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rathen
Rāthen, rieth (rathete, s. 3); gerathen (gerathet s. 3); räthst (rathest), räth (rathet), intr. (haben, auch s. 4 sein), tr. und zuw. refl. (s. 1; 2a):
1) in Bezug auf Etwas, worüber man sich in Ungewißheit und Schwanken befindet, aufs Gerathewohl Etwas muthmaßend (s. d. und vermuthen, räthseln 2) annehmen und meinen, so intr., dagegen tr. auch: mit folcher Muthmaßung das Richtige treffen (s. er-r., auf-r.): Lange an einem Räthsel oder auf ein Räthsel r., die Auflösung suchen; Das Räthsel r., die Auflösung finden; „Das ist nicht zu r.“ Allerdings ist es zu r. [errathbar], aber auch zum R. [bietet Schwierigkeiten, ehe man die Auflösung findet] und Das verlange ich eigentlich von jedem Räthsel. Sanders. Gespr. 47; Ein (un) gerathenes Räthsel, (un)gelöstes etc.; Nach dem Autor r. H. R. 9, 453, r–d forschen etc.; Nahe (s. d. 3b) zu Etwas r., mit seiner Vermuthung dem Richtigen nahe kommen, z. B.: Luther 8, 116a; Sch. 109a etc.; Auf Einen oder Etwas r. (versch. 2), mit seiner Vermuthung darauf (ver-)fallen: Ich Thor, daß ich nicht gleich darauf rieth! Engel 6, 105; Sicher, daß kein Leser auf Das räth, was sich wirklich zuträgt. Fichte 8, 56; L. 12, 354; Musäus M. 1, 112; Ramler F. 2, 358; Einer „ritt“ auf Brot, der Andre auf Wein. HSachs G. 1, 141; Können Sie vermuthen, in welchen [Händen]? „Nein“. R. Sie auch auf Niemand? Sch. 719b; Steffens Malk. 2, 208; W. Luc. 1, 129 etc. und ähnlich tr.: Nun rathet der Eine sieben, ein Anderer fünf, .. kurz Jeder eine andre Zahl. Es ist sehr möglich, daß Einer zufälligerweise die wahre Zahl trifft. W. Luc. 5, 79 etc., auch: Man rathet [vermuthet, denkt sich] leicht, in welche Wuth | der Nymphen Fall sie setzen mußte. W. 10, 10 etc.; Nach langem Hin- und Her-R. Görres Ver. 113.
a) dagegen vralt. (s. er-r.
a) von sichrer Divination (wo also der Gedanke an eine hin- und herschwankende Vermuthung fern liegt): Einem Etwas r. (s. 2) = es ihm voraussagen, propheceien: So will ich dir r., was dieses Volk deinem Volk thun wird. 4. Mos. 24, 14.
b) zuw. refl. mit Angabe der Wirkung: Man rieth sich müd. Ramler F. 2, 358; Lichtwer 128, so: sich ab-, zer-r. Ferner
c) sprchw.: Oho! nun rath ich den Pfeffer (s. d.) Möricke N. 58 = nun merk’ ich den Braten etc.; Einem Etwas zu r. aufgeben, eig. ein Räthsel, dann auch (vgl. Nuß 4b): sich als ein tüchtiger Gegner zeigen, mit dem man nicht leicht umspringen kann: Ich habe Schneider gekannt, die Mosheimen zu r. aufgegeben hätten. G. 14, 256; Der Heidekrüger galt sonst für einen dreisten Mann und gab der Regierung Etwas zu r. auf. Gutzkow R. 1, 177 etc., s. auf-r.
2) Einem einen Rath (s. d. 2) geben; ihm sagen, was nach der Meinung des R–den er zu thun habe: Einem Etwas, zu Etwas r., seltner (s. 1.): Die Thiere wollten einen König wählen. . . Ein schlauer Affe rieth auf den [zum] Elephanten. Haller 217 etc.; Einem Etwas zu thun, zu lassen r.; Einem r., daß er Etwas thue, er solle (möge) es thun; Einem r.: thue es; Einem gut, Gutes, schlecht r.; Heilsamen Rath (V. Il. 10, 147; 327), Rath des Verderbens (Od. 12, 339) r.; Du räthest dir einen Rath, der dir mit Weh wird lohnen. Rückert BE. 133 etc.; Sich r. lassen, Rath annehmen, ihn befolgen, z. B.: Spr. 1, 5; Hiob 21, 2 etc.; Wer sich nicht r. lassen will (Möser Ph. 3, 46) oder: wem nicht zu r. ist, Dem ist nicht zu helfen; Wo nicht zu r. ist, da ist nicht zu helfen. Luther 1, 376b etc.; Das rathe ich, daß du zu dir versammelst ganz Jsrael. 2. Sam. 17, 11; Ein jeglicher Rathgeber will r., aber Etliche r. auf ihren eig[n]en Nutzen. Sir. 37, 8; Glaubt ihr, daß ich in der Welt bin, um Rath zu geben? . . Rathe sich Jeder selbst. G. 15, 20; Ich habe ja sonst auch nützlich gerathen. 5, 235, Wenn ihm Jemand dazu rathet. Gutzkow 11, 98; Man rathet dem Verfasser. Mendelssohn 4, 1, 314; Daß sie euch wohlgesinnt zum Besten r. Sch. 492a; Jch will denn doch gerathen haben [s. d. I 12 und vgl. b], Vetter, | den Degen nicht zu frühe wegzulegen. 348a; Warum denn räthst du wider mich [feindlich, im Urtext: warumbe râtest ane mich?]. Simrock N. 1760; Du rathest uns nicht nach meinem Herzen. Stolberg Il. 18, 285; Kein Kaufmanu rath ihm aus seinem Beutel oder Kram [sich selbst zum Nachtheil]. Weidner 58; Der Rath ist gut . .; was rathest du? W. Luc. 1, 312; Ihr rathet Alle, wie wir in das Land kommen sollen; aber Keiner rathet, wie wir wieder herauskommen sollen. Zinkgräf 1, 277 etc.
a) auch unpersönl. refl. (s. Es 7): Am Hofe räth sich’s schlecht [ist schlecht r.]. Gotter Sch. 34; [Dann] räth sich’s übel, folgt sich’s übel. Logau (L. 5, 256) etc.; Vom sichern Port lässt sich’s gemächlich r. Sch. 518a.
