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Probe
Prōbe, f.; –n; Pröbchen, lein; -, –n-:
mit in einander spielenden Nüancen: 1) der Versuch, den man mit Etwas anstellt, um dessen Beschaffenheit zu erkennen, nam. um zu sehen, ob Etwas so ist, wie es sein soll: Eine P. mit Etwas machen, anstellen; Einen (W. 6, 59; 11, 224), seine Tugend (4, 58), seine Geduld (G. 18, 140), sein zärtliches Herz (17, 232), seine Gesinnungen (Sch. 933a) auf die P., auf eine harte, schwere P., alle möglichen P–n stellen (s. 2c); Was für ein Recht hast du, ein glückliches Paar durch eine so schwere Versuchung auf eine P. zu stellen, die etc.? W. 9, 244; Einen auf eine P. (2, 69), auf P–n (11, 196) setzen etc.; Etwas auf die P. [vgl. c] bringen. L. 8, 513; Auf eine P. gestellt, gesetzt werden, kommen; Ich habe Seelenstärke so gut wie Eine, aber sie muß auf eine menschliche P. kommen. Sch. 212a etc.; Das käme auf die P. an. Möser Ph. 1, 176; Sie sprechen Alle so; doch, kommt’s zur P. W. 11, 196 etc.; Sich in der P. bewähren; In (Hebel 3, 357), bei (W. Luc. 5, 123) einer P. gut, schlecht, übel bestehn; Die P. bestehen (G. 19, 165; Prutz W. 43; W. 9, 244), liefern (Platen 4, 276), halten (s. d. 2), z. B. Fichte 8, 75; L. 8, 32; Nicolai 1, 25 etc.; Was nicht bei der gesunden Vernunft die P. oder den Strich (s. d. und c) hält. Gottsched Krit. Dichtk. 223; Eine unverfälschte Strich und P. haltende Treue. FKMoser Gs.Schr. 1, 436; P. halten. W. 35, 42 etc. (s. p.-haltig), auch (s. 2c): Von meinem Muth .. steh’ ich hier die P. Kotzebue NSchr. 10, 106; Ein Tag, | an dem das Glück von zehentausend Mann | die P. stehen muß. Schlegel Sh. 6, 150; Einen Bedienten, Koch, Schreiber auf P. nehmen, versuchsweise, um sich von seinen Leistungen zu überzeugen; zu sehen, ob er den Ansprüchen -genügt etc.; Ihn zur P. oder [2] P. kochen, schreiben lassen etc.; Erst nach mancherlei P–n und Prüfungen ward ihm enthüllet, | was etc. G. 1, 232; Ein läßlich scheinendes, | scherzhafter P. gleichendes Verbot. 13, 310; Nicht Stimmenmehrheit ist des Rechtes P. Sch. 417b; Dies [die Aufführung] macht die wahre P. eines [Bühnen-] Stücks aus. Weiße (Guhrauer Less. 1, 214) etc. So in vielen Anwendungen, von denen wir folgende bes. erwähnen:
a) Rechenk.: jedes Verfahren, wodurch man prüfend erkennt, ob richtig gerechnet ist: Die P. auf ein Exempel machen; Die P. stimmt; Einen ähnlichen Kalkul macht die menschliche Vernunft . . ., aber noch fehlt die letzte P. zu ihren Rechnungen. Sch. 757b; Rechen-, Exempel-, Additions-, Subtraktions-, Multiplikations-, Divisions-, Regeldetri-P. etc.; Neuner-, E(i)lfer-P., auf Eigenschaften der Zahlen 9, 11 gegründet etc.
b) Phys., Chem. etc.: ein Versuch, den man anstellt, um das Vorhandensein von Etwas zu ermitteln, z. B. von Elektricität durch das Elektrometer, von Säuren durch Lakmuspapier etc. (s. 2a), nam. aber:
c) Hüttenw. etc.: um den Erz- (Fein-) Gehalt zu bestimmen: Das Gemünder Silber selbst mag passieren, denn der Probierstein, der Schmelztiegel ist gleich bereit, eine entschiedene P. des innern Werthes anzustellen. G. 30, 342 etc., s. Zsstzg. und 2a.
d) bei aufzuführenden (musikal. und theatral.) Werken die der eig. Aufführung vorangehnden Versuche und Vor- übungen im Zusammenspiel (s. Zsstzg., namentl. nach Düringer 894 ff.): Serlo versicherte, daß er jeder andern P., ja der Haupt-P. nachsehen wolle, sobald der Lese-P. ihr Recht widerfahren sei. . . Die P. lief nach Wunsch ab. G. 17, 34; Er eilte ins Theater, er glaubte, sie in der P. zu finden. 234; Sch. 5, 66; Zelter 6, 396 etc.; P. spielen (s. 2) und z. B. übertr.: Wir schieden diesmal von ein- ander, als wenn wir P. stürben! So gerührt. Hippel Leb. 1, 224 etc. 2) Etwas, aus dessen Qualität man auf die des zugehörigen Übrigen, des Ganzen schließt oder schließen kann (oft verkl. für a und b), nam.:
a) von Waaren, s. Muster 7 (auch Bsp.) und Stahl: Ich zeigte ihm ein Pröbchen von dem Bettzeuge. G. 28, 172 etc., auch in unzähligen Zsstzg.: Waaren-, Zeug-, Tuch- (s. 3), Sammet-, Kattun- etc., Getreide-, Rocken-, Weizen- etc., Kaffe-, Zucker-, Leder-P. etc., oft mehrdeutig, z. B.: Essig-P., theils eine kleine Quantität Essig, aus der man ersieht, wie die ganze Quantität, die man fabriciert, kauft etc., ist oder sein soll, theils aber auch (s. 1b) ein Verfahren, wodurch man den Säuregehalt des Essigs bestimmt etc. (s. auch 4); so: Spiritus-, Bier-, Wein-P. etc.; Jch hatt’ im Stillen auch gehofft | ein Pröbchen deiner Kellerschätze | zu prüfen. Roquette Waldm. 8 etc., auch z. B.: Erz-P., theils zu 1c, theils die kleine Quantität Erz, mit der man operiert, um den Gehalt der ganzen Masse zu bestimmen etc. Sprchw.: Nicht die P., nicht das Geringste, Nichts (vgl. Nagel-P.).
b) in Bezug auf Leistungen etc., z. B.: Hier ist eine P. seiner Handschrift, etwas von ihm Geschriebnes, woraus du sehn kannst, wie er schreibt; Eine Druck-P., die zeigt, wie ein Buch gedruckt —, Satz-, Setz-P., wie es gesetzt ist oder werden soll etc.; Von allen euren Streichen | kennen wir die Pröbchen schon. G. 8, 79 etc.; Ein Kandidat predigt zur P. (s. 1) oder seine P., damit man sieht, wie er predigt; Einem Schauspieler, welcher seine P. [Debüt] spielen sollte. L. 4, 191 etc.
c) (s. b) prägnant: eine für Etwas zeugende, es beweisende, bekundende That: Eine P. [einen Beweis] von Muth, Ausdauer, Geduld geben, liefern, darlegen; Um eine P. zu geben, wie gern ꝛe. W. 5, 241; Jch gebe Ihnen eine sehr starke P. davon. 2, 131; Ihm die stärkste P. seiner Ergebenheit geben. Luc. 5, 131 etc.; Legt er in Waffen große P–en [Thaten] dar. Streckfuß Rol. 5, 69; Seiner Waffen edle P–n. Nicolai 2, 23 etc.; So traut er Philipp’s Frau | die rasende Entschließung zu. Wie kann er, | wenn hier nicht große P–n ihn ermuntern? Sch. 264b; Du willst nicht meinen Tod, ich habe P–n. 493b etc.; Zsstzg. mehrdeutig, z. B.: Geduld- P., entw. (s. 1a), auf die man gestellt wird oder die man giebt, ebenso: Enthaltsamkeits-, Liebes-, Muth-, Tapferkeits-, Tugend-P. etc.; Eine Kraft- P., entw. Etwas, wodurch man die Einem oder einem Ggstd. inwohnende Kraft prüft, oder —: eine That, wodurch man seine Kraft zeigt, bewährt etc. 3) in einigen Fällen ein Zeichen, Stempel, wodurch die Qualität bez. wird, z. B. der den Feingehalt von Silber- und Goldwaaren etc. bezeichnende Stempel, wie auch den gesetzlich festgestellten Feingehalt, den sie haben müssen (s. Silber-P. und proben 4); an Tuchen das angehängte Bleisiegel (die Plombe) als Zeichen einer best. Qualität, Blei- oder Tuch-P. etc. 4) in einigen Zsstzg. ein Werkzeug, womit die Qualität von Etwas untersucht und bestimmt wird, z. B.: Bier-, Essig-, Salz-P. (s. 2) oder -Wage, vergl. Aräometer; Kugel-P., Kugellehre; Pulver-P., zum Probieren des Schießpulvers, s. Probemörser. 5) Drahtzieh.: Grobe P., einige Drahtsorten, auch als Nummern 4, 5 und 6 bez.
Anm. Aus lat. probare (vgl. probat), schon mhd. probieren, aber erst nhd. P., proben etc., vergl. prüfen, mhd. prüeven etc., aus frz. prouver, ital. provare, entsprechend jenem lat. probare.
Zsstzg. leicht zu mehren und zu verstehn nach dem Vorstehnden, s. namentl. [1a; 2a; b und c] und den folg. Bsp.: Additiōns- [1a].
Āhnen-: der Beweis, daß Jemand die erforderliche Anzahl Ahnen hat und dadurch adelsberechtigt ist, eig. und übertr.: Möser Ph. 1, 31; Platen 3, 137; W. 34, 258 etc.
Än-: das Anprobieren, von Kleidern etc. Musterz. (55) S. 91; Willkomm Pom. 1, 176. Arrangīēr- [1d]: die auf die Lese-P. folgende erste Theater-P. für ein Bühnenstück, wobei die für das In-Scene-Setzen nöthigen Arrangements getroffen werden, „Setz-P.“ Ballétt- [1d]. Bīēr- [2a; 4].
Blēī-:
1) s. Erz-P.
2) [3]. Chōr- [1d]. Dekoratiōns- [1d]. Drúck- [1b]. Eīsen-: s. Erz-P. Elfer- [1a]. Entháltsamkeits- [2c]. Erz-: [2a] und so nach den versch. Metallen etc. Essig-[2a]. Exémpel-[1a]. Fēūer-: wobei Etwas durch Feuer geprüft wird, z. B. Metalle etc. und früher eine Art Gottesgericht (s. d.), bestehnd in dem Tragen eines glühnden Eisens, ähnl.: Wasser-P., wobei die Angeschuldigten ins Wasser geworfen wurden etc.: Feuer- und Wasser-P. Mascou (Wackernagel 3, 1056 ) (s. Heren- P.). Oft übertr. zur Bez. der härtesten Probe: Die F. bestehn. G. 22, 52; 24, 136 etc.; Er bestand | die Feuer- und Wasser-P. Weißer Rom. 87; Hielt sie nicht selbst die F. der Wahrheit aus? Sch. 201a; Das eben ist die F. seiner großen Vollendung. 757a etc. Frēūndschafts- [2c]: Die außerordentliche F., die sie dir gegeben. W. 17, 71; Luc. 4, 44; Die F. bestehn [1a]. Gār(kupfer)- [1c]: Bestimmung des Gehalts an Garkupfer im Kupfererz od. Schwarzkupfer. Gedúld- [2c]. Gêgen-:
1) eine Probe zur Entscheidung über die Richtigkeit früherer Proben, so nam. in der Probierkunst. 2) in den zeichnenden Künsten, der von einer frischen Zeichnung mittels einer Presse gewonnene Abdruck, der sie so zeigt, wie sie im Spiegel oder auf der entsprechenden Kupferplatte ist, bei Sulzer 2, 332: Gegendruck. Generāl- [1d]: die letzte Probe vor der eig. Aufführung, „Haupt- P.“ Gesáng- [1d]. Getrēīde- [2a]. Glāūbens- [2c]. Góld-:
1) s. Erz-P.: Die G. durch den Probierstein (Streich-P.), durch die Quart (s. d.), „Quart-P.“ etc.
2) [3]. Hāūpt-: hauptsächl. Probe, nam. [1d]: General-P. G. Sch. 5, 66 etc. Hêrd- [1c]: wobei die Probe vom Treibherd (s. d.) genommen wird etc. Héxen-: in den frühern Herenprocessen als Gottesgericht geltende Probe, nam. Wasser-P. Káffe- [2a]. Kapéllen- [1c]: mittels der Kapellen oder der Kuppellierung. Kattūn- [2a]. Klavīēr- [1d]: nam. bei Opern, wo die Sänger bei Klavierbegleitung ihre Partien einstudieren, im Ggstz. zu Quartett-, Orchester-P–n. Koncért- [1d]: einem Koncert vorangehnd. Korrektūr-: z. B. [2b] eine Probe, woraus man sieht, wie Etwas zu korrigieren ist etc., auch [1d] eine Probe, deren Zweck nam. die Korrektheit der ausgeschriebnen Partien (Rollen) ist. Kostǖm- [1d]: Probe in vollem Kostüm. Kráft- [2c]. Kūgel- [4]. Kúnst- [2b, c]: Eine K. abzulegen. W. 6, 227. Kúpfer-: s. Erz- und Gar-P. Lǟūt(e)rungs- [1a]: zur Läuterung dienend: Und deiner Tugend dient’s zum Lobe, | geht sie hervor’aus dieser L. Lêder- [2a]. Lēīdens- [1a]: Leiden als Schicksals-P. (s. d., vgl. Prüfung): Ihr habt die That .. | mit schweren L–n abgebüßt. Sch. 408a. Lêse-: nam. [1d] wobei das aufzuführende Stück nach den ausgeschriebnen Rollen gelesen wird, im