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rucken rucken) um-rucken um-rucken
III. Rǘcken(rúcken): 1) tr.:
mit oder wie mit einem Ruck bewegen, z. B. mit Angabe der Ortsverändrung (a—k):
a) mit Adverb.: Etwas hoch, höher, niedrig(er), näher, (s. b und e), auf-, nieder-, vor-, rück-, seitwärts r.; Daß ich .. die Binde mir ins Auge drücke| und ... sie wieder aufwärts rücke. Nicolai 8, 74 etc., s. Zsstzg. Nam. oft auch eig. und übertr.: Etwas zurecht [s. d.] r., z. B.: Daß ich mir nicht die Zeit nahm, einen querliegenden Bogen zurecht zu r. G. 22, 279; In einer imaginären Welt . ., wo keine Wirklichkeit ihn beschränkte und die er nach Belieben zurechte r. könnte. 33, 77; Alle diese akademischen Stellungen, gezwungen, zugerichtet, zurechtgerückt, wie sie sind. 29, 404; 23, 176; Ich mochte mich vor dem Spiegel zurecht-r. [s. 2], wie ich wollte. 18, 272; Noch Manches zurecht ger uckt. Sch. 1, 222; Rück mir auf Donnerstag dein zart Gestell zurecht, | mit Paris nach St. Peter’s Kirch zu gehn. Schlegel Rom. 3, 5 etc.
b) mit abhäng. Präpos. (theilw. übertr., vgl. bringen, stellen etc.): Den Topf ans Feuer r.; Näher [s. a] gerückt ist der Mensch an den Menschen. Sch. 75b; Da mich nun jede [Nachricht], ach, einen Schritt näher ans Grab rückt. 103b etc.
c) Die Pferde rückten den Wagen auf einen abgehauenen Stamm. Adelung; Beim Schach-, Damspielen etc. einen oder (s. 3) mit einem Stein auf das nächste Feld r.
d) Er rücket sie aus dem Feuer. Judä 23; Ist euch das Jüngferchen aus der Nase [s. d. 1n] gerückt? Benedir 10, 43; Dem Ballof das Mädchen aus den Zähnen zu r. Danzel 512 (L.); Daß sie [diese antike Natur Winckelmann’s] durch 30 Jahre Niedrigkeit .. nicht aus dem Wege gerückt, nicht abgestumpft werden konnte. G. 30, 12; Ihr könnt nicht den kleinsten Stein aus seinem Zusammenhang r. Mendelssohn Morg. 216; Dies Alles rückte viehisch wilde Wuth | mir aus dem Sinn. Schlegel Rich. III 2, 1; Mit welcher Leichtigkeit hat sie alle Aufschlüsse, die wir .. von ihrem wahren Charakter erhalten haben, plötzlich aus deinen Augen gerückt! W. 17, 69; Dieser ergrimmt über Etwas, das Jenen kaum aus dem Gleichgewicht rückt. 24, 117 etc.
e) Ich weiß, daß mich der Tod ins Freudenleben rückt. Canitz; Diese . . Männer wurden seit dem Erscheinen der Wolfenbüttler Fragmente in Vergessenheit gerückt. Guhrauer Less. 2, 133; Der uns ins Netze rückt [s. s.]. Lohenstein Ros. 100; Euren .. Nebenmenschen ihr Unglück näher [s. a] in die Augen zu r. Mendelssohn Ph. 1, 65; Ihn in den rechten Standpunkt zu r. Sch. 760b; Daß ich’s ihm in die Zähne r. kann: Das thatest du. Schlegel Haml. 4, 7, ihm den Vorwurf entgegen, ins Gesicht schleudern; Eine Anzeige in die Zeitung r. [ein-r., setzen] etc.
f) Einen Gegenstand nach vorn, nach links, nach der Seite, nach der Mitte r.
g) Daß Jeder .. gern sein eignes Leid weit über alle rückt [stellt, erhebt]. Haller 206.
h) Ein Zelt, das man vom Orte rückt. G. 4, 5; Etwas von seiner Stelle r. etc.
i) Der Tod rückt Seelen vor Gericht. Gellert 2, 221. k) Ich muß den .. Kohl wieder zum Feuer r. Immermann M. 1, 105; Der himmlische Vater rückt’ [nahm] ihn zu sich. Sch. 116b etc. Ferner (l—s) ohne Beifügung der Ortsangabe:
1) Etwas r., von der Stelle weg, wo es sich befindet: Es fürchtet sich Jeder, auch nur zu r. das Kleinste. G. 5, 29, bauend zu ver- ändern; Da riß er | hastig sie [die eingeklemmten Pfoten] ruckend heraus. 139; Weil verrückte und verrückbare Charaktere jede Handlung, die man will, motivieren und r. können. IP. 1, XXXV; Wer zur Flucht den Fuß nur rückt. Ramler (Kurz 2, 531b); Kein Sterblicher .. rückt diesen Schleier, bis ich selbst ihn hebe. Sch. 71a; Es hätten Viele diesen Stein zu r. unterstanden. Zinkgräf 2, 82; Die Segel r., s. brassen und 3a etc., s. d. Folg. m) (s. 1) Den Weiser der Uhr und meton.: Die Uhr r., stellen: Meine Uhr bleibt zurück, ich habe sie gestern nach der Thurm- uhr gerückt und muß sie heut schon wieder (um) 5 Minuten r. etc. (vgl. 5b) und vrsch. als Faktitiv zu 3e, s. an-r. 2. n) (s. l) Den Hut, die Mütze r., auch = ziehn (beim Grüßen): Das .. Bücken und Kappen-R. [s. 4]. Zinkgräf 1, 278 und so auch (s. 3): Mit dem Hut, mit der Kappe, mit dem Kopf r., beim Grüßen und meton. im Partic.: Machte eine jener kurzen ruckenden Verbeugungen. Mügge Erb. 1, 39 etc. o) (s. l) Den Mund, das Maul r., rümpfend ziehn, s. Rückemaul. p) Einem das Kissen r. (grade r. etc.), zurecht legen. So auch: Der Wöchnerin das Kissen r., um das Eingebinde (s. d. und Steckkissen) darunter zu legen, z. B. König DFam. 1, 202, vgl.: Sehen Sie, Das ist aus dem Taufbecken unters Kopfkissen gerutscht, ohne naß zu werden. 203. q) (s. 1) Den Tisch r. (versch. r) „acht Tage nach der Hochzeit gleichsam zum Schlusse wieder eine Mahlzeit geben bei Musik und Tanz.