b) prägnant (vgl. ausbitten) von einer Forderung, nam. drohend: Laß dich nicht wieder vor mir sehn! Das rath ich dir, Das will ich dir r. oder gerathen haben (s. d. I 12) etc. und verneint: Wußte er, was ich werden würde? Das wollte ich ihm r. [Das wäre schlimm für ihn, sollte ihm schlecht bekommen etc.]; sonst möchte ich ihn dafür strafen, daß er mich doch gemacht hat. Sch. 106a; Ich wollt’ euch nicht gerathen haben, mir | vor einem halben Jahr noch abzudingen, | wozu ich jetzt freiwillig mich erbiete. 352a etc.
c) zuw. auch thätig Rath (s. d. 1b) schaffen, fördernd (hilfreich) walten (s. 3b), z. B.: Ich weiß mir nicht zu r. (noch zu helfen); Er wollte dem Lande in dieser Sache r. und helfen. 2. Macc. 14, 9; So tritt nun auf mit deinen Beschwörern .., ob du dir möchtest r., ob du dich möchtest stärken. Jes. 47, 12; Ich lobe den Herrn, der mir gerathen hat. Ps. 16, 7; Soll ich mir denn erst r. [für mich sorgen], | wenn schon mein Winter schneit? SDach (WhMüller Bibl. 5, 28); In allen meinen Thaten | laß ich den Höchsten r. Fleming (Wackern. 2, 348 ²³); Daß sie ander Leuten helfen oder r. sollen mit Lehren, Unterweisen etc. Luther 5, 355a etc. Jn manchen Fällen ganz nahe an die obige Bed. grenzend, in andern eben der Zweideutigkeit halber jetzt vermieden, vgl. be-r.
d) zuw. mit sachl. (personif.) Subj.: Die Klugheit räth’s, die Noth gebeut’s. Sch. 344a; Die Umstände, die Verhältnisse r. es, r. dazu, lassen es räthlich erscheinen, s. e.
e) Etwas ist zu r., so beschaffen, daß man dazu r. kann, räthlich, rathsam, z. B.: Der weise Mann wollte nicht wissen, ob es zu r. wäre, daß man die Biblia verdeutscht. Luther 6, 316a etc., in gleichem Sinn: Etwas ist [von der Klugheit, den Verhältnissen etc., s. d] gerathen, auch mit Steigrung: Dann ist es doch wohl gerathener, daß ich erst hinhorche. Laube DW. 5, 37; Das Gerathenste schien es ihm. Gerstäcker Äq. 3, 237; Am kürzesten und gerathensten halten wir, daß etc. G. 32, 173 etc., vgl.: Wir machen uns frühe des Morgens | auf den Weg. So scheinet es mir das Beste gerathen. 5, 147; 184 etc.
3) zuw. = Rath (s. d. 3) halten, an einer Berathung mittheilnehmen (und hier gew. in schwacher Abwandlung): Wer nicht mitrathet, auch nicht mitthatet. Sprchw.; Auerbach Gv. 323; Demokr. St. 195; Rathete und thatete. Hausbl. (56) 1, 403; Der mitrathet und mitthatet. Keller gH. 4, 465; Wenn doch .. so mit-r–de Zehn mir wären im Volk der Achaier! V. Il. 2, 372 etc.
4) nur noch vereinzelt intr. (sein) st. gerathen (s. d. 2, womit es im Partic. Präter. der Form nach zusammenfällt), z. B.: Könnt ihr zum Geld r., so versäumt die Gelegenheit nicht euch frei zu kaufen. .. Ich will sehen, wie ich zum Geld gelange. Möser Ph. 4, 317. Dazu:
5) Rather:
a) zu 1: Der Menschen Vater | ist kein blinder Wähler, blinder Rather (vergl. b). Arndt 413; Die unbescheidenen Rather irre zu führen. Danzel 378; Rathe Das, wenn du ein Rather bist. Rückert W. 4, 136; Einzusehen, daß der begeisterte Rather Wood sich nur um anderthalb Säkula verrathen haben möchte. FAWolf H. 7 etc. u. (vralt.) mit Uml.: Rath hie, Räther [„Reter“] gut, was ist Das? Luther 8, 43a; 299; 6, 24b etc., vgl.: Ein Rätherschaft aufbieten, eine Gesammtheit zum R. eines Räthsels. Frank Spr. 112 etc.
b) häufiger zu 2, z. B.: Des Meineids und der Kühnheit Rather. Freiligrath SW. 5, 149 etc. und nam. im Sinn von 2c, z. B.: (Ge)treuer Rather. Gotter 1, 50; Sanders Kutr. 60; Schutz und Rather. Cham. 4, 70; Fichte 8, 474; Vollmann 283 etc.; Rather und Beschützer. JKinkel Ib. 2, 257; Rather und Helfer. Arndt Ber. XV; Spindler N. 1, 9; Hort und Rather. Cham. 5, 339; Freund und Rather. 191; 361 (Werner); Rather und Vater. Rückert Mak. 2, 93; Sanders Kutr. 98 etc.
c) in Zsstzg. (s. d. von r.) mit Bestw., z. B.: Sibyllen oder Gottes-R–innen [die Gottes Rath(schluß) Verkündenden]. V. Ländl. 1, 182 etc.
6) Rathung, gew. nur von Zsstzg. (s. d.).
Anm. S. Rath, Anm. und veralt., mundartl. Bedd. nam. Schm. Schwache Abwandl. (auch im Partic.) in der Regel nur für 3, doch findet sich im Präs. auch nicht selten: du rathest, er rathet, s. die Belege (auch Zsstzg.). Über das gedehnte: er räthet, s. Sanders Orth. 69 ff. S. Räthsel, Anm. und räthseln 2.
Zsstzg. z. B.: Áb-:
1) [2] Einem rathen, Etwas nicht zu thun, davon abzustehn etc., s. wider-, miß-r. 2: Einem Etwas od. von Etwas a., ihm Etwas zu thun a. etc.; Diese Gefühle rathen um so lauter, dringender von einer rechtswidrigen Handlung ab. Feuerbach Krit. Peinl. 3, 141; Heut kommt Etwas, das mir die Reise anräth, morgen ein Umstand, der sie abräth. G. 23, 257; Ich habe meinen Affen nicht mitgenommen, man hat mir es abgerathen. 15, 178. Er räth ihm ab, sich weiter mit dem Theater abzugeben. L. 11, 242; Ich wenigstens rathe ihr im schlimmsten Fall diesen Schritt nicht ab. Rahel 1, 354; Ihn drängt zu-r–de Scham hier, | dort a–de Liebe. V. Ov. 1, 50 etc. Bei Einzelnen auch: Einen a., so bei Spate; Adelung und z. B.: Vor dem Wirthshause, dem schwarzen Rössel, will [ich] einen Jeden a. Merck’s Br. 2, 2; Nun, von dem Halsbrecher aufgemuntert, von aller Welt abgerathen, schwinge ich mich auf das Roß. Tieck N. 6, 195; Zesen Sims. 578 etc. Dazu: Wie leicht könnte sie seine Abrathung, sein Zorn zur Verzweiflung bringen. L. 7, 273, auch: Auf sein A. unterließ ich es, s. Abrath.
