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Rauchen
Rāūchen (s. dampfen 1 und 2):
1) intr. (sein und haben, vgl. flammen, Anm.): als Rauch (s. d. 1 und 4) oder Dunst aufsteigen, ausströmen: Der Rosenbaum loht lustig auf, | Duft raucht aus seinen Gluthen. Grün Gd. 74 etc., s. Zsstzg. und übertr.: Etwas raucht Einem in die Nase (s. d. 1r), verdrießt ihn etc. SClara EfA. 1, 177.
2) intr. (haben) und tr.: Rauch (1 und 4) aushauchen, ausströmen, von sich geben:
a) (s. Rauch 4) z. B. s. 1: Warme Speisen r.; R–d in des Henkels Bogen | schießt’s mit feuerbraunen Wogen [das Erz beim Glockenguß]. Sch. 78b; Das dem Körper entströmende Blut raucht, z. B.: Es stürze mein entseelter Leib vom Fels, | es rauche bis zum Meer hinab mein Blut. G. 13, 45; 34, 181; Kl. M. 5, 430; Da rauchte kein unschuldig Blut [wurde keins vergossen]. Sch. 23a; Sie sahen . . r. [riechen“] noch das Blut | von einer starken Wunde. Simrock Nib. 1506 etc.; Was willst du, r–d von der Tochter Blut, | von ihm erflehn? Sch. 229a; R–d zog er sein Schwert zurück. 1075a; Das blut-r–de Schwert etc.; Die r–de oder Nordhäuser Schwefelsäure untersch. sich von der wasserhaltigen (englischen) durch einen gewissen .. Gehalt an wasserfreier Säure, welcher ihr die Eigenschaft ertheilt, an der Luft zu r. Karmarsch 3, 222 etc.; ferner: Da stand sie die Sonne, in Düfte gehüllt, | da r. die Berge. H. 16, 63 (nach Ps. 104, 32; 144, 5 und 2. Mos. 19, 18 zu b); Die Höhen „r.“, ein Theil des aufgewirbelten Staubschnees qualmt .. in die klare Luft auf. Tschüdi Th. 24; Ein heller Wintertag, | wenn fern die See von strenger Kälte rauchte. W. 20, 228 etc.; Die heiß gejagten Pferde r.; Getanzt, daß Alles geraucht. Canitz 210; Wir .. liefen, es rauchte das Fell. G. 5, 269; scherzh. übertr.: Lernen, daß Einem der Kopf (s. d. 2a) raucht. Hagedorn 3, 169; L. 10, 185 etc., vgl. dagegen von innrer Gluth (s. b): Mir rauchte der Kopf und ich meinte in der trunknen Begeistrung. Bettine 1, 107 etc. (versch.: Der Kopf raucht Einem oder: es raucht hinter ihm, s. Rauch 5am Schluß) und: Dann wird sein Zorn und Eifer r. [entbrennen etc.] über einen solchen Mann. 5. Mos. 29, 20 etc.
b) (s. Rauch 1) R–de Löschbrände. Jes. 7, 4; Daß er, wie ein begoßner Brand, zu r. [„riechen“] begann (s. a). Simrock Gudr. 364 etc.; R–de Trümmer, r–der Schutt eines niedergebrannten Hauses; Die Städte, welcher [deren] verwüstet Land rauchet noch. Weish. 10, 7; Die Trümmer des Hauses und Hofes .., | die noch rauchten. G. 5, 19 etc.; Ein Feuerberg etc. raucht, s. 2. Mos. 19, 18 etc. und vgl. a; Niederpoltert donnernd das r–de Gestein. Grün Ritt. 117 etc.; Der Meiler raucht; Da rauchte ein Ofen (versch. c). 1. Mos. 15, 17; Mein Schornstein (Herd) will alle Tage r., es muß alle Tage gekocht, für Speisen gesorgt werden; Kein wirthlicher Herd wird ihm r. Sch. 1004a; Er konnte sie [die Fische] wohl fangen, doch ihrer nie genießen, | nie rauchte [,rouch“] seine Küche. Simrock Gudr. 99; Die Küche raucht und reucht, drum muß ich billig eilen. Günther 102a etc.; Als er r. sieht den Schlot. Sch. 68b; In allen Städten rauchten Scheiterhaufen [zur Ketzerverbrennung]. 1046a etc.
