Faksimile 0719 | Seite 717
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reinigen
Rēīnigen, tr. und refl.:
rein (s. d.) machen körperl. und geistig; von fremden, ungehörigen Beimischungen, von Flecken, Schmutz, Besudelung frei machen etc., vergl. läutern, säubern etc., gw. statt reinen (s. d. 2), z. B.: Den, der vom Aussatz zu r. ist. 3. Mos. 14, 7; [Aaron soll den Altar] r. und heiligen von der Unreinigkeit der Kinder Jsrael. 16, 19; Gold, Silber .. durchs Feuer lassen gehen und r. 4, 31, 23; Er hatte seine Füße noch seinen Bart nicht gereinigt. 2. Sam. 19, 24; Reinige mich von meiner Sünde. Ps. 51, 4; Er reinigte ihr Herz durch den Glauben. Ap. 15, 9 u. v.; Einen Ring, der von Quecksilber ganz verunreinigt war. . . Reinige mir den Ring! G. 28, 261; Die Muttersprache zugleich r. und bereichern. 32, 221; Sein Innres reinigt von erlebtem Graus! 12, 4; Der Himmel reinigt sich [von Gewölk]. 40, 327; 15, 117; Indem die Druckerei fleißig fördert, so reinigt und ründet sich auch nach und nach die Handschrift [des Romans]. 27, 267; Entschuldige dich! reinige dich [v. der Anschuldigung]. Hölderlin H. 1, 63; Maschine, welche die Baumwolle auflockerte, reinigte. Kohl E. 2, 263; Unsern Vater der gereinigten Lehre [Luther]. L. 4, 87; Es ist gut pflügen, wenn der Acker gereinigt ist [von Wurzeln etc.]. Luther 5, 141b; Sie [be]dürfen noch selbst des Bads und des R–s. 6, 354b; Das Trauerspiel muß also Affekten erregen, aber nicht r. Mendels- sohn (L. 13, 62); Sein Zeugnis .. würde mich vollkommen | gereinigt, aller Schuld entledigt haben. Sch. 435b; Ihr konntet | mit einem Wort euch r. [von der Anklage]. „Ein Tag wird kommen, der mich reiniget.“ 481a; Ein Fegefeuer, wo die Seele durch Schmerzen geläutert und gereinigt wird. Tieck 16, 205; Sich r. der Sünden [vergl. rein 1b]. Ders. (Wunder der Liebe); Diese zu läutern, sind Schmerzen und wonnegebärende Leiden | weislich geordnet, sie r. sie zur Einfalt und Unschuld. W. 26, 96; Eine Einbildungskraft, die alles Materielle zu Geist reinigt und ver- edelt. 33, 270 etc.
a) Im adjekt. Partic. Präs. auch ohne Obj.: Der Tod hat eine r–de Kraft. Sch. 514b etc. oder verschmelzend mit dem Obj., z. B.: Blut-r–de Getränke. Frese Bede 1, 205; Luft-r–d. Scherr Bl. 1, 193; Der sprach-r–de Kolbe. IP. 4, 200 etc.
b) im Partic. Pass. auch verneint: (Un)gereinigtes Öl etc.
c) Reinig-er, -ung (s. u.).
Zsstzg. z. B.: Áb-: anhaftende Unreinigk. entfernen: Aufs Reine geegget oder mit dem Rechen wieder abgereinigt. Fleming J. 58b; Nach der Abreinigung des Leibchens [beim neugebornen Kind]. Ettner 813.
Āūs-: inwendig oder innerlich reinigen: Gewisse Schönheiten zu erblicken, muß man das Herz ebenso ausgeweitet und ausgereinigt haben wie den Kopf. IP. 1, XXI; [Pille,] die ihn ausreinigt. 21, 25; Sein Haus, welches eben ganz ausgereinigt war. Ch. v. Sch. 1, 659; Würde ihn alle Niesewurz [s. d.] der Welt nicht genug a. können. W. HB. 1, 35; Luc. 1, 163.
Be-: in oder aufs Reine (s. d. 3b) bringen, so daß alles Ungehörige daraus entfernt ist, z.B.: Alles .. umgegraben, .. bereinigt [gereinigt] und angebunden. Goltz 3, 279 etc., bes. häufig in Kanzleispr.: Die Meisten .. musten sich diese Rechnungen unbereinigt gefallen —, f 4 I 4 lassen; wer aber so recht aus dem Ff aufbegehren konnte, schlug durch und kriegte eine bereinigte Rechnung [vgl. moderieren]. Gotthelf Sch. 358; U. 2, 136; Hiermit war das Geschäft vor der Hand bereinigt. Hackländer Erl. 1, 279; Kurz Sonn. 54; Möricke N. 550; Scherr Sch. 3, 134; Steub DTr. 1, 245; Die Lieder .., durch Kritik bereinigt. Uhland V. 981.
Dúrch-: durchdringend reinigen: Wenn deine Kammern durch die gesunde Frühlingsluft recht durchgeweht und durchgereinigt sind. Sturz 1, 256.
Ent-: vralt.:
1) verun-r.: Die Keuschheit des Herzens wird entreinigt von unkeuschen Worten. Keisersberg Baum d. Sel. 2b etc.
2) reinigen: Ich habe mir vorgenommen, mich deßhalb zu e. Olearius Baumg. 51a. Hināūs-: reinigend hinausschaffen etc.: Den Unterschied der Stände .. aus dem Staate h. Tieck N. 6, 76. Ver-ún-: unrein machen, besudeln etc.: Verunreinigt euch nicht an ihnen [den unreinen Thieren], daß ihr euch besudelt. 3. Mos. 11, 43 ff.; Was zum Munde eingehet, Das verunreiniget den Menschen nicht, sondern was zum Munde ausgehet etc. Matth. 15, 11 u. v.; Einen Ring, der von Quecksilber ganz verunreinigt war. G. 28, 261; Er verunreinigte [beschiß] sich mit so heftigem Getöse. 142; Die Artikel des Glaubens beschmitzen und v. Luther SW. 61, 115; 133; Ein schlechter Vogel, der sein eignes Nest verunreiniget. Möser Ph. 3, 118.