2) [2] (schwzr.) berathend Etwas mit einander (ver)abreden, beschließen: Sie wollte Etwas mit mir a. Gotthelf 5, 250; Daß–wir abgerathen, zusammen ihr das Bett in die Stube zu machen. 6, 179.
3) (vergl.
4) Einem Etwas a., (veralt.) durch listigen Rathschluß es ihm abnehmen, so sprchw.: Einem die Käse a. [wie in der bekannten Fabel der Fuchs dem Raben]. Moscherosch 2, 809 = ihn übertölpeln. 4) [1] Einem Etwas a. (vgl. 3), durch Rathen, durch Divinationsgabe es ihm abmerken, absehn etc.: Die Botanik .. hat .. nach und nach der Natur fast alle ihre Klassen und Ähnlichkeiten abgerathen. Haller (Wackern. 4, 38 ¹³); Deren wahre Handgriffe wir der Natur schwerlich jemals a. und sie unverdeckt vor Augen legen werden. Kant 2, 160.
5) [1b] Sich a., sich rathend abmühen. s. zer-r. Án- [2]: (Einem) Etwas a., rathend anempfehlen, s. den Ggstz. ab-r. 1: Weil Knigge .. das Gegentheil anrathet. Börne 2, 71; Die Horaz seinem tragischen Dichter anrieth, .. anrieth, sage ich, aber nicht befahl. L. 6, 448; Ich rieth | dir an, das Urtheil unvollstreckt zu lassen. Sch. 436a; Was der Prinz gleich beim Anfange der Belagerung angerathen. 875a etc. Seltner o. Obj. (intr.). In dergleichen Dingen rathe ich niemals an. JGMüller Lind. 4, 310 etc. Oft im subst. Infin.: Auf A. unseres Führers. G. 14, 203; 28, 73 etc., s. Anrath, auch: Daß es gar keine praktischen Gesetze gebe, sondern nur Anrathungen zum Behufe unserer Begierden. Kant 4, 125 etc. Āūf- [1]: durch Rathen auflösen, er-r. urspr. wohl nur in freierer Stellung des „auf“: Einem Etwas aufzurathen geben, s. auch [1c], z. B.: G. 29, 230; W. 22, 31; 50; Luc. 1, 269 u. v., dann aber auch z. B.: Sie werden Etwas Sanders, deutsches Wörterb. II. auf-zu-r. finden. G. Zelt. 6, 104 etc. und selbst: Von dem noch unaufgerathenen Räthsel unsrer Bestimmung. Kosegarten Rh. 2, 131 etc., s. Aufrath. Āūs-: zu Ende rathen [1; 2]. Be-: in mehrere theilweise in einander greifenden Bedd., nam.:
1) mit Rath (s. d. 1 und Vorrath), d. h. mit etwas zur Ausrüstung, zur Ausstattung Gehörendem oder Nöthigem versehn, allgm.: mit Etwas versorgen, versehn; die nöthige Sorge für das Obj. tragen: Etwas oder Einen (mit Etwas) b.; Daß ich wohl berathe, die mich lieben und ihre Schätze voll mache. Spr. 8, 21; So Jemand unter euch spräche zu ihnen: „Gott berathe euch! wärmet euch und sättiget euch!“, gäbet ihnen aber nicht, was des Leibes Nothdurft ist, was hülfe ihnen Das? Jak. 2, 16; Berathe [statte aus] deine Tochter .. und gieb sie einem vernünftigen Mann. Sir. 7, 27; Du kannst, du wirst am besten mich b. [helfend]. | So borge denn mir .. | nur einen lumpigen Dukaten. B. 31b; War bemühet, denselben vor seiner Abreise mit einem tugendhaften Weibe zu b. Gisander Fels. 2, 607; Werther Herr, berathet euch in Zeiten [mit einer Frau beweibt euch]. G. 11, 134; Ich will mit Fleiße daneben| euer Leben b. [dafür Sorge tragen], es soll euch kein Übel berühren. 5, 289; Man sollte die geistlichen Güter brauchen, ...arme Jungfrauen und Kinder zu b. Luther 5, 301a [auszusteuern]; Wer mit einer solchen bösen Haut [Frau] b. ist. Olearius Baumg. 81a; Bis dich Gott auch zu seiner Zeit mit einem ehelichen Heirath thut b. Schaidenreißer 63a etc., vgl. auch das von Adelung als obrd. angeführte Sprchw.: Wie der Wirth ist, so beräth [beschert ihm] Gott die Gäste etc.
a) in der ältern Spr. statt mit auch der Genit., s. Bsp. bei Grimm und z. B.: noch: Was sie gemisst so lange, Deß wurden sie b. Simrock Gudr. 104 etc.
b) Bes. oft im Partic. (vgl. 2a), z. B.: Verheirathete Kinder heißen b–e. Hippel Ehe 5, 16; Eine ausbestattete und b–e Tochter. Möser Ph. 4, 222 etc., auch mit adverb. Bestimmungen: Gut, schlecht, wohl, übel (oder miß-) b. [versorgt, daran] sein (mit Etwas), auch: in gutem (schlechtem) Stande etc.: Wir werden wohl-b–er sein. Droy- sen A. 1, 63; Unglücklich, übel b., von 1000 Teufeln besessen. G. 29, 224; Veit hat ein wohlberathnes Haus. Logau (L. 5, 129), mit Hausrath versehen etc.; Er schlachtet’ es und brühet’ es | und schob es wohl-b. [gespickt etc.] | zum Ofen ein. Rückert Erb. 1, 15; Des Löwen Mittagstisch war mit der Kuh b. Rost. 27a; Du, armer Freund, bist doch eigentlich übel mit mir b. Seydelmann 284 etc. und als Ggstz. = unversorgt etc.: Des ernsten Gelehrten, der über Folianten einschlief, indeß sein Weib un-b. [unversorgt von dem Erfüller ehelicher Pflicht] im öden Ehebett schläft. Geßner 2, 168; Un-b. ließ er sein Haus. G. 5, 155 etc.
c) Fortbild. zu b (vergl. 2b): Seine schlechte Okonomie, seine Unberathenheit und Einsamkeit bei vielen Bekanntschaften. Palleske Sch. 1, 333 etc. S. ferner 6.
