Geist] suchet R–e und findet sie nicht. Matth. 12, 43; Jes. 34, 14; So werdet ihr R–e finden für eure Seele. Jer. 6, 16; 45, 3; Klag. 1, 3; Er findet nach des Lebens Traum | im Grabe keine R. Hölty 31 etc., s. d und Beruhigung. R–e geben, ruhig sein, sich ruhig halten (R. halten, s. u.: haben, vgl. kuschen etc.). Jedem die Knochen zu zerbrechen, der nicht R–e gebe. Auerbach Leb. 1, 240; [Der Hund] gab keine R–e, das Thier schien außer sich, kratzte an der Thür. Gutzkow R. 4, 429; Kanaille von einem Pferd, willst du R–e geben? Höfer Bar. 1, 13 etc. Auch mit persönl. Dat.: Der Herr gab ihnen R–e von Allen umher [s. d: Frieden etc.]. Jos. 21, 44; 2. Sam. 7, 1; 1. Kön. 5, 4 etc. R–e genießen, s. h. Einem oder sich (keine) R–e gönnen etc. Deine Fußsohlen werden keine R–e haben. 5. Mos. 28, 65; Ich schliefe und hätte R–e. Hiob 3, 13; Hatte ich nicht gute R–e? und kommt solche Unruhe! 26; 14, 6; Dein Tisch wird R–e haben voll alles Guten. 36, 16 [ungestörtes Wohlbehagen]; Halte den Knecht zur Arbeit, so hast du R–e vor ihm [s. d]. Sir. 33, 26; Ein unkeuscher Mensch hat keine R–e an seinem Leibe, bis etc. 23, 23; Hatte ich keine R–e in meinem Geist. 2. Kor. 2, 13 etc.; Er hat nicht R., er hat nicht Rast. Schmidt-Phis. 6; Nicht R–e, nein! doch Stille lasst mich haben. FSchlegel Al. 6 etc., seltner: Wollt ihr R–e haben? [halten, geben]. G. 35, 7; R–e halten, z. B.: Mittags ein Stündchen, von der Arbeit feiernd, schlummernd; ferner im Sinn von „Frieden“ (s. o. geben, haben): Woer ist, fängt er Skandal an, er kann nicht eine Minute R–e halten etc. Wenn wir schon müde sind, lässt man uns doch keine R–e. Klag. 5, 5; Sie ließen keine R–e [bittend, quälend], bis etc. Gersäcker Mon. 1, 158; Die Begebenheiten ließen den Parteien weder R–e noch Rast. G. 20, 53; Kinkel E. 197; Er ließ uns die leibliche [s. d. 1d] R–e nicht. Wagner Kind. 16 etc. Seine R–e liebt, wer Hast hasst. Wackern. 2, 1584³³. Nehmen Sie doch Platz. .. Sie nähmen uns ja die R–e mit, wenn Sie es abschlagen wollten. Mügge NLeb. 1, 120, nach dem Volksglauben, daß das Nichtplatznehmen eines in die Stube Tretenden den Bewohnern die nächtliche R–e des Schlafes störe, vgl. allgemeiner: Einem die R–e nehmen, rauben, entwenden; Ein Räthsel .., | das mir die R–e stahl. W. 12, 229. R–e pflegen, s. h. Einem die R–e rauben, s. o.: nehmen. Er erlöset meine Seele von Denen, die an mich wollen und schaffet mir R–e. Ps. 55, 19; Jch habe .. | vor Kindermärchen R–e mir geschafft (s. d), | die Schrecken vor Gespenstern überwunden. Cham. 3, 275; Einem oder sich R–e vor Jemand oder Etwas verschaffen. Einem die R–e rauben, stehlen, s. v.: nehmen. Jemandes R–e erschüttern. Die (gestörte) R–e herstellen, den Frieden, die Ordnung. Die R–e einer Person, einer Familie, eines Hauses, des Staats (oder die öffentliche) R–e stören, vgl. Frieden etc.; Die nächtliche R–e [des Schlafs] stören etc., s. R–e-Störer; Laure nicht als ein Gottloser auf das Haus des Gerechten, verstöre seine R–e nicht. Spr. 24, 15 etc. Du suchst die Einsamkeit, suchest R–e und lebst im Kriege mit dir selbst. W. 16, 177 etc., s. o.: finden etc. Ferner abhängig von Präpos., nam.:
1) Jst Jedermann an seine R. [ge]gangen. Schaidenreißer 61b, veralt. statt zur R., zu Bett, schlafen. m) (Nicht) aus seiner R–e kommen, sich bringen lassen, her- ausreißen (s. f: müßige R–e) etc. n) Der Gerechte, ob er gleich zu zeitig stirbt, so ist er doch in der R–e. Weish. 4, 7; Sir. 38, 24; Es wurden auch in [oder aus] ihrer R. gestört | die nicht verhörten Todten. Cham. 4, 26; Gewaltsam schmerzlich reißt Zerstörung oft | durch Höllenqualen in die R–e hin. G. 13, 291; In R. und Friede mit meinem Nachbar! 9, 62; Lullt mein Schlafen sie in R.? Grün Gd. 89; Daß ich mich .. sehne, .. in R–e zu kommen. L. 12, 245; Die Pflasterer . . sehn in R. [von der Arbeit feiernd] | dem Rammeln zu. V. 4, 176 etc., s. o; r; 3 und 5b. o) Etwas mit [oder in] R–e (des Geistes etc.) überlegen etc.; Besser eine Handvoll mit R–e denn beide Fäuste voll mit Mühe und Jammer. Spr. 4, 6. p) Nach R–e verlangen, sich sehnen etc.; Sehnsucht nach R–e etc. q) Ohne R. (und Rast), s. ruh(e)los. r) (s. n und 3) Zur R–e [zu Bett, schlafen] gehn (L. Samps. 1, 4), sich legen (Sir. 31, 25), sich verfügen etc.; Sich zur R–e setzen, seine Berufsthätigkeit aufgeben, um gemächlich, in Muße zu leben (vgl. R–e-Stand, Altentheil etc.), z. B.: Jetzt hat er [der Schneider] sich zur R. gesetzt und thut Botengänge um den Lohn. Hebel 3, 173 etc., ferner z. B.: Bis daß der Herr eure Brüder auch zur R–e bringen .., daß sie auch das Land einnehmen. 5. Mos. 3, 20; Ihr seid bisher noch nicht zur R–e gekommen, noch zu dem Erbtheil, das dir der Herr geben wird. 12, 9; Jsrael zeucht hin zu seiner R–e. Jer. 31, 2; Man soll nicht so sehr trauern über den Todten, denn er ist zur R–e gekommen. Sir. 22, 11 etc.; Wie von der Arbeit des Tages Alles theils zur R. ist, theils danach eilt! G. 9, 379; Ihre Sinnlichkeit zur R–e zu singen mit Liedchen, die sie nur wach halten mußten. 16, 307; Er wollte seinen Geist zur R–e lesen. Klinger Giaf. 501; Also stürmt’ ich mein Herz zur R. Meißner Gd. 12; Er wolle ihn .. zur R–e sprechen. Paalzow Th. 3, 19; Weise jetzt deine Neugierde zur R–e. Thümmel 3, 13; Über diesen Punkt .. lege nur immerhin dein Herz zur R–e. W. 21, 203 etc., vergl. zufrieden; beruhigen etc. 3) zuw. = Ruhestelle etc., s. manche Bsp. in 2n und r, ferner z. B.: Dies ist meine R–e [Ruhesitz. Mendelssohn] ewiglich, hier will ich wohnen. B. 132, 14; Daß mein Volk in Häusern des Friedens wohnen wird, in sichern Wohnungen und in stolzer R–e. Jes. 32, 18 [in harmlosen Ruhestätten. Zunz]; Welch ein Grab ist hier? . . Es ist Anakreon’s R. G. 1, 211 etc., s. geogr. Eigenn., wie Karlsruh etc. So auch weidm. = Bett 2a, vom Lager des Roth- und Damwilds. 4) (s. 2) auch von der Natur, dem Erdboden, den Pflanzen etc., insofern sie mehr oder minder als belebt aufgefasst werden: Jetzt kommt die R–e des Winters, ihr Bäume. Geßner; Wenn man den zur Brache (s. d.) aufgenommenen Dreesch .. bearbeitet und so die wohlthätigen Folgen der Ruhe vernichtet. Landwirthsch. Zeit. (55) 363a; Die nach entblößetem Boden aus der R–e frisch hervorschießenden Kräuter. Möser Ph. 3, 198 etc. 5) (s. 1) techn. Anwend.:
a) Mechan.: (vralt.) R–e [R–e-, Stützpunkt] eines Hebels.
