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Rost
Róst, m., –(e)s; –e, Röste, (–en); -:
1) der bei Metallen an ihrer Oberfläche sich nam. in feuchter Luft erzeugende, ihren Metallglanz zerstörende Uberzug, eig. (s. rosten) von Oryd (oder Oxyd-Hydrat), mundartl.: der Rott (s. Schm. 3, 168), so: Erz-R. [versch. 5]; Eisen-R. [versch. 7], Eisenorydhydrat, bes. oft R. schlechthin genannt, s. Karmarsch 3, 12; Blei-R.; Kupfer-R. [versch. 5], vgl. c etc., vereinzelt in verallgemeinerter Anwendung für Oryd (s. d., vgl. Kalk 2) überh., als Stoffn. gew. in Ez., doch zur Bez. der versch. Arten die Mz.: Roste.
a) eig.: Der R. frisst, verzehrt das Eisen; Es setzt sich R. an; Das Metall vom R. reinigen, vorm R. [oder Rosten] schützen; Euer Gold und Silber ist verrostet und ihr R. etc. Jak. 5, 3; Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, da sie die Motten und der R. fressen. Matth. 6, 19; Keisersberg (Wackern. 3, 53¹¹); Daß die bleiernen und kupfernen Dachrinnen da, wo sie auf den Haken auflagen, vom R. früher aufgezehrt wurden. G. 39, 113 etc. Ubertr., und zwar:
b) insofern der R. als etwas Verderbliches, Schlechtes, Entstellendes etc. gilt: Gesungen, | was kein R. der Zeit verzehrt. SDach (Wackern. 2, 368²); Seine Tugend setzt R. an, sein Herz ist verstockt. Gutzkow 11, 103; Seine Konstitution versprach einen rüstigen Stammhalter, nur mocht ihm der R. des Knabenscheues noch nicht abgeschliffen sein. Musäus Ph. 4, 189; Alter Worte R. | schliff Berni weg. Nicolai 4, 3; Daß der R. der Zeit sein Bild so wenig daraus zu löschen vermag. Thümmel 7, 78; Den R. der Welt, der Leidenschaften Spur, | hat längst der Fluß der Zeit von ihr hinweggewaschen. W. 20, 217; Durch den Schmutz der Sinnlichkeit und den R. der Gewohnheit, womit sie bedeckt sind, unkenntlich gewordene Schattenbilder der ewigen Jdeen. 24, 68; Einem Schriftsteller des zweiten Jahrh. mußte hier und da Etwas von dem R–e seiner Zeit ankleben. Luc. 1, XXll etc., s. 3.
c) In Bezug auf den sog. edeln oder antiken R. (aerugo nobilis, s. Mitscherlich 2, 2, 198) der alte Bronze-Ggstde überzieht, vgl.: Ihr Antiquare, die ihr alte gute Kunstwerke an ihrem edlen R–e erkennt. Börne 4, 239 etc., z. B.: Eure Art ist hart, die Rauhigkeit | ist nur ein edler, ein antiker R., | worunter das Metall gediegen glänzt. Oehlenschläger Corr. 104; Daß seine Geschichte .., wo nicht zu einer Art von romantischem Mythus für uns geworden ist, wenigstens doch aus einer so großen Zeitferne einen gewissen edlen R. des Alterthums gewonnen. W. 35, 61 etc.
2) (s. 1a) durch Wasser in den Erdgängen aufgelöste und so mitfortgeführte, sich dann am Gestein absetzende erdige oder metallische Theile (vgl. Sinter). Dazu: Rostiges Wasser, R. mit sich führend.
3) (s. 1b) Art Brand (s. d. 14) der Pflanzen (auch hier mundartl.: der Rott. Schm.): An den Halmen | nagte der tückische R. V. Ländl. 3, 15 mit Anm.: Der R. (robigo) ist ein gelbrother klebriger Staub, der die Gewächse anfrisst, den weißlichen nennt man jetzt Mehlthau [s. d.]. 91 etc.; Markpilze (R–e) .. Sie theilen sich in drei Zünften: Zellen-R–e (Brande); Ader-R–e (Matzen); Drossel-R–e (Pöle). Oken 3, 47ff.; Gras-R–e, Puccinia graminis. 52, auch: Getreide-, Weizen-R. etc., ähnl.: Nelken-R. etc., vgl. Ruß 2c.