2) Einen b., ihn mit Rath (s. d. 2) oder Rathschlägen versehn, ihm mit Rath an die Hand gehn: Einen gut, übel, schlecht (oder miß-)b.; Einen Patienten als Arzt, einen Klienten als Anwalt b. [sich der Bed. von 1 nähernd]; Daß der Landgraf von dem General b. worden [den Rath erhalten], sich lieber nicht in diese Sache zu mischen. Ense Denkw. 6, 343; Daß sie ihn b., was er zu lesen habe. Fichte 8, 128; Ließen sich von ihm b. und erziehen. 16; Diplomaten, | .. eure Potentaten | berathet rein und fein. G. 4, 107; In manchen Fällen habe ich ihn gut b. und .ihn verhindert, an muthwilligen Streichen Theil zu nehmen. 21, 3; Die Seinigen, b. von einem einsichtigen Arzt, entschlossen sich, den .. Augenarzt kommen zu lassen. 288; Wir wollen ihn mit einem kurzen Wort b., welches zu befolgen er gewiß heilsam finden wird. 32, 292; Höfer V. 289; W. HB. 2, 217 etc. Ungw.: Daß er seinen Schwiegersohn nicht mehr zu literarischen Arbeiten beräth [ihm dazu räth]. Forster’s Br. 1, 44.
a) auch hier (s. 1a) im Partic., z. B.: Daß die B–en den Rathgebern nur allzuwilliges Gehör verleihen. Görres Ver. 37 etc. und mit Bstw.: Wenn, von Pfaffen wohl-b., | sie im Kloster Wunder thaten. G. 6, 164; 8, 349 etc.; Fragst du’ viel, so bist du schlecht b. 6, 214 etc.; Durch dessen viel-berathnes Regiment [mit vielen Rathgebern] | Frankreich verloren ward. Schlegel Sh. 7, 193 etc.; In dieser Sache will ich, von meinem Anwalt un-b., Nichts unternehmen etc. und minder gew.: Die Noth gebietet. .. Schweigend herrscht | des ew’gen Schicksals unberathne Schwester. G. 13, 69, die von Keinem Rath annimmt, auf Niemand hört etc.
b) (vgl. 1c) Fortbild. zu a, z. B.: Doch heißt es, Miß- berathenheit | sei in dieser Stadt zu Hause. Droysen Ar. 3, 63 etc. S. ferner 6.
3) Einen b., zuw. (doch selten, wegen nahe liegender Mißdeutung, s. 2): ihn um Rath fragen, zu Rath ziehn (konsultieren): Gar traulich berieth mich nun die Mutter. Gotthelf 5, 251; Das ist eine Gesetzgeberin. Die können wir b. bei der Verbesserung unseres Vaterlandes. Kohl Jrl. 1, 157; Man berieth ihn gern und seine Wirksamkeit dehnte sich bald selbst auf die häuslichen Verhältnisse der Dorfbewohner aus. Lewald W. 3, 90 etc.
4) tr.: Etwas, intr.: über Etwas, refl.: sich (über, wegen Etwas) b., Rath halten, pflegen (vgl. rathschlagen): Die Versammlung berieth lange über den Gesetzentwurf etc.; Berufen hatt’ er um sich seine Weisen, | das Gastgeschenk des Wächters zu b. Cham. 4, 82; Man verlange nur nicht von mir, daß ich mitwirke, daß ich bedenke, daß ich berathe. G. 15, 276; Ruf mir des Heeres Fürsten, | daß ich mit euch den Siegeszug berathe. Körner etc.; Sie b. sich mit einander. Ps. 71, 10; Beriethen Beide sich, was bestens anzufangen. Hagedorn 2, 128; Er beräthet sich mit ihnen wegen ihrer Sicherheit. Lohenstein IbrS. . .; Astyages rief nun den Magier zu sich und berathete sich mit ihnen. FNöselt Lehrb. d. Weltgsch. f. Töchtersch. (1833) 1, 104; So will ich stille mich b. mit mir selbst. Platen 3, 27; Können wir dahin | bei Nachtzeit wandern und uns still b. Sch. 524b etc.
5) (s. 4 und vgl. Rath 6) tr. und refl. = beschließen, einen Entschluß fassen: Du [Zeus] berathest immerdar in Ruh, | was dir behagt. B. 148b etc.; Daß Gott sich b. hat, dich zu verderben. 2. Chr. 25, 16; Deßwegen berieth sich die Natur auf’s weiseste und zwischen den lichten Farben .. fand sich eine Mittelfarbe. G. 39, 162 etc.
6) (s. 5) im Partic.: Fehler, die die Menschen b. und un-b. [vorsätzlich und unvorsätzlich] an ihrer Gesundheit begehen, s. Adelung (selten).
7) Doppel- Zsstzg. z. B.: Miß-b., s. 1b und 2a und b; ferner: Vor-b. (s. 4), z. B.: Die Vernunft sollte darüber, was zu glauben sei und was nicht, keine vor-b–de und mitbeschließende Stimme, sondern nur nachträgliche Einsicht in die Akten haben. Strauß Streitschr. 1, 18; Volksz. 7, 292 etc. Dazu:
8) Berather, nam. (1), Einer, dem die Sorge für Etwas obliegt oder der dafür sorgt, s. [5b]: Mein B. Zeus. B. 144a; Dem | B., dem ein Heer vertraut ist. 150a; 199 v. 372; Fallmerayer Mor. 1, 7; Den guten Wirth beruft man zum B. G. 6, 40; Domitian, Rom’s schändlicher B. Hagedorn 1, 16; Keines freundlichen B–s | Warnung half. Kerner; Gott ,πder B., gewähr euch, | was euch frommt. V. 1, 122; Des Dorfs B. [Herr etc.]. 2, 30 etc.; Ein treuer Volks-B. Echtermeyer 76 etc.
9) Berathung, f.; –en, z. B.:
a) (s. 1) Man richtete die Aussteuer oder die Absteuer . ., B., Bestattung danach ein. Möser Ph. 4, 222 etc.
b) (s. 4) Nach langer B. ist doch ein jeder Entschluß nur | Werk des Moments. G. 5, 43; An Beredung und B. war nicht zu denken. 22, 409 etc.; Zu dieser allgemeinen Welt-B. 3, 207 etc., auch (7): Miß-B.; Zur Vor-B. der Wahlen. Ense Tag. 4, 396. Bēī- [2]: seinen Rath bei Etwas geben: Ob ich nun gleich zu solchen Possen gern beirieth. G. 22, 104; Mit einem gesetzgebenden oder vielleicht nur b–den Körper. Pulszky (Oppenheim 1, 245) etc., s. ein-r., Beirath u. beiräthig.
Eīn-:
1) [2]: in einer Sache seinen Rath geben (s. bei-, an-r.): So rieth ich unmaßgeblichst ein, | daß Sie die Hand ihm reichten. Blumauer 2, 62; Hat Gott nicht zwar besohlen, sondern eingerathen, daß etc. SClara EfA. 1, 439; 360; Ders. (Wackern. 3, 897 ²⁷); Jst’s nicht ein guter Geist, der ihnen einräth, auf Mittel zu denken? G. 9, 26; Der wird mir schon helfen e., wie ich etc. Gryphius Sq. 10; Günther 178; Lohenstein A. 1, 43; Rollenhagen Fr. 441; 491; Schweinichen 2, 314; 3, 8 etc. und im subst. Infin.: Auf sein E. SFHahn 1, 150 etc.; Ohne Jemandes E. L. 3, 31; Es gefiel zwar Ihro Fürstl. Gn. mein E. und Ansagen gar nicht. Schweinichen 2, 128 etc.
2) (vralt.) Einem Etwas e., ihn mit etwas ihm Fehlenden aushelfend be-r. (s. d. 1): Planus ist ein tapfrer Kunde, aber Abends in dem Schatten; | denn daselbst wird seiner Größe um ein Großes eingerathen. Logau 3, 52, 72. Ent-:
1) entsprechend dem vralt.: eines Dinges Rath (s. d. 1c) haben, wofür in der ältern Sprache ge-r. üblich, vgl. entbehren, bes. oft: E. können, 82 theils mit Genit., z. B.: Lieb’ und Wein . ., | deren doch ein froher Mann | nicht gar leicht e. kann. B. 5b; SClara EfA. 1, 432; Daß auch das glücklichste Talent des Einwirkens einer gründlichen Schule nicht e. kann. G. 32, 405; Gemeiner Tugenden kann nur ein Held e. Hagedorn 1, 140; Daß diese Arme jedes Schmuckes e. konnten. Lewald W. 2, 141; 421; Ihrer Dienste kann ich | e. Sch. 407b; Der Frag’ ich nicht e. [mich enthalten] kann. Simrock N. 756, 8 etc., theils mit Accus.: Geizige Platten | kann man wohl e. Luther (Zinkgräf 1, 178); Du kannst höfische Herzen e. IP. 9, 125; Rückert 1, 213, 229; Spanien selbst konnte wenig Volk mehr e. Sch. 776b; Motive, die .. nicht e. werden konnten. Schlegel Dram. 2, 196; Spate 2, 44; Weise (Wackern. 3, 855³⁴) etc., ferner sonst im Infin., z. B. mit Genit.: Wenn er nun soll e. | des Lebens. Logau 1, 171; Gezwungen, der annehmlichen Gesellschaft zu e. Weise Erz. 328; Müßte er seines lieben Weibes e., so könnte er auch ihres Schmuckes entbehren. Zinkgräf 1, 255 etc. und mit Accus.: Nun will ich .. | auch einen Hund e. Lenau NGd. 224; Ich möchte die Gegenwart dieses Arztes e. müssen. Olearius Baumg. 44a; IP. 15, 41; Das Wunderbare hat man in dieser neuern Behandlung alter Fabeln, als unsern Glauben fremd, zu e. gesucht. Schlegel Dram. 2, 135; Drum mögt ihr’s wohl e. [lieber lassen], auf diese Reise zu gehen. Simrock N. 329 etc. und so auch: [Er] wär übel zu e. Logau 1, 184; Die eher zu e. waren. IP. 13, 80 etc. u. o. Obj.: Seine kräftige brave Natur wird wohl zu e. wissen. 21, 119, dann auch im Präs., z. B.: Damit er erfahre, | ob er auch unserer Hilfe bedürfe oder entrathe [e. könne]. B. 197b; Jch bin nur die eine Nacht unter eurem Dach gewesen und entrathe [entbehre, vermisse] sie schon. Kürnberger Nov. 2, 184; Daß sie lieber Festlieder und Evangelien e., als zu Weihnachten die Stollen. IP. 12, 102 etc. und selbst refl.: Ich geschweige der Gabeln, als die zur Noth sich e. Kosegarten D. 1, 167. Bsp. vom Jmpf. etc. sind ungw., mir wenigstens nicht aufgestoßen.
2) (vralt.) ab-r.: Einem Etwas rathen oder e. Paracelsius 1, 712a.
3) ungw. im Partic. = entartet, ungerathen: Der Kirche tiefentrathner Sohn. Lenau Sav. 196. Er- [1]: durch Rathen das Richtige treffen, es finden, entdecken: Ein Räthsel e. (s. auf-r.) Richt. 14, 12 ff.; Wie nun glückliche Liebe so leicht e. wird, als sie sich leicht verräth. Börne 1, 3; 2, 8; Sollst . . | aufs Härchen mir meine Gedanken e. B. 66b; Das Wahre ist gottähnlich; es erscheint nicht unmittelbar, wir müssen es aus seinen Manifestationen e. G. 3, 218; 13, 317; Ihr gierig Aug’ errieth ihn hinter | den dicht verschränkten Palmen schon. L. 2, 213; E.! [richtig; getroffen]. 2, 353; Dies wird Jhnen [gw.: Sie] den Inhalt ungefähr e. lassen [s. d. I 3] 3, 290; Man erräth leicht, daß etc. Sch. 1040b; Wenn esmir erlaubt wäre, demungeachtet zu rathen (ohne just zu behaupten, daß ich es e. habe). W. Luc. 5, 392; Zschokke N. 13, 135 etc.; Du errathest. Kompert Pfl. 2, 136; W. 3, 241 etc.; Er er- rathet. Börne 1, 332; 359; Du erräthest. Temme SchwM. 3, 211; Er erräthet. L. 8, 316 etc.
a) [s. 1a] vralt. auch: Wisset ihr nicht, daß ein solcher Mann, wie ich bin, e. kann [,,wahrzusagen versteht“ Zunz]. 1. Mos. 44, 15; Dan. 5, 12; Weish. 8, 8 etc.
b) Glückliche Er- rather. L. 8, 439.
c) Daß keine Grübelei und Er- rathung nöthig war. H. R. 7, 196 etc. Fêhl-[1]: falsch rathen: Engel 6, 177; Hackländer Wechs. 1, 69; Lavater 1, 61. Ge-:
1) (vralt.) statt ent-r. (s. d. 1), s. Belege. Schm. 3, 152 und z. B.: Daß man meiner wohl g. könnte. Luther SW. 63, 328; 64, 12 etc.; Der ist mir zu theuer, | will eh eines Knechts g. heuer. HSachs G. 1, 231; 109 etc.
