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Preis
Prēīs, m., –es; –e; -:
1) veralt., mundartl. und in einigen techn. Anwend.: Schnürband, schmaler Band oder Streif, gurtartiger Saum, oft verkl.: Preischen, Pri(e)schen, auch zuw. weibl.: Preise, Pri(e)se, z. B. unter den Küchengeräthen: Spicknadel, Preisen [Bänder]. HSachs G. 1, 32 etc., nam.
a) Nähter.: s. Köder, Anm.: Die P–chen an den Armen. Limburg. Chr. 44b.
b) Pferd.: die Grenze zw. Krone (s. d. 27) und Huf, „,Saum“.
c) = P.- (Eck-, Ort-, Walm-) Ziegel, s. d.
2) Das, wie hoch eine Sache gilt (s. d. 3 und 4):
a) kaufm.: Der P. einer Waare; Hohe, theure, niedrige, billige, mittlere P–e; Feste P–e; Der genaueste, nächste, äußerste, billigste P.; Hoch, niedrig im P. oder in hohem etc. P–e stehn; Die Waare im P. oder ihr P. sinkt, fällt, schlägt ab, steigt etc.; hält keinen P. (Möser Ph. 1, 310, ist zu billig etc.), holt (s. d. 2b) gute P–e; Den P. nieder-drücken, -halten, in die Höhe oder hinauftreiben, -jagen, erhöhen, steigern; Für diesen P. kann ich es nicht verkaufen (geben, lassen etc.), kaufen (nehmen, brauchen); Etwas am P. ab-, herunterlassen, zulegen; Sich über den P. einigen; Bei einer guten Waare nicht auf den P. sehn; Ich will es zu jedem P. [den ich irgend dafür erhalten kann, à tout prix] weggeben, losschlagen, vgl. b am Anfang; Das hat einmal seinen [festen] P., wie die Semmel beim Bäcker; Da lässt der Verkäufer die Waare oft unter dem P–e, den er im Stillen bei sich festsetzte. Immermann M. 1, 258 etc., s. P.-Kourant und h.
b) (s. a) übertr.: Das, was für etwas zu Erlangendes gegeben oder gefordert wird (s. c): Etwas um jeden P. haben wollen, was auch dafür gefordert werde; Etwas um keinen P. thun, was Einem auch dafür geboten werde; Drum kauft er um der Zukunft theuren P. | des Augenblickes rasch entflohne Lust. Cham. 4, 193; Ist doch das Glück . . um hohen P. nur feil. 2, 59; Schwöre mir [dem Satan] den P. zu, deine Seele. 4, 189; Der schnöde P. [Lohn, Sold] des Blutes [Blutverraths]. 126; Welchem P. die schlanke | Erobrung ich .. verdanke. Freiligrath 1, 298; Der Verlust dieser Provinz war der P., um welchen Roger seine übrigen Länder gerettet sah. Sch. 1043a; 586b; Sie verräth die geheimsten Schönheiten der Natur für einen geringen unbilligen P. (a) der Betrachtung der Kunst. Thümmel 7, 146; Daß du auf deine gleichgültigsten Gunstbezeigungen einen hohen P. setzest (versch. c). Ein Mädchen wie du ist soviel werth als sie sich gelten macht (s. h). W. 2, 62; 9, 131; Aruja ist über allen P. [vrsch. f], verschenken könnt’ ich sie .., verkaufen nie. 246; 241 etc., s. h: Kant und Platen.
c) Lohn und Ziel eines Strebens, Ringens, Thuns etc. (s. b und d): Einen P. auf Etwas setzen, für Dessen Liefrung bestimmen, aussetzen, z. B. auf Jemandes Kopf (Sch. 104a), auf die Lösung einer Aufgabe, auf das beste Lustspiel (s. d) etc.; Bereitet mir | stracks einen andern P. [„Dank“ 187a; „Ehrengeschenk“ V. Il. 1, 118], auf daß ich nicht | der einzig unbelohnte Grieche sei. B. 143a; Wenn man dich, wie ein liebekrankes Mädchen .. sieht, man sollte dich eher für den P. (d), als für den Kämpfer halten. Leisewitz Jul. 13; Höh’re P–e stärkten da den Ringer | auf der Tugend arbeitvoller Bahn. Sch. 22a; Da treibt’s ihn, den köstlichen P. zu erwerben. 64a; Schöner P. für euren Schweiß . ., daß ihr jetzt in Gymnasien lebt! [in euren Schriften]. 106b; Was ist der Arbeit Ziel und P.? 336b; 397b; Daß sie sich mir | zum P–e schenken will, wenn ich sie rette. 422b; 199b etc.
