Faksimile 0772 | Seite 770
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Ritterei ritterhaft ritterlich Ritterlichkeit Ritterling rittern Ritterschaft ritterschaftlich Ritterschaftlichkeit Ritterthum
Rítter~ēī, f.; 0:
verächtl. Bez. des Ritterwesens. Jahn M. 266.
~haft, a.:
in der Weise eines Ritters; einem Ritter gemäß: Forser R. 1, 225; Steffens Malk. 1, 101 etc., vgl. rittermäßig, ritterlich.
~lich, a.:
1) dem Ritterstand angehörig: Die r–en Placker und Landschädiger. Alexis H. 2, 2, 2; Erhob ihn aus dem r–en zu dem freiherrlichen Stande. WhMüller Bibl. 6, XXVII etc. 2) (1) ritterhaft (s. d. und chevaleresk): Sie stritten r. [tapfer, mannhaft]. 1. Macc. 6, 31; 14, 26 etc.; Jeder denke r. | sich dabei die Seine. G. 1, 99 (s. Ritter 1g); So rief mich r–er Trieb hinaus | zu Roß und Wagen, mit Gefahr zu kämpfen. 13, 311; Die gewöhnlichen r–en Übungen, als Jagen, Pferde-Kaufen etc. 15, 29; Nach so vielen r–en Abenteuern. 16, 320 etc.; Gleichwohl fragt der Pfaffe | den Ritter nie, die Sache sei auch noch | so r. L. Nath. 4, 1; Der so r. mit des Todes Anfechtung kämpft. Luther 6, 497a; 5, 379a; Platen 4, 254; Schaidenreißer 7b; 42a; Stark angeflogen von Dem, was man emphatisch „r–en Geist“ zu nennen pflegt. Ein wunderliches Ding diese R–keit, sehr vieldeutig und doch bei Licht betrachtet nichtsbedeutend, vielleicht am besten zu verdeutschen mit Donquichoterie [s. d.]. Scherr Bl. 1, 139; Sch. 414a; 662b; Wackern. 2, 308²¹; 347²5; 893²¹; W. 29, 134 etc. 3) (s. 2) weidm.: R–es Thier, Bez. des Wildschweins. Fleming J. 98a; Laube Br. 187. 4) Zsstzg. nam. zu 2, s. die von Ritter: Diese loyale, alt-r–e Art zu denken. W. 34, 22; FSchlegel Flor. 70 etc.; Ellen-r–es Wesen (s. Ellenreiter); Das Abenteuerliche und Glücks-r–e. Gervinus Lit. 5, 170; Die reichs-r–en [1] Genossen; Das war sehr un-r., mein Ritter von der traurigen Gestalt [s. Ritter 1g]. Spielhagen Pr. 2, 96 etc.
~lichkeit, f.; –en:
1) (o. Mz.) das Ritterlich-Sein, s. ritterlich 2 Scherr; Ein Mann, der den höchsten Ruhm des Takts und des Zartgefühls, der R. ansprechen will. Ense Denkw. 5, 255; Faselt mir nicht von der R. altdeutscher und christlicher Dichtung! Platen 4, 247; Schwegler (46) 70 etc.; Die Un-R. etc.
2) eine ritterliche That etc.: Unter all den R–en und Tapferkeiten [Fouqué’s]. Gervinus Lit. 5, 683.
~ling, m., –(e)s; –e:
verächtl. Bez. für Personen, für die „Ritter“ zu gut ist (vgl. Dichterling): Heine Reis. 3, 188; Den spukenden R–en [Helden der Rittergeschichten]. Jahn M. 265.
~n: 1) tr.:
zum Ritter machen: Bebändert und gerittert zu werden. Scherr Pr. 213. 2) intr.: bei Gelegen-heiten, wo es einen Preis zu gewinnen gilt, wenn Mehrere durch ihre Leistungen das gleiche Anrecht dar- auf haben, zur Entscheidung des Siegers unter Diesen nachträglich kämpfen: Mit einander um Etwas r. oder kabbeln (s. d. 2b), stechen (s. d.). Schm. 3, 165; Obwohl er lieber vor der Scheibe um das Beste gerittert hätte. Gartenl. 10, 292a.