c) (s. b) insofern der Rauch hindringt, wo er nicht sollte, z. B.: Der Ofen raucht, lässt den Rauch in die Stube dringen; Die Stube raucht, es raucht in der Stube; Der Herd, die Küche raucht, es raucht in der Küche etc.; übertr.: Es raucht in der Küche, die Frau schilt mit der Köchin, in dem Hause, mit dem Mann etc.
d) Tabacksrauch etc. einziehn und von sich blasen: Guten, schlechten Taback, Knaster etc., eine Pfeife, sein Pfeifchen, Cigarren r.; Aus einer Thonpfeife, aus einem Meerschaumkopf r.; Den ganzen Tag r.; Kalt (s. d. 1a) r.; Eine Cigarre fertig (Gutzkow R. 1, 268), zu Ende (oder aus-) r. etc., vgl. (veralt.): Ehe die dummen Schelme ihre Tabackspfeifen werden ausgetrunken haben. Weise Mas. 31 etc.; ferner: Sonderbarerweise nennen die Javanen das Opium-R. Opiumessen, vielleicht weil sie den Rauch dabei verschlucken. Gerstäcker Äq. 1, 202 etc.
e) tr. mit Angabe der Wirkung, z. B. (s. b und 1): Auch hat der Dampf des Pulvers mein Aug fast blind geraucht. Grün Ritt. 173 etc. und bes. (s. d): Die braungerauchte Maserpfeife. Lewald RothE. 25; Die Stube voll Dampf r.; Die Gardinen schwarz (oder ein-) r. (s. einräuchern und 3); Das Licht aus-r., es durch Rauch ausgehn machen etc.
f) zu d: Will ich die Pfeif’ herlegen und was sonst wünschet ein Raucher. V. 1, 173; Man fkkdet mehr Cigarren- als Pfeifenraucher; Hanf- (Schmarda 1, 130), Taback-, Opiumraucher etc.
3) tr. vereinzelt st. räuchern (s. d.): Weiber ., | die s Alter hatt’ wie Schinken geraucht. G. 34, 312, korrekter bei Alteren und mundartl. mit Uml. (s. Schm. 3, 13; Stalder 2, 263): Daselbst werden die armen Seelenknäblein .. geräucht und geröstet, als ob’s .. Bückling oder Schinken wären. Fischart B. 121b; Geräucht’s [Fleisch]. Gotthelf G. 288; Reuchen heißt [bibl.] beten [sein Räuchwerk opfern etc.], riechen heißt erhören. Luther SW. 64, 120 (Randgl. zu Jes. 11, 3); Geräuchte Fisch. Ryff Sp. 77b; Den gesalznen und geräuchten Speck. Stumpf 58b etc., s. Zsstzg.
4) ugw. statt rauhen (s. d.).
Zsstzg. vergl. die von dampfen etc., z. B.: Áb-:
1) [1] Man darf nur das Wasser in den Gefäßen wieder a. lassen. Lichtenberg 5, 67 etc. und übertr.: Wenn man Wieland’s Schriften . .. schmorte, bis Naturell, Geist, Anmuth, Heiterkeit mit allen übrigen lebendigen Eigenschaften völlig abgeraucht wären etc. G. 32, 172.
2) faktitiv zu 1: Schalen, in welchen’ die versch. Mischungen abgeraucht werden sollten. 21, 172 etc.
3) [2d] z. B.: Von den theuren Cigarren raucht man seinen Preis nicht ab. Án-, tr.:
1) [1 und 2e] als Rauch sich an Etwas ansetzen, es schwärzend etc.: Du alte Rolle, du wirst angeraucht, | so lang an diesem Pult die trübe Lampe schmauchte. G. 11, 30; Ein angeraucht Papier. 20; 20, 145 etc., s. be-r.
2) faktitiv zu 1: Eine Glasscheibe a.; Daß das Sonnenlicht durch ein angerauchtes Glas roth erscheine. G. 39, 305 etc.
3) [2d] für das Fortrauchen anfangend einrichten: Während er eine Cigarre nach der andern halb anrauchte und . . wegwarf. Gutzkow R. 4, 191; Die Pfeife beim Licht a. FLSchröder Beitr. 1, 3, 15; Einen Meerschaumkopf a. oder ein-r. (s. d. 2) etc. Āūf-:
1) [1 und 2] als Rauch oder in Rauch aufsteigen und Rauch aufsteigen lassen: Das rinnende zu ihm a–de Blut. Geßner 1, 156; Die von Wunden a–de Ebne. IP. 17, 18; Unten am tiefblauen Himmel rauchten kleine Nebel auf. 10, 46; 26, 29; Als rauchte hinter mir die Welt | in Flammen auf. Sch. 261b; [Die Locken] rauchten dampfend auf, gequetscht vom heißen Stahle. Zachariä 1, 80 etc.