d) (s. c) bes. oft als Lohn des Siegers bei Wettkämpfen, Wettstreiten etc., zuw. auch in Bezug auf sachl. Subjekte: Mit Einem um den P. ringen, kämpfen, streiten, in die Schranken treten, Ugw. bloß: treten (Gervinus Lit. 5, 633); Im eifernden Gemische | sprießt, buhlend um den P., ihr bunter Kranz. WHumboldt 1, 374; Meer und Himmel wetteiferten in azurner Bläue um den P. der Schönheit. Stahr Rep. 3, 271 etc.; Sich um den P. hören lassen. W. Luc. 5, 275 etc.; Nach dem P–e ringen, streben etc.; Einem den P., z. B. der Schönheit streitig machen. W. 12, 3; Ihm den P. abrennen (Wackern. 3, 896¹⁵), abnehmen, abgewinnen etc.; Den (ersten, zweiten) P. davon tragen, gewinnen, erringen, erhalten, bekommen; Mit dem P. gekrönt werden; Einem wird der P. zu Theil (Sch. 53b), (zu)- ertheilt, zuerkannt, zugesprochen, gegeben etc.; Der zw. drei | Göttinnen einst der Schöne P. [Wettkampf] entschieden. Sch. 215a etc., vgl. P.-Frage, -Schrift, -Richter etc.
e) (s. d) P. mit nachfolg. Genit. zur Bez. des Vorzüglichsten in seiner Art: Du, oP. der Prälaten! B. 66b; Sie, aller Harfen P. Uhland 445 etc.
f) (s. d und e) die laute Anerkennung des Vorzüglichen, der Ausdruck der hohen Schätzung, hohes Lob, schallender Ruhm: Heil und P., Ehre und Kraft sei Gott! Off. 19, 1; P. und Ehre nehmen (4, 11), empfangen (2. Petr. 1, 17); Daß sie dir allezeit P. und Lob opfern. Tob. 8, 18; Zu Jemandes P. Luk. 2, 32; Röm. 3, 7; Laß meinen Mund deines Ruhmes und deines P–es voll sein. Ps. 71, 8; Daß ich erzähle alle deinen P. 9, 15; Mit P. und Ehre hast du ihn gekrönt (s. d). Hebr. 2, 7; Der P. wird nicht dein sein (s. d). Rich. 4, 9 etc.; Mancher [Landtag], dessen P. auf uns gekommen. Cham. 4, 78; Ein Toilettenkästchen . ., über allen P. G. 18, 210, entweder (s. b) von nicht bezahlbarem oder von nicht genug zu preisendem Werth; 22, 225; Indem er P. ob ihr und ihrem Schöpfer rief. Rückert Rost. 7a; P. ihr und Ehre! Sch. 491b u. o. Bsp. der seltnern Mz.: Kl. M. 1, 238; Cäcilia .. lehrte dich des großen Geistes „Preiße“. Kosegarten Rh. 3, 26; Ewige „Preiße“ opfr’ ich dir. 43; Der seltne Ruhm sei dein! | der schönste aller deiner P–e. W. 12, 134.
g) (s. f und vgl. Ehre 5; Lob 1c; Stolz) zuw.: der Ggstd. des P–es und Lobes: Der Jünglinge Stärke ist ihr P. Spr. 20, 29; Der Herr wird dein ewiges Licht und dein Gott wird dein P. sein. Jes. 60, 21 etc.
h) P. (s. a und b) oft entsprechend = Werth, z. B.: Der Sieche nur ermisst im Jammer | ganz den P. des frischen, vollen Lebens. Cham. 6, 225; Ich sänk’ im P. | und wöge gleich mit dir. Tieck Cymb. 3, 6etc., oft aber auch entggngstzt dem innern, wahren von zufälliger Schätzung unabhängigen Werth, z. B.: Die Fassung der Edelsteine erhöht ihren P., nicht ihren Werth. Börne 2, 269; Die Geliebte hat einen P., die Frau nur einen Werth. 1, 73; 2, 160; Der Charakter hat einen innern Werth und ist über allen P. erhaben. Kant Anthr. 266; König Jer. 1, 412; Einen großen Werth, doch wie alles Weitverbreitete einen geringen P. haben. Mager 2, 366; Deren Werth | hoch über jedem P–e mir. Platen 2, 15; 4, 277; W. 7, 211 etc.
