Faksimile 0623 | Seite 621
Faksimile 0623 | Seite 621
bequemlich Bequemlichkeit
Bequēmlich, a.:
bequem (s. d. und die darauf deutenden Hinweise in [], vgl. bekommlich): 1) [1] passend, gemäß: Zur Sach b., wohlgegründete Sprüch. Fischart Ehz. 37; Eine b–e Speis Denen, so etc. Forer Fischb. 62b; Eine b–e Materiam. Garzoni 161; Von den Naturgesetzen lauter b–e Folgen erwarten. Kant 9, 27. 2) [2c] so beschaffen, daß kein Unbehagen, kein Gêne, Last, Mühe daraus entsteht etc.: Das b–ste Wamms. Droysen A. 2, 89; B. | säßen Viere darin und auf dem Bocke der Kutscher. G. 5, 4; B–er zu sitzen. 6, 365; Die b. angenehmen Verbindungen entfernter Partien. 18, 111; Ließ sich [Sonnabends] bei Licht rasieren, um Sonntags früh sich zur Kirche b. [mit Muße] anziehn zu können. 20, 94; Dessen großes Haus .. mich und meine Equipage .. b. aufnahm. 25, 6; Da wäre ihm eine einsame Langweile wenigstens b–er. FHJacobi 5, 44; B–e Arbeiten. Kohl A. 1, 138; „Er muß sich nach meiner Moral bequemen.“ Ich sollte auch meinen, daß sie b. genug wäre. L. 4, 402; 12, 24; Sachen, die b. sind, wollen Herren selbst befehlen. 5, 164 (Logau 2, 3, 48); Liegst und ruhest du | b., zugedeckt. Lichtwer 148; Die Begierde nach einem b–en Leben. Thümmel 7, 142; Daß er dabei b. leben konnte. Zschokke N. 13, 128 etc. 3) [3] gemächlich, ohne Anstrengung: Bald hitziger, bald b–er arbeitend. L. 6, 121 etc., auch (gleichsam personif.): So b. der Reichenbach im obern Thalboden schon floß. Kohl A. 1, 247 etc. u.: die Unbequemlichkeit scheuend, träge: Die b. gewordenen Romulusse und Cäsaren. Heinse A. 1, 253.
~keit, f.; –en; –s-:
ein bequemes Wesen u. etwas Bequemes (Ggstz. Un-B.), nam.:
1) der Zustand, in dem man sich bequem fühlt: Die B. lieben; Sich nicht in seiner B. stören, aus seiner B. bringen lassen; Machen Sie Das ganz nach Ihrer B., wie es Ihnen bequem ist; Wir setzten uns darauf in Galopp und ließen Herrn Ch. und den Mailänder nach ihrer B. langsam nachreiten. G. 28, 301; 6, 320; L. Barnh. 2, 2; Daran bildet er sich, nach individuellen Lüsten und B–en. G. Zelt. 6, 411 etc.; Daß uns seine Gegenwart nicht die mindeste Un-B. verursacht. G. 15, 6; Allein es müste schlechterdings mit keines Menschen Un-B. geschehen, als welche zu vermeiden die Gasthöfe, mein’ ich, erfunden sind. L. 12, 245 etc.
2) das freie, ungenierte Sich-Bewegen, die Leichtigkeit, Gewandtheit etc.: Durch Frechheit des Betragens, Anmuth im Tanze, schickliche B. des Gesprächs. G. 15, 14; Indem sich in ihrem Betragen die zarte Scheu gegen einen Liebhaber und die freie B. gegen einen Oheim auf das innigste verband. 18, 205; An Tiefe sowie an Fleiß hat es dem Deutschen nie gefehlt. Nähert er sich andern Nationen an B. der Behandlung etc. 39, 22; Das von seinen Vorfahren Geleistete ergriff er [Newton] mit B. 291 etc. In dieser Bed. ist der Ggstz. unüblich. 3) die Eigenschaft einer Sache, wodurch sie (für Jemand) bequem, angenehm etc. ist: Daß wir eine Wohnung mehr im Mittelpunkt der Stadt, bekommen, ist eine (oder: hat seine, s. 4) große B.; aber daß wir dafür zwei Zimmer weniger haben, ist doch auch wieder eine große Un-B.; Eine geschichtliche Darstellung nach Jahrhunderten abzutheilen hat seine Un-B. G. 39, 88 etc. Nam. rein abstrakt: (das Bequem-Sein eines Obj.) auch: Be- quemheit (s. Anm.). 4) (vergl.
3) Etwas, das durch seine Eigenschaften, seine Einrichtung etc. bequem ist etc.: Wenn es auf die Erwerbung der Nothwendigkeiten und B–en des menschlichen Lebens ankömmt. Garve Pfl. 1, 181; Mein liebes Ich bedürfte | mancherlei B–en. 4, 148; Er zeigte .. alle B–en (3), kleine Vortheile und Behendigkeiten des ganzen leichten Baues [Wagens]. 18, 128; Mit B–en und Un-B–en genau bekannt, die einen zu vermeiden, die andern zu benutzen. 284; Nebst einer schönen Wohnung und 100 andern B–en. 30, 222; Lernten B–en und Wollüste kennen. W. 7, 43 etc. Dazu (s. Gelegen 5b):
a) (Haus-)B. = Lokalität, Wohnung: Mir geneigten die Herrn Pfandträger ihre Haus-B–en anzubieten. Kosegarten Rh. 2, 72; Rückert Erb. 1, 136 etc.
b) verhüllende Bez. des Abtritts, z. B.: G. 29, 81; 23, 27, s. Kommodität 2 etc. 5) (selten) die Eigenschaft einer Person, daß sie bequem (s. d. 3) ist, Trägheit etc., gewöhnlicher: Bequemheit, z. B.: Sollte man vielleicht die B. als unerweisbar aufgebend, eine Bequemheit wenigstens darin finden, daß Goethe sich des Selbstschreibens gern überhob. Riemer G. 1, 347,s. Anm.
Anm. Für B–keit findet sich, nam. bei Ältern, auch außer in Bed. 3 und 5: Bequemheit, z. B.: Nimm die Bequemheit [Gelegenheit] wahr, eh sie sich dir entreißet. Fleming 71 etc., vgl.: Kein größer Bequemigkeit und füglicher Mittel. Eppendorf 2; Luther 2, 266a; Opitz Arg. 1, 630; 702 etc.; Bequemkeit. Schweinichen 3, 114 etc.