“ Schm. 3, 46 und 1, 460, s.: Zum Tisch- R. den 11. Mai. Rückert 6, 230; Dem lieben Bleck bei der Tischrückung. Arndt 438; 437 etc. und: Einem den Tisch r., in Menge bei ihm ungebeten zu Gast kommen, nam. zum Schmaus in der neubezognen Wohnung, wozu jeder von den Gästen sein Gericht Essen mitbringt. Adelung. r) (s. l) (Den) Tisch r. (vrsch. q), ein Aberglaube der Neuzeit, wonach ein Tisch durch eine Kette von Pers., die ihre Hände darauf legen, vorgeblich in Folge magnetischer oder geistischer Einwirkungen sich bewegen und durch Klopfen etc. Verborgnes verkünden soll, auch als Zsstzg.: Wer in Deutschland hat nicht ge- tischrückt? Gutzkow Unterh. 2, 1, 326b; Das Tisch-R., Geisterklopfen und allerlei magnetische Kunststückchen. JKinkel Ib. 2, 194; Die Tischrücker; Der Unfug der Tischrückerei etc. 5) weidm.: Die Netze r. (s. Rücke 1), auch ohne Obj.: R.: die Schlaggarne zum Fange zusammenziehen. Laube Br. 282; Nach einem [Kiebitz] .. ist es nicht rathsam zu r., denn man verschüchtert die andern. Döbel 2, 232b; Eine leichte Stellung.., womit man mit weniger Mühe r. kann. 215a; So man auch ger uckt hat. b etc.; Will ich mein Netz über sie werfen und herunter-r. Hos. 7, 12, s. be-r. etc.; Rück-Leine und e: Lohenstein. 2) (s. 1) refl., z. B.: sich von der Stelle bewegen: Sich nicht (von der Stelle) r.; Sich nicht r. und rühren (können); Sie fühlt, daß er sich rückt und rührt. Ramler F. 3, 181 (vgl. rippeln etc.); Weil die Wände sich [s. d. †] desto leichter rucken [leichter zu r. sind], wenn Schwippstöcke daran gemacht .. würden. Döbel 3, 170a etc.; Sich nicht r. lassen, z. B. von einem (unbewegl.) Festtag. G. 6, 79 etc.; Wo der Stein aus der Fuge sich rückt und nicht wieder gesetzt wird. 5, 26 etc. Auch (s. 1a): Sich zurecht r., sich in Ordnung bringen, zurecht stutzen etc. 3) intr. und zwar (s. Anm. zu flammen, flattern etc.) mit haben (a—e) oder bei Hervorhebung der Ortsveränderung (s. f) mit sein, —:
a) An Etwas r., daran thätig sein, um es zu r. (s. 11): So ruckte der Geist mit gräßlichem Gepolter an der Thür. CFBahrdt 1, 204, vgl. rütteln; Wie Einer, dem ein ungeschickter Zahnarzt einen schadhaften festsitzenden Zahn gefasst und vergebens daran geruckt hat. G. 16, 68; Der .. Bootsmann | ruckt am Segel. 1, 242 (vgl.: Sie r. an die Segel, im Begriff | den Lauf zu ändern. Cham. 4, 159, wo wohl an-r. zu verbinden ist im Sinn von: anfangen zu r.) etc.; Sie schoben und rückten [am Wagen], ohne den Wagen von der Stelle r. [1h] zu können; Da hebeln und r. sie nach Leibeskräften. Kinkel E. 27 etc.
b) s. 1n.
c) s. 1s.
d) einen Ruck fühlen oder merken lassen, gw. ohne Uml. (s. Anm.): Elektrische Schläge, die Einem durch den Körper rucken; Das Steuer, das unter seinen nervigen Händen ruckte [s. e]. Mügge Silt. 1, 45 etc. und unpersönl.: Es ruckt und zuckt wie ein elektrischer Schlag durch den Körper; Jetzt zuckt’s und ruckt’s in den Adern und Gelenken, wenn die Zeit [zur Gemsjagd] kommt. vHorn Gemsj. 34; Oben knackt, klirrt, dröhnt und ruckt es von Schneemassen, die sich in Bewegung setzen. Körner Sch. 3, 306 etc. und im subst. Infin.: Ein kleines Zucken oder Rucken mit den Hacken. Kohl Jrl. 2, 115; Ein Rucken und Tucken im Zahn etc.
e) Die Uhr rückt, s. ausheben 2b, vgl. anr. 2a; aus-r. 2.
f) sich rutschend od. wie rutschend, allmählich von der Stelle bewegen (eig. und übrtr.), gw. mit „,sein“, z. B.: c) mit Adverb. der Ortsver- ändrung (s. Zsstzg.): Weit schon rückten die Stern’ und das Meiste der Nacht ist vergangen. V. Il. 10, 252 etc.; Näher (zu Jemand) r.; Einem (mit dem Stuhle) näher r.; Auf diese Weise r. wir [einander] nicht näher. G. 13, 141; Aus mißverstandener Begierde, Gott näher zu r. 35, 13; R. so große Schicksale näher. 20, 83; So ruckte er endlich immer einem traurigen Ende näher. 14, 121; So r uckten denn auch .. die Besorglichkeiten immer näher und näher. 27, 23; Daß wir zu den Schiffen nähender hinzu sollten rucken. Schaidenreißer 61b etc.; Vor-, rück-, seitwärts r.; Die ganze Anstalt rückt auf das rascheste vorwärts [macht Fortschritte, s. vor-r.]. G. 15, 115; Er hat eine große Freude daran und ruckt immer selbst mit Schlüssen vorwärts. 24, 106; Wenn Sie beim Almanach vorwärts rucken. Sch. 2, 151 etc.; Die Beamten r. nach der Anciennetät höher. 8) mit abhäng. Präpos. zur Bez. der Ortsveränderung: Aus einem Ort nach einem andern r.; Von der Stelle r., vorwärts kommen; Die Arbeit rückt kaum (nicht; merklich; rasch etc.) von der Stelle etc.; [Mein Drama] Egmont ruckt zum Ende etc.; weidm.: Der Hase ruckt gen Feld oder Holz, ingleichen: er fährt. Döbel 1, 31b etc.; Ein Stein im Schachspiel rückt auf ein andres Feld, neben (vor, hinter etc.) einen andern Stein, auch: Der Spieler rückt mit dem Stein auf das Feld etc., z. B.: Er durfte mit dem König an den Bauer | nur r., auf ihr Schach. L. Nath. 2, 9 etc.; Eilen Sie hinunter, sonst r. sie Ihnen wahrlich auf die Stube. G. 19, 112; Einem auf den Leib r., ihn drängend etc.; Und ruckt ich selbander zu ihr zum Wagen. Berlichingen 189 etc. und nam. oft in der Kriegsk.: Die Truppen r. aus dem Lager, ins Feld, in ein Land, vor eine Stadt etc.; Mit den Truppen aus dem Lager etc. r.; Gorgias nahm 5000 zu Fuß und rückte bei Nacht heimlich an der Juden Lager. l. Macc. 4, 1; Nachdem Herzog Bernhard vor Regensburg gerückt war. Sch. 977a; Als er in Afrika wider das mahometische Heer ins Feld ruckte. Zinkgräf 2, 10 etc., auch z. B.: Mit den Außenwerken ins Feld r., sie dort hinein ausdehnen etc. γ) ohne Angabe der Ortsverändrung und so zuw. mit haben, z. B.: Bartusch rückt [macht Platz] und ist überhaupt der bequemste Reisegesellschafter. Gutzkow R. 2, 302; A. R. Sie doch ein wenig weiter. B. „Ich habe schon gerückt.