b) Büchsenmach.: Die drei R–en: Vorder-, Mittel- und Hinter-R–e, s. Rast 4 und Winkell 3, 355 ff.; Den Hahn in R–e stellen (vHorn Gemsj. 50), das Gewehr in R–e bringen (G. 10, 213), der Hahn steht in der R–e (Winkell 3, 357), so daß der Schuß nicht losgehn kann.
c) Uhrmach.: Lappen 10d.
Anm. Ahd. râwa, ruowa, róa, mhd. râwa, ruowe, dazu ruhen, ahd. rêwên, râwón, ruowōn, mhd. râwen, ruowen, ruon, s. Graff 2, 554 und Schm. 3, 2. Bei Luther etc. Ruge, bei Opitz (z. B. 2, 129) etc. Rhue etc. Vergl. Rast, Anm.; niederd. Rust und rustig (ruhig) etc. Vrsch. geruhen: s. ruchlos, Anm.
Zsstzg. leicht zu mehren und zu verstehn nach dem Vorstehnden und den folg. Bsp. (s. Spate): Ābend-: abendliche; wie sie Abends herrscht: Das Stübchen, das in seiner A–e sänftigend auf ihn wirkte. Mügge NLeb. 1, 5; Tiedge 2, 42; 216 etc.
Áschen-: Todten-R. (s. Asche 3): Dein Herz, | aus A. | zu Flammengualen | wieder aufgeschaffen | bebt auf. G. 11, 167.
Āūs-: das Ausruhen, die Ruhe von und nach Anstrengung, s. [2d]: Hippel Leb. 1, 51; Der .. endlich A. dir von Allem gab im Grab. Rückert W. 4, 311; Zelter 3, 373 etc.
Eīs-: Ruhe eines Eiskalten: Diese Erwähnung schien die E–e Heinrich’s nochmals erschüttern zu wollen. Roquette Hühn. 133.
Erhōlungs-: zur Erholung dienend, s. Aus-R.: Die E–e, deren er genoß. Ense Biogr. 3, 437.
Fēīertags-: wie sie an Feiertagen herrscht, ihnen gemäß ist etc.: Eine F–e waltet über dem ganzen Ort. G. 18, 303, ähnl.: Fest(tags)-, Sonntags-, Sabbaths-R. Félder- [4]: Brache.
Frīēdens-: friedliche: Zu ruhn in F. Rückert Rost. 98a. Gēīstes- [2e]: Ertrag’s mit G–e! s. Gemüths-, Seelen-R. Gemǖths- [2e]: Daß sie ihre G–e durch die Sorgen der Nahrung hätte unterbrechen sollen. Rabner 1, 112; Sich in G–e und Besonnenheit üben. Wackern. 4, 1221³¹; W. 9, 223 etc.
Geschä́fts-: z. B. Ruhe des Geschäftsmanns. Ruppius GG. 53.
Grābes-: wie sie im Grabe herrscht (vergl.: Kirchhofs-, Todten-R.): Die weite Pußta decket G. Hartmann Pet. 191.
Hēīmaths-: wie man sie in der Heimath findet, im Ggstz. zum unstäten Wandern und [3]: [Der] in dem Schoß der H. darf rasten. Rückert Mak. 1, 57.
Hérbst-: herbstliche. JP. 24, 20. Hérzens- [2e]: Bring’ auch Euch der milde Klang | Trost und H. Fouqué Gd. 1, 57.