2) [2d] zu Ende rauchen (aus-r.); rauchend verbrauchen (ver-r.): Den Rest Taback (Börne 2, 96), eine Pfeife Taback (Gellert 4, 377) a. etc. Āūs-:
1) zu Ende rauchen, z. B. [2b]: Auf dem Platze dampften verschiedene Öffnungen, andere hatten schon ausgeraucht. G. 21, 255 etc. und [2d]: Nach ausgerauchter Pfeife. 22, 209 etc., s. auch [2e].
2) [3] durch Rauch austreiben: Füchse, Dachse, Wespen und meton.: einen Fuchs-, Dachsbau, ein Wespennest a. oder ausräuchern.
3) [3] Die Wohnungen, Ställe a., darin unter Gebeten und Ceremonien Weihrauch anzünden. Schm., ähnlich: Das Zeltenbrot in den Rauchnächten (s. d.) ein-r. Ders. 3) intr. (sein): [1] verriechen, verfliegen: Die Büchsen wohl verschließen, damit der Balsam nicht ausrauche. SClara EfA. 1, 281 etc., s. ver-r. 1d. Be-:
1) an-r. (1 und 2), nam. im Partic.: Berauchte Hütte (Cronegk 2, 112; Karschin Leb. 34; Seume Gd. 14), Bilder (L. 11, 189), Tapeten (Mügge Norw. 1, 195), Sessel (Kinkel E. 209), Grotte (Streckfuß Rol. 2, 8) etc.
2) [3] mit Uml. veralt. statt beräuchern: Das Beräuchen .. des Bienenkorbs. Fischart B. III; Beräuchung. I: So man ein Haus mit eines Esels Zungen bereuchet. Ryff Th. 5; 28; 320 etc., auch: Ein Weib damit bereuchnet. 21 etc. Durch- [1]: Der Qualm durchraucht das Zimmer etc., auch [3]: Mit edlem Räuchwerk wohl durchreucht. HSachs etc. Versch. trennbar: Es raucht durch alle Ritzen und Spalten (hin)durch etc. Eīn-:
1) in Rauch hüllen etc., s. [2e], aus-r. (3).
2) [2d] das des Rauchens bis dahin ungewohnte Obj. fürs Tabackrauchen qualificiert machen und danach verallgemeinert, s. Vollmann Sanders, deutsches Wörterb. II. 156: Eine neue Pfeife e.; Einen Studenten e., verallgemeinert auch = ihn ins Burschenleben einweihen und intr. (sein): sich als Student gut machen, mit dem Komment vertraut werden. Entgêgen- [1; 2a]: Ihm raucht an der Schwelle Blut entgegen. Kosegarten Po. 1, 144; Immer fertige Gerichte rauchen ihm entgegen. Thümmel 4, 37 etc. Fórt-:
1) fortfahren zu rauchen.
2) hinweg-r. Hêr- etc.: Die bunte Forelle rauchte zw. grüner Petersilie hervor. Zachariä 1, 343; Es fällt ein Tropfen Lust an ein erhitztes Herz, | zischt ab und raucht hinweg. Uz 1, 22, s. ver-r. Uber- [1], tr.: als Rauch überziehn etc.: Ein nebelschwarzer Dampf das Erdreich überraucht. Scultetus (L. 8, 291). Um- [1], tr.: als oder mit Rauch umgeben, umhüllen: Ein brennend Meer | soll allen Horizont umr. G. 10, 226; Von der Werkstatt Qualm umraucht. Rückert 1, 101, auch: Da sitt, von Weih’ umraucht, der große Pan. Baggesen 5, 80, s. Weihrauch 2 und 4. Ver-:
1) intr. (sein):
a) in Rauch aufgehn, verbrennen: Bevor in Kriegesgluth die Stadt verraucht. B. 173a etc. (s. 2c); hierzu wohl auch: Er schauet die Erde an, sie bebet; | berührt Gebirge, sie ver-r. Mendelssohn Ps. 104, 32 (vgl. b Platen).
