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Rennen über-rennen über-rennen um-rennen um-rennen
Rennen in der Zsstzg. entrinnen erhalten ist (goth., ahd. rinnan, mhd. rinnen) gehört als Faktitiv r., s. 3 und für 1 als Grundbed.:
das Pferd laufen machen, antreiben, jagen (s. d.), ahd. renn(j)an, mhd. rennen, s. goth. rannjan, (die Sonne) aufgehn lassen etc., s. Schm. u. Graff 2, 513 ff. Heute gw. Abwandl. s. o., daneben, wie die Belege (s. auch Zsstzg.) zeigen, nicht selten Impf.: rennte (wie im Konjunkt.); Partic.: gerennt.
Zsstzg. ohne Bem. intr. (sein), vgl. die von laufen und zu 1d von stoßen, z. B.: Ab-:
1)
a) vom Ausgangspunkt aus rennen: In dem Augenblicke des A–s. G. 24, 236.
b) [1a] Auf- und a., auch z. B.: Ich kann dir nicht sagen, was in meinem Herzen auf- und abgerannt ist. 9, 384.
2) tr., z. B.:
a) Dem Pferd ein Eisen a.; Das Pferd, übrtr.: Das Mädchen (z. B. Keller Fastn. 248³⁰) hat ein Eisen (s. d. 2a) abgerannt [verloren] und (s. ablaufen 1b): Die Sohlen; sich Etwas an den Sohlen; sich die Beine; sich die (tollen) Hörner a.; Habt ihr ein paar Zinken abgerennt? G. 9, 78.
b) [1d] Einen (im Turnier) a., aus dem Sattel heben, eig. und übrtr., auch: Sich selbst (vom Roß) a., durch sich selbst, durch eigne Schuld stürzen etc. Franck Par. 8b; Weltb. 112a; Luther 1, 387b; 8, 246a etc.
c) Einem Etwas a., durch Rennen abnehmen, gewinnen, z. B.: den Preis, zunächst im Wett-R., dann allgm., z. B. Lohenstein A. 1, 17; 1270 etc.; den Vortheil. 770; dem Feind eine Stadt. Jbr. 18; dem Wild den Wind etc.
d) s. 3b.
3) refl.:
a) s. 2b.
b) sich müde und matt rennen, auch tr.: Ein abgeranntes Pferd.
Án-:
1)
a) rennend nahn: Da er über die Brach’ anrennete. V. 1, 68; Angerannt (Hagedorn 2, 52 etc.), in vollem Sprunge angerennt (W. Luc. 5, 159) kommen etc., s. 2b.
b) (s. a) anstürmen (s. 2d): Wieder zum Kampf a–d. V. Jl. 5, 505; Diesen traf a–d der streitbare Sohn des Oīleus | durch die Weiche. 14, 446; Mit dem Schwert a–d. 22 (Inh.); Wenn solche exaltierte Köpfe mit Sturmböcken gegen das morsche Gebäude anre nnten. W. Cic. 1, 485; Beim A. der Elephanten. Luc. 4, 116.
c) rennend anstoßen, eig. und übertr. (s. anlaufen 2a): Mit dem (oder den, s. 2a) Kopf gegen manchen Ast (Musäus M. 1, 100), an den Pfeiler (Lichtwer 138) a.; Gegen einen Baum a. Gutzkow R. 7, 183; Nach langem Tasten, manchem A. an Geräthschaften. 4, 220 etc.; Mit einer Äußrung etc. bei Jemand a.; Übel, schlimm a.; Man rennt wohl öfters an. G. 7, 71; Daß ich bei einer solchen Denkungsart gar oft a. muste. Musäus Ph. 3, 15; Dessen stolze Offenheit so oft gegen den verdeckten Hofstolz anrennte. IP. 23, 158; Daß diese Behauptung ebenso stark gegen alle herrschende Begriffe und Vorurtheile als gegen das Interesse der jetzigen Machthaber anrannte [verstieß]. W. etc.
d) zu rennen anfangen: Von hier sollen die Wettläufer a. Campe.
