Faksimile 0645 | Seite 643
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Raserei
Raserēī, f.; –en:
1) (o. Mz.) das Rasen, der Zustand eines Rasenden (vgl. 2): Exaltation des centrifugalen psychischen Nervensystems, d. i. die Tollheit, Tobsucht, R., Wuth, mania. Bock Diagn.304, dann aber auch zuw. verallgemeint = Wahnsinn (s. d.): Zeichen der verliebten R. CFBahrdt 3, 144; Ist es Verirrung, was mich nach dir zieht? | ist’s R.? ist’s ein erhöhter Sinn, | der erst die höchste reinste Wahrheit fasst? G. 13, 219; Von der R. und Tollheit des Sohns. 18, 272; Wuchs die R. 28, 346; Worauf .. eine Art technischer R., das eine Gefundene durch alle Bedingungen durchzuarbeiten .. das echte Kunststudium sehr zurücksetzt. 29, 135; Tollkühnheit, R. ist dieser Muth. Sch. 423a; O R. der Eifersucht! 492b; Von der nämlichen R. ergriffen. 833b; Der erschöpften R., die nun in einem schwärmenden Wahnsinn übergegangen. Tieck DBl. 2, 250; Die R. zu einer stilleren Art von Wahnsinn herabzustimmen. W. 23, 233; Lachten über ihre Thorheit als einen Anstoß von fieberischer R. 14, 117; Die Musen, die ihm die schöne R. zugeschickt. . . Die Musenwuth. 33, 271 (vgl.: Des Dichters Aug’ in schönem Wahnsinn rollend. Schlegel Sommern. 5, 1); Diese Leidenschaft stieg nach und nach bis zur R. W. Luc. 5, 314 etc. Zsstzg., vgl. die von Wuth etc.: Liebes-R. etc.
2) (s. 1) die Handlung etc. eines Rasenden: R–en und Systeme der Zügellosigkeit. Gentz Rev. 30: 133; Diese jugendlichen R–en [Ausbrüche der Leidenschaft]. G. 9, 288; Daß du ihr die Ehe versprachst, war eine Narrheit und wenn du Wort gehalten hättest, wär’s gar R. gewesen. 249; Die R–en alle | der Leidenschaft, der Wahnsinn meiner Liebe. Sch. 621b; Tausend R–en, die der Müßiggang ausheckt. 705b etc.; In seinen Zorn-R–en. Scherr Bl. 1, 9.
3) (vralt.) Furie, Rachegöttin. Gryphius Fr. 285; Pap. 1, 517 u. o.