“ A. Aber Sie sind noch nicht weit genug gerückt, wo B. seine Thätigkeit, um Platz zu machen hervorhebt, A. dagegen die Ortsverändrung; Mir gefällt’s bei uns! Wer gut sitzt, soll nicht r., sagt man im Sprichwort. Auerbach Ab. 281 etc.; Die Beamten r. nach ihrem Amtsalter [höher] etc.; Die Sonne rückt [von ihrer Stelle] und weicht, der Tag ist überlebt. G. 11, 45 etc. und nam. = vorwärts r., vorwärts kommen etc.: Das Stück will gegen das Ende weder gehen noch r. 16, 305; Mit dem Zeichnen geht es gar nicht und ich habe mich also zum Modellieren entschlossen und Das scheint r. zu wollen. 24, 87; Mein Stück rückt [vor]. Stein 1, 214; Mein „Egmont“ rückt doch, ob ich gleich den 1. Juni nicht fertig werde. 226 etc., seltner: Weihnacht rücke [näher oder heran]. Gotthelf U. 1, 338, auch unpers.: Leute, denen es so rücke [die Arbeit etc. vom Fleck gehe]. Sch. 82 etc., und (nach Adelung): Die Bäume r. (heraus) = schlagen aus. 4) im sübst. Infin.: Das R., auch in Zsstzg. z. B. 1n; Das Tisch-R. s. 1q; r; ferner (schwzr.): Das Alpen-R. [Wegzaubern des Viehs auf den Bergen]. Tschudi Th. 591. 5) Der Rücker, z. B.:
a) persönl. in Zsstzg., z. B.: Die spukenden Geister der Marken- rücker. Reithard 545, die Grenzsteine (ver-)r.; Tischrücker(ei), s. 1r etc.
b) sachl., z. B.: in Taschen- uhren die Stellscheibe zum Regulieren des Ganges (s. 1m) etc. Veralt.: Der Rucker, eine Art Dolch. Tschudi Chr. 727. 6) Die Rückung [gw.: das R. 4] des Tisches etc., s. 1q.
Anm. S. Ruck, Anm. Die Bsp. (s. auch Zsstzg.) zeigen noch vielfach, nam. bei G. die oberd. Form ohne Uml., die jedoch nur für 3d allgm. üblich ist, während einzelne Sprachlehrer sie überh. für das Intr., rücken dagegen für das Transit. und Refl. durchführen möchten.
Zsstzg., z. B.: Áb-: sort-, weg-r.:
1) tr. [1] Jenachdem der brechende Winkel gehalten wird, vom Be- obachter ab- oder zum Beobachter zugerückt. G. 38, 24; Er rückte die Schränke ab. Immermann M. 4, 95 etc.
2) intr.: (sein): [3] Nach dem A. jener Reiterei. Ense Biogr. 3, 516; Selma hatte .. das Gefühl, als müßte sie von Siegbert a. Gutzkow R. 7, 445; 2, 281; Die Auftritte der Natur rücken vor und ab. H. 13, 254; Wohin ich aus Schwaben beträchtliche Verstärkungen a. ließ. Pz. 1, 35; 2, 11 etc., s. auch: Auf-r. An-:
1) tr.:
a) [1] Jch rücke meinen Stuhl hier an [heran]. Ense Denkw. 6, 119; Ein Büchelchen Epigramme ein- od. an-zu-r. [dem Almanach anzufügen, s. ein-r. 1a]. G. Sch. 1, 55, s. auch [3a] etc.
b) (s. 2) Einen a., selten st.: gegen ihn a., a–d ihn angreifen: Wir rückten dann mit frohem Muth | sie an. Lavater (Wackern. 2834³¹).
2) intr. (haben): [3e] Die Spieluhr rückt auf elf an. Gutzkow Lenz 129; Kein Weiser rückt an, ohne daß ich nicht denke: Den hat er mit seiner todten Hand eben gerückt und nun wird er gleich schlagen lassen. R. 5, 126 etc.
3) intr. (sein): [3f etc.]Die a–den Truppen; Wurde Blücher’s A. gemeldet. Ense Biogr. 3, 337; Lassen Sie nun die Auslegungen wider mich a. JBMichaelis 119; Rückt auf einander an. Sch. 493a etc. Aūf-
1) tr. (s. auch Zsstzg. von II):
a) in die Höhe rücken (vgl. 2), empor-r.: Etwas a., auf- und ab-, auf- und nieder-r.; Wenn man nun die todte Lerche aufrückt, so —γπ 4 fallen die Lerchen auf den Herd. Döbel 2, 229b; Das auf- undniedergerückte Bild. ’G. 39, 343 (vgl.: So wird er das durch die objektive Refraktion hin aufgerückte Bild wieder heruntergerückt sehen. 37, 125); Gen Himmel werden aufgerückt [fahren]. Rollenhagen Fr. 245 etc. (s. Haltaus 63); Die Aufrückung der Seinen in seine Herrlichkeit und Wonne. H. R. 11, 127.
b) (s. a und aufschieben) durch Rücken öffnen: Ein Knappe geht an’s Pförtchen, rückt | das Guckloch auf. Ramler F. 3, 134.
c) (vgl.
d) Einem Etwas a., auf den Leib rücken, so daß es sich ihm fühlbar machen muß: In einer so fabelhaften Welt leben Kinder, wenn ihnen die Geschichte und die Wirklichkeit auch noch so handgreiflich aufgerückt wird. Immer- mann 12, 60. d) (s. c) (Einem) Etwas a. (vor-r., s. d. 1b), vorhalten (s. d. 3), vorwerfen (s. aufheben 6; auf-, vorrupfen; Aufruck und Basler Bibel von 1523, wo aufrucken als „ausländig“ erklärt ist durch „verweisen, beschuldigen)“: Rücke Dem nicht auf seine Sünde, der sich bessert. Sir. 8, 6; 18, 18; 20, 15; 29, 32; Jak. 1, 5; Keine von allen diesen Unwissenheiten . . ist ihnen auf-zu-r. Fichte 7, 389; Man wollte das ungerathne Kind nicht vor Augen sehen, man wollte die Verbindung eines hergelaufenen Menschen mit einer so angesehenen Familie .. sich durch die Gegenwart nicht beständig a. lassen. G. 16, 61; Alles zu vergessen, als wäre es nie gewesen, niemals es wieder aufzur ucken. Gotthelf Sch. 332; Rücke die Milde nicht auf! H. 9, 115; 196; Ph. 13, 97; Lichtenberg 3, 476; 560; Luther 5, 70b; 90a; 151b; 8, 53a etc.; Der Aufrücker des Einkommens. Tischr. 249a etc.