b) von etwas Rauchendem; Rauch (1 und 4), Dampf und Dunst Aushauchendem etc.: in einen Zustand übergehn, wo es nicht mehr raucht (vgl. c und d): Die heiße Suppe ver-r. [sich abkühlen] lassen; Die Nordhäuser Schwefelsäure verraucht in der Luft, indem sie Wasser anzieht; Zeige .., | daß die Blitze deines Zorns | nicht verrauchten und verpufften. Heine Rom. 280; Nicht überm v–den Vulkane stehen wir, noch dampft und flammt der Krater. Platen 6, 45 (vgl. a: Mendelssohn).
c) (vgl. b und d) als Rauch (Dampf, Dunst) aufsteigen und sich verflüchtigend ver-, schwinden (verdampfen, verdunsten), und: die sich so verflüchtigenden Theile einbüßen: Trinkt! ehe der Geist [des Weins] verraucht. G. 17, 239; Der Wein verraucht (verriecht, verraucht sich. Adelung); Sichere und brauchbare Begriffe in ihrer logischen Schmelzküche so lange übertreiben, abziehen und verfeinern, bis sie in Dämpfen und flüchtigen Salzen ver-r. Kant SW. 1, 175; Da verraucht war das Blut der Unterjochung. Kl. M. 16, 439; Solch Räuchlein ver-r. lassen. Luther SW. 60, 320; Der Sand verrauchte | und ein Rubin .. blieb zurück. Pfeffel Po. 3, 114 etc.
d) übertr. zu b und c, vgl. aus-r. 4 und verriechen: Die Hitze des Gemüths, der Eifer, der Zorn, Grimm, die Leidenschaft etc., der Geist des Weins im Kopf, der Rausch, der Rausch der Liebe, die Liebe verraucht etc., z. B.: Es war nur ein zorniges Aufflammen schnell v–der Türkenwuth. Fallmerayer Or. 2, 44; Die Idee hat völlig meinen Beifall, nur daß die Lust [zur Ausführung] nicht verraucht! G. 17, 21; So verrauchte die Sache und es ward niemals mehr davon gesprochen. 29, 37; Wenn der Zorn verraucht war. Grimm M. 43; Der öde Groll verrauchet. Heine Reis. 2, 278; Sobald der erste Taumel der Freude verraucht war. W. 18, 216; Gemeine Liebe, | die von Begierden lebt und im Genuß verraucht. 12, 183; Dies seelenschmelzende, unkörperliche Feuer, | in dessen süßer Gluth die Weisheit sanft verraucht. 263 etc., auch: Der unverrauchte Wein [Rausch], | der Ruhe Mangel schläfern bald | die ganze Wallfahrt [Gesellschaft] ein. Ramler F. 3, 132.
2) tr.:
a) [2d] durch Tabackrauchen hinschwinden machen, hin-, verbringen (vgl. b): Jährlich 1000 Cigarren, 100 Pfund Knaster, 50 Thaler (für Taback) ver-r.; Halbverrauchte Cigarren. Mügge Rom. 2, 80 etc., s. auf-r.; ferner: Wenn das Leben uns nachtet, | wie man’s verraucht, verschläft, vergeigt. Lenau (Echtermeyer 549); Wo er beglückt, weil er Nichts brauchet, | sein Leben in Toback verrauchet. Pfeffel Po. 3, 107.
b) zuw. faktitiv zu 1c und d: ver-r. lassen oder machen, z. B.: Soviel .. als Sulla Mandelöl, | Korinna Knabenkraut, Galenus Gold verrauchet. Günther 1039, durch den Verbrauch verschwinden lässt; Der Bischof war ein lockrer Mann, | der täglich sein Rausch bei Ball und Spiel verrauchte [ver-r. ließ]. Nicolai.
c) zuweilen faktitiv zu 1a: verbrennen: Der du mit flammender Lohe den aufgebläheten Xanthus, | halb verraucht, in sein Lager zurückzwangst. Ramler 21.
d) = verräuchern, nam. im Partic. (s. be-r. 1) durch die Einwirkungen des Rauchs entstellt, verdorben, räucherig: Ein alter, verrauchter Lehnsessel. Schlönbach Orig. 1, 137. hinweg-r., z. B.: Hatte eine Cigarre DD nach der andern weggeraucht. Gutzkow Z. 2, 190 etc. in Doppelzsstzg. s. Weihrauch.
Wég-: Wēīh-: