Faksimile 0635 | Seite 633
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Rahm
Rāhm, m., (e)s; –e, Rähme; Rähmchen, lein; -:
1) Nbnf. zu I. Rahmen (s. d.). 2) (o. Mz. und Vrkl.):
a) (vralt., mundartl.) der sich ansetzende Ruß; Schmutz (vgl. Rahmen 5b), z. B. sprchw.: R. fangen, Etwas angreifend, sich berußen, beschmutzen (eig. und übrtr. auf Angriffe, wodurch der Angreifende sich selbst schadet etc.; Etwas thun, was gegen Einen selbst ausschlägt): So soll sich (ob Gott will) ihre hohe Kunst an den alten Kessel reiben und den rechten „ram“ fahen. Luther 8, 5b; 6, 31b; Mathesius Lthr. 38b; 137a; Schottel 1119a; Wer sich an alte Kessel reibt, | Der empfahe gerne R. Uhland V. 334 (vergl.: der fecht so gern ran. Wackern. 1, 1034²⁰) etc., vergl.: Ich weiß wohl, daß sie mich mit solchem „Rohm“ beschmitzen und mit solcher Schwärze färben. 220b und: Roum. SFranck etc., s. Schm. 3, 81. Zsstzg., z. B.: Eisen-R.: ein stark abfärbendes Eisenerz, Ferrum ochraceum inquinans. Nemnich; Der rothe Eisen-R. (-Rohm, -Raum). Krünitz 10, 566; Rotheisenrahm. Oken 1, 330 etc., s. eisenrahmig und Wolfram, Anm.
b) die auf der stehnden Milch sich oben absondernde (ansetzende) Fettigkeit (s. Flott II; Kern. 17; Milchhaut; Nidel; Obers; Sahne; Schmant; Schmetten), z. B.: Sauren R. G. 1, 174; Fiel ein Nidelhäfeli um . ., der schöne R. Gotthelf Ob. 33; U. 2, 96; Den R. abnehmen. Kohl A. 3, 318; Geschlagnen R–s. Roquette W. 49; Ich bin bei der Hand, wie eine Katze R. zu mausen. Schlegel Sh. 6, 141; Satte, worin man die Milch zum Rahmen, d. i., zum Ansetzen des R–s oder der Sahne hinstellt. V. 2, 188 etc.
c) oft übrtr.: das Feinste, Beste von Etwas (s. Krême): Sie lassen Den den R. oben abschöpfen und nehmen Das, ND VO was zuletzt von dem Spaße übrigbleibt. Gutzkow R. 1, 138; Beruhigen Sie sich! Die Papiere, die doch der R. an der Sache scheinen, liegen ja oben. 4, 452; Alte adelige Damen, die, vom Hofe abgeschöpft, sich als R. in bürgerlichen Häusern oben aufsetzen. König Kl. 2, 53; Der .. die Milch nicht mit Verdacht genießt, | es sei der R. schon abgeträufelt. Thümmel Kil. 9; Er hat nun sozusagen den R. an dir abgeschöpft, du hast deine besten Jahre und Kräfte bei ihm verzehrt. W. Luc. 5, 161 etc. 8) Nbnf., nam. eig.: Rohm. Brockes 9, 293; Göckingk 2, 52; Die Milch so fett, daß sie über zwei Finger dicken Rohm setzet. Olearius Reis. 216a; Den feisten „Rom“ der Milch. Opitz 1, 100, vergl. die volksthüml. Räthselfrage: „Wo kommt alle Butter her?“ Aus Rom etc.; Weiß wie Schnee und Rohn. Weckherlin Gd. 134 (Reim: Thron); Der Räum, s. Schm. 3, 83 und z. B.: Den Raum zu sammeln, Butter . . zu machen. Garzoni 571a etc. γ) auch (zum Unterschied von c) oft Zsstzg.: Milch-R. Hausbl. (56) 1, 223; Rollenhagen Fr. 463; W. 2, 113 etc., ferner: Biest-R. V. Ar. 1, 368, s. II. Biest. c) nach Analogie von b auch in einigen andern Fällen: eine Substanz, die aus einer Flüssigkeit sich abscheidet und auf der Oberfläche sammelt, z. B.: Kalk-R., aus dem Kalkwasser; Weinstein-R., Kremortartari etc.
Anm. In Bed. 1 mhd. ram, f., s. ahd. rama, Stütze, und z. B.: Man steckt die Reben mit starken Ramen oder Stecken, damit sie einen Aufenthalt [Stütze] haben. Tauler 21a, vergl. lat. ramus, Ast etc. und rähmen = Reben (s. d. 2) lesen oder goth. hramjan (kreuzigen), entsprechend gr. ρēμαννύναe, hängen, spannen, also: Das, worin Etwas aus-, eingespannt ist, russ. pana, engl. frame. In Bed. 2a mhd. râm. m., s. lat. cremare, verbrennen und (s. 2b und c) cremor (z. B. cremor tartari, lactis etc.), s. Wackern. Gl. 430, vergl. Schm. 3, 85 und 81, wo auch erwähnt ist: „Das Rämlein (Ráml): was sich bei Bereitung von Mehlspeisen an das Kochgeschirr anbäckt oder ansetzt und gew. als bes. schmackhaft abgescharrt wird, bei Ade- lung: der Rähmel“, vgl.: Die Rameln: ein Gericht aus einem Mehlbrei, den man in einer mit geklärter Butter ausgegoßnen Pfanne sich auf den Boden hat anlegen lassen und dann dütenförmig gedreht hat. Scheibler Kochb. 382. Zu 2a gehört auch: rähmen, tr.: rußen. Weinhold 75b; berähmen, berußen, beschmutzen, beflecken. Brant N. 34, 33; 110b, 64; Fischart Garg. 51a; Lohenstein A. 524; 1129; Ros. 69; Stumpf 679b etc., vgl.: Bram 4 und Anm. und Schm. 3, 81; rämig, a.: schwarzfleckig; Rämi: schwarzfleckiges Rind. Stalder; Kretzschmer V. 558. Zu 2a vgl. auch (s. Mal I, Anm. und nam. anmalen
1) mhd. râm, m., Ziel; dazu râmên, zielen, sich wonach richten, s. rahmen und (an)berahmen und- Brem. Wörterb. 3, 427.
Zsstzg. s. o.: Biest- [2bγ]; Eisen- [2a]; Kalk- [2c]; Milch- [2by]; Weinstein- [2c] R., und die v. Rahmen I.