2) intr. (sein): s. [3f] und 1a: Auf- und ab-r.; Auf- und nieder-r.; Daß Lehrer zu den obern Schulbehörden a. [avancieren]. Auerbach Leb. 1, 42; Im folgenden Jahr rückte er zum Premierlieutenant auf. Scherr Bl. 1, 83 etc.; Die Aufrückung in ein höheres Amt etc. Āūs-:
1) tr.: auswärts, aus Etwas heraus rücken, z.B. = vor-r. (s. d. und vgl. den Ggstz. ein-r. 1b), nam. aber bei etwas in Umdrehung zu Versetzendem: es aus dem Eingriff des die Drehung bewirkenden Gegenstandes (des Rads, der Welle etc.) fort-, weg-r., z. B.: Um beliebig irgend eines der Spindelgetriebe außer Eingriff mit dem Stirnrade zu bringen . . . Man bedient sich .. tragbarer Schraubwinden, die, wenn ausgerückt werden soll, auf die Lagerstellen unter die Getriebe gesetzt . . ., deren Ausrückung leicht bewirken. Karmarsch 2, 691; Die Ausrückung des Triebrades. 701; Auch ist eine Ausrückung vorhanden, um die Scheibe ganz zum Stillstehen zu bringen. 3, 496; 516 U. o.
2) intr. (haben): [5e] In diesem Augenblicke ruckte die Uhr aus und ihr Hammer begann mit langsamen Schlägen. 1, 2, 3, 4. Goldammer Lith. 259.
3) intr. (sein): aus dem Lager etc. ins Feld rücken (eig. und übertr.): Das Regiment .. ruckte aus. G. 25, 227; Wenige der ausgerückten Franzosen rückten wieder ein. DMaje 3, 540; Droben .. rückte er, wie ein deutscher Polizei-Puritaner und Purist mit Speiteufeln und Musketenfeuer aus gegen den Kirchgang. IP. 7, 87; Platen 4, 198; Sch. 576a etc., s. auch ein-r. 1b. Be-: tr. (s. auch Zsstzg. von II): 1) [1s] Vögel b., in das zu rückende Netz locken und, es rückend, sie fangen: [Die Lerchen] ber uckt und gefangen. Döbel 2, 229b; 3, 169a; Seine Lockvögel . ., andere mehr damit zu b. und zu fahen. Luther SW. 60, 5 etc. 2) (s. 1) verallgemeint und übertr., mit in einander greifenden Nüancen:
a) überfallen: Wie finster hier und stille! | O glücklich Der, den keine Furcht berückt (s. b). G. 8, 271; „Wo ich weide, | da (rath ich) schleiche mir nicht nach!“ | Sie nicht so sträflich zu b., | verspricht und hält ihr Polydor. Hagedorn 3, 154; Daß der Frost sie nicht entblößt berücke, | so macht des Volkes Fleiß aus Milch der Alpen Mehl. Haller 35 etc.
b) im (od. wie im) raschen Überfall gefangen nehmen, besiegen, überwältigen: Wie die Vögel mit einem Strick gefangen werden, so werden auch die Menschen berückt zur bösen Zeit, wenn sie plötzlich über sie fällt. Pred. 9, 12; Die schöne Mathilde berückt’ ihm das Herz. Baggesen 5, 58; Der Mundrubin, der mich berücket. Daumer 1, 78; Seehunde, welche wir, indem sie sich .. in die Sonne gestreckt, aus den Büschen gar leicht b. konnten. Olearius Reis. 10b; Er rief, wie vom Wein berückt [trunken]. Rückert Mak. 1, 96; Nichts zeigt sich ihren Blicken, | das nicht verdient, selbst Götter zu b. W. 10, 7 etc.
c) am häufigsten: in eine Falle locken, überlisten, betrügen, täuschen: Sir. 19, 25; Wohl geködert! wohl berückt! | Vögelchen hat angepickt etc. B. 291a; Cham. 3, 11; 273; G. 5, 126; Ein Mensch wird leicht berückt, Gott lässt sich nicht betrügen. Günther 1036; Die Menge der täuschenden Schatten, die wir umher werfen, berückt uns, daß wir sie für mehr achten als unsere einzelne wesenhafte Gestalt. FHJacobi 5, 52; Durch Fertigkeit, Gewandtheit und Spitzfindigkeit den einfachen Sinn der wenigen Gebildeten b. Kriegk 2, 195; Der Vater täuscht den Sohn, der Freund berückt den Freund. Lichtwer 255; Dies war nur ein Strick, | mich desto leichter zu b. Nicolai 4, 64; Sie haben mich beruckt. Opitz 2, 47; Wenn ich euch berücke, | so bezahlt meine Tücke! Rückert Mak. 1, 93; Die falsche [Melpomene] stellt sich wahr, um zub. Sch. 100a; Lügengeister, | die dich b–d in den Abgrund ziehn. 368b; 376a; W. 12, 166; Da ein einfältiger Gimpel durch gute Worte berücket worden. Weiße Erzn. 41 etc.
d) s. ver-r. 4d. 3) (zu 1 und 2) Laß ihren Tisch zu einem Strick werden und zu einer Berückung. Röm. 11, 9; Es ist eine absichtliche Berückung des ungeübten Lesers [objekt. Genit]. Kant SW. 1, 419; Behüte mich vor Berückung der Satane [subjekt. Genit.]. Rückert Mak. 1, 94 etc. hinzu-r., tr.: Wo sein Name nur sich in die Verse schickt, | so wird er alsofort dem Meier beigerückt. Canitz 94 etc.; intr.: So geh ich in meines Nachbars Haus, rück ohne Komplimenten bei [an den Tisch] und laß mirs wohl schmecken. LPHahn Hohn. 66.
Bēī-: Dúrch-:
1) tr.: durchziehn (durch die Hechel), durchhecheln. Günther 429.
2) intr. (sein), hindurch-r.: Die durch die Stadt d–den Truppen etc. Eīn-:
1) tr.:
a) einen Ggstd. in Etwas hinein-r.: ihn darin seine Stelle finden lassen, ihn demselben einverleiben, ihn aufnehmen, z. B.: Dem Buchbinder zur Nachricht ..: Die kleinen [Bogen] können nur mit einem Einschlag eingerückt werden [eingeheftet etc.]. Olearius Reis. XVIII etc., nam, oft: Etwas in ein Buch, in eine Schrift, Zeitschrift, Zeitung e. (vgl. inserieren): Sein Lied, das wir der nächsten Folge wegen hier wieder ein-zu-r. für nöthig finden. G. 19, 11; 22, 275; 33, 150; Jene Entgegnung gebührfrei e. Heine Lut. 1, 69; Die „Briefe“ etc. .. sind in verschiedene periodische Schriften eingerückt gewesen. Mendels- sohn Ph. 1, VIl; Platen 7, 19; Vogt Köhl. 34 etc.; Für die Polizei ist diese Einrückung [dies Inserat] eine beschämende Niederlage. Ense Tag. 3, 85 etc.
b) Etwas einwärts rücken, so daß in der Reihe ein Einsprung entsteht (Ggstz. vor-, seltner aus-r.), auch intr.: Die Häuser der Straße bilden eine gerade Reihe, gegen welche Niemand sein Haus vor- oder e. darf etc. und nam. zur Bez. eines Absatzes in Schrift und Druck: Die nächste oder: mit der nächsten Zeile etwas e.; Die nächstfolgende Anfangszeile (Alinea) wird bei gewöhnlichen Formaten um 1 Gevierte eingerückt (eingezogen). Franke Kat. 54 etc.
2) intr. (sein):
a) s. 1 b.
b) in einen Platz etc. rücken: Du bist, wie Loke bei den Götterfesten, | kaum eingerückt, so rückt der Zank dir nach. Fouqué Dr. 1, 30; Ich denke, ’sgiebt .. Bataille .., und nun mit einmal: eingerückt! [ins Lager, Quartier etc.] abgesessen! 261; Daß ein Sinn an die Stelle des andern e. und den entbehrten vertreten könne. G. 40, 402; Bis .. ein Nebel in die Luft einrückte. Hebel 3, 107 etc., s. aus-r. 3. Empōr- auf-r. 1a und 2: In die bessere Welt ist sie emporgerückt. Hungari 1, 555 (Neuffer); Du zur Obergewalt Emporgerückter! Rückert Mak. 1, 169; Lächle, rückt man dich zum letzten Rangenieder| und, rückt man dich empor zum ersten, lächle wieder. W. 3, 85 etc.
Ent-:
1) tr.: mit oder wie mit einem Ruck fortbewegen:
a) mit Angabe des Woher oder Wohin: Wem sie erscheint, wird aus sich selbst entrückt. G. 12, 79 (vgl.: außer sich; entzückt sein); Das plötzliche Entrücktwerden .. mitten aus der Einwurzelung in theuerste Herzen. Gutzkow R. 8, 451; Dann fühlt er .. sich ins neue Vaterland [s. b] aus ihrem Arm entrückt. IGJacobi Ir. 7, 665; Seine aus diesem Eden entrückte Schülerin. IP. 7, 261; Der Pfad, auf dem er hergekommen, | wird wie durch Zauberei aus seinem Aug’ entrückt. W. 20, 213 etc.; Der Himmlische war damals noch nicht so weit von der Erde entrückt. Arnim Kron. 1, 142 etc.
b) mit Angabe des Wohin: Daß er glauben soll, er sei in die Zeiten der vorgestellten Geschichte entrückt. G. 31, 19; Jacobi (s. a); Lenau NGd. 237 etc.; Ihr Kind ward entrückt zu Gott und seinem Stuhl. Off. 12, 5; Zum Blutstuhl bin ich schon entrückt. G. 11, 206 etc., auch: Hin und her e–d | Halbgötter. 12, 194 etc.
c) m. Dat. (vgl. entziehen, entnehmen etc.): Dem Gewimmel entrückt. Baggesen 5, 230; Sein jedem Schulstaub entrücktes feines . . Wesen. Ense Denkw. 6, 3; Nun ist sie auf ewig mir entrückt. G. 13, 296; Dem von Mainz diesen Vortheil zu e. L. 4, 93; Dem Strang des Henkers ihn e–d. Platen 2, 196; Ihn dem Muthwillen seiner Feinde zu e. Sch. 806a; Schon die Hälfte der Tugend entrückt Zeus’ waltende Vorsicht | einen Mann, sobald nur der Knechtschaft Tag ihn ereilet. V. Od. 17, 322; Sh. 3, 10; W. 3, 34; Ihn der Verzweiflung zu e. 11, 188; Wernike R. 92.
d) (s. c) vereinzelt m. Genit. st. Dat.: Der Bretterbude und alles materiellen Krams entrückt. Seydelmann 91.
e) (s. c) im Partic. verschmelzend m. Dat.: Der welt entrückte Idealismus. Lewald Leb. 1, 91; Zeit ent- rückten Frieden. KMayer 316 etc.
f) o. abhäng. Vhe.: Eine Bewunderung, die sie .. außer sich setzte, sie entrückte. Arnim 223 Daß nun die Hoffnung .. auf weit hinaus entrückt war. Ense Biogr. 3, 126; G. 23, 277; Wann sinkend des Tages Monarchin | sammt dem beseelenden Licht Formen und Farben entrückt. Schlegel (Wackern. 2, 1306¹⁸) etc.
2) (s. 1) zuw. refl.: Wenn du .. dich der Erde Tand entrückest [s. 1c]. Platen 2, 30; Im Netz . ., | daraus er sich nicht konnt e. [1a]. Rollenhagen Fr. 221 etc.
3) ver- altend intr. (sein) = 2, z. B.: So wirst du ihm wohl nicht e. [entgehen, s. 1c]. Olearius Ros. 52b; In den Gedanken ich entruckt [= ward entrückt]. HSachs 1, 321a.
4) im subst. Infin.: Wo bin ich? Welch sanftes E.! [Entzücken]. KMayer 169 etc.
