Ruch
Rúch, m., –s; Rüche:
in der ältern und in der gehobnen Spr. st. der Zsstzg.: Ge-R. (s. d.), z. B.: Israel .. soll blühen wie eine Rose .. und soll so guten R. geben wie Libanon. 14, 7; [Da] gab mein Narde seinen R. 1, 12; 2, 13; 7, 8; (s. 5, 303); Die Nase riecht den R. W. 3, 24; Kirschblüthen zittern | an Gartengittern | mit süßen R. 3, 138a); Des R–es wegen. N. 894; Das Blümlein .. gab .. so süßen R. 2, 277²⁰); 296¹ etc. Auch in Zsstzg. (s. Ge-R. 2f), z. B.: Regenduft und Blumen-R. Mak. 1, 187; Will auch einen Würz-R. drein dämpfen hier und da meines Fäßleins. Lav. 26 etc. — S. auch Anm.
Anm. Mhd. ruch, von riechen (s. d.). — Vrsch. davon: der Geruch = das Gerüch, in der Bed. Ruf (fama), s. 3, 18, wo Belege und Fortbildungen, s. auch: Sie waren vollständig in den Gesinde-Verruch gekommen. U. 2, 221 = Verruf (s. d.), Verschiß. Dies „Ge- ruch, Gerü(e)ch“, auch „Gerüeff“ und hochd.: Ge- rücht (s. d.) stammt am wahrscheinlichsten von rufen, s. niedrd. (vgl. hier den Übergang des hochd. ft in cht, z. B. After I, Schlucht neben Schluft etc.), ruchte = Geschrei (sowohl: Geschrei um Hilfe, Zetergeschrei, als auch: Gerücht, Ruf) 3, 537; 676, und mhd. ruoft = Ruf, Geschrei und niedrd. liutrüftig, lütruftig, allbekannt 6, 353), — doch vgl. auch ahd. rahhan (sagen, erzählen) und riechen, s. „Damit daß der würdig Stift wolrichend und allermainiglichen kundig wurd“, und; Im Geruch [s. d. 2e = im Ruf] der Heiligkeit stehen, m.: Doctores die witeno stinkent mit demo stanke bonae opinionis. etc.: Jch darf Niemand anzeigen, was er für ein Vogel sei, man kennet ihn bei [an] seinem Gesang und Federn. Wie sein Gerücht reucht, so lauten auch seine Büchlein. 1, 362a etc. — Hierzu als Ableit.: ruch(t)bar; weitrüchig; anrüch(t)ig; berüchten, berüchtigen und ruchen, das aus Stellen folgert, wie: Als Jugurtha solcher Anschickung des Metellus berucht ward Verruchte Gewerbe, mestieri infami. deutsches Wörterb. II. 1677), welches letzte sich berührt mit verrucht (s. d.), über dessen Abstammung man die Anm. zu ruchlos sehe, das aber auch (s. 2, 288) zu dem schwzr. etc. Ruech (m.; –en; –en) gehören kann in der Bed.: höchst lasterhafter, niederträchtiger Mensch, z. B.: Huh, wie knirscht und schäumt der Ruch! [Reim: Fluch] 292 etc., vgl.: Seinen Sinn verrūchen, lasterhaft verstocken, z. B.: Da sie den Herrn versuchten, | fühlten greiflich seine Stärk’ | und sahen seine Wunderwerk. | Dennoch ihren Sinn verruchten. Ps. 95, 4, — ferner als wegwerfende Bez. einer Person (ohne Rücksicht auf die Sittlichkeit): Was weiß der Ruech von Fuhrmann von der Abwart, die sie [die Vögel] brauchen? Vog. 2, 202, etwa = Tölpel etc., s. 3, 20, wo auch erwähnt ist: der Ruech = Nimmersatt und —: als Vogelname = cornix nigra frugilega (s. ags. hrök, engl. rook und Rack 3a, Rücke 2): Raben Kran[iche], Ruechen. Landtagshandl. 8, 396; 7, 349 etc., s. davon vrsch. als Vogelnamen: Die Steißfüße od. Ruche (Podicipes) 424 etc. und Ruch 169 (s. Rock).