2) tr.:
a) s. [1d] und 1c: An irgend einen Baum die Nase a. W. 3, 243 etc. Ferner: Einen etc. a., anstürmend angehn, z. B.:
b) (s. 1a) körperl.: Fühlte ich mich von allen Seiten angerannt, übergerannt, beschnoppert, beleckt [von den Ziegen.) Immermann M. 2, 126.
c) mit Bitten, Vorstellungen: Ich bin gar oft gerennet an, | .. ich sollt etc. Brant N. 104⁵⁰; Aber daß ich, von dem er wohl Nichts weiß, ihn so aus freien Stücken hätte a. sollen, Das war nicht meines Thuns. Cham. 5, 47.
d) nam. aber feindlich, angreifen etc. (s. 1b): Er rennet die Feinde wiederum an und schlug sie in die Flucht. 1. Macc. 11, 72; Auf der Jagd von einem wilden Schwein angerennet. Hammer RH. 235; Ob mich gleich viel Trübsal angerennet. Opitz; Der siegt, wo er wird angerannt. Rückert W. 3, 16; Der letzte Mahner [Tod] kömmt mich trotzig angerennt. Schlott (Weichmann 1, 241); Die Ätolier haben die Werke der Römer alle auf einmal angerennt. Schöffer Liv. 340b; W. 20, 19 etc.
Āūf-:
1)
a) in die Höhe rennen, z. B.: Den Berg, zum Gipfel a. und nam.: Auf- und ab-r. (s. d. 1b); Rannte .. im Zimmer auf und nieder. Immermann M. 1, 35 etc.
b) Das Schiff ist aufgerannt. Adelung, gw. aufgelaufen (s. d. 2e), auf den Grund gerahkt.
2) tr. [2d]:
a) gegenrennend öffnen: Sie rennen Thor und Thür | zu seinem Einlaß auf. Thümmel 2, 17; Fischart Garg. 163b etc. Sprchw.: Er ist so dumm, man kann mit ihm Thür und Thor a. (oder: Mauern, Wände ein-r.).
b) (s. a) Hüttenw.: das Auge (s. d. 13h) oder die Spur (s. d.) öffnen.
c) [1c] Sich die Füße a., wund rennen etc.
Aūs-:
1) intr. (haben): [2].
2) intr. (sein):
a) vom Ausgangspunkt sich rennend entfernen: Bis die Renner wieder an den Punkt ankommen, von wo sie ausgerannt etc.
b) viel ausgehn (auslaufen 4b), wenig zu Hause bleiben. 2) tr., z. B.:
a) Einen Raum, eine Bahn etc. a., zu Ende rennen (vgl. durch-r. I2a); Vergebens rennet er die Stadt von Haus zu Haus | und alle Kirchen u. Spitäler fragend aus. W. 20, 245.
b) [1d] gegenrennend ausstoßen: Einem mit der Lanze das Auge a.; Bis wir uns das Gehirn an einander ausgerennt haben. Tieck 2, 139.
3) refl.: das Bedürfnis des Rennens befriedigen, ihm genugthun: Wie Rosse, die im Stalle lang gestanden, | sich aus-zu-r. treibt das feur’ge Blut etc. Be-: tr.:
1) (vralt.) Ein Land, einen Gau etc. b., darin umher rennen etc. (s. belaufen 1a), z. B.: Wenn auf diese Weise aus einem Hauptorte ein Steckbrief auf vier Hauptstraßen ausgeht, so muß er in 24 Stunden 400mal kopiert und der Kreis dieses Hauptorts auf 16 Meilen im Durchschnitt berennet sein. Möser Ph. 3, 159 etc. und nam. (Kriegsk.) rekognoscierend, z. B.: Die Straßen (Nah. 2, 1), das Land (Fischart Garg. 201b), die Gegend (228a) b. und insonderheit: Behufs des zu unternehmenden Angriffs, z.B. Nicolai 8, 206 etc., s. 2.