5) (s. 4) Die Entrückung. Entgêgen- [1; 3f]. Fórt- [1; 3f]: weg-r., weiter-r.: Den Tisch f. etc.; Beim F. [Fortschreiten] der Kultur. G. 30, 36; Er bleibt bei diesem idealischen Dasein stehen und wenn der Theīst fortrückt und zu dieser Behauptung hinzusetzt etc. Mendelssohn Morg. 237 etc.; Apollons Fortrückung bis zur Sonnengottheitsschaft. V. (Paulus Leb. 37) etc. Hêr- etc. [1 u. 3f]: Den Tisch h.; Nicht verächtlich rückte Polynices | auf Theben her. Sch. 237a etc.; Unter dem .. Rock ruckten seine Füße und sein Leib hin und her. Gartenl. 9, 210b etc.; So wird der Tod .. | euch sanft und bald hin-r. Claudius 4, 61 (s. hin 4); Mühlpforth 2, 31; Ein treffliches Buch, das dich so hinrückt [entrückt, entzückt]. Sturz 1, 268; Von Welt auf Welt geflügelt hingerückt. Uz 1, 26 etc.; Ihre letzte Stunde rückt heran. Gentz Rev. 72 etc.; Es ruckt sich von Schnörkel zu Schnörkel hinan. G. 1, 184 etc.; Freund, rücke hinauf! Luk. 14, 10; Daß Jeder seine Stirnfalten hinaufrückte. Arnim 110; Die Geburt, | die mich so hoch hinaufgerückt. G. 13, 341; 37, 125 (s. auf-r. 1a) etc.; Dein Brief hat mich heraus- | gerückt aus dieser engen Gegenwart. Sch. 560b; Wird mein Präsent bald heraus-r.? 154b = zum Vorschein kommen etc. und so auch: Mit dem Präsent etc., mit der Sprache (G. 19, 77; W. 24, 125 etc.), mit seiner Geschichte (27, 339) etc. heraus-r.; Rückt heraus! [mit der Bezahlung]. Rückert Mak. 1, 96 etc.; So hat mich Apoll von Belvedere aus der Wirklichkeit hinausgerückt. G. 23, 159; Platen 4, 102; Schon hat er den Fuß zur Schwell’ hinausgerückt. Rückert W. 3, 218; Rückte sie die Grenzen ihres Gebiets über das Weltmeer hinaus. Sch. 776b; Es war Weihnachten nahe herbeigerückt. Kohl E. 3, 82; Die hinfällige Gesundheit des Kaisers rückte diesen Zeitpunkt nahe herbei. Sch. 896b etc.; Es rückt das schwere Gewitter her- über. G. 5, 78; Also setzet er nun hier die Stücke nach einander und rücket sie herum [in andrer Reihenfolge]. Luther 6, 226a etc.; Das .. hinaufgerückte Bild wieder her- untergerückt. G. 37, 125 etc. [s. 1s]; Als die Morgenröthe .. an dem Himmel herfürgeruckt. Schaidenreißer 5a; Sie rückt ihr Gut ihm stets herfür [vor, auf]. HSachs G. 1, 21 etc.; Da rückte der Geist des Herrn Philippum hinweg. Ap. 8, 39; Wo die feinern Grenzscheiden des Anstandes und sittlichen Gefühls hinweggerückt sind. Sch. 806a etc. Lōs-:
1) [1] So rück nur auf den Riesen groß | all deine Büchsen wieder los. Ringwaldt (Wackern. 2, 183f).
2) [3f] Mit der Hauptstärke auf den linken Flügel der feindlichen Stellung l. Ense Biogr. 3, 258 etc. Nāch- [1; 3f]: hinterher rücken; rückend folgen: Blücher ließ seine Truppen nicht weiter r. Ense Biogr. 3, 282; Wo Giulay ihnen sogleich nachrückte. 340; 525 etc.; Fouqué Dr. 1, 30; Die Verkäufer und Empfänger konnten dem sinkenden Papierwerth nicht genug n. G. 27, 286 etc. Nêben- [1; 3f]. Nīēder- [1; 3f]: hernieder-r., s. auf-r. 1 u. empor-r., etc. Tísch- [1r; s]. I. Über-: hinüber-r.: In seinem Dichternamen rückt sich mit der Zeit der Accent von „Freimund“ auf „Reimar“ über. Gervinus Lit. 5, 716. II. Über-: (vralt. s. be-r.) überfallen, überwältigen: Dein Zorn uns gar hinunter druckt | und „uberruckt“. Waldis Ps. 90, 3. I.
Um-, tr.:
1) rückend anders stellen: Die Möbel immer um-r. etc.
2) rückend umwerfen. Döbel 2, 76a. II.
Um-, tr.:
rückend umzingeln. Ver: (in den mit * bez. Stellen gegen den allgem. heutigen Gebrauch: verrucken):
1) tr.: Etwas von seiner Stelle fort-r., z. B.:
a) Damit das Licht von der Seite gehörig einfiele, ward ein Fenster verrückt. G. 30, 330; Ihren Wittwenstuhl zu verr u cken [sich wieder zu verheirathen]. Mathesius Pr. 26; Odysseus stand wie ein Felsen | fest und nicht verrückt’ ihn der Wurf aus Antinoos Händen. V. Od. 17, 464; Il. 23, 719 etc. (und vralt., s. 3): Nicht dergestalt, daß ich ins Elend gehe, daselbst armseliglich zu leben, sondern .. schändlich allda zu sterben, .. verruckt [gedrängt etc.] werde. Hutten (Wackern. 3, 219¹⁰).
b) zumeist (s. a) Etwas von der rechten gehörigen Stelle in eine falsche, ungehörige rücken: Die Grenze (Hosea 5, 10), den Mal- oder Markstein ver-r. (B. 241a; Carolina 114; Fischart B. 159b; W. 1, 104) etc.; Jemand oder Etwas verrückt Einem den Standpunkt (G. 33, 169), den Gesichtspunkt (Ense Biogr. 3, 331; G. 29, 360; W. 17, 74), das Ziel (Kol. 2, 18; G. 35, 101; 2, 232; W. 20, 103), den Zweck (G. 36, 19), den Plan (Musäus M. 5, 65; W. 27, 297), das Koncept (1, 206 etc.), den Kompaß (Canitz 243; Olearius Reis. 399a), den Kopf (Gervinus Lit. 3, 216; G. 29, 424; AWall Stammb. 40; W. 18, 263; 22, 166; Luc. 1, 41 etc., s. 4a); Nun war aber durch ein unerwartetes Ereignis der ganze Zustand verruckt. G. 18, 218; Bei so manchem andern zerrütteten und ver- ruckten Verhältnisse. Zelt. 1, 259; Durch die Ankunft von fremden Prinzen werden unsre .. Tanzlustbarkeiten verr uckt. *Sch. 2, 26; Die gestörten, die verrückten Lagen [des Gebirgs]. KCvLeonhard (D.Viertelj. 1, 1, 63); Sie bekömmt einen steifen Nacken, verrückte [gw. s. 4a verrenkte, verschobne etc.] Schultern. Rabner 4, 161; Eine verrückte Uhr zurechtzubringen. Zimmermann Nat. 138 etc.
c) (s. b) vralt., z. B. bibl.: aus der Bahn des Rechten und Guten rücken: Daß nicht, wie die Schlange Evam verführte .., also auch eure Sinne verrückt werden [weg] von der Einfältigkeit in Christo. 2. Kor. 11, 3; Wir sind verruckt worden, daß wir nicht gehalten haben die Gebote. Neh. 1, 7, ferner: Eine Jungfrau ver-r., schwächen, s. Adelung U. Schm. etc. —2) refl., z. B.:
a) s. 1a: Deßwegen ich mich nicht aus meiner Stellung verrückte [rückte, rührte]. G. 28, 180; Man nehme das Prisma. .. Das Rothe wird sich mit den Streifen verr ucken. *38, 74 etc.