4) vielfach in techn. Anwend.: R., Feuer-R., eine eigens hergerichtete Unterlage für Feurung oder für etwas in oder über dem Feuer Zuzubereitendes, meist gatterartig, theils aus einer Reihe paralleler Eisenstäbe, theils aus zwei solchen sich rechtwinklig durchschneidenden Reihen, z. B.:
a) ein beweglicher Rahm paralleler Eisenstäbe mit Handhabe und Füßen, theils Etwas darauf über Kohlen zu setzen, theils Kohlen etc. darauf zu legen: Die Kupferstecher setzen die zu firnissende Platte erst auf einem R. über Kohlen; Auf dem R. geröstet [s. d.]. 3. Mos. 2, 7; Auf dem R. oder in der Pfanne gebacken. 7, 9; Zu Pfannen, zu Rosten. 1. Chr. 24, 29; Die mit Küchenmörseln auf Rosten .. klapperten. Arnim 110; Röste mit Kohlen . . darauf. Forster Jt. 2, 152; Roste, auf welchem Bratpfannen standen. Immermann M. 3, 4; Durch ein Kohlenfeuer auf dem R. erwärmt. Kar— marsch 2, 571; Ihr eigen Kind auf glimmen Rösten braten. Lohenstein Soph. X etc. So: Brat-, Kohlen-, Küchen-, R. etc.
b) an ihrer Stelle bleibende Unterlage der Feurung in Ofen etc., ebenfalls meist gatterartig (s. Feuerraum etc.): Die Roste des Ofens. Karmarsch 2, 133 u. o.; Dreh-R. .., kreisrund .., durch die Maschine langsam gedreht, während aus einem mit Walzen versehnen Trichter die Kohlen zerkleinert auf ihn herabfallen. 243; Ein gemauerter R. . . Bei r befindet sich ein kleiner Neben-R., auf welchem eine Zündfeuerung brennt. 1, 27 etc.; R.: bei den Flammöfen jener Raum, in welchem das Brennmaterial verbrennt. Derselbe besteht entweder bloß aus einem mit Zugöffnungen versehenen feuerfesten Boden oder aus einem schachtförmigen Raum, über welchem in Entfernungen von 1—4—6“ Eisenstäbe (R.-Stäbe) liegen, worauf das Brennmaterial geworfen wird oder in stufenförmigen Reihen enger gelegter R.-Stäbe (Treppenrösten). Scheuchenstuel 197; Brand-R., R. in Flammöfen fürs Erzrösten (s. 5) etc.; Herd-, Kamin-, Ofen-R. etc.
5) (s. 4b) Hüttenw.: [R. oder] Erz-R. heißt man einen großen vierseitigen mit Mauern umfangenen Raum, in welchem man Erze mit Kohlenklein oder Brennholz lagenweise aufschüttet, damit jene durch das Verbrennen des angezündeten Brennmaterials einer starken Glühhitze ausgesetzt werden etc. Scheuchenstuel 70 (auch Röster. Adelung), s. rösten. Dann aber (s. Adelung und Jablonsky 940b etc.) auch: der so zum Rösten geschichtete Haufe (auch Röste. Adelung) und als Maß, die dazu gw. verwendete Menge sowohl des Erzes als des Brennmaterials, wie auch: das Produkt der Röstung, z. B.: Einen R. betten, den Haufen schichten; Den„R. wenden, das untre Erz herausziehen und auf das obre stürzen; Den R. abziehn, das genug gebrannte Erz herausziehn; Den R. laufen (s. d. 1g), das geröstete Erz nach dem Schmelzofen bringen (was der „R.-Läufer“ thut); Den R. aufsetzen, im Schmelzofen etc.; Ein R. Zwitter im meißn. Erzgebirg 60 Fuder zu drei Karren etc.; Ein R. Schlich [s. d.] = 30 Centner (s. abrösten) etc.; ferner in Zsstzg., z. B.: Das Darren unterscheidet sich von dem Saigern darin, daß das in metallischer Gestalt aus dem Kupfer gleichsam herausschwitzende Blei sich oxydiert und in Verbindung mit dem Kupferoxydul als Darr-R. von den Kienstöcken trennt. Karmarsch 3, 318; Der Kupferstein wird .. zerschlagen und dann dreimal zwischen Mauern oder in sog. Röststadeln .. geröstet. . . Der erfolgte Spur-R. wird in einem Schacht- ofen .. mit einem Zuschlag von Schlacken verschmolzen, welche Operation das Spuren heißt. .. Der Spurstein wird nun sechsmal geröstet . . Diese Röstungen . ., deren letzte den sog. Gar-R. [bei Adelung: Kupfer-R., versch. 1] liefert etc. 2, 520; Garschlacken-R.: der achtmal geröstete Garschlackenstein. Campe etc.
