Faksimile 0794 | Seite 792
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Rübe
Rübe, f.; –n; Rübchen, lein; –n-:
1) die fleischige (eßbare) mehr oder minder konische (od. spindelförmige) Wurzel mancher Gewächse, und: diese selbst, oft näher best. durch. Bstw. (s. Zsstzg.) oder durch Ew., nam. die Farbe der Wurzel bezeichnend, so: Gelbe R., Mohr-R. (s. d.); Rothe R., Beiß-R. (s. d.); Weiße R., Brassica rapa bes. oft schlechthin R. genannt, mit sehr vielen schwankenden Arten, s. Zsstzg., doch auch = Rapunzel, Phyteuma spicata etc.: Die Radiese und R–n in der Blüthe. Forster R. 1, 373; Viele weiße R–n werden gebaut. G. 26, 118; Schabte gelbe R–n [s. b]. Hebel 3, 205; Grün und bleich wie eine R. Keller gH. 2, 336; Die Wruken und die rothen R–n. Lewald Hel. 1, 264 etc. Sprchw.:
a) Durch einander wie Kraut (s. d. 1) und R–n.
b) (Einem) Rübchen schaben, ihn neckend höhnen, indem man wiederholt mit dem Zeigefinger der rechten Hand über den der linken streicht (wie R–n schabend), s. ätsch, z. B. Gotthelf U. 2, 323; Schabte ihm ein Rübchen mit leisem Lachen. Etsch! etsch! vHorn rhD. 2, 24; Schwegler (47) 176; Vogt Oc. 2, 206; V. Sh. 1, 86 etc., auch: Ein Schaberübchen machen.
c) R–n Birnen [fünf grade] sein lassen, z. B. Fischart Garg. 63a etc.
d) Weil .. diese R–n | gar dünn gesäet (s. d.) sind. Doman (Wackern. 2, 249³⁰), weil solche Leute selten sind.
e) Einem die „Ruben“ verbrennen. 3, 735²³ (Schuppius), ihm Schlimmes zufügen. 2) nach einiger Ahnlichkeit m. 1:
a) R., Schwanz-, Schweif-R., der fleischigknöcherne Theil des Pferdeschweifs.
b) einige Stachelschnecken, Murex canaliculatus und M. spirillus (geschwänzte R.).
c) eine Blasenschnecke, Bulla rapa.
Anm. Ahd. (s. Graff 2, 352) raba, ruba, mhd. rube, (lat. rapa, gr. ρcφνς). Noch nam. obrd. Rube, z. B. SClara EfA. 1, 490; Ich laß Ruben Bir[n]en sein (s. 1c). Fischart Garg. 63a; Göckingk 2, 81 (Reim: Buben); Hammer Rh. 327 etc. S. auch Schm. 3, 9 und 4.
Zsstzg. nam. zu 1, was unbez. bleibt, z. B.: Bēīß-: Beta vulgaris, s. Beet 7 und Runkel-R.
Brāch-: s. Stoppel-R.
Burgúnder-: Runkel- R.
Dárr-: Steck-R.
Dāūer-: Spät-R–n, die den Winter hindurch dauern: Teltower D–n.
Díck-: Runkel-R. Dīēlen-: Steck-R.
Erd-: Erd-Apfel, Kartoffel. Spate.
Fǟsel-: Steck-R.
Féld-: Stoppel-R.
Früh-: frühe Steck-R–n, Mai-R., nam. im Ggstz. zur Spät- oder Dauer-R.
Fútter-: Runkel-R.
Gárten-: Brassica napus sativa.
Gícht-: Bryonia alba, auch: faule, römische, wilde Rübe; Hunds-, Scheiß-, Toll-, Zaun-R. Gúck(el)-, Hálm-: Stoppel-R.
Hérbst-: Stoppel-R.; bei Nemnich davon versch. = Kelch-R.
Húnds-: Gicht-R.
Kérn-: Brassica rapa esculenta, dazu z. B. die Teltower Rüben etc.
Knóllen-: Wasser-R.
Kōhl-: Brassica gongylodes (Ober-K., Oberrübe) und B. napo–brassica (Unter- oder Boden-K., Unterrübe, Wruke), z. B.: Von ihren K–n und Kohlrabis [s. d.]. G. 19, 192.
Māī-: Brassica rapa depressa, Früh-, Strahl-, Teller-R., z. B.: Die weiße Rübe gedeiht vorzüglich als Mai- oder Früh-R. ungemein süß. Rumohr Kochk. 128 etc.
Mōhr-: Daucus carota (gelbe Rübe, Möhre); danach: Falsche M. Laserpitium prutenicum.
Öber-: s. Kohl-R. c Ol-: Brassica rapa oleifera (Rübsen).
Pfétter-: Steck-R.
Rán(n)-: s. Range 1c und Runkel-R.
Réttig-: Raphanus sativus. (Rúmmel-), Rúnkel-: Der gemeine Mangold (Beta vulgaris) wird unter dem Namen rothe Rübe oder Rahnen mit Essig eingemacht .. Die größere Art . . unter dem Namen R–n [B. altissima] . ., ernährt ganze Zuckerfabriken, außerdem ist sie ein gutes Viehfutter. Oken 3, 1462; Karmarsch 3, 706 etc.
Sāāt-: gleich ins Feld gesäet, im Ggstz. zu den Steck-R–n (s. d.). Schābe- [1b].
Schēīß-: Gicht-R.
Schêr-:
1) Teltower-R.
2) Rübsaat. Schwánz-, Schwēīf- [2a]. Spǟt-: s. Früh-R. Stéck-: die zeitig im Frühjahr gesäet und wovon die Pflanzen dann aufs Feld gesteckt werden, im Ggstz. zu den Saat-R–n, von mannigfachen Arten von Brassica napus. Stóppel-: Brassica rapa oblonga, gew. in die Rockenstoppel gebaut (Guckel-, Feld-, lange Rübe, s. Abersaat): Zwischen den St–n und zwischen dem Kraut der Kartoffeln. Echtermeyer 371. Strāhl-, Téller-: Mai-R. Téltower-: Art kleiner weißer Rüben, wie sie nam. in der Mark Brandenburg, bei Teltow etc., gedeihn, Scher-R. Tóll-: Gicht-R. Unter-: s. Kohl- R. Wásser-: Saat-R. mit saftreicher Wurzel. Wínter-: Dauer-R.: Steck-R–n und andere sehr fleischige W–n. Rumohr Kochk. 129. Zāūn-: Gicht-R.