2) (s. 1, am Schluß): Eine Festung, Stadt. Burg b., die Belagrung beginnend, einschließen, vgl.: Der erste Akt einer Belagerung war stets die Einschließung der Stadt, nach heutigem Sprachgebrauch die Berennung. Rüstow gK. 203 etc., dann auch von dem eig. Angriff und Sturm-R. etc., oft übrtr.: Auch waren wir [in der Festung] früher überantwortet als berennt. Cham. 5, 172; Wenn der schwächere Feind die flüchtige Berennung aufgehoben. 185; Hör endlich auf, die Brust mir zu b., | nie durch ihr Thor doch zieht die Liebe ein. Freiligrath Ven. 30; [Wie sie] fäustlings an den Himmel schlugen, | mit den Stirnen ihn berannten, | rissig machten, doch nicht brachen. H. 213; Täglich | ward berennt die Burg aufs Neue. Heine Rom. 24; Blind nicht seinen Feind b–d, | dräut hier und da sein [des Stiers] Horn. Herrig 30, 453; Schon zweimal ward die Feste hart ber ennt. Körner 134a; Mainz war berennt und eng eingeschlossen. Pröhle J. 122; Hält ihn in seinen Thoren | belagert, hat die Wälle dreimal schon berennt. Nicolai 6, 110; Es wurde vorgestellt die keusche Festung | der Schönheit, wie sie vom Verlangen | berennt wird. Sch. 415b; Wo er das von den Schweden eroberte Cham ber ennte. 977a; Städte, die sich schon ergeben, wenn sie nur berennt sind. 1090a; Dem Frieden taub, berennt mit scharfem Stahl | er die entschloßne Brust Merkutio’s. Schlegel Sh. 1, 90; Bis man Paris berannt und ausgehungert. 8, 33; Lasst das Gebiet | der Funfzehnjährigen b., | die Wolfens Waffen weder sieht, | noch säh sie diese auch, errieth, | wie sie ein Kloster stürmen können. Thümmel Kil. 25 (vgl. oben Sch. 415b); Eh die Burg ber ennt wird. Werner Osts. 1, 106 etc. Dahêr- etc. [1a]: Er kam .. den weiten Bogengang dahergerannt. Sch. 34b; Wenn der Kälber Schar .. aufhüpfend daherrennt. V. Od. 10, 410 etc.; Mit verhängtem Zügel .. rennt er dahin. W. 11, 116 etc.; Der eines Athems bis nach Adrianopel davonrannte. Hormair An. 1, 375; Klinger 1, 47; Schon wieder rennt der Zorn mit dem Verstand davon. L. Gal. 5, 4 etc. I Dúrch-: 1) hindurch-r.: Durch die Thür, durchs Zimmer d.; Er brach sich Bahn und rannte durch etc., s. 2a. 2) tr.:
a) (s. durchlaufen I 2a; durchgehn I 2a etc.) mit Accus., der als Maßbez. aufgefasst werden kann, mit „sein“ oder als Obj. (vgl. II1): Er ist die Bahn durch (oder hindurch, s. 1, zu Ende) gerannt; Er hat die Bahn durchgerannt oder (I) durchrannt; Nach durchgerannten Schranken. Kosegarten Rh. 2, 9; Sondern Straucheln . . | bist du durchgerannt die langen Schranken. 137; Jch bin bereits die ganze Stadt nach Ihnen durchgerannt. L. 1, 421; Haben dreimal schon den Sand| die schaumbedeckten Rosse durchgerannt. Nicolai 8, 162 etc.
b) [1c] rennend durchlöchern: Sich die Füße d. [wund rennen]; Sich die Sohlen d. [entzwei rennen] etc.
c) [1d] gegen-r–d durchbohren: Gieb nicht Zeit, daß dein Feind den Bogen auf dich spannt, | wenn du ihn unterdeß kannst haben durchgerannt. Olearius Ros. 97a; Legt damit die Stange ein, | ihn durch-zu-r. wie ein Schwein. Rollen- hagen Fr. 633 etc. und verstärkt: Er hätt’ in seiner Wuth mich durch und durch gerannt. W. 20, 19 etc., s. II 2 7 0 und z. B. mit unentschiedner Betonung: Dieser Stahl soll deine geile Brust mitten d. [́–⏑ od. ⏑–⏑]. Sch. 124b. II Durch-: tr.:
1) (s. I2a) rennend durchmessen, durchschreiten, z. B.: Was nicht zu Pferde geschehen konnte, wurde zu Fuß durchrannt. G. 15, 173; Als Ceres auf dem Drachenwagen | ... so manches Land | umsonst durchrannt. Nicolai 5, 175; Zwölfmal hat Cynthius [der Sonnengott] durchrennt sein rundes Pfad. Rachel 8, 147; Durchrennt es [das Pferd] Sumpf und Moor. Sch. 98b; Dann wird Wald, Feld, Berg und Thal durchrannt. Streck- fuß Rol. 12, 2 etc.