2) [4] intr. (sein, obrd. mit „haben“, s. Schm.) in einem Fall, wo mehrere Eventualitäten möglich sind, ohne best. Absicht (durch Walten des den Ausschlag gebenden Zufalls) wohin (z. B. auch in einen Zustand) gelangen, kommen (s. d. und vgl. werden). Wir ordnen die Belege für diesen sehr allgm. Ausdruck in denen der Begriff des Zufälligen zuweilen etwas zurücktritt der Ubersichtlichkeit halber nach grammat. Beziehungen, zunächst mit abhäng. Präpos. (a —k), alphabet. (nam. insofern nicht bloß ein örtl. Verhältnis bez. wird):
a) An Jemand g. etc., z. B.: Der Brief gerieth an eine falsche Adresse, fiel in falsche Hände etc. und nam. von Pers.: Daß du nicht gerathest an eines Andern Weib. Spr. 2, 16; Sir. 9, 13; Du müßtest denn gar an einen Höllbesen g. [durch die Ehe an ein böses Weib gekommen] sein. Claudius 3, 17; Wie ist diese Vittoria an diesen Männ oder an dieses Männchen g.? Tieck A. 1, 288 etc.; (Über Etwas) an einander g. z. B. Immermann M. 1, 281 u. o. = in Streit (s. e) und ähnl.: Daß ich mehr als einmal mit ihm zusammen-g. würde. Höfer Leb. 247 etc.
b) [Die Steine], | von einem Reisenden verloren, | geriethen auf ein Häufchen Sand. Ramler F. 1, 226 etc.; Jemand geräth auf eine falsche (richtige) Spur, Fährte, auf den Weg der Bösen (Spr. 2, 12); auf einen Abweg, eine Thorheit (Ps. 85, 9), einen Verdacht, einen Einfall, Gedanken, von Idee auf Jdee, von Zweifel auf Zweifel. Engel 8, 255; Er gerieth auf den richtigen Weg, aber er verfolgte ihn nicht etc.
c) Aus (od. von) einem Irrthum in den andern g. (s. e); Durch die Anziehung geräth der Komet aus seiner Bahn; Die Lokomotive gerieth aus dem Geleise etc., vgl.: So kann auch keine so leicht von der Würde und Wahrheit ab- und in Phantasterei und Spielwerk hinein-g. (s. e). H. 4, 59. Vergl. auch k am Schluß.
d) Außer (s. d. †) sich g. (Scherr Nem. 2, 23, FSchlegel Fl. 68 etc.) vor Wuth etc.
e) Sie waren auf einer Insel in einen weiten Moor [hinein] g. Alexis H. 2, 3, 191; Der Wagen gerieth in einen Abgrund etc., s. auch: Daß Sie aus Zufall dort hinein-g. sind [in mein Zimmer]. Gerstäcker Äq. 3, 162; Ich gerieth in Klüfte nieder. KMayer Lied. 122; Zu fragen, wohin sie g.? | ob auf der traurigen Flucht sie nun mit dem Volk sich befinde. G. 5, 57; Die politischen Verhältnisse mögen hin-g., wohin sie wollen. Zelter 1, 272; Wohin g. wir bei diesem Gespräch? etc., ferner: Personen g. in einen Zustand, in Armuth, Noth, Elend, Angst, Verzweiflung, Verlegenheit, Verwirrung, ins Verderben, in schwere Sünde, in Aufregung, Zorn, Wuth, Harnisch (s. d. 1) etc., in Streit, einander in die Haare (s. d. 1d), mit Jemand in einen Proceß etc., in Schaden, Schande, Spott, Schulden, Unglück oder Pech (s. d.), in der Leute Mäuler, ins Gerede, in böse Hände (oder Gesellschaft) etc., in Schlemmen und Unkeuschheit, ins Faulenzen, ins liederliche Leben, ins Luder (s. d. 5) etc., ins Lachen, Weinen, in eine große Freude g.; Etwas geräth in Vergessenheit, ins Stecken, Stocken, in Unordnung, Verwirrung; Das Haus gerieth in Brand; So geräth das Kind in Schlaf. Gellert 1, 97; Daß mir’s in ein Lachen gerieth. Luther 6, 164a; Wieder einmal ins Bengelhafte g. Tieck NKr. 2, 237 etc.
f) Das Schiff gerieth durch den Sturm nach Schottland etc. und (s. nacharten, nachschlachten etc.): Er vätert sich, d. i. er geräth nach dem Vater. Agricola 645; Benedir 8, 63; Schaidenreißer 8b; Simrock Gudr. 23; Luther 8, 51b und so auch: Auf daß ihr auch demselbigen nach gerathet. 6, 353b.
g) Wenn er einmal über die Bücher geräth, bekommt ihn Niemand weg; Einem Andern über die Kasse, über sein Geld g. (diebischerweise); Der Geist des Zorns, des Unmuths und bibl. so auch: Gottes geräth über Einen, er ergreift ihn, bemächtigt sich seiner etc.
h) Unter die Mörder, Lästerer, Schwätzer g.; Der Zettel ist unter meine andern Papiere g.; [Wie im Krieg] Alles unter die Füße geräth und zu Grund gehen muß. Weidner 4 etc.