~schaft, f.; –en; –s-:
1) das Ritter-Sein, -Wesen, Ritterthum, eig. und nam. bibl. übertr.: Die Waffen unserer R. sind nicht fleischlich. 2. Kor. 10, 4 = Der Harnisch unserer R. ist nicht leiblich. Luther 1, 467a; Daß du .. eine gute R. übest. 1. Tim. 1, 18 [„den edlen Kampf kämpfest“. Eß]; Daß ihre [Jerusalem’s] R. ein Ende hat. Jes. 40, 2 [„,Daß erfüllt ist seine Dienstzeit“. Zunz]; Meine irrende R. CFBahrdt 2, 93; Auf diesem . . Wege war ihr meine R. nothwendiger als auf der ganzen Seereise. Hartmann Erz. 32, s. Ritter 1g; Spiegel echter R. H. Cid 81; So ungesittet R. zu treiben. L. Nath. 1, 1; Auf R. [Abenteuer] gegangen. Pfeffel Po. 3, 20; Ein treuer Schildknappe also des ehrlichen Firmin’s! .. Was giebt er dir für deine R.? [dafür, daß du so als sein Ritter auftrittst]. Sch. 636a; Donquixote war freilich ein Narr, was den Punkt der irrenden R. anbetraf. W. 3, 259; Die Zeiten der irrenden R. (2). 34, 93; Zeiten der R. (2) und der Kreuzzüge. 32, 313; Um der R. | sich ganz zu widmen. 11, 123; Der in R. | kein kleiner Wicht zu sein sich dünken ließ. 131 etc.; Es ward .. von mitzuführenden Stockdegen (eine Art Dolch-R.) geraunt. Schütze Hamb. 605; Seine Glücks-R. nahm ein klägliches Ende etc.
2) eine Gesammtheit von Rittern (oft nahe an 1 s. d. grenzend), z. B.: Jes. 24, 21; Da kam mit seiner R. | Herr Alexander angefahren. Fouqué Gd. 1, 105; Ein kriegerisches Pferd, die Lust der R. Hagedorn 2, 251; Mit der Blume | kastilian’scher R. Heine Rom. 132; Der König war gelandet mit fremder R. Simrock N. 542; Uhland 303, auch: Ein Genosse deines Bundes, dieser .. R. vom Geiste. Gutzkow R. 9, 247 etc. und nam. (s. Ritter 1i): Unsrer gesammten Ritter- und Landschaft. Erbvergl. 2; Mit unsrer getreuen R., die nach den Reversalen ein freier Stand ist. 6 etc.; Die Reichs-R. etc.
~schaftlich, a.:
auf die Ritterschaft (s. d. 2, als Korporation etc.) bezüglich, ihr gehörig etc.: Aus den r–en Gütern. Erbvergl. 5 etc.; Der r–e Adel. Ense Tag. 4, 58; In der Nachbarschaft, im R–en. G. 16, 72 etc.; Reichs-r–e Güter. Scherr Bl. 1, 24.
~schaftlichkeit, f.; 0:
Ein Vorrecht eurer R. Hackländer Stillfr. 2, 189 etc.
~thum, n., –(e)s; 0:
das Ritterwesen, die Ritterzeit, Ritterschaft: Die öden Trümmer des R–s. Ense Denkw. 2, 334; Von seinen Horsten trüb durchs Land | schaut das gebrochne R. Freiligrath SW. 4, 64; Im Wust von R. und Pfäfferei. G. 12, 98; Gegensatz des Ritter- und Mönchthums. 25, 136; Den Heros . des galanten R–s. Gutzkow R. 3, 81; Den Schatz von Minne und von R. Herwegh 1, 168; Ein R. schuf Kämpfer zu Genossen. Schlegel (Wackern. 2, 1293⁰); Mein R. und meine Soldatenschaft bei Seite gesetzt. Sh. 6, 205; V. 4, 162; Die muntern Jünger | von Artus’ R. W. 11, 58 etc.; Kleist-Retzow ist der ideale Vertreter des Kreuz-R–s [der Kreuzzeitungs-Partei etc.]. Gartenl. 10, 314a; Ein verspätetes Stegreif-R. zu treiben. Hartmann BB. 101 etc. und Fortbild. (s. Adelthum), z. B.: Die Gesinnung, welche die neuere altdeutsche und altnordische Ritterthümelei verhöhnt. Ense Denkw. 2, 344; Den ritterthümlichen Apparat. Scherr Bl. 1, 194; Herrig 30, 352 etc.