b) (s. 1b) Es hat sich Alles verrückt und der Einzle thut genug, wenn er, was an ihm ist, die Sache wieder in die Richte schiebt. Alexis H. 1, 1, 181; Im Hinaustragen [der Uhr] mochte sich Etwas am Werke ver-r. und sie blieb . . stehen. G. 19, 310 etc. 3) intr. (sein) nur noch zuw. st. 2: In der Hitze des Ansprengens verrückt die Lanze und er stößt den Ring gerade vorbei. L. 7, 388 etc., in den ältern Spr. aber auch = sich wegbegeben (s. Schm.), z. B.: Daß der Menschen Seelen in die Thier .. verr ucken. *Fischart B. 120a; Eh ich von Pisa verrückt. Gryph. Säug. 29; Hutten (Wackern. 3, 213³⁴); Aus der Stadt nicht zu ver-r. Schweinichen 2, 124; Die .. anderswohin verruckt. Stumpf 391b etc. Und von der Zeit = vergangen, verwichen: Vor kurz verr uckter Zeit. *JGrob (Wackern. 2, 526⁰); Vor wenig verruckten Tagen. Schaidenreißer 60b etc. 4) im adjekt. Partic.: Verrückt (nicht s. Sanders Orth. 70 verrücke t):
a) (s. 1b: Den Kopf ver-r., z. B.: Das Gefühl, das Ophelien den Kopf verrückt, wird mich nicht verlassen. G. 17, 31; Von einer gewissen Krankheit befallen, die ihm ganz und gar den Kopf verrückte, 28, 245; Dem ganzen Rath sei das Gehirn verrückt. Wernike R. 73 etc.; Was für ein hirn- v–der Planet | verwirrt euch also die gesunden Sinne? Sch. 461b etc., vgl.: Dem Menschen, der durch Verschwendung oder andere Thorheiten zeigt, daß sein Verstand sich verschoben hat. G. 9, 281 etc.) = geistesirre (s. d., vgl. c; verdreht, wahnsinnig, wahnwitzig, unsinnig, toll, närrisch, gestört etc., s. auch: Hundstage) und: in dem Zustand eines geistig Jrren begründet: Ein verrücktes Mädchen. . . Wenn ich jemals närrisch werden möchte .., so wär’ es auf diese Weise. G. 18, 56; Verr uckter Buckel! [buckliges Weib]. 28, 87; Für eine Entzückte, nicht für eine Verrückte gehalten. 17, 378; Jene verrückte, monstrose Religion. 4, 178; 23, 277; Zelt. 2, 403; Bist du verruckt? Hebel 3, 242; Das Irrereden (delirium) des Wachenden in fieberhaftem Zustande ist eine körperliche Krankheit. .. Nur der Jrreredende, bei welchem der Arzt keine solchen krankhaften Zufälle wahrnimmt, heißt verrückt. Kant Anthr. 141; Sie haben ihn | in dieser ganzen Nacht nicht schlafen lassen, | nun ist er gar im Kopf verrückt. Sch. 605b; Sylvio könnte .. ein wenig närrisch sein, ohne daß er gerade Das sein müßte, was man verrückt heißt. W. 1, 183; 10, 158; Verrückte Einfälle, Ansichten, Meinungen etc. Wegen naheliegender Mißdeutung vermeidet man gw. das Partic. in andrer Bed., in Bsp. wie: Verrückte Gesichtspunkte (1b) wieder zurechtzustellen. G. 27, 492; Weder Odysseus vermocht, ihn verrückt (1a) auf den Boden zu schmettern, | noch auch Ajas vermocht’ es. V. Jl. 23, 719 etc.
b) zu a, zuw. verstärkt in Zsstzg.: Hirn- (Sch. 455b), sinn- (MBeer Arr. 8) verrückt, vgl.: sinnverwirret. Cham. 4, 160 etc.
c) zu a.: Verrücktheit, sowohl abstrakt das Verrücktsein (s. 5), als auch konkret: eine Außrung desselben: Exaltation der centralen psychischen Thätigkeit, d. i. Verrücktheit (Narrheit paranoia fatuitas), wo in Folge falscher Bildung von Vorstellungen und Begriffen, von Urtheilen und Schlüssen (also in Folge verkehrten Denkens) ohne daß deßhalb die Eindrücke falsch gefühlt zu werden brauchten, ein verkehrtes Handeln (in Worten und Thaten) zu bemerken ist. Bock Diagn. 303; Wenn er nicht von Tollheit befallen ist und aus Verrücktheit handelt. Ense Tag. 1, 35; Daß er Demselben in seinen Verrücktheiten möglichst Abbruch that. Denkw. 5, 56; Indem sie mit schamloser Stirne das Gefühl Wahnsinn und das Genie Verrücktheit nennen. Forster It. 2, 122; Die Verzerrungen und Verrücktheiten der deutschen Poesie. Gervinus Lit. 5, 577; G. 3, 83; Aus einem Unabhängigkeitsgefühl, welches mir später als Verrücktheit erschien. 22, 319; Die damaligen Verrücktheiten. 340; 27, 27; 33, 135; 197; Nie | hat so den Sinn Verrücktheit unterjocht, | daß nicht ein wenig Wahl ihm blieb. Schlegel Haml. 3, 4; 3, 1; Fast noch mehr Anstoß als Hamlet’s Wahnsinn erregte die Verrücktheit der Ophelia. Tieck DrBl. 2, 61; Konnte doch | Verrücktheit, Aberwitz so rasen nicht, | allein hierher zu kommen. Cymb. 4, 2 [personif.] etc.
d) im verneinten Partic. z. B. (s. 1a): Das Violette bleibt mit seiner obern Grenze [durch das Prisma] unverruckt. *G. 38, 83; ferner (s. 1b) veralt.: Schone nur mein Land, daß ich meinen Ackerbau unverrückt [unzerstört etc.] behalte. Olearius Reis. 325b (wofür es Wackern. 3, 692²⁷ un berückt heißt, ob Drckf.?) und (s. 1c) Unverr ü ckt. 1. Petr. 3, 4 mit Randgl.: * Unverruckt, daß sie rein und rechtschaffen im Glauben seien, am häufigsten aber = unverrückbar (s. d.), un- unterbrochen, stetig, unwandelbar, ohne Wanken, fest etc. Ephes. 6, 24; Ense Biogr. 3, 163; Fichte 8, 29; Der höhern Bildung unverrückt entgegengehn. G. 6, 345; Ein unverruckt Gesetz. ǟebd.; Ein festes, unverrücktes Ziel. 17, 354; In einer unverrückten, lebendigen Folge. 211; 18, 94; 196; 31, 92; 35, 132; Sch. 1, 54; Wie doch schwebet mir immer vor | unverrücket jene Furcht. WHumboldt 3, 65; L. Nath. 1, 4; JvMüller 14, 83; 240; Platen 4, 292; Ramler F. 3, 250; Sch. 721a; O Festigkeit, steh unverrückt mir bei! Schlegel Cäs. 2, 4; Jch bin standhaft wie des Nordens Stern, | deß unverrückte, ewig stete Art | nicht ihres Gleichen hat am Firmament. 3, 1; V. Od. 4, 419; W. 5, 20; 18, 202 etc.
