Faksimile 0773 | Seite 771
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Ritz Ritze ritzen ritz-1g
II. Ritz, m., –es; –e; –chen, lein. ~e, f.; –n:
(s. Riß) 1) Spalt(e) etc.: Die großen Häuser schlagen, daß sie R–e gewinnen und die kleinen, daß sie Lücken gewinnen. Am. 6, 11; Der R. am Granatapfel. Hohel. 4, 3 (H. 7, 45); Das Gold im R. des Steines. Freiligrath 1, 276; Gold in Flittern | durch die R–en seh ich zittern. G. 12, 126; Jch guckte durch einen R. in der Thür. 7, 316; Ein wenig durch den R. sehen. Grimm M. 7, 139; Alle R–en und Spalten. H. 11, 149; Der Ring, so er eine Borsten oder R. kriegt. Luther 8, 180a; Purpurisch zuckt durch düstrer Tannen R–en | das junge Licht. Sch. 8b; Furchet sie den leichten Sand, | nimmt .. einen Kern .., senkt ihn in die zarte R. 55b; Hinab in der Erde R–en | rinnet .. dein Blut. 507b; Thümmel Kil. 47; Die Richtung der R–e und Streifen an den geschliffenen Felsen. Vogt (Monatbl. 1, 46a) etc. 2) Schramme (s. d.), kleine Wunde: Ein Stich in den Arm, ein R–chen. G. 34, 286; Ein paar R–en und Ratzen. Höfer Leb. 23; Die Zeit hatte jenen alten kleinen R. vernarbt. Holtei Jahr. 2, 174; Sein kahles Haupt, auf dem man nur die R–e sah, die er mit seinen langen Nägeln bei scharfem Nachdenken hineingerissen. Klinger F. 40; Wund von seiner tiefen R–e. Nicolai 7, 172; Ein leichter R. Schlegel Heinr. IV. 1, 5, 4. 3) Bergb. = Schram (s. d.) und Schlitz (s. d.). 4) Zsstzg. (s. Spate 1595) z. B.: Das blutet verteufelt für eine Arm- R–e [2]. G. 34, 271; Auf-R. Grimm; Die Dorn- R–en [2], die Beulen am Kopf. W. 1, 109; Zeigt sich eine Felsen-R–e. G. 12, 127; Komm .. aus dem Felsen- R–e .., Schlange! INGötz (Kurz 2, 528a); Fels-R–en etc.; Die Luft dringt durch Thür- und Fenster-R–en; In seinen Mauer-R–en sah | man Steinmoos etc. Langbein 2, 136; Deren Herz nicht soviel als eine Nadel-R–e [2] beträgt, verwundet ist. W. 4, 140; Der Pfeil der Liebe war nicht tief .. eingedrungen, es war nicht viel mehr als ein Nadel-R. Luc. 3, 374; Auch gelangte ich glücklich zu einer Stein-R–e. G.; Machte der Däumling sich in den Tisch- R. Grimm M. 139; Der Funke wohnt im Wolken-R. Platen 2, 21 ꝛ.
~en, tr. etc.:
Ritze in Etwas machen, eig. und übertr.:
1) tr.: Einen r. (Cham. 3, 198), mit scharfer Nägel Spitzen (Ramler F. 2, 316); (Einem) die Haut r. Cham. 3, 198, ihn leicht verwunden; [Kränkung] dringt | ins tiefe Mark und dieser [Schimpf] ritzt die Haut. G. 13, 193; Dornen r. deine Hand. 250; Er ritzte seine Hände in dem Hagedorn [unwillkürlich] und fühlte es nicht. Spielhagen Pr. 7, 138; Die Erde r. [pflügend etc.]. G. 10, 276 oder bergmännisch (s. ver-r.); Jemandes Innre mit Reden r. JP. 2, 122; Wie . . ein Wetterstrahl die schwarze Wolke ritzt [spaltet]. Lenau A. 62; Sich eine Wunde in den Arm r. Sch. 1030a; Bei Anspielungen, kurz bei dem ganzen kleinen Nadelgefechte, womit sich die Damen oft schmerzhaftere Wunden zu r. pflegen als die Männer sich schlagen. Engel 1, 5 etc.
2) refl.: Sie ritzten sich mit Messern und Pfriemen nach ihrer Weise, bis daß ihr Blut hernach ging. 1. Kön. 18, 28 [absichtlich]; Sie fiel | ohnmächtig hin und ritzte sich im Fallen [unabsichtlich]. Sch. 289b; Ich ritzte mich ein wenig in die Hand. Gellert 1, 288 oder mir, vgl. beißen, Anm.
3) ohne Obj. oder intr.: Sodann ritzet man wieder rund herum [am Stamm des Baums]. Döbel 3, 71a; Einige [Pfeile des Amor] r.| und vom schleichenden Gift kranket auf Jahre das Herz. G. 1, 225; Die feinsten Wendungen der scherzenden oder nur leicht r–den Jronie. W. 22, 106 etc.
4) Ritzung, zumeist in Zsstzg., z. B. auch: So kommen wir allen solchen Dornritzungen aus dem Wege. H. Flachsl. 103. Zsstzg. z. B.: Án-: Einen Baum a., an der Oberfläche ritzen. Āūf-: ritzend öffnen etc.: Bäume (Hohberg 1, 190a), die Borke (Döbel 3, 71a), Nelkenknospen (IP. 9, 73) a.; Aufgeritzte Früchte (Rockenphil. 2, 358), Steine (Opitz 1, 298); Oft hat ein Göttersohn | den feuerschwangern Bauch der Erde aufgeritzt. Sch. 18a; Leicht auf-zu-r. ist das Reich der Geister. 449b etc. Āūs-: Ein ausgeritzter Guß-. stein. Campe. Be-: mit Ritzen versehn. Ders. I. Durch-: überall ritzen: Die Brombeer und das Heidekraut | durchritzten sie. Kretzschmann (Kurz 2, 537a) etc. c II. Dúrch-: wund ritzen. Eīn-: in Etwas ritzen, ritzend eingraben etc.: Schiefertafeln . . mit eingeritzter Schrift. Cham. 4, 155; Ein paar Studien und Marterskizzen | beiher sich ins Gedächtnis ein-zu-r. [vergl. einprägen]. Lenau A. 99; Mancher Stamm | mit Ingborg’s Runen, eingeritzt der Rinde. Mohnike Fr. 45; 46 etc.; Indeß spätere Einritzungen bald verquellen. IP. (Wackern. 4, 907⁶) etc. Hináb- etc.: Ein Gräbchen wird hinabgeritzt. G. 12, 275. Ver-: Ins feste, noch „unverritzte“ (vom Bergmann nicht angegriffene) Gebirge. KCvLeon- hard (DViertelj. 1, 1, 71), s. verfahren 3d; verschrämen. Zer-: ritzend zerkratzen: Jedes neidische Dorngesträuch zerritzt seine müden Läufte. Eschenburg Sh. 537; Die Dornenkrone von einer zerritzten Stirne. IP. 7, 169 etc.
~1g, a.:
Ritzen habend; ritzenartig (ritzicht).