Raupe
Rāūpe, f.; –n; Räupchen, lein; –n-:
1) Insektenlarve mit mehr als drei Fußpaaren (s. Ängerling 2 und 5, 714), bes. Schmetterlingslarve, durch die Gefräßigkeit, mit der sie vor der Verpuppung Pflanzen verzehrt und nagevd zerstört, großen Schaden stiftend, während nur eine, die Seiden-R., durch ihr Gespinnst dem Menschen nutzt:
a) eig. (s. b): Die R–n spinnen sich ein, puppen sich ein, verpuppen sich; Was die R–n lassen, Das fressen die Heuschrecken. 1, 4 etc.; Nahm gleich einige R–n vom kräftig strotzenden Kohl weg. 5, 30; Ein Räupchen. E. 27; Die Umwandlung der R. zur Puppe und der Puppe zum Schmetterling (s. c). Pet. 1, 221; Verlassen, wie auf dem dürren Zweig ein Räupchen. Mak. 1, 104; Wie in der Jugend auch als R. kriecht, im Alter | die blüthengleiche Schwing’ entfaltet der Zwiefalter (s. c). W. 3, 21; Eruca ist ein Raup etc. Th. 311; Es ist ein Unterschied zwischen einer R. und einem Schmetterling und doch war der Schmetterling eine R. (s. c). speare 6, 338; Sowie in der zartsten Knospe | die R. nagend wohnt. 91 etc., s. R–n-Nest und Ratte, Anm., Graswurm etc. und schwzr. kollektiv: Der Raupet = Geschmeiß, Ungeziefer etc. —
b) Veralt. auch von spätern Entwicklungsstufen des Insekts, z. B. von der Puppe: Ein Raup, der in etlichen Tagen wachset, hat eine harte Rind über ihm, bewegt sich auch nicht. . . Das ist der R., so man Chrysalidem nennet und sobald die Rind bricht, so ist es ein Pfeifholder worden und fleugt davon. 200 und wohl von dem Schmetterling (s. c) in dem Sprchw.: Rühme dich, Räuplein, dein Vater war — ein Kohlwurm [Kohl-R.]. Lthr. 100a; Ad. 74 etc. —
c) vielfach übertr., nam. in Bezug auf die Metamorphose (vgl.: R–n-Gestalt, -Stand, -Zustand etc.): Ich mag die R–n und Chrysaliden der Freiheit nicht beobachten; weit lieber möchte ich die ausgekrochnen französischen Schmetterlinge sehen. 26, 22; 12, 89 etc. —
d) zuw. von Pers., z. B. als Bez. für etwas Häßliches, Garstiges, Widerwärtiges (vgl. Spinne): Heraus, Raup! heraus, Schurk! 1, 428 (s. Anm.); Der garstigen R., dem Peter. Vog. 2, 313; Nimm den Bauer bei den Ohren und wirf ihn hinaus! Die R. soll uns in Frieden lassen. 391, — dagegen niederd.: Eine R. von einem Kind, das noch kriecht, s. 3, 559. —
e) ähnlich wie Grille (s. d. 2 und Ratte 3 etc., vgl. Grappe 2) = Marotte, wunderlicher Einfall: Es vertreibt die Motten! die Motten im Kopf, die Grillen, die R–n, den Ärger etc. R. 3, 173; Aal-R–n [s. 2] nicht, nur R–n sind’s, | althegel’sche, die in Göschel’s Hirn ehmals rumort. Woch. 9; Alle R–n, die ein Mensch im Kopf haben kann. Pr. 2, 217 etc., s. Anm. —
f) zuw. etwas Raupenförmiges, z. B. bei u. A. als wörtl. Ubertragung für Chenille (s. d.), so: Gold-, Silberräupchen etc. —
g) Zahlreiche Zsstzg. zur Bez. der versch. Gattungen und Arten, wofür wir auf naturgeschichtliche Werke verweisen müssen, s. z. B. ein alphab. Verzeichnis von mehr als 100 Reg. 337 ff. und z. B.: Den Obstbäumen sind schädlich: die Ringel-R. (Bombyx neustria), die Stamm-R. .. (B. dispar) . ., die Obst-R. (Tinea pomonella) . .; den Waldungen schaden: die Kien-R. (B. pini), die Eichen-R. (B. quercus), die Processions- R. (B. processionea). 5, 1170 und übertr.: O du verlesener Mensch, .. Kien-R. der Bibliotheken, Verwüster der Schriften! N. 1, 144 etc.; Der Nutzen der Sei- den-R., s. Seidenwurm; Leute, deren Wissenschaft gleich dem Leben der Weiden-R. dilettantisch an einen ganz einzelnen Zweig gebunden ist. 2, 223 etc. — Ferner übertr., z. B.: Daß du von dieser Neigung noch selbst Nichts weißt; aber ich versichre dich, die Lebens-R. fängt an (auf Viktorinens Herz zeigend) sich hier einzuspinnen. — 2) s. Rappe II 2. — 3) ein Fisch, Gadus lota, gw. in Zsstzg.: Aal-R, vgl. Quappe II 1 und bei die Namen: Raup, Raub-Aal, Aal-Ruppe, -Rutte, Putte u. a. m.; 4, 87; 6, 151; Trüschen, Aal-R–n, die sich, Trallen genannt, im St. Moritzersee finden. Th. 241 etc.
Anm. In Bed. 1 ahd. rüpa, s. 2, 360 und 3, 118, vergl. lat. eruca (s. auch Rauke) oder (nach 427) repere, kraufen. — In Bed. 3 ahd. rupba, mhd. ruppe, rutte, s. mlat. rubeta (lat. = Kröte). — Anklingende mundartl. Wörter s. nam. 3, 117 (vgl. 425 und 2, 264), so: Raup, m., –en; –en: einjähriges Rind (Räupling); Lotterbube (so: Erz-, Gassen-, Nachtraup), Fratz, Possenreißer (s. 1d: ferner (vgl. 1f): Raupen, pl.: Zoten; Schwänke, Schnurren etc.; Rauperei: Schelmstück, Schnurre, z. B. voller Raupereien stecken etc., — dagegen in Posen: R–n machen = sich brüsten.
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