i) Von Etwas (ab-) g., s. c. k) Etwas geräth [schlägt aus, wird etc.] Einem zum Ärgernis (2. Mos. 23, 33; Richt. 8, 27), zum Fall (1. Sam. 18, 21), zur Missethat (28, 10), zur Sünde (1. Kön. 12, 30 etc.), zur Schande (Hab. 3, 10; Jes. 30, 3), zum Tod oder zum Leben (2. Sam. 15, 21) etc. und veraltend gradezu = werden; Wie bist du mir denn g. zu einem bittern, wilden Weinstock? Jer. 2, 21; Hast deine Kastanien zu lange gebraten, | sind dir alle zu Kohlen g. [geworden]. G. 3, 14; Ob ich das Füllen fällen [wallachen] oder zum Hengst g. lassen soll. Gotthelf U. 2, 348; 9; Sch. 380 etc.; So werden wir doch wider Gottes Willen nimmermehr zu freien Leuten g. Weise Mas. 69; Damit mir die Chronik nicht zu einem Zinsbuch gerathe. Stumpf 505a; 392b; Hiermit ist die kaiserliche Würde wiederum zu einem Amt und nicht zu einem erblichen Adel g. 311b und so auch mit bloßem Prädik.: Damit ist .. aus einem gemeinen Amt ein“ Eigenthum g. [geworden]. ebd., vgl. in der ältern Spr.: g. (wie werden) als umschreibendes Hilfszeitw. Schm. 3, 146; Adelung ꝛe.
1) mit Adv. der Art, zur Angabe wie Etwas ausschlägt und wird (gedeiht, s. d.): Wie ist die Sache, der Knabe g.?; Gut, wohl, vortrefflich übel, schlecht, fehl g.; Miß-g. (s. mißrathen); Wohl-g–e Kinder, Porträts etc.; Es geräth doch zuw. eine Tochter baß denn ein Sohn. Sir. 36, 23; Die Pflanzungen sollen dort besser als andrer Orten g. Forster R. 1, 61; Übel geräth [bekommt etc.] es mir nun. G. 5, 182; 258; 9, 57; 17, 133; Mir sei als Ernst und Spiel | nicht übel Dies und Jen’s g. [geglückt]. 6, 76; Geräth es gut, so freut er sich seiner Weisheit und seines Glücks; läuft’s übel ab, dann etc. 15, 20 u. . m) zu lauch der Imperat.: Es gerathe wohl! und dazu substant.: Aufs (Kohl Irl. 1, 197; G. 22, 61 etc.) oder auf (17, 118; 30, 61; Sch. 875a etc.), auf ein gut (Rockenphil. 3, 181 etc.) Gerathewohl = auf gut Glück, aufs blinde Ungefähr hin (wobei man wünscht oder hofft, daß es wohl g. möge), vgl. (seltner): Was aber ist gewaget | aufs Glück und Wohlgerath. Doman (Wackern. 2, 249¹⁰) etc. n) prägn. = wohl g. (s. 1): Du weißt nicht, ob Dies oder Jenes g. wird und ob Beides geriethe, so wäre es desto besser. Pred. 11, 6; Durch seine Klugheit wird ihm der Betrug g. Dan. 8, 25;-Einem Lässigen geräth sein Handel nicht. Spr. 12, 27 etc.; Das Frischgewagte geräth. G. 5, 40; Man probiert, es geräth, es mißräth. 15, 27; Es gerathet nicht Alles und es fehlt nicht Alles. Gotthelf Sch. 38; Mit wenigem Gelde fing ich ein kleines Geschäft an, es gedieh; ein kleiner Handel ward unternommen, er gerieth. Tieck N. 5, 48; Was dem Riesen fehlt [fehlschlägt], kann seinem Zwerg g. W. 12, 187 u. o. Selten im Partic.: Ein g. Mann. Luther 6, 2a, gw.: ein wohl-g–er, dagegen häufig im Ggstz.: Un-g–e Kinder (Söhne, Töchter). o) Doppelzsstzg. z. B.: Áb-g., s. c; Hin-g., s. e; hinein-g., s. e u. c; miß-g., s. l und mißrathen; nach-g., s. f.; nieder-g., s. e; zu- sammen-g., s. a; So geräth man fast in die alte Noth zurück. IP. u. ä. m., vgl. Schm. 3, 146. Hēī-: s. heirathen unter H. Hêr-, Hín- [1]. Miß-:
1) [4] als Ggstz. zu (wohl)gerathen (s. d. 21 u. n) = übel ge-r.: Der Topf, den er aus dem Thon machte, mißrieth ihm unter den Händen. Jer. 18, 4; Hiob 21, 10; Alles mißlang und das Beste mißrieth. Platen 4, 15; Daß fein der Braten briete | auf allen Seiten gleich und nirgend ihm mißriethe. Rückert Rost. 1b; Dergleichen Anschläge pflegen zu m. etc. Im Partic.: M. jetzt und jetzt vielleicht gelungen. G. 11, 6; M–e [verdorbne etc.] Muster (Burmeister Gsch. 245), Historienmaler (G. 30, 254), Entdeckung (Gutzkow R. 8, 4), Kinder (Lewald Ferd. 2, 182; Tieck GsN. 1, 7) etc. Ver- einzelt auch: Meist pfleget miß-zu-r., | was man auf Fürsten spinnt. .Lohenstein IbrS. 69 etc. Ferner (in den Formen, wo auch trennbare Zsstzg. ungetrennt bleiben) veraltend: mißgerathen (s. gerathen 2l), z. B.: Da aber der Schuß mißgerieth. Olearius Reis. 277a; Der Brand, in den wir sehn den Weizen mißgerathen [aus- arten etc.]. Lohenstein Ros. 73; So kann euch, Britten, wohl kein Werk nicht mißgerathen. Weichmann 1, 35 etc. und im Partic.: [Das] war mir mißgerathen. CFBahrdt 3, 137; Jahn V. 257; Wohl berathen, gut gerathen, bringt dem Rathe Ehr und Huld; | wohl berathen, mißgerathen, setzt den Rath doch außer Schuld. Logau (L. 5, 237); Dem mißgerathenen Künstler. Ramler 52 etc.
2) [2] von Etwas ab-, es wider-r.: Sein Leben | der Schlacht Gefahren preiszugeben, | mißrieth ihm ja der Zwerg. Alxinger D. 286; Sie mißrieth mir, den Beiden das köstliche Kleinod zu geben. G. 5, 248; Hast du vergessen, was für Männer dir .. die Verbindung mit Marien mißriethen? 9, 284; Der Dichter mißräth der Geliebten den Putz. H. 13, 333; Weil er den Krieg m. Sch. 29b; Eben darum will ich selbst m. haben, dieses mein Schauspiel auf der Bühne zu wagen. 102b; Weichmann 1, 109 etc. Mít-: mit Andern rathen, z. B. [1]: Ein Räthsel m. etc. und nam. [3]. Ver-:
1) [1] refl.: fehlrathen: Daß der begeisterte Rather Wood sich nur um anderthalb Säkula v. haben möchte. FAWolf H. 7.
