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pressen Um-Pressen Um-Pressen
Préssen, tr. (u. refl. 1n):
1) in enger Um- oder Anschließung stark u. andauernd drücken (s. d. 1) eig. u. übrtr.:
a) Etwas in einer Presse (s. d. 2) p., z. B. um es zusammenzudrücken, zu glätten, bestimmte Eindrücke darauf hervorzubringen (s. Karmarsch 2, 877 ff. und prägen 3a), es von der Feuchtigkeit, von anhängender Unreinigkeit zu befrein, den Saft daraus zu gewinnen etc.; Bücher beim Einbinden, Pflanzen fürs Herbarium zwischen zwei Brettern (vgl. o) p.; Trauben in der Kelter p., keltern; Was die Kelter gepresst. Kl. Gel. 298; Was du molkst . ., presse [zu Käse]. V. Georg. 3, 400 etc.; Etwas mit der Hand p., z. B. eine Citrone. Sch. 51b; die Lagen des Flachses. Rückert 2, 114 etc.
b) zuw. zur Bez. des Dichtgedrängten: Genuß wird von Genuß gepresst. W. 12, 56, einer folgt immer dicht auf den andern; Schiff.: Segel p., s. pfrengen, Anm.
c) Den Athem p., zurückdrängen, an sich halten. V. 4, 126 etc.
d) mit Bezug auf das im Obj. erregte Gefühl, z. B.: körperlich: Enge Stiefel p. Einen, p. den Fuß etc. und geistig: Schmerzliche bange Gefühle etc. p. Einen, p. (ihm) die Brust, das Herz; Längst ist Tereus’ Wuth vergessen, | .. Maigefühl und Liebe p. | sanfter ihre zarte Brust. B. 3b; Danke Gott, wenn er dich presst | und dank’ ihm, wenn er dich wieder entlässt. G. 4, 5; Glücklich, wen Sorg’ und Reue nicht p. Haug EpSp. 37; Mich presst und ängstigt diese Waffenstille. Sch. 471a; 519b; [Das] preßte mir das Herz. 739a; Keine Thräne soll ihn p., | keine Reue nage ihn. 19b; Was mir das Herz so preste. W. 11, 240; Unmöglich, den Begierden, die ihn p., | zu widerstehn. 12, 277 etc., s. p.
e) Einen p., mit Gewalt in ihn dringen, z. B. um seine Hand werbend. W. 11, 183, nam. aber: Leute, Matrosen, Soldaten p., mit Gewalt anwerben (s. keilen 3): Schleppen ihn gern oder ungern fort auf die Schiffe und Gott befohlen! Solch eine nächtliche Menschenjagd nennt man P. Hebel 3, 101; Kohl E. 2, 19; Schlegel Haml. 1, 1; Schiffe p. (für den Staat), s. n, g u. 3c.
f) mit Angabe der Wirkung: Etwas glatt, eben, dünn p.; Etwas voll p., z. B. mit etwas Hineingestopftem, mit komprimierter Luft etc., s. p; Die Barke so voll Menschen gepresst. Matthisson E. 1, 161; Der Klerisei | hast du die Seckel leicht und leer gepresst. Schlegel Sh. 8, 31, durch Zwang, auf sie geübten Druck ihre Seckel leicht u. leer gemnacht etc. u. nam. oft mit abhäng. Präpos., s. das Folg. Ferner mit Präpos. (s. f), alphab. (g—o):
g) Einen an die Brust, ans Herz p., drücken, schließen, s. m.; Herz an Herz so zärtlich p. Heine Reis. 2, 288 etc.
h) Die zwei Arme fest | wie zwei Klammern auf die Brust gepresst. Meißner Gd. 9; Die Lippen (Nicolai 5, 120), die Zähne auf einander p. etc.; Lettern, Verzierungen auf den Rücken des Buchs p. etc. (f); auch: Das preßte und drückte ihn [od. ihm] dergestalt auf die Zirbeldrüse. Musäus M. 2, 28, übte einen solchen Druck darauf (vgl. Herrig 15, 60 ff. u. beißen, Anm. 1).
i) Den Saft aus der Citrone p. etc. (f) u. übrtr. (s. d): Etwas presst Thränen aus den Augen (W. 8, 131), Einem den Schweiß aus der Stirn (Sch. 1010b), Seufzer (Cronegk 2, 273), ein Ach (W. 12, 48), ein Geschrei (Cham. 4, 300) aus der Brust etc. k) Etwas durch ein Tuch, ein Sieb etc. p., s. seihen; übrtr. W. 13, 246.
1) Einen gegen (wider) die Wand p. etc. m) Einen in die Arme (s. g.), den Leib in eine Schnürbrust (Sch. 107a) p., schließen: Etwas in einen andern Raum (hinein) p.; Etwas in einen engen Raum (zusammen) p. Sch. 28a und übertr.: Der Soldat (um das Elend jener Zeit in ein einziges Wort zu p.) der Soldat herrschte. 985b etc. und refl.: Dampf ., | der wolkicht in der schwarzen Höhe schwebet,| sich in der obern Berge Gänge presst. Nicolai 4, 85. n) Etwas zu einem Brei p., so daß es ein Brei wird etc., auch (e): Er wird zum Soldaten und, da er die Noten versteht, zum Trommler gepresst. Monatbl. 1, 179b etc. o) Warum mich zwischen zwei Schrecknisse p.? Sch. 200a, dazwischen bedrängend hineintreiben etc. p) im Partic., dem Obigen gemäß, z. B.: Die mit gepreßtem Kattun (a) überzognen Einbände. Karmarsch 1, 383; Das glatt gepreßte Papier (f) etc.; zu d: Athmen wir freier, wir fühlen uns durch Nichts gepresst. Fichte 6, 309; Von weltlichen Gedanken | so angefochten und gepresst. W. 11, 166; Bis er, von blindem Drang gepresst [getrieben], | den Kanapee .. verlässt. 254 etc. U. nam.: Da mein Herz, von dem traurigsten Verlust gepresst, sich endlich in heißen Thränen Luft machte. G. 10, 40; Aus tief gepreßter Brust. Hölderlin H. 2, 74; Mein Herz ist so voll, so gepresst, es liegt mir so zentnerschwer in der Brust. Pfeffel Pr. 9, 15; W. 27, 247; So voll gepresst war Beiden | das Herz. 20, 209, vergl. = bange etc.: Der gepreßte Wunsch dieser Personen ward nur noch bänglicher. G. 25, 4; Ein schwermüthiges, gepreßtes „Guten Tag!“ 9, 281 etc. u. —: Gepresst [gedrängt] voll (s. f.) auch sonst von etwas eine große Fülle in sich Enthaltendem, z. B.: Es ist aber darum nicht jede Poesie, welche nicht gedrängt und gepresst ist, schlecht. L. 11, 153. Auch mit Bstw.: Das angst-, nothgepreßte Herz etc. (s. o.), vgl. 4. g) im substant. Infin., dem Obigen gemäß (s. 2 u. Presse 1), z.B. (s. a): Das Trocken- P. Durch mehrmals wiederholtes P. des Papiers im trocknen Zustande. Karmarsch 2, 805 etc.; Das Glatt-P. etc. (s. f); ferner (s. e): Das P. der Matrösen, das Ma- trosen-, Soldaten-P. etc. Dazu:
2) Pressung, f.; –en: das P. (1q): Der geriebene Rübenbrei kommt sofort in die Presse. .. Zu einer Pressung ist etwa eine Viertelstunde erforderlich. Karmarsch 3, 709; Die Pressung des Papiers. 2, 812 etc.; auch: Woher denn jetzt diese ungeheure Pressung des Landes? Sch. 190b, die Auspressung, Aussaugung, der auf dem Lande lastende Druck von Abgaben etc.
3) Presser, m., –s; uv. (-in, f.; –nen):
a) p–de Pers., z. B. ein beim Keltern beschäftigter Arbeiter; Fabriken, wobei sich [Tuch-]Presser, Tuchscherer . . befinden. Möser Ph. 1, 187 etc., ugw. st. Buchdrucker. SClara EfA. 1, 223.
b) Dränger, z. B. der Etwas mit Zwang eintreibt, Exekutor (Preßreiter). Schm. 1, 344; Auerbach D. 1, 280 etc.; „Die Pferde stehen gesattelt. Ihr könnt aufsitzen, wann Ihr wollt.“ Presser, Presser! Warum so eilig? Sch. 132a; Die ungeheure Presserin, die Noth. 366a etc.
c) (1e) Da fiel er den Pressern in die Hände, wurde auf ein Schiff geschleppt etc. Hebel 3, 102.
d) Baumwollspinn. etc.: Die Bewicklung der Spule so dicht und fest als möglich herzustellen, dient der Presser, ein kleiner stählerner zweiarmiger Hebel etc. Karmarsch 1, 134 etc.
4) (s. 1o) Harrt Alles in stummer Erwartung, die sich dann in einem allgemeinen Geschrei von ihrer Gepresstheit befreit. Grube 3, 6 etc.
Anm. Ahd. prëssôn, mhd. prëssen, aus lat. pressare (von premere), s. pressieren. Dazu: Presse, mhd. prësse.
Zsstzg., vgl. die von dringen, drücken, zwingen etc., z. B.: Áb-:
1) (Buchbind.) Ein Buch a., es bis nahe an den Rücken stark ein-p. und durch Überarbeiten der vorragenden Rückenränder die seitwärts vorspringenden Rückenkanten bilden, woran die Deckel mittels der Schnur-Enden befestigt werden. Karmarsch 1, 382.
2) (Strumpfwirk.) mittels der Nadelpresse (s. d.) die Maschen auf den Nadeln vereinigen. 3) durch Pressen abformen, auch refl.: Der Reliëfstempel presst sich sehr scharf in dem Blech ab etc. 4) durch Pressen trennen, absondern, z. B.: Der abgepreßte Saft. Karmarsch 3, 709; Man presst die Flüssigkeit durch ein feines Sieb von den Schalen ab in eine Kasserolle. Scheibler Kochb. 304 etc., auch mit Dat.: Man presst kein gährend Naß gequetschten Beeren ab. Haller 34 u. oft übrtr.: Einem Etwas a., abdringen, abnöthigen etc., z. B.: Thränen (Möser Ph. 2, 113, Sch. 440a), ein Geständnis (Auerbach Gv. 351), Geld (Rabner 3, 61; Weichmann 1, 37); Von einem Ort sich zu entfernen, wo ihm die Luft nun den Athem a. [nehmen, beklemmen] mußte. Gutzkow R. 9, 161; Der Tod .. | preßte diesen Augen heiße Thränen, | diesen Lippen tiefe Seufzer ab. Rudolphi NGd. 127; Daß sie sich durch einen Vertrag, den man ihr durch Drohungen abgepresst, nicht für gebunden halte. Sch. 840b etc., s. aus-, ent-, er-p. An-:
1) [1m] an Etwas pressen. SClara EfA. 1, 253; IP. 9, 203; Er preßt sie nervig sich an. Sonnenberg D. 1, 484.
2) pressend anfüllen: Angepresst voll. Āūf-:
1) [1h].
2) [1f] s. einp. 2, auch: durch Pressen öffnen. Āūs- [1i]: Öl a., aus den Oliven; metonym: Oliven a.; A. die Frucht des Ölbaums | sorgliche Pächter. Platen 2, 185; Ausgepreßter Saft, Ausgepreßte Frucht etc., übrtr.: Diese abhängigen Satrapen aus-zu-p. W. 9, 191 = ihnen Geld ab- (oder aus-)zu-p. etc.; Einem Etwas a. (od. ent-p.), z. B.: Thränen (L. Samps. 3, 3); die Versichrung von Gegenliebe (2, 3), ein Geständnis (Sch. 304a; W. 16, 62); ein Geheimnis (Luc. 4, 369), einen Angstschrei, Seufzer etc. Be-: mit etwas Aufgepreßtem versehn. Bēī-: z. B. [1e]: Arbeiter schaffe! . . | Bezahle, locke, presse bei! G. 12, 289. Dúrch- [1k]: Daß die Ab- und Zugehenden sich mit Mühe d. mußten. W. Luc. 1, 32. Eīn-:
1) [1m] Dem Drange der eingepreßten Dämpfe nachgebend. Burmeister Gsch. 120; Wobei man das Buch .. stark einpresst. Karmarsch 1, 382; Das Herz, von Liebeszwickeln | eingepresst. Platen 4, 140; Die eingepreßte Flamme. Sch. 77b; 489b; In e–der Klemme. V. Th. 22, 94.