Hímmels-: wie sie im Himmel herrscht: Töne süßer H. Sch. 47b.
Kínder-:
1) kindliche Ruhe, vgl.: Dein muntrer Geist entschwingt | sich früh der Knaben-R. Kretschmann 5, 51.
2) Arznei zurBeruhigung schreiender kleiner Kinder (Ruhepulver). Kírchhofs-: s. Grabes-R. Knāben-: s. Kinder-R. 1. Mácht-: Ruhe, die sich auf Macht stützt, aus dem Gefühl der Macht hervorgeht: Unsre Behörden, aus ihrer M. aufgestört. Ense Tag. 4, 3. Míttags-: Ruhe, wie sie um Mittag herrscht. KMayer 253; Ruhe von der Arbeit zur Mittagszeit: War M–e oder Feierabend [für die Handwerker etc.]. G. 26, 63 und so nam. = Mittagsschlaf (s. d.), Siesta (s. d.): Nach gehaltner M–e sich reckend. Gutzkow R. 1, 16; Hamb. Th. 1, 3, 49; Thümmel 8, 69; Die M–e pflegen. W. 15, 8 etc. Mórgen-: (vgl. Mittags-R.): Euer Auge nickt. . . Wird jetzt die M. uns Beiden mehr behagen. W. 12, 273. Nácht-: (vergl. Mittags-R.): Im Schlaf und ihrer N. [„nachtruwe“]. Agricola 547; Kannst du mir denn nicht die N. lassen? Auerbach Jos. 2; Ein paar gute N–en werden doch viel zu ihrer Stärkung thun. Forster Br. 2, 96; Die abmüdende Bewegung des Tages hatte ihm die süßeste N–e verdient. G. 18, 117; Gutzkow R. 4, 249; V. 1, 97 etc. Sábbaths-: s. Feiertags-R. Schátten- [3]: schattiger Ruhplatz und Ruhe daselbst: Am Ziele sich der Sch. zu kühlen. WHumboldt Son. 83. Sēēlen- [2e]: Verblieb den eindringlichsten Bittworten gegenüber in unerschütterlicher S–e. Immermann M. 1, 284; Zufrieden sein | schafft S. Langbein Liedrkr. 148; Eine beinahe stoīsche S–e. W. 2, 45; 9, 208 etc. Sómmer-: vgl. Mittags- R., z. B.: S–e [der Natur], Mittagsschwüle auf waldiger Bergesmatte. Schwegler (46) 281, ferner (s. Sommerfrische): Wir leben unsere Pyrmonter S–e wieder. Kürnberger N. 2, 6 etc. Sónntags-: s. Festags-R. Tōdten-: (s. Grabes-R.): Ruhe, aber freilich eine Art T–e war nach Verlauf dieser Fluth über die Straßen des Orts.. gekommen. G. 19, 178. Un-:
1) Ggstz. zu [2] mit versch. Nüancen: Er ist in ewiger U–e, er bleibt nicht ’ne Minute auf einer Stelle; Der Fieberkranke hat solche innre U–e, er wirft sich im Bett hin und her; In U–e [Sorge] über Etwas sein etc.; Mach mir keine U–e [„vnruge“], die Thür ist schon zugeschlossen etc. Luk. 11, 7, stör mich nicht in meiner Ruhe; Nimmst du einen Freund zu dir ein, so wird er dir U–e machen. Sir. 11, 25; Hatte ich nicht gute Ruhe? nun kommt solche U–e [Qual etc.]. Hiob 3, 26; 14, 1; Ich heule vor U–e des Herzens. Ps. 38, 9; 55, 23; Sie machen ihnen [sich] viel vergebliche U–e [Sorge, Pein]. 39, 7; Besser ein Wenig mit der Furcht des Herrn, denn ein großer Schatz, darin U. ist. Spr. 15, 16; Daß man Denen, so aus den Heiden zu Gott sich bekehren, nicht U–e [„keine Schwierigkeiten“. Eß] mache. Ap. 15, 19 etc.; Ruh ihm, der uns die U. hat als Erbtheil überlassen! . . | Denn Nichts als Kampf und wieder Kampf entringt sich diesen Tagen. Freiligrath Pol. 1, 76; Daß Jhnen ein Tag wie der heutige einige Wünsche und U–en [Gemüthserregungen etc.] abnöthiget. Gelert 3, 53; Die fast leidenschaftliche Lebendigkeit, die U–e und Raschheit, welche ihn ergriffen hatte. Klencke Stolb. 1, 4; Unter welcher U–e ich meine Arbeit zusammenschreibe. L. 12, 524; Würde mein Verschweigen nicht, früh oder spät, seine U–e vermehren? 2, 138; Die U. [personif.], blaß vor Angst etc. Lichtwer 166; So kann Gott wohl U. und Sorge genug durch ihn schaffen. Luther 8, 249b; Alle diese U–en [des Gemüths]. Mendelssohn 4, 2, 272 etc.; Von rastloser Gemüths-U–e herumgetrieben, von 1000 Besorgnissen geängstigt. W. 8, 99; Die mannigfachen Bewegungen jener Herzens-U–en. Ense Denkw. 2, 324 etc.