2) tr.:
a) treubrüchig und falsch gegen Jemand handelnd, auf schändliche Weise ihn in eine gefährliche Lage bringen: Einen, z. B. einen Freund v.; ihn an seine Feinde oder ihn seinen Feinden v., treulos ausliefern etc.; „Verrhatestu“ [verrathest du. Hebel 4, 243] des Menschen Sohn mit einem Kuß? Luk. 22, 48; Ich habe übel gethan, daß ich unschuldig Blut v. habe. Mark. 27, 4; Jer. 9, 4; Obadj. 7 u. o.; Ich soll mit ihr, | mit der Verrathnen, die Verrätherin, | der Todten Schicksal vor dem Tode theilen. G. 13, 263; Daß die Sprichwörter: „Er hat das Schießpulver nicht erfunden; er wird das Land nicht v.“ . .. menschenfeindliche Grundsätze v. (s. d). Kant Anthr. 127; Innocenz Jscharioth | hat auch ver-r. seinen Gott | an seine Furcht und banges Zagen. Lenau A. 205; Der seinen Fürsten verrathet und seinem Vaterland treulos wird. Zinkgräf 1, 275 etc., auch übrtr.: Plato wurde von seiner dichterischen Einbildung so sehrv., daß er die Gefahren zu vergessen schien, die etc. W. 5, 237 etc. V. sein und sprchw.: (Wie) v. und verkauft (s. d. 1d) sein etc.; dagegen selten die Steigrung des adjekt. Partic.: O ich v–ster aller Menschen! Gold- ammer Lith. 169.
b) (s. a) ugw.: Verrathe den Knecht nicht gegen seinem Herrn. Spr. 30, 10 = verleumde den Knecht nicht bei seinem Herrn. Zunz, insofern hier nicht von schändlichem Treubruch die Rede ist (vgl. c).
c) etwas geheim zu Haltendes zu Jemandes Schaden oder doch gegen Dessen Willen offenbaren und ausschwatzen: Jemandes Geheimnis und metonym: ihn v. (vgl. a), auch refl.: sich [sein eigenes Geheimnis] v. etc. (vgl. d), z. B.: Ein Verleumder [vgl. b] verräth [„verrhet“], was er heimlich weiß; aber wer eines getreuen Herzens ist, verbirget Dasselbe. Spr. 11, 13; Sofern du unser Geschäft nicht verräthst [„verrhetest“]. Jos. 2, 14 etc.; Mit stillem Gang | tritt er [der Sonntag] ins Dorf hinein und spricht | zum Hahne: du, verrath mich nicht! Echter- meyer 45; Das Siebengestirn verrathet mich nicht. Hebel 3, 162; Kein Betrüger ist so schlau, er verrathet sich. 3; Des Illo trunkner Muth hat’s dir v. Sch. 357a; Du verräthest uns [ethischer Dat.] unsere Heimlichkeiten. Weidner 4 etc.
d) (s. c) auch oft, indem der Begriff des geheim zu Haltenden zurücktritt, ohne Absicht des (oft sachl.) Subj.: Etwas sehen, erkennen lassen; erkennbar zeigen (so daß es nicht verborgen bleibt), tr. und refl. oft nahe an c grenzend: Große Geistesgegenwart, ein bedeutendes Talent v.; Wie nun glückliche Liebe so leicht errathen wird, als sie sich leicht verräth. Börne 1, 3; In einer eisigen Miene, welche die heftigste Leidenschaft verrieth, indem sie sie verbarg. Devrient 3, 377; Was ist schwer zu verbergen? Das Feuer! | denn bei Tage verräth’s der Rauch etc. G. 4, 6; Bist du mit nähern Banden ihm verbunden, | wie deine schöne Freude mir verräth? 13, 41; Es verrathet ein achtungswerthes Zutrauen. Hebel 8, 180; Die größte Weisheit verrathet sich in der einfachsten und natürlichsten Einrichtung der Dinge. 68; Ein Schriftsteller, der den engen Kreis .. selber angiebt oder verrathet [wenigstens nicht verbirgt und so erkennen lässt]. 1, 11; Ein Greis, der jugendliche Begierden verräth, ist .. ein ekler Gegenstand. L. 6, 503; Dies künstlerische Spiel, sich in andern Gestalten zu verstecken und gleichwohl zu v. Monatbl. 1, 181b; Seinen Schmerz verräth | kein andres Wort. Platen 1, 210; Wo die Züge stets verändert wanken, | verräth sich stets der Zweifel der Gedanken. Sch. 560b; Wie schalkhaft verräth | das knappe Korsett, | das schließende Mieder | die schlanksten Glieder! Weiße Kom. Op. 3, 222; Der dir nicht gleich auf den ersten Blick ansähe, daß du der leichtfertigste aller Esel bist, ohne zu warten, bis du dich durch deine schöne Stimme verrathest. W. Luc. 6, 68; Die Fälschung verräth sich dem Auge des Kenners sofort etc. und selten mit prädikat. Ew.: Ihre Stimme .. verrieth [zeigte] sich nur für einen engen Raum stark genug. König DFam. 1, 220.
3) zu 2:
a) Verräther (s. d. und Fortbild.).
b) zuw.: Die Verrathung (s. 2c) des Geheimnisses, in mildrem Sinne des Ausplauderns, da bei dem gw. Verrath (s. d.) entschieden die Gesinnung des Treubruchs hervortritt (vgl. 2a). Wider- [2]: miß-r. (2): Sie giebt mir Besseres als den schönsten Rath sie widerrathet mir, was ich .. Unschickliches gesagt. Börne 2, 183; Daß man ihr die Verbindung mit einem Manne, der etc. .., w. würde. G. 17, 128; Das Haupt widerrieth die Unweis. Rollenhagen Fr. 306; Als ich ihm sein Beginnen widerrieth. Shakespeare 8, 276; Da man uns diese Reise doch vergebens widerräth. Simrock N. 348, 20 etc. Ugw. Doppelzsstzg.: Da widerrieth ihm sein Vetter Das sehr ab. Weidner 206. Zer- [1b]: sich rathend den Kopf zerbrechen: Drob,. Neugier, drob zerrathe dich! B. 499a. Zū- [2]: zu Etwas rathen, Ggstz. ab-r. (s. d. 1: V. Ov. 1, 50): Ich kann dir nur z.; Auf sein Z., s. Zurath etc.