2) (s. I 2c) Seine Schulter durchrannt von Dragut’s tödtlichem Eisen. Pyrker 81; Bis ihm ihr Feldherr .. mit dem Säbel die Lenden durchrannte. 326; [Er] durchrennt ihn mit dem Speer. Sch. 549a; Fahrzeuge, welche mit eisernen Haken bewaffnet waren, um die Brücke mit Gewalt zu d. 875a etc. Eīn-:
1) auf Etwas od. Jemand eindringend rennen, an-, los-r.: Mit diesem Dolche kommen Sie auf mich eingerannt. L. 10, 231; Wie bedeckt dein Roß mit Wunden, | das so muthig eingerannt! Uhland 304.
2) tr.:
a) [2d] gegen-r–d Etwas eindringen machen, einbohren, einstoßen etc., mit versch. Obj.: Einem die Lanze, ein Loch in den Kopf; ihm, sich den Kopf e. [zerschmetternd etc.]; Jene unwandelbare Selbstgenüge, an der im Mittelalter die Willkür der Fürsten sich öfters tüchtig den Schädel einrannten. Gutzkow R. 9, 309; Die Thür e. etc.; Da hatten in des Ufers weichen Sand | die Wellen einen Baumstamm eingerannt. Kinkel 464, andringend darin befestigt etc.
b) [3a]. c)[3c]. Du rennst [„länfst“ ältre Ausg.] nun also einher. V. Il. 17, 75. rennend entfliehn: Ich bin durch dich dem Pfeile, dem Untergang entrennet. Gryphius Fr. 536 etc., s. entrinnen. Dem kommenden Freund, dem einherstürmenden Gegner, seiner Lanze e.; Einem Ziele e. Fouqué Dr. 1, 208; Ergeben Sie sich in das Schicksal, dem Sie muthwillig entgegenrannten. G. 10, 94; Neuen Unannehmlichkeiten e. 16, 66; Den schnaubenden Keuler, | der entgegen der Wunde rennt. Stolberg Gd. 9; Ehe dem Mann wir Beide mit Kriegesrossen und Wagen kühn entgegengerennt. V. Il. 5, 220 etc. Er-: tr.: rennend Etwas erreichen, dazu gelangen, es erwerben: Errannten sie uns eilends. Freytag Bild. 2, 118; Was sind 5000 Pfund, | die so geschwind dein [des Reitpferds] leichten Huf errennet? Göckingh Lieb. 110; Jedes Ziel ist errannt, jegliches Kleinod ersiegt. Kose- garten Po. 101; Einen Siegeskranz e. Lohenstein A. 1, 1192; Die Nahrung kommt von Gott, | sie zue., frommt kein Trott. Rückert Mak. 2, 15 etc. rennend das Ziel verfehlen. V. H. 2, 210 etc.
Einhêr-: Ent-: Entgêgen-: Fêhl-: Fórt-:
1) weg-r.: Damit sie .. toll fortrennten. Börne 2, 91; Mit brennendem Kopf gleich wieder f. L. 3, 101; Tieck N. 5, 172 etc.
2) weiter rennen; zu rennen fortfahren. Gêgen-: gegen Etwas an-r.: Daß Sie überall g. [anstoßen]. Gerstäcker Äq. 2, 249. Hêr-, Hín- etc., z. B.: Hergerannt kommen; Nach einem Ziele hin-r. (Auerbach Tag. 50); In sein Unglück hin- (W. 20, 39) oder hinein-r.; Hin- und her-; hin- und wider- (G. 11, 50; 20, 69); die Gassen hin- und wider-r. (19, 105) etc.; Einen Berg herab-, hinab-, heran-, hinan-, herauf-, hin- auf-r.; Sie rannte zum Zimmer hinaus. G. 21, 219; Die Pferde rennten aus der gebahnten Straße hinaus. W. Luc. 6, 178; Es rannten die tollen Verwandten herbei. G. 1, 172; Hinein-r., ins Haus; ins Schwert (Platen 4, 114) etc. Lōs-: s. an-r. 1d; ein-r. 1; zu-r.: Endlich fällt das Seil und die Pferde rennen los. G. 24, 236; Das erboste Thier rannte auf ihn los. FSchlegel Fl. 9 etc. Mít-: Ich kann nicht weiter m. etc. Nāch-: (Einem) n., hinterdrein rennen, um ihn einzuholen, verfolgend. G. 13, 28; Iffland 5, 3, 124; Rückert Morg. 1, 39; Rost. 10 etc. Nêben-: neben einem Andern rennen; Nebenrenner [Nebenbuhler im Rennkampf]. JP. Tit. 17. Nīēder-:
1) Den Berg n.; Auf-und n. (s. auf-r. 1a.
