Faksimile 0637 | Seite 635
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Raison raisonnabel Raisonnement raisonnieren
* Rais~on (frz. räsóng, oft geschr. Räson), f.; –s:
Vernunft; vernünftiger Grund, Ursache; die das Handeln bestimmende Erwägung der einschlägigen Verhältnisse und das dadurch zu thun Bedingte (s. Zsstzg.), z. B. im Kartensp.: In diesem Fall war es R., den Stich zu nehmen etc.; ferner: Verhältnisse, die Einen zwingen, sich zu fügen: Unter R. stehn. Gutzkow R. 5, 57; Einen zur R. bringen [zur Fügsamkeit zwingen]. Immermann M. 2, 251; Keine R. annehmen wollen. 3, 7 etc. Zsstzg. z. B.: Kriegs-R., im Krieg geltender Grund, oder: eine durch die Kriegs-Vhe bedingte Maßregel; Die nachdrücklichsten Beweggründe, welche von der Staats-R. [Staatsklugheit] entlehnt sind. Sch. 880a etc.
~onnābel, a.:
vernünftig; tüchtig, gehörig etc.
~onnement (onnemáng), n., –s; –s:
Vernunftschluß: Dort muß das R. in Affekt entbrennen und hier der Affekt in R. sich auskühlen. L. 7, 16; Lichtenberg 2, 28 etc., zuw. = Geraisonniere.
~onnīēren, intr. (haben):
1) Vernunftschlüsse machen, s. vernunften, z. B.: Mithin können diese wunderbaren Fakta durch keinen Schluß . . über den Haufen raisonniert werden. H. R. 9, 182; Ein raisonniertes [geordnetes] Verzeichnis. W. 34, 134 etc. 2) (s. 1) oft in verächtl. Sinn: vernünfteln, und nam.: reden, wo man Nichts zu reden, Nichts mitzusprechen hat etc., schwatzen: Still, ihr Kamele! Nicht räsonniert! Benedir 1, 135; Arbeite, Bursche, und räsonniere nicht! Börne 1, 348; Claudius 3, 121; Was raisonniert ihr von unserm Bischof? G. 9, 6; Von Geheimnissen .. in den Tag hinein zu r. 32, 85; W. Luc. 6, 192; Auf Jemand, auf Gott und die Welt r. (oder reden, s. d. 4b) etc. Dazu: Geht mir doch nur mit eurem beständigen Geraisonniere von Ehre. Weiße Kom. Op. 3, 228 etc. 3) Zsstzg. z. B.: Ein so tröstlicher Glaube, daß ich dem Manne nicht gut sein könnte, der mir ihn ab-r. [1] wollte. W. 9, 13; Das Gefühl der Heimath, das man sich nicht erkaufen und nicht an-r. [1] kann. DvSchlegel (Dorow 4, 117); Jeden .. auf das ärgste zu be-r. [2, zum Ggstd. des Geredes zu machen]. CFBahrdt 3, 352; Wie schwer es oft hält, verschrobenen Köpfen geraden Menschenverstand ein-zu-r. [1]. Münchhausen 6; Wir haben uns in so vielerlei Empfindungen hineinräsonniert [2]. Gutzkow R. 4, 227; Die sichtbaren Wirkungen einer höhern Kraft wird mir Niemand weg-r. [1; 2]. G. 17, 163; 32, 64; Mendelssohn 4, 1, 98.