raunen
Rāūnen, tr. und intr. (haben):
1) murmeln (s. d.), in dumpfen — nam. unheimlich klagenden — Tönen schallen oder solche erschallen lassen (s. 2): Rufen .Andre [dem Geiger zu]: Weine, raune, | wie der Pfarrer in der Mette! Arm. 275; Die Hölle zischelt und die Engel r. | die finstre Sage von dem Gottessohn, |.. der .. die Erde nicht befreite. Fahr. 4, 2; 3, 210; Welch ein Rauschen! welch ein R.! 1, 63; Die Donner r. ferne. Jun. 179; Wie Mancher .. | raunt Flüche statt der Paternoster in den Bart! 4, 94; Seltsam drang es in den Saal, | wie r–de Gespenster. 326; Daß die Gespenster . . in mitternächtlicher Stunde ihr Todtenlied r. 136a; Die gräßliche Musik —, noch raunt sie in meinen Ohren. 120b; Töne, die man dem nächtlichen R. und Gackern bekannter Wasservögel, wenn sie schlummern, hätte vergleichen können. Mark, 1, 256 etc. — 2) (s. 1) bes. oft mit dem hinzutretenden Begriff, daß es sich um etwas Geheimes handelt, das man Einem flisternd (s. d.) vertraut, mittheilt:
a) ohne persönl. Dat.: Alle, die mich hassen, r. mit einander wider mich [in heiml. Berathung; „r. wider mich sich einander zu.“ „Zusammenflüstern über mich alle meine Hasser.“ 41, 8, nach 3, 1018⁶) „,ver- altet“; Protegiert, wie der Hof raunte, weil etc. Bild. 2, 378; Was Vaterlandsfreunde sagen, warnen und r. [rathen]. M. 25; Dies .. verstohlne R. A. 96; Die Fliegen wissen Nichts davon zu r. 128; Welch ein .. heimlich Rathschlagen und R. hub sich da an! 5, 278a; N. 825 etc. —
b) sehr häufig: Einem (Etwas) ins Ohr, in die Ohren r., s. Ohr 9g und außer den Stellen dort z. B. 2, 121; 173; 4, 258; Er raunt’ ihm heimlich Ding ins Ohr. 53a; 8, 31; Ven. 43; Da raunt ihm der Schalk, der Versucher, ins Ohr: | geh! 1, 183; Wenn uns nicht ein böser Genius in die Ohren geraunt hätte, alle Bemühungen . würden ohne Erfolg bleiben. 22, 39; Ein Mädchen, dem Ort und Stelle einer Zusammenkunft ins Ohr geraunt wird. 31, 420; Was man sich über eine Beziehung des Prinzen zu Lodoīska ins Ohr raunte. 11, 184; F. 1, 42; Sie r. in die Ohren sich. Morg. 1, 119; 14a; 7, 108; 20, 116; HB. 1, 22 u. o. —
c) (s. b) selten: Einem Etwas r. (gw.: zu-r.), z. B.: Raunt er seinem Bogen: „fehl nicht!“ etc. H. 132; Mit vertraulichem Lispel | raun’ ich es dir. Sch. 1, 235 etc., vgl.: Die Wirthin, die Täsche, werde ihnen wohl g’runet haben, daß etwas Anders obhanden sei. G. 187, ausgeplaudert etc.
Anm. Ahd. rünên, mhd. rünen, vgl. (in Bed. 1) ahd. rûnazjan etc., s. 2, 526; 3, 95 und 98 (vgl. Gerau und Anm.), wie auch skr. rû = tönen. Die heute gewöhnlichste Bed. 2 zeigt sich schon im Goth. rûna, Geheimnis, Rathsversammlung (wozu gr. Lρεννα, Forschung etc. hält) etc. Hierzu gehört wohl Alraune (s. d.), vgl. nam.: Der Teufel und seine Höllraunen oder Druden (s. d.). Sar. 101; Pred. etc., ferner: Rune (s. d., vgl. Buchstab und 2, 523 ff.; ferner im ältern Nhd.: Die Kieser gaben durch die Raun [heimliche, ins Ohr geraunte Abstimmung] ihre Stimme, s. 1567; Rauner etc. — Versch.: Raun, m., –en; –en: nach 426 = Hengst (s. d., Anm.), dagegen = Wallach menius Sprachenthür (1648) 178; 2, 93b, vergl. niederd. rune, dazu runen, wallachen. 3, 557 und niederl.: „Ruin . ., Rung, i. e. ein Wallach .. ruinen, verschneiden, wallachen.“ 1, 323a. — Mundartl. Nbnf. zu r.: raumen, s. 3, 83; 95; Br. 423a; 477b etc., vgl. umgekehrt r. als Nbnf. zu rahmen (II 2d), s. 3, 97.
Zsstzg. s. die von flistern, nam.: Eīn-: Daß ich höre dein [Gottes] heimlich „einrünen“: dir sind vergeben deine Sünd. Luther 1, 32b; Dem heiligen Geiste und seinem E. widersprochen. Mathesius Sar. 108a; Folget des Teufels bösem E. Pr. 92; 172b; Diesem E. nicht Statt geben. Lthr. 86b; 115b; Merke sich wohl mein trauter Timotheus, was dem Verständnis | jetzo die Kumm’ einraunet. V. 1, 143; Wer dir was Andres einraunet, ist kein guter Geist. Br. 2, 128 etc. —
Zū-: s. [2c] Daß mehrere Herren .. einander zuraunten, es sei etc. Arnim 310; Flüsternde Stimmen raunten sich Etwas zu. Kompert Pfl. 1, 38; Matthisson A. 8, 99; Mendelssohn Ps. 41, 8; So furchtbarer Argwohn mir auch oft zuraunt, ich wüßte es. Prutz E. 2, 280; Horcher, die raunten es Gerlinden zu. Simrock Gudr. 1319; Den Trost, welchen ihm Friedrich .. zuraunte. Tieck N. 3, 137; „Vergessen Sie nicht!“ raunte mir der Tartüffe mit einem zweideutigen Lächeln zu. W. 27, 156; 12, 18; 20, 113 etc.; Er lag mir unaufhörlich in den Ohren und ich bekenne, daß ich seinen Zuraunungen nicht immer soviel entgegenzusetzen wußte etc. L. 11, 515; 10, 229 etc.
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