Zsstzg.: Ge-: gw. st. des ältern Grundw.:
1) (o. Mz.) der Sinn und die Empfindung des Riechens: So er [der Leib] ganz das Gehör wäre, wo bliebe der G.? 1. 12, 17; Die Raben haben einen guten G. [vrsch. 2]. 7, 335; Einen scharfen, feinen G. haben; Das Organ des G–s etc. —
2) Das, was man riecht, riechend wahrnimmt; der Duft (s. d. und Geschmack) u. zuw.: etwas Duftendes: Etwas hat einen (un)angenehmen, guten [vrsch. 1], schlechten, feinen, süßen G. etc., einen G. wie nach Rosen etc.; Und wird Stank für für gut G. sein. 3, 17; Das Haus ward voll vom G. der Salben. 12, 3; Der G. deiner Salben übertrifft alle Würze. .. Deiner Kleider G. ist wie der G. Libanons. 4, 10 ff etc.; Er räucherte mit den stärksten Gerüchen, um die Sinne zu betäuben. 5, 112; Die Gerüche, die sich am besten mit einander vermählten. Sab. 193; 4, 26; Ihr G., den er durch vielfaches Riechen und Schnüffeln ausprüfte, kam ihm so kalkicht vor. M. 2, 105; 4, 32; Wir riechen nur die Gerüche. Päd. 3, 1, 170; Dem Gefild entwallte der Opferduft in den Himmel | süßes G–s. Jl. 8, 551; Der dumpfige G. des Orts. 16, 191 etc. —
a) sprchw.: Einen auf den G. von einem Braten einladen. M. 3, 286, statt zum Essen selbst, ihm den Mund wässern machen; Ein Verleger, dem Gewinn von allen Seiten her guten G. bringt [dem Gewinn, er komme, woher er wolle, angenehm ist]. 27, 521 etc., s. b. — Ferner (b— d) s. riechen:
b) Süßer etc. G., zur Bez. des Angenehmen, Wohlgefälligen, nam. oft bibl. vom Opfer. —
c) vgl.: Nach Etwas riechen, z. B.: [Meine Philosophie] hat noch allzusehr den G. der Schule, in welcher ich mich gebildet habe. Morg. 1, VII etc.; Dein | G. ist Mord. Ich kann dich nicht umarmen. 301a = du hauchst Mord, dem Athem etc., verräthst dich als Mörder. —
d) [Der Baum] grünet doch wieder vom G. [von der Nähe, Berührung] des Wassers. 14, 9. —
e) der Ruf, in dem Jemand oder Etwas steht; der, davon ausgehnd, sich darum verbreitet [s. Anmerk.]: Der Herr .. richte es, daß ihr unsern G. stinkend gemacht vor Pharao. 2. 5, 21, s. 48, 11 etc. und nam.: Im G. der Heiligkeit stehn, z. B. von einem Mönch 24, 189), von einem Kloster Z. 9, 296) etc., ferner z. B.: Seinen christlichen guten G. lauter und rein zu erhalten. 12, 536 etc. —
f) Zsstzg. (vgl. die von Duft), unerschöpflich mit Bstw. zur Bez. Dessen, was — oder wonach Etwas riecht: Der Aas-G. der Geier; Von Blumen gerüchen umschwebt. Zurück von mir, Mörder!dein Athem istBlut-G.; Die angenehmen Blüthen- gerüche dieser wölbenden Bäume. 1, 210; Bock- G. s. Bock 27; Dann steigt jener heilige und den Göttern so angenehme Brand-G. in die Höhe. Luc. 5, 288; Gleichwohl blieb noch immer | ein Dorf-G. zurück [in den Versen], der sich sobald | nicht ganz verlieren wird. HB. 2, 61 [s. c, eine Spur des Bäurischen etc.]; Wohl-G. und Ekel-G. daraus zu bereiten. M. 3, 19; Lüftete sie das Fenster, um den Eß-G. zu vertreiben. R. 5, 385; Damit der Faul-G. uns nicht schadet. Ed. 351; Alldort empfangen uns begeistet | Ge- schmacks gerüche. 6, 82, Düfte, die zugleich auf Wohlgeschmack deuten; Er dunstet euch seinen Heiligen G. [s. e] vor. Par. 1, 129; Eher wollt ich aus dem Hervor-G. [selten: aus dem hervorströmenden G.] der Apotheke, wenn ich vorbeigehe, schließen etc. Leb. 1, 400; Von dem Hopfen-G–e . . . ganz betrunken. Br. 113; Jasmin-G. 6, 183; Die Bestien wittern den Leichen-G. Verm. 1, 139; Arsenik hat einen starken Knoblauchs-G. 2, 1301¹ etc.; Den Töchtern des Mais; | welchen der Morgenthau in den duftenden Busen | Schimmer träufelt und Lenz-G. 1, 586); Aus seinem Odem weht ein süßer Milch-G. Rost. 16a; Ein reiner Balsamduft, | welcher unvermischt mit schnödem | Erdendunst und Miß-G–e. Rom. 218; Troll 38 etc. (s. Übel-G.); Ein schlechter Ackersmann, | der Mist-G. nicht riechen kann etc.; Moder-G. nur hauchen sie aus. 2, 299; Wenn Lady Makbeth . .. alle Wohlgerüche Arabiens herbeiruft, den häßlichen Mord-G. zu vertilgen. 703a; Brenzlichen Neben-G. [des Öls]. 2, 758; Der Opfer-G. steigt empor; Plötzlich fühlt man sich [an der Solfatara] von einem Schwefel-G. ergriffen etc. Jt. 1, 194; Der Schweiß-G. unter den Achseln etc.; Ich liebe den Theer-G., liebe die See. Mon. 1, 154 etc.; Der mir mit dem Übel-G. seiner hörnenen Dose .. näher rückte. 6, 150; Man streitet mit Niemand über Wohl-G. oder Übel-G., der mit dem Schnupfen behaftet ist. Att. 3, 1, 81 etc.; Was füllet das Zimmer mit Wohlgerüchen? Reseda. 1. 306; Selbstlob! Nur den Neide stinkt’s, | Wohl-G. Freunden und eignem Schmack. 4, 86 u. v.; Sein Zimmer süß mit Würze- Gerüchen durchduftet. 311a; Umhaucht euch Blumen-Würzgeruch und -Duft. 1, 4 etc.
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