2) [1f] Ein Muster e. (oder auf-p.). Ent-: s. aus- und er-p.: Ihm zu e. großen Schatz. Gries Boj. 3, 1, 30; Des schweiß-e–den Pflugschars. Kosegarten D. 2, 123; Das widerrufe! sonst e. | wir bald dir einen andern Ton. Lenau Sav. 223; Fett, das der Pflanze entpresst wird. Landwirthsch. Zeit. (1855) 343b. Er-: durch Pressen erhalten, gewinnen, vgl. aus-, ent-p.: Das Bekenntnis .. vermittels der Tortur erpresset. Berlichingen 149; Durch die Drohung Geld von ihm zu e. Fichte 8, 41; [Ich] wollte .. | durch meinen .. Kummer | e. noch ihr Ach. Gökingk 3, 211; 231; Freiwillig tränkt uns keine Traube, die Kelter nur erpresst den Wein. Körner 26b; Höhere Löhne durch Arbeitseinstellung e. Mundt Rob. 1, 76; Ein mageres Almosen e. Sch. 109a; Der Majestätsbrief, den die Stände von diesem Kaiser erpreßten. 896b; Die erpreßten Summen. 972a; Von allen Königen .. unermeßliche Geschenke erpresst oder erschlichen. W. HB. 1, 58; auch mit persönl. Dat. (gw. ent-p.): Wuth und Verzweiflung werden mir das Geheimnis e. Sch. 197b; Die Schmerzen des Todes | welche der Abschied .. Diesen erpresst. Stahr (Hungari 2, 630); Dir wird’s erpresst | durch Folterqual. Tieck Cymb. 4, 3 etc. Ferner: Ein lauter, angst erpreßter Schrei. Cham. 4, 116; Ein qualerpreßtes Ach. Sch. 8a etc.; Ihr raubt dem habsüchtigen Erpresser das Gold. Forster Voln. 3; Bluthunde und Gelderpresser. Abbt 1, 271; Er- pressungen. Sch. 918a. Hêr- etc.: Geld aus Einem, Thränen aus den Augen heraus-p.; Diese Kümmernis preßte das Geheimnis heraus. Musäus M. 3, 111; Sie wirft einen verrätherischen Palatin flüchtig um, unter welchem der traurige Rest einer vierzigjährigen Reizung hervorge- presst wird. Rabner 4, 199; Preßte ich alle Trauerbilder ins Jdeen-Dunkel hinab. CFBahrdt 3, 378; Etwas durch ein Sieb hindurch-, in einen engen Raum hinein-p. etc. Nāch-: z. B. schon Gepreßtes nochmal pressen etc. Nīēder-: hinab-, hinunter-p.: Ich preßte gewaltsam meine Aufregung nieder. Höfer Hausbl. (56) 1, 118; Indem sie ihn neben sich niederpreßte. Prutz Mus. 1, 121 etc. Nōth-: (vralt.) hartdrängend pressen: Da er in der Tiefe gendthpresset war. Mathesius Pr. 96; Sar. 21 etc. I.
Um-: pressend umgestalten. II. Um-: pressend umgeben:
[Die Sonne,] von Gewölken umpresst. V. Arat. 151. Ver-: durch Pressen verderben etc.: Die Bildung verpreßte meine Seele noch in keine konventionelle Form. Goltz 3, 46 etc. Wég-: durch Pressen wegdrängen, wegschaffen. L. 10, 85. Zer-: durch Pressen zerstören, zermalmen etc.: Was für ein Weh mein krankes Herz zerpresst. B. 55b; Kinkel E. 157; Körner 248a etc.; Diese Zerdrückung und Zerpressung Hamlet’s. HVoß JP. 61. Zurück-: zurückdrängen: Von der innern Aufregung, die er stundenlang gewaltsam zurückgepresst. Prutz E. 1, 99; Der Gedanke preßte mein Geständnis zurück. Waldau N. 2, 285; Werner Lthr. 293 etc. Zusámmen-: pressend zusammendrängen etc.: Forster Jt. 2, 87; Die Gesellschaft schnürt und presst mich zusammen. G. 16, 297; Wenn ich’s zusammenpresse [in wenig Worte]. Gökingk 3, 25; Sidonien preßte sich die Brust zusammen. Gutzkow 11, 359; Es preßte | der Unmuth mir das Innerste zusammen. Sch. 336b; So sehr er von der einen Seite die Sitten seiner Soldaten aufzulösen beflissen war, so sehr preßte er sie von der andern durch eine übertriebene Mannszucht wieder zusammen. 854b; Von sovielen in einen engen Raum zusammengepreßten Gefangenen. W. Luc. 4, 38; 358 etc. Zwíschen- [1o] etc.