Ggstz. der eig. Theater-P–n, wobei das memorierte gespielt wird. Līēbes- [2c]. Lúngen-: in der gerichtl. Medicin die Probe mit der Lunge eines neugebornen Kinds, wobei man aus dem Schwimmen derselben auf Wasser erkennt, daß das Kind schon geathmet hatte, aus dem Untersinken, daß es todtgeboren, s. Bock Anat. 787. Multiplikatiōns- [1a]. Musīk- [1d]: Probe einer Musikaufführung, auch = Zimmer- P. (s. d.). Múster- [2a; b]: als Muster dienende Probe: Welche wir als Musterpröbchen der Art und des Tons des Fürsten der brittischen Kunstrichter dem Leser .. zum Besten geben. Kosegarten Rh. 3, 68. Mūth- [2c]. Nāgel-: nam. die Probe, wodurch ein Trinker beweist, daß er sein Glas ganz geleert, indem er das umgekehrte auf den Nagel des linken Daumens hält, s. Zarncke Br. 462a etc., auch [2a] die nicht einmal einen Tropfen bildende Neige im Glas: Bescheid thun bis auf die N. Bodenstedt 2, 255; Mancher leert den vollen Krug | auf ihr Gedeihn in einem Zug | bis auf der Neige N. Redwitz Am. 34; Es ist auch nicht die N. drin geblieben. Vollmann 335. Nēūner- [1a]. Oper- [1d]. Orchéster- [1d]: s. Klavier-P. Púlver-:
1) [4].
2) [2a]. Quárt-: Gold-P. durch die Quart (s. d.). Quartétt- [1d]:
1) Probe eines Quartetts. 2) s. Klavier-P. Réchen- [1a]. Regeldetrī- [1a]. Richt- [1c]: Probe zur Bestimmung der angemeßnen Gattierung (s. d.) beim Schmelzwerk. Scheuchenstuel 194. Rítter-: s. Ahnen- P. Rócken- [2a]. Sátz-[2b], auch = Richt- P. Scēnen- [1d]: wobei nur einzelne Scenen durchgenommen werden, Ggstz. Stück-, Schauspiel- P. Schícksals-: vom Schicksal verhängte Probe, s. Leidens-P.: Ein Bündnis . ., | das, festgehärtet in des Feuers Gluth | bestehen wird in allen Sch–n. Sch. 548a. Schlácken- [1c]: zur Ermittlung des Erzgehalts in den Schlacken. Schméck- [2a]: Wo er von der Köchin heimlich ein Stück des besten Bratens zur Sch. erhalten. Klencke Gsp. 1, 141. Sēīfen-:
1) Probe, die Güte einer Seife zu ermitteln. 2) Probe mit Seife, um zu sehn, ob gefärbte Zeuge wasch-echt sind etc. Sétz-: s. 2b und Arrangier-P. Sílber-: vgl. Gold-P., z. B. [3]: Ein bischen von der alten wahren reichsgesetzmäßigen Silber- oder Zinn-P. herunterzugehen. Möser Ph. 1, 208. Sōlo-: im Ggstz. zur Chor-P. Spēīse-: s. Schmeck-P. Spīritus- [2a; 4]. Statísten- [1d]. Strích-: Gold- oder Silber-P. mittels des Strichs auf dem Probierstein. Stück- [1d]: im Ggstz. zuScenen-P. (s. d.) und zuw. zu Oper-P. Stūfen- [1c]: Probe einer Erzstufe. Subtraktiōns- [1a]. êTánz- [1d]. Tápferkeits- [2c]. Theāter- [1d]: nam. im Ggstz. der Lese- und Zimmer-P–n. Tūch- [2a; 3]. Tūgend- [2c]. Vōr-: der Haupt- P. vorangehnd, nam. [1d]: Die Proben und V–n mit Vergnügen besucht. G. Sch. 5, 66; Zelt. 4, 156; Ich war nahe daran, die Rolle des Herzogs in der natürlichen Tochter zu übernehmen [durch den Sturz der (Schwieger-)Tochter vom Pferde]. Die V. macht mir schon genug zu schaffen. Reinh. 270. Wāāren- [2a]. Wásch-: z. B. [1c] wozu das Erz vom Waschherd oder aus dem Erzfaß genommen wird. Wásser-: durch das od. im Wasser vorgenommene Probe, s. Feuer- und Lungen- P. und so allgm.: hydrostatische Probe. Wēīn-, Wēīzen-, Zēūg- [2a]. Zímmer-: nam. [1d]: bei Opern das Einstudieren einzelner Partien auf dem Zimmer, Ggstz. Theater-P. Zínn-: s. Silber-P. Zúcker- [2a] u. ä. m.