ragen
Rāgen intr.:
1) (vralt.) mit „haben“ = starren; mit „sein“ = erstarren, so auch: ge-r., s. Belege. 1, 82c; 3, 63 ff., vergl. rack 2b. —
2) (s. 1) mit haben: über Andres oder vor Andrem hervorstehn und durch dies Hervortreten in die Augen fallen, sich auszeichnen: Über Etwas, vor Etwas r. (hervor-, vor-, empor-r.); Aus Etwas (heraus-) r.; In Etwas (hinein-) r. etc. (s. Zsstzg.): Er ragetle] über alles Volk. 8, 5; Frei soll sie stehn und r. | und steigen himmelan. Garb. 50; 49; Sahen wir .. | einen öden Trümmerhaufen | aus der frischen Grüne r. Morg. 1, 159; Sieht .. die schweren Schultern [des Atlas] r., | die hoch und steil den Himmel tragen. 40b; 45b; Zwei Zinken r. ins Blaue der Luft | hoch über der Menschen Geschlechter. 50a; Minerva, hoch vor Allen | r–d mit gewichtigem Speer. 56a; Ein höhres Wesen ragt sie neben mir. 264b; Wo die grauen Nebelberge r. 425b; Nicht raget ihr durch Länge, | Gewandtheit oder Kraft [über die Andern]. 4, 49; Der ragt noch weit vor dem Vater. Il. 6, 479; Weithin ragt in das Meer ein lang auskeilender Hügel. Ov. 2, 320 etc. Nam. oft im adjekt. Partic. = hoch, groß etc.: Die r–den Gipfel. 492a; Hoch von dem r–den Mast. 76a; Des Priamos r–de Feste. Od. 3, 130; 11, 533; Mit r–dem Erze getödtêt. 4, 257; Mit r–der Angelruthe. 12, 251; Die r–den Hörner. Il. 13, 705 etc. Zuw. auch so mit Bstw. verschmelzend, z. B.: Cypresse-r–d. 4, 137 (wie eine Cypresse hoch); Himmel-r–de Wälder. H. 2, 76, s. himmelhoch etc.
Anm. Ahd. rakön, mhd. ragen, vergl. lat. rigere, starren u. s. nam. 3, 64; 65 und 68, vgl. regen.
Zsstzg. zu 2, z. B.: Āūf-: Hoch aufragten wunderlich gezackte Felsenmauern. Bodenstedt 1, 200; Gleich hoch- a–den Tannen. B. 228a; Den a–den Felsen. Pfarrius Soonw. 169; A–d in das ew’ge Blau. Reithard 13; Für die Gaffeln ragt’ ein Gesäul auf. V. Ov. 2, 105 etc. —
Durch-: Zeit auf Zeiten zähl einmal, | .. die durchragte dieses Schloß. KMayer Lied. 194, die es ragend durchdauerte etc. —
Eīn-: hinein-r.: Auf einem Hügel welcher in den Damm einragt. Goldammer Lith. 235; Mit ihrem hohen und spitzen Thurm, gleichsam einer in den Himmel e–den Lanze. 237. —
Empōr-: Daß dieser Mann .. wie ein hohes Standbild unter dem gemeinen Gestrüpp der Alltäglichkeit emporragte. Gutzkow R. 9, 130, vgl.: Über das Gestrüpp e.; Ein Dach, welches sechs Schuh hoch über den Schiffsrand emporragte. Sch. 872b; Andern über die gemeinen Menschenkinder e–den Personen. W. 19, 163 etc. —
Ent-: intr. (sein): über Etwas hinweg, daraus hervor-r., sich darüber erhebend: Dem Riß der Ley entragt’ es [der Tannenpaar]. Freiligrath Pol. 2, 53, entsproß es ragend; SW. 1, 253; Er entragt mit halber Brust dem Glase. Kohl A. 3, 320; Die Thürme . . | e. .. dem wildernden Gesträuch. Matthisson 166; Streckfuß Rol. 10, 36 etc. — Hêr-, Hín- etc.: Jene Urgebirgsrücken müssen schon damals wie Inseln . . über das Meer herausgeragt haben. Schubert Nachts. 193 etc.; Ein morscher Selbstling, dessen Geist nicht über den Augenblick hin- ausragt. Börne 2, 43; Burmeister Gsch. 172; Jenes Schloß, welches mitten ins Meer hinausragt. Forster Jt. 2, 134 etc.; Die weit in die See hinein-r–de Landzunge etc.; ⏑Wie er über seine Rivalen hinwegragte. Gervinus Lit. 5, 59; Jene felsige Klippe, die dort hoch über dem [wohl Druckf. statt den] vorbeirauschenden Fluß hinwegragt. Mendelssohn Phil. 1, 60; Scherr Nem. 1, 234 etc.; Ein schroffer hervor-r–der Felsen. B. 265b; Daß das diesseitige Ufer über das jenseitige hervorrage. Sch. 946a; W. 22, 125 etc. u. dazu: Hervorragung, nicht bloß das Hervor-R., sondern auch (mit Mz.): etwas Hervorragendes, (vgl. Vorsprung, Erhabenheit etc.): Als wir auf schmalen Simsen und zapfenartigen Hervorragungen .. emporklimmten. Humboldt Kl. Schr. 1, 61; Vor dem Anfang des Schwanzes stehen zwei Hervorragungen. Lenz Nat. 3, 25 etc. —
Über-: tr.: Einen, Etwas ü., höher ragen als das Obj.: Börne 2, 203; Auf einem von Kokospalmen überragten Platz. Gerstäcker Äq. 2, 315; Vier hohe Warten haben sie gebaut, | die Stadt zu ü. Sch. 450b; [Sie] überragt den Kolo [Kreis der Tanzenden] einen Kopf hoch. Talvj 2, 73; Einen an Gelehrsamkeit weit ü. etc. Nam. im Partic. auch o. Obj.: Mit aller Kraft ihres ü–den Genius. Devrient 3, 259; Sanders, deutsches Wörterb. II. Droysen Y. 1, 30 etc. — Selten: Ich habe nur die allgewalt’ge Zeit | auf diesen öden Felsen überragt [überdauert]. Cham. 4, 162 etc. —
Um-: tr.: ragend umgeben: Berge, die die Häuser von allen Seiten umragten. Bodenstedt 1, 199; Höfer Bar. 1, 135; Salis 87 etc.; An der fels- umragten Uferspitze. Zedlitz Todt. Str. 84. —
Vōr-: hervor-r.: Der vor ob Allen raget. Rückert Morg. 1, 74; Den stattlichsten Bock, der weit vorragte vor allen. V. Od. 9, 432; Wo hoch vorragte der Meerstrand. 12, 11; Zwo v–de Spitzen. 13, 97; Der an Würden und Macht vorragt. 142; Th. 22, 183 etc.
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