2) tr. [1d] zu Boden rennen: Einen n. Ense Denkw. 2, 218; W. 11, 136 etc.; Die Thür n. [ein-r.] G. 28, 179. I.
Über-: tr.:
übern Haufen rennen, um-r. I 2: Da der Perückenmacher . . von ihr übergerannt worden war. Arnim 269; Fühlte ich mich von allen Seiten angerannt, übergerannt etc. Immermann M. 2, 126 etc., f. II1u. über-fahren II3; -reiten I1 etc. II.
Über-: 1) tr.:
Einen ü.:
a) = I: Wobei sie fast ihre Magd überrannt hätte. Hackländer Tag. 1, 207; JKohl Par. 1, 196; Den optischen Wagen, mit welchem der Teufel den im Angstkreise befestigten Magister zu ü. drohte. IP. Tit. 14.
b) rennend überholen.
c) sich Einem in einer durch Ungestüm und allzuhäufige Widerholung lästigen Weise nähern: Von Bettlern, Bittstellern, Freunden etc. überrannt werden etc. 2) tr.: rennend sich über einen Flächenraum verbreiten und ihn allseitig bedecken: Daß Deutschland noch einmal .. von den westlichen Nachbarn überrannt wird. Gartenl. 9, 630a etc., s. auch [3a].
3) rennend die Grenze etc. überschreiten, überspringen: Die zügellose Freiheit, welche Zeit und Schranken überrennt.
4) refl.: sich im Rennen übernehmen. I.
Um-: 1) intr. (selten):
sich rennend im Kreis bewegen, drehn (um- her-r.): Dem Nürenberger, dessen Witz | umrennte, wie sein Tand, | gerührt vom ersten Waffenblitz | starr ward und stille stand. Gleim 4, 41, auch: rennend einen Umweg machen. 2) tr.: rennend umfallen machen, s. nieder-r., über-r. I etc.: Deine Mauern umgerannt. Fleming (Wackern. 2, 351⁶); Wer nur allein dem Ziel entgegenrennt| und Ehr’ und Treue Nothfalls dabei umrennt. Fouqué Dr. 1, 208 etc. II.
Um-: tr.:
Etwas u., um Dasselbe her- umrennen: Indessen er das Haus im Wald umrannte. Streckfuß Rol. 12, 14; Als Balugant sie mit erhöhter Lanze| umrannte. Nicolai 6, 122 etc. und übrtr.: Er hat . . ihren [der Sonnen] Kreis umrannt. Haller 53, den Umkreis ihrer Bahn mit dem Geist ganz durchmessen. Ver-: tr.: 1) Eine Zeit ver-r., mit Rennen verbringen 2) [1b]: (selten) Seinen Lauf, Weg wohin ver-r., rennend wenden, wohin er sich nicht wenden sollte: [Als Soldat] hinter einem Busch ver-r. seinen Lauf. Rachel 4, 220, sich feige verstecken. 3) Einem Etwas ver-r., (durch Rennen ihm zuvorkommend), es ihm versperren, eig. und übertr.: Da sprang er hervor und verrannt’ uns die Pforte. G. 5, 132; Ich wollte entfliehn, aber ein paar Andre verrannten mir die Thür. W. 2, 66 etc.; Einem den Weg ver-r. G. 3, 40; 29, 192; Den Füchsen den Weg zum Taubenschlag ver-r. 10, 166; Hier ist kein Ausweg .. Ich weiß, wie jeder Kühnheit, jeder List die Wege verrennt sind. 9, 239; Hebel 3, 89; Oppenheim J. 1, 237; Nicht der Natur durch einen Querstrich den Weg verrannt, sondern sie in ihrem eigenem Gange befördert. Sch. 112b etc.; Einen den Paß (s. d. 3) ver-r., z. B. Jffland Hausfr. 