6) (s. 5) Kalkbrenn.: R., Kalk-R. (Röste, Riese), ein aus Kalksteinen und Holz geschichteter Haufe zum Kalkbrennen ohne Kalk- ofen, und: die mit einem Mal so gebrannte Quantität Kalksteine. 7) nach der Ahnlichkeit mit 4, in manchen Fällen ein Gatterwerk oder Gitter:
a) aus Eisen (Eisen-R., versch. 1), z. B. am Einfluß von Wasserröhren etc., zum Zurückhalten größrer im Wasser schwimmenden Ggstde; In manchen Gegenden pflegt man in den offenen Thüren der Kirchhöfe Gruben zu graben und einen eisernen aus kreuzweisen Stäben bestehenden R. darüber zu decken, damit zwar Menschen, aber kein Vieh darüber gehen könne. Adelung; Der Kirchhof müsse sich selbst gegen den Anlauf der Schweine wehren, Dies bezeugeten die daran befindlichen Fallthürenund Rosten. Moser Ph. 3, 201 etc.; R. am Helm, Helm-R., Visier etc.
b) aus Holz (Holz-, z. B. Eichen-, Kiefer-R.), Bauk.: aus Schwellen und Bohlen verschränkte Unterlage in Sumpfboden etc. zur Aufführung des Grundbaus, und zwar: Einfach) liegende R–e oder: auf eingerammte Pfähle gelegte R–e, Pfahl-R–e (s. pilotiéren): Traf man gleich neben dem Urfelsen ein grundloses Sumpffleck, wo man Pfähle einrammen und R. schlagen muste. G. Zelt. 1, 328; Alle Gebäude ruhen auf Pilotis und würden ohne solche Roste von außerordentlich langen Bäumen ins Bodenlose versinken. Kohl Pet. 1, 19; Waldau N. 2, 97 etc. 8) ferner noch in einigen techn. Anwend., z. B.:
a) Münzw.: (vgl. etwa 1b) der Zusatz unedlen Metalls (Kupfers) zu den edlen bei der Münzbeschickung (Legierung).
b) Posament.: am Webstuhl ein Gestell vor der Lade, mit kleinen hölzernen Rollen, worüber die Korden geleitet werden (das Rollbrett).
c) Schiff.: Kajüte, nicht bloß „bei Holzgellen“ (Adelung, vgl. Roof), sondern z. B. auch: In der Kajüte um den Kapitän .. Sind sie nach dem großen R. gegangen, mit dem Vorhaben, den Kapitän in ein Fahrzeug zu zwingen. Fréytag Bild. 2, 310.
d) Seidenweb.: Vorrichtung zum Einlesen (s. d. 1b).
e) Wasserb.: ein aus Pfählen zusammengesetzter Damm; ein mit Faschinen oder Steinen ausgesetzter Einbau von Pfahlwerk etc. 9) Bienenz.: Rōst, s. Honigrath. 10) s. Röste 5.
Anm. In Bed. 1 ahd., mhd. rost, in Bed. 4 róst etc., s. Graff 554 ff.; Wackern. Gl. 442, der Beides zu roth (s. d.) stellt, vergl. rösten 1 und 2, doch s. auch Harst, Anm. Heute im Allgem. überall (außer 9) mit geschärftem Inlaut, so auch in den Ableit. zu 1: rostig, ahd. rostag; rosten, rostjan, rostagón etc., und zu 2: rösten (1), rōstjan, mhd. roesten. S. auch Diez 297.
Zsstzg. z. B.: Áder- [3]; Bleī- [1]; Bränd- [4b]; Brät- [4a]; Dárr- [5]; Dreh [4b]; Drössel- [3]; Eichen- [7b]; Eisen- [1; 7a]; Erz- [1; 5]; Fener- [4]; Gär-, Gārschlacken- [5]; Gras- [3]; Hélm- [7a]; Hêrd- [4b]; Hölz- [7b]; Kälk- [6]; Kamīn [4b]; Kiefer [7b]; Kōhlen- [4a]; Küchen- [4a]; Küpfer- [1; 5]; Neben- [4b]; Nélken-[3]; Pfāhl-[7b]; Spūr-[5]; Treppen-[4b]; Wēīzen-, Zellen- [3] R. u. ä. m.