e) zu d selten: Wenn ich nur einmal Unverrücktheit [Stetigkeit etc.] der Seele hätte. H. Merck 2, 36. 5) Verrückung, das V., z. B. (1a): Ein solches Vh. .. weist auf spätere Verwerfungen und Verrückungen [der Gebirgsmassen] hin. Burmeister Gsch. 170; Die .. Gänge und die Verr uckungen derselben. G. 40, 302 etc.; Verr uckung des Bildes [durchs Prisma]. *39, 267; 344 etc. und = Verrücktheit (s. 4c): Alles, was außerhalb der gw. Bahn liegt, scheint der kalten Ueberlegung schon in das Gebiet der Verrückung zu gehören. Abbt 2, 116; Eine Art von Verrückung, von Sinnlosigkeit. Engel 7, 237; L. (Danzel 517) etc.; Beispiel einer solchen radikalen Geistes-Zerrüttung und-Verrückung. Fichte 8, 5; Bare Schwärmerei, welche mit der Sinnen- verrückung in naher Verwandtschaft steht. Kant Anthr. 33 etc.
Vōr-:
1) tr.:
a) vorwärts rücken (s. 2): Den (oder: mit dem, s. 2) Thurm im Schach 2 Felder weiter r.; Drei große Männer . . rücken die Bildhauerkunst vor .. Masaccio rückt die Malerei vor [bringt sie weiter]. G. 29, 134; Ein dunkler Hintergrund rückt die Ggstde. eines Gemäldes (für das Auge) vor, ein dunkler zurück etc. und so auch o. Obj.: Bloßes Schwarz rückt am stärksten vor. Adelung.
b) Einem Etwas vor-r., vorwurfsvoll vor Augen rücken, zur Erinnerung daran, z. B. ugw. in Bezug auf etwas Gefordertes: „Still, still, aus Scham! wo nicht, aus Christenliebe.“ | Rückt Christenliebe nicht noch Scham mir vor! | unchristlich seid ihr mit mir umgegangen. Schlegel Rich. III. 1, 3 (rge neither charity nor shame to me), gw. aber wie auf-r. (s. d. 1d) in Bezug auf etwas der Vergangenheit oder Gegenwart Angehöriges: Den Männern nie die Wohlthat vor-zu-r. Gellert 1, 129; G. 7, 46; H. Ph. 10, 116; Ich werde es [Jhnen] nie vor-r. Iffland 3, 1, 147; Daß mir einige Verdrießlichkeiten .. nicht so heftig vorgeruckt wurden. L. 12, 6; Mendelssohn 4, 1, 263; Einem solchen Künstler Fehler vor-zu-r. Meyer Winckelm. 1, 473a; Die stolze Pracht Brunell’s | wird . .. ihm hämisch vorgerücket. Nicolai 8, 148; Was rucken wir den Frauen | Dies oder Jenes für? Opitz (Wackern. 2, 331¹); Rabner 1, 162; 3, 62; Tieck N. 6, 100; W. 12, 250; 10, 53; [Den Spiegel], der ihr jetzt der Haare Schnee, die Runzeln | der Stirne vorrückt. Luc. 6, 451; Als ihm vorgeru ckt ward, dieses wäre .. Wütherei. Zinkgräf 1, 311; 259 etc.
2) intr. (sein): vorwärts rücken, vorschreiten (s. 1a): Die Kunde von dem V. des Hauptheers. Ense Biogr. 3, 329; 336; Das Geschütz der Garde rückte vor. 338; 487 etc.; Sie ruckten einzeln vor. G. 25, 19; Er [Tasso] ändert stets, ruckt langsam vor. 13, 103; 22, 72; Als die Abschrift .. vorrückte. 21, 103; So rückte der erste Baulustige auf eine bestimmte Linie vor. 199; Im Ganzen ruckt das Violette [bei der Brechung durchs Prisma] viel weiter vor als das Rothe [versch. 1a]. 38, 93; Ein schöner Morgen war im V. 18, 56; Die Auftritte der Natur rücken vor und ab. H. 13, 254; Die Wiese steht in Dolden, | der Lenz ist vorgerückt. KMayer 57; Bilde dir ein, daß du um 14 Jahre in meiner Freundschaft vorgerückt seist. W. 9, 226; In ein höhres Amt vor-r. etc., auch im adjekt. Partic.: Auf den vorgerücktesten Posten (s. 1a). Ense Biogr. 3, 482; In seinem vorgerückten Lebensalter. Kriegk 2, 292; Die vorgerückteren Schüler etc. Wég- [1; 3f]: hinweg-r.: Den oder: mit dem Springer auf ein andres Feld w.; Mein erster Traum .. ist weit von meiner Seele weggerückt. G. 17, 316; Den Fuß wegr ucken und fliehen. Luther 5, 379a; Das Gewand | von ihrem Hals allmählich weg-zu-r. W. 12, 243 etc. Zer-: ugw. st. ver-r., zerrütten, zerstören, z. B. Unzerrückt. Schottel 1003. Zū-:
1) [1; 3f] zu Etwas hin-r.: Wir rücken mit Vergnügen | dem lieben König zu. Fouqué (Kurz 3, 188a); Wackern. 1, 1052⁰); Sie werden, jenachdem der brechende Winkel gehalten wird, vom Beobachter ab oder zum Beobachter zugerückt. G. 38, 24 etc.
2) rückend schließen, nam. [1s]: Rücket man alsbald die Wand über ihm zu. Döbel 2, 243b. Zurück- [1; 3f]: nach hinten rücken: Ein wenig zurückgerückt vom Lärmen der Wirthschaft, | ruht .. das ländliche Wohnhaus. Kosegarten 2, 362; Volksz. 10, 55 etc. Zusámmen-:
1) [1] an einander rücken (s. 3): Drei Engel, die in 2 Gruppen so schön und künstlich zusammengerückt sind. G. 26, 326 etc. Übrtr.: Einem das Fell zusammenr ucken. 5, 131; 279, ihn durchbläuen.
2) [2] Dann, wie ein erquickter Mensch, hustet er stark, ruckt sich zusammen und fährt fort. G. 29, 293, etwa: er sammelt sich, nimmt sich zusammen.
3) [3f] an einander rücken (s. 1): Daß alle Truppen an ihre verschiedenen Sammelorte z. solltem Ense Biogr. 3, 487; Daß die Nußbäume etwas z. G. 20, 73; L. 8, 23 etc. Zwíschen- [1; 3f] etc.