3, 4; FLSchröder Beitr. 3, 2, 135; W. 1, 78 etc.; Hat den Eintritt selber sich verr ennk. CRudolphi NGd. 163 etc. 4) [1c] Einen und häufiger: sich ver-r. = fest rennen, z. B.: Daß die Politiker der Wiener Hofburg den östreichischen Staat so verrannt und verritten [s. d. 6] haben. Volksz. 8, 288 etc.; Sich in eine unfruchtbare Polemik zu ver-r. Oppenheim J. 1, 242; Warum ich in der Grazie der Form die Bürgschaft der geistigen Flüssigkeit finde, die sich nicht roh verrennt und verbeißt [s. d. 2]. Vischer (Schwegler 46) 539 etc. und im Partic.: In den Urtext verrannte Homerkenner. Minckwitz Hom. (Vorr.); Man war damals dermaßen in die Linientaktik verrannt. Rüstow gK. 180; Wilkomm Bank. 2, 299 etc., mit Fortbild.: Verranntheit in einseitige Richtungen. Danzel Less. 283 etc.
5) [3a]. Vōr- etc.: All’ aus der Thüre | rannten sie vor [„liefen sie her“, ältre Lesart]. V. Il. 18, 30 (vgl.: Daraus rennt | mit wildem Sprunge | ein Tiger hervor. Sch. 70a); Einem vor-r., z. B. rennend vor ihn hingelangen und ihn hinter sich zurücklassen, vergl.: Dann verfolgen wir ihn ..., doch wenn erzuvor uns rennt mit den Füßen. V. Il. 10, 346 (= wenn er mit schnelleren Füßen zuvorrennt, neuere Les- art) etc.; Wenn voran der quäkende [Hase] rennet. 362 etc.; Als er .. an dem Mist vorbeirennte. Grimm M. 123; Da rannte der weiße Hirsch vorbei. Uhland 350 etc.; Stumm | rennt es mir vorüber. G. 2, 111; Ein solches Vorüber- R. [statt verweilenden Anschauns]. 23, 119; Zehn 6spännige Wagen . .rennten vorüber. Lichtenberg 5, 439 etc. Wétt-: in oder um die Wette rennen: So wettrannten sie in Eile. Rückert Mak. 1, 178; Atalante, | da sie ums Jawort hochgeschürzt | mit ihren Freiern wetterannte. B. 19a etc. Am häufigsten [4] im subst. Infin. (vgl. ehebrechen etc.): Vorbereitung zum W. Der Augenblick des W–s. G. 24, 235; Das berühmte Wett-Traben, denn W. kann man es nicht nennen, weil die Absicht nur ist, die Vorzüglichkeit der Pferde fürs Wagenziehen auszumachen. Niebuhr Nachg. 237; Das wunderseltsame W. nach Glückseligkeit. Sch. 125a; auch: Selbst unsre Wettrenner ziehen kein Sanders, deutsches Wörterb. II. Roß den einheimischen vor. V. Ländl. 3, 329; JKohl Par. 3, 158 etc. und so auch von den zum W. dienenden Rossen selbst etc. Zer- [3a]. Zū-: vgl. hin-, los-r.: Ein Reiter rennete auf ihn zu. 2. Macc. 12, 35; Wenn ich sechs Hengste zahlen kann .., ich renne zu. G. 11, 74; Er rennte .. auf mich zu, mich zu unterlaufen. Heinse A. 2, 263; Schon sind die Büttel zugerannt. Lenau Sav. 225; Mein Geist beginnt zu rennen | auf etwas Besseres zu. Opitz (Wackern. 2, 319³⁰); Kommt auf mich zuger ennet. W. 23, 345 etc., vgl.: [Er] ranntehinzu. V. Od. 19, 447 etc. Zurück-. Zusámmen-: an einander rennen. Zuvōr-: s. vor-r. etc.