Rabe
Rābe, m., –n; –n; –n-:
1) ein Vogelgeschlecht Corvus und darunter nam. C. Corax, best. Kolk-R., s. d. u. Zsstzg. überh., nam. Wasser-R., wie auch Krähe und Dohle Th. 534) u. n.:
a) in Bezug auf die Stimme: Die R–n krächzen (s. d. 1a), kreischen (s. d. 1b und umkreischen), grammeln (s. d.), kecken, s. d., vgl:: Es ist ein R–n- und Dohlen-Gegecke und noch nicht so gut als das Gecken der Dohlen. 5, 176b und Gack, Anm. 4 etc. —
b) Schwarz wie ein R. oder r–n-schwarz (s. d. und R–n-Haar. 13b etc.), z. B. 5, 11; Sprchw. 604 u. o., vgl. bildl.: Wie nun des Tages Pfau sein farbiges Gefieder | entfaltet’ und der Rab der Nacht den Kopf bog nieder. Rost. 95a (vgl. 4, 228). —
c) (s. b) Ein weißer R., zur Bez. der seltenen Ausnahme. R. 8, 217; A. 1, 242; 3, 363; Rost. 49b; 24, 43 etc., vgl.: [Das] ist wie ein weißer Sperling. 3, 196. —
d) in Bezug auf die Langlebigkeit von Raben (u. Krähen, vgl. Krähentod und Sprchw. 661): Alt ist er wie ein R. 1, 104 etc. und so geradezu als (verächtl.) Anrede einer Pers.: Alter R.! [Kerl]. 4, 153. —
e) Der R. stiehlt auch gern und trägt alles Glänzende fort, daher das Sprchw.: Er stiehlt wie ein R. 7, 352; Bestehlen und be[scheißen] mich wie die R–n. 7, 179; W. 2, 381 etc.; Es kommt noch wohl heraus, daß er mein Dieb ist. R–n | und Dohlen (s. d.) wollt’ ich eh in meinem Hause haben. 7, 102; Man räumt vor mir auch wie vor R–n. 1, 232c etc. und so gradezu als Bez. einer diebischen Pers. 385 etc., s. f. —
f) (s. e u. i) Gieriger als R–n | fällt Alles zu und frisst so lang sich satt, | als die Verschwenderin noch ’was zu geben hat. 12, 47 etc. und so als Bez. von Pers.: Die getäuschten R–n sind indeß mit leeren Schnäbeln wieder aus einander geflogen. 23, 303 etc., vgl.: Schling als Rab’ auch die raubgier’ge Zeit | des jetz’gen Odems Anstrengung etc. Sh. 2, 407. —
g) Die R–n als unnatürlich grausam gegen die Jungen, s. R–n- Mutter; -Vater. 192b etc. —
h) Die R–n brachten ihm [dem Elias] Brot und Fleisch etc. 1. 17, 6 und darauf anspielend: Bist du’s, Hermann, mein R.? . .. Hungerte mich sehr. Hab’ Dank, R–n-Sender, für Brot in der Wüste. 135a. —
i) in Bezug darauf, daß die R–n Aas, z.B. vom Galgen etc. fressen (vgl. Galgenvogel, R–n- Stein): Ein Auge, das den Vater verspottet . ., müssen die R–n am Bach aushacken. 30, 17; Dem Buben und dem Knecht die Acht! | Der nähre Kräh und R–n! 40); Die R–n ziehen krächzend zumal | nach dem Hochgericht zu halten ihr Mahl. 3, 265; Wünschte ich nun solche Zudringliche allen R–n zur Beute. 22, 260; Geh vor die R–n! Att. 2, 2, 126; Vor die R–n mit ihm! Luc. 3, 211 etc. Auch (s. k): Da kommen die barmherz’gen Brüder! l Das Opfer liegt — die R–n steigen nieder. 547a. — k) Schicksals-, nam. als Unheilverkünder (vgl. R–n-Botschaft, -Heer etc.): Ein Rab’ auch, der den Himmelsplan durchschweift, | schien mir ein Unglück anzukündigen. Hint. 276; M. 3, 33; Der Rab’ [Bote] ist heiser, | der Dunkan’s tödlichen Einzug in mein Haus | ankrächzen soll. 560b; 2, 272, s. Schicksals-, Todes-, Unglücks- R. etc. — l) als Bewohner verödeter, verwüsteter Gegenden. 34, 11; 2, 14 etc. — m) (s. i u. e) als Bez. Unedler, Schlechter etc.: Den Adler wählt’ ich | und warf den R–n fort. Cymb. 1, 2; [Als er] fragte, wie es ihm gefalle, daß sie den König aus Spanien zum Kaiser genommen, hat er geantwortet: Die R–n müssen einen Geier (s. d. 1) haben. 1, 142. — n) R. mit Zusätzen als Bez. bestimmter Vögel, z. B.: Blauer R., Mandelkrähe; glänzender R., Wasserhuhn; kleiner R., Rabenkrähe. 433a; ferner: Papageien .. bei uns indianische R–n genannt. 45b, nam. Psittacus maca0, — nach auch = Buceros bicornis (Nashornvogel). — 2) R. als Bild, z. B. in Wappen, als Sternbild, auf Münzen, s. R–n-Dukaten, und daher gradezu für Goldstück: Der .. die güldnen R–n zählt. 541; Ein Nest voll gelber R–n. 445 etc. — 3) bei den Alten ein Kriegswerkzeug, ein Haken, gekrümmt wie ein R–n-Schnabel. — 4) Name einiger Fische: Allerlei gemeine Fische: Hechte, Brassen, R–n, Zannat, Aland, Bleie, Schwapen, Barße, Butten, Schullen, Äle, Neunaugen, Kuhlbarse, Goldfische, Zarten, Gründelen. 2, 431, vgl.: Ra(u)pen. (12. 1859) §. 8k u. §. 14 21; Raapfen, Raape, R., Cyprius aspius. vgl.: Die Mulbe oder der Rappen und Rapfen C. rapidus s. aspius. 6, 310; Der schwarze R–n-Fisch, Sparus chromis .. Sie heißen wegen ihrer schwarzen Farbe R–n, Corvo. 223; Der große Seehahn, Trigla hirundo, heißt auch Seeschwalbe, bei den Alten R. 179, vgl.: See-R. od. -Rappe. Sciaena umbra etc. — 5) eine Schnecke, eine Varietät von Helix stagnalis mit glänzendschwarzer Schale.
Anm. Ahd. hraban, mhd. raben, râbe, nach dem krächzenden Geschrei, vgl. gr. zοραξ, lat. corvus etc. Vralt., mundartl. Eigenschaften des Rabens. 4, 7b etc.; R–n, hier zu Lande Krappen genannt. Barf. 23; Die Rappen und Vögel. 61a, s. nam. v. 1523, wo das „ausländige* R–n durch „Rappen“ erklärt ist; Rapp. Th. 534; 155a; Führen in ihrem Wappen zween gelb Rafen. 674b; Rahm. etc. Ferner: Da spricht man an einem Ort der R., am andern die R. 2, 62; Ein R ... Den häßlichen Anblick der schwarzen R. Ros. 68b etc., s. Nacht-R. Vrkl.: Räblein. RH. 222, vgl. Räblein-Dukaten. 3, 3 und vgl. Rapp. 116; Ramm. 82.
Zsstzg. zu 1, z. B.: Āās-: Kolk-R. —
Acker-: Ackerkrähe. Arndt E. 6. —
Älpen-: Corvus eremita. Nemnich: Steinkrähe, Corvus graculus, . . A., bald Alpendohle, Stein-R. Tschudi Th. 537, vgl.: Die eig. A–n, Pyrrhocorax. Oken 7, 337. —
Bórsten-: Die rabenartigen Vögel .. theilen sich in Sammet- und B–n, jene mit sammetartigem Gefieder, diese mit starkem, meist messerartigem Schnabel in Borsten, s. 327 u. 333. —
Fálken-: Pyrrhocorax hexanemus. —
Gēīer-: Corvus albjcollis. —
Gólk-: Kolk-R. —
Grind-: Rücken-R. Adelung. —
Hólz-: Holzheher. — Kīēl-, Kōhl-, Kólk-: C. corax, auch Aas-, Stein-R. —
Nácht-: Bez. mehrerer Vögel, nam. = Ziegenmelker (s. d.); Focke (s. d. u. Nachtreiher). Winkell 1, 378; Nacht-Eule etc.: Wo Leichenton N–n singen. V. 4, 146; Des N–n Uhu [Geheul]. Wackern. 3, 611³⁵; auch „Nachtrahm“ und fem.: Die traurig krächzende N. Geßner 3, 91 etc. und übertr. (von Pers.): Der Papst ward für einen N–n und Hanfbutz angesehen, seine Bannstrahl[en] wollten nicht mehr haften. Fi- schart B. VII1; Ihr N–n und Nacht-Eulen, die ihr das Licht nicht leiden könnt. Luther SW. 26, 42 etc. —
Ríngel-: Corvus torquatus. —
Rücken-: C. frugilegus, s. Rack 3a. —
Sámm(e)t-: s. Borsten-R. — Schícksals- [1k]: Verkrächzet war das Lied der Sch–n. Arndt 429. —
Sēē-:
1) Name mehrerer Tauchervögel, bes. = Scharbe (s. d.), z. B.: S–n (shags), rechte S–n (cormorants). R. 1, 120, bei außer Pelecanus carbo, auch Alca alle; Mergus merganser. —
2) [4]. — Stēīn-: Alpen- u. Kolk-R. — Tōdes-: [1k]: Du merkst nicht, wie der T. | bereits an deinen Versen krächzt. Gött. 9; Bis Träume Furchen graben, | Horst der bleichen T–n. 51, Furchen der Sorge, in welchen die tödtenden Gedanken nisten etc. — Unglücks- [1k]: Der U. sollte sich wohl heiser krächzen an der Botschaft. 292b; N. 2, 111, vgl.: Der rothe Unheils-R. Maratkrächzte. Bl. 1, 302. — Wáld-: Die W–n oder Steinkrähen (Fregilus). 7, 335 ff. — Wásser-: See-R. 20, 225 etc. und statt dessen zuw. auch bloß das Grundw.: Wie sich . . | der Rabe freut am Lärm der Fluthen. Gd. 112 etc.
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