2) (s. 1) Störung der öffentlichen Ruhe, der geordneten Staatszustände, z. B.: Als das Reich lange Jahr ohne ein Haupt war und alle Ding in U. [,,vnruw“] emporschwebten. Stumpf 391b. In Mz. nam. von Erregungen einer unzufriednen Volksmasse (vgl.: Auflauf, Krawall, Aufruhr etc.): Es sind U–en ausgebrochen; Arbeiter- (Ense Tag. 4, 49),Soldaten-(5, 195), Volks-U–n (3, 424); Die Weber-U–en in Schlesien. 2, 309 etc.
3) (s. 1) etwas in U–e, in rastloser Bewegung Befindliches:
a) von Pers.: ein Wildfang, Unband (s. d.): Was hast du nur vor, du zappelnde U–e? König Kl. 1, 118; Halten Sie den kleinen Wildfang da recht kurz. Die kleine U–e springt wie ein Eichhörnchen den Leuten gleich an den Hals. Mar. 1, 51 etc., auch (s. Unart 2 und Anm.) zweisilbig als masc.: Der kleine U. etc., vergl. auch scherzhaft von Jemand, der Einem U–e, Besorgnis erregt: Wir fürchteten uns vor ihnen nicht, sondern hatten Sorg, Herr „Un- rulus“ käme hernach die Höhle heraaf, Berlichingen 240 (vgl. Bildungen wie Blasius etc.).
b) Dämmerungsfalter, Sphinx. (Nemnich).
c) bei den zweiflügligen Insekten (Mucken) die an hintern Ringel stehnden, beim Flug vibrierenden Schwingkolben (Halteres).
d) (Uhrmach.): Die geniale Ruhe gleicht der sogenannten U–e, welche in der Uhr bloß für das Mäßigen und dadurch für das Unterhalten der Bewegung arbeitet. IP. 41, 71 etc. und übrtr.: Bald öffnest du die Wunderuhr, | das Meisterstücke der Natur, | bewegt von selbstgespannten Federn. | Du siehst des Herzens U. gehn. Haller 133 etc. (vralt.) Aus-R.: Es ist der Schlaf Nichts anders denn ... ein Rastung und „vnderruh“ der innern natürlichen Kräfte. Ryff Sp. 107a etc. das Ruhen der Waffen, im Ggstz. zum Kampf: Das Mißgefühl, zur W–e verdammt zu sein. Droysen Y. 3, 6; Die W–e und der Friedensanschein. Ense Denkw. 2, 200; Biogr. 3, 190 etc. die im Winter herrscht, nam. [4]: Die Erde deckt zur W. | sich selbst mit weißem Grabstein zu. Langbein Liederkr. 371; KMayer 319 etc. wonnige Ruhe. G. 31, 9; 7, 236 etc.
Únter-: Wáffen-: Wínter-: Wónne-: