Faksimile 0627 | Seite 625
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Quirl Querl) quirlen quirlicht
Quírl(Quérl), m., –(e)s; –e, (uv.); –chen; -:
1) ein Geräth, durch dessen Umdrehn man eine flüssige Masse in wirbelnde Bewegung setzt, z. B.:
a) Papiermach.: zum Rühren des mit Wasser angemengten Ganzzeuges, der „Rechen“.
b) Kochk.: ein Küchengeräth, gw. aus einem abgeschälten Schoß von Nadelholz bestehnd, dessen im Kreis herumstehnde Zweige kurz abgeschnitten find (s. 2): Bald brodelte ein Kessel mit Erbsen ..., er fuhr mit dem Q. darin um. Alexis H. 2, 2, 242; In den kieferichten jungen Hölzern ist durchaus nicht nachzusehen, daß Q. (wozu man die Spitzen des Holzes zu nehmen pflegt) geschnitten werden. Döbel 3, 46b; Den guten Absatz der Q., die er aus Lärchenholz schnitt. Gutzkow Bl. 1, 309; Ein Kerl, | nicht dicke wie ein Faß, nicht hager wie ein Querl. L. 1, 115; Dreht sich vor Lust gleich einem Querle. Rückert 1, 159; Schnitzt’ er .. spillbäumene Löffel | und wachholderne Querl’. V. 1, 15 mit Anm.: Querle, um Mehlbrei und Eierspeise zu bereiten. 182; Einen Q., dessen vier Ärmchen wie Pfeifenköpfe dampften. Willkomm Sag. 1, 67 etc.; Küchen-Q.
c) übertr. (s. b): Sie finden eine Menge Bekannte . ., mich als Salz und Q. aller dieser Dinge. Rahel 1, 521 etc.
2) Forstw. (s. 1b und 3): von Nadelhölzern der Gipfelschoß, Jahresschuß und daher, wie „Laub“ (s. d. 5) von Laubhölzern: Im so und sovielten Q. stehn, so alt sein; Wenn die jungen Tannen den andern oder dritten Q. erreicht haben. Döbel 3, 182a.
3) Botan.: eine Stellung von Pflanzentheilen wie die Armchen eines Q–s (1b), nam.:
a) von Asten: Die Äste stellen sich q.-förmig um den Stengel. . . Die Zahl der Äste hängt von der Menge der Holzbündel ab und ebenso die Wiederholung der Q. Oken 2, 28; Jüngere [Armleuchter-] Bäume haben noch keine Ast- Q–e ..; je älter der Baum, desto mehr Q–e stehen über ein- ander. Burmeister gB. 2, 217 etc.
b) ein Blüthenstand, wobei ein- oder mehrmal eine Anzahl von Blumen in gleicher Höhe um den Stengel stehn, Blumen-Q. (Verticillus). 4) Bauk.: die nach vier, sechs, acht Seiten ragenden Spitzen von Laubwerk an Thürmen oder Steinspitzen. Brugger 2, 248. 5) Landwirth.: eine Stelle auf der Stirn einer Kuh, wo die Haare, wie aus einander geblasen, (q.-förmig) von einander stehen, als Zeichen einer guten Melkkuh geltend. Weber Term. 432a. 6) Mühlenb.: ein Drilling mit sechs oder acht Triebstecken. 7) (selten) eine zusammengequirlte Masse: Das Ganze, ein Q. und Schisma zugleich von Prüderie und Prostitution. Goltz 2, 119.
~en: 1) tr.:
in eine wirbelnde, drehende Bewegung bringen, (um)rühren etc., eig. und zunächst als Ausdr. der Küche, dann auch übertr.: Flößte ich sauber die Sahne [das Beste] davon und quirlte es auf meine Manier. Bode Empf. 1, 127; Die Sentimentalen q. ihre Empfindung so lange, bis es Schaum giebt. Börne 2, 448; Mit vielgequirltem Phrasenflor. G. 3, 103; Wo Staat und Sitte . . mit einem namenlosen Wesen .. in einen Brei gerührt werden sollte, ja gerührt und gequirlt wird. Zelt. 2, 48; Zum Rahmbrei quirlt man 6 Loth Mehl mit ½ Quart kalter Sahne recht klar. Scheibler Kochb. 383 etc.; Es keucht der Ruderknecht. und quirlt zu Schaum die Wogen. Sch. 44b; Nun segn’ und querle die bläulich | flammende Loh! V. 2, 95; 1, 182 etc., vergl. schwäb.: Querlen, mit Ruthen schlagen (wie Eier zu Schaum mit dem Quirl oder der Ruthe geschlagen werden). Schwäb. W. 418. Auch zuw. ohne Obj.: Quirlt! | was ihr q. könnet, quirlt! B. 303b; Ich querlte und rührte so eifrig als möglich darin. Burow Arzt 1, 254; Dieses wechselseitige Hetzen und Treiben .. Aus diesem Q. (vgl. 2) und Schaffen. G. 22, 87; Hätte der Organist weniger oder nicht gequirlt auf seiner Orgel. Zelter 3, 254, gewirbelt, getrommelt etc. 2) intr. (haben, sein, s. flattern, Anm.): in wirbelnder Bewegung sein, sich drehn: Der Wind quirlt oder kesselt (s. d. 2b); Wo es überall quirlt und rieselt .. und fortrauscht mit Gemurmel im Erlbusch [vom Wasser, vgl. hervor-q.]. Fallmerayer Or. 2, 9; Das zischt und quirlt! Das zieht und plappert! G. 11, 176; Lasst ab zu verschwenden die köstlichen Tage | mit q–den Sinnen. 27, 486; Ich halte mir in denen Dingen, die mich interessieren, lichte Punkte und lichte Menschen fest; das Übrige mag q., wie es will und kann. Reinh. 145; Die q–den Dünste der feuchten Herbstnacht. Heine B. 373; Ein leckendes Lamm mit q–dem Schwänzchen. IP. 21, 102; Wie tropfende Perlen | im Methschaum querlen! Werner Osts. 1, 13 etc. 3) Zsstzg., vgl. tr. zu [1] die von rühren etc., z. B.: Die Suppe mit einem Ei ab-q. etc., übertr.: Denunciantengeifer . ., abgequirlt mit etwas grüner Huberei. Prutz W. 11 etc. Noch einige Eier an- oder ein-g. Erbsenbrei . ., | durchquirlt von Pallas. V. Ar. 1, 178. Sich sein Lebensblut abzapfen, um sich anderes herein-zu-q. Jahn M. 123. Was quirlt ihr in dem Brei herum? G. 11, 101. Quirlt .überall Wasser aus dem Boden hervor [1, vgl. quillt]. Fallmerayer Or. 1, 49; Einen Quell, der aus dem weißen Sande hervorquirlt. Kosegarten Rh. 2, 70 etc. Der Wein . perlt | .. wie umgequerlt. V. 3, 122. Mehl, welches mit Wasser .. flüssig und klar verquirlt wird. Scheibler Kochb. 1, 9; Nebelstreifen, die .. in einander ver-q. [2]. Heine Verm. 1, 243. Die Wolke quirlt vorbei [2] im Hui. Mosen Ah. 141. Eintauchen in zerquirlte Eier. Scheibler Kochb. 1, 10. Warum quirlt denn das auf das schnellste herumgedrehte Speichenrad die fertigen Farben nicht zusammen? G. 38, 194 etc.
~icht, a.:
1) quirlhaft, quirlförmig etc. 2) in quirlender Bewegung.
Anm. Quirl (auch Quirrel, Querrel wodurch z. B. im Brem. W. das plattd. Quirl im Hochd. erklärt wird aus welcher Form sich die uv. Mz. erklärt), ahd. thuiril, mhd. tuirl, wie ahd. duëran, mhd. twërn, umdrehen, umrühren (quirlen), s. Querre und quer und (schles.) quergeln = quirlen. Weinhold, ferner: zwirbeln, wirbeln, Firlefanz, Anm. etc. und: „Querlen stammt von werlen, umdrehen, wie quellen von wallen.“ V. 1, 182 etc.