3) ohne Artikel in einigen stehnden Fügungen: schutzlos als Beute hingegeben oder so dastehnd, nam.: Etwas, Einen, sich P. geben oder p.-geben (s. d., Zsstzg. von geben), seltner: Er war mit dem Erübrigten zufrieden und entschlossen, sich der Kunst ferner zu widmen, ohne sich der möglichen Scheiterung oder Zubuße bei fortzusetzender Direktorschaft p.-zu- stellen. Schütze HambTh., 545; Sein unbeschütztes Volk steht fremder Herrschaft P. Haller; Es fehlte Wenig, so hätten sie den königlichen Pulverthurm P. gemacht [sich seiner als Beute bemächtigt]. Weise Mas. 63, s. Schm. 1, 345; Es ging Alles P., was da war. Adelung.
4) P., P–chen, Kälber-P., verderbt statt Brissel (s. d.), Bröschen.
5) ugw. und unklar: Kannst du das Roß schrecken wie die Heuschrecken? Das ist P. seiner Nasen, wasschrecklich ist. Hiob 39, 20, mit Randgl.: Es ist nur desto schrecklicher etc. (zu 3?); Elias hielt mit Wahrheit P. Brant N. 104, 21 = hielt es damit oder (2f) mit dem Lobe der Wahrheit?
Anm. In Bed. 1 zu mhd. brîsen, schnüren, das noch im ältern Nhd. und mundartl. vorkommt; (breisen), preisen, pries, gepriesen, s. Schm. 1, 345; Stalder 74 1, 227; Zarncke Br. 376a; Grimm 2, 356, wie auch Zsstzg.: an-, auf-, aus-, ein-, ent-preisen (-breisen oder schnüren). In Bed. 2 mhd. pris aus frz. prix, lat. pretium, mit der Fortbild. frz. priser, mhd. prîsen, nhd. preisen, urspr. mit schwacher Abwandlung, die aber allmählich, mit dem Erlöschen jenes ältern preisen (= schnüren) in die starke überging; ferner preislich, mhd. prîslich. In Bed. 3 aus frz. prise (von prendre, nehmen, s. Prise 1, 2; Prison), vgl. donner prise, it. dar presa. Veralt. Schreibw. Preiß etc.
Zsstzg. zu 2, z. B. zu 2a nach Dem, wofür der P. gezahlt wird: Baumwoll-, Brot-, Bücher-, Butter-, Fleisch-, Getreide-, Kaffee-, Kälber- [s. u.], Kolonialwaaren-, Koncert-, Korn-, Leder-, Stiefel-, Talg-, Theater-, Waaren-, Woll-, Zucker-P–e; Die P–e der Dinge . ., die Sach-P–e. Oppenheim Jahrb. 1, 81 etc., hiernach und nach den folg. Bsp. (vgl. zu 2c etc. die von Lohn, zu 2f die von Lob etc.) leicht zu mehren, s. Spate 1477, manche doppeldeutig: Arbeits- [2a u. c]: Arbeitslohn. Aūsstellungs- [2d]: bei einer Ausstellung ertheilter Preis. Bāūsch-, Dúrchschnitts- [2a]: im Bausch u. Bogen, durchschnittlich gezahlter Preis.
Ehren-:
1) [1c, d] Der vor dem Volke [dem Dichter] zuerkannte E. Platen 5, 15; [Die Gefahr] macht Soldaten mehr verwegen | und sie lockt zum E. Spee (Wackern. 2, 280 ¹), s. 2.
2) [2f] Grünt deines Namens E. Gün- ther 905 etc., vergl. Lob-P., auch [2g]: Man erstaunte, wie prangend sie aufgewachsen .., was für ein E. dem fürstlichen Hause hier aufblühe. Kürnberger N. 2, 266, s. 3.
3) (s. 2) Name heilkräftiger Pflanzen, Veronica, nam. V.officinalis (Grundheil), vgl.: Schöne Kränzlein machen| von eitel „Ehr und Preis“. Ringwald, Wackern. 2, 190¹ etc.; Gamänderlein und E. Hebel 2, 291; Die blauen und röthlichen E–e. Tschudi Th. 268; Oken 3, 994 u. dazu: Acker-E., V. agrestis; Berg-E., V. spicata; Feld-E., V. arvensis; Quellen-E., V. beccabunga; Wasser-E., V. anagallis; Wiesen-E., V. chamaedrys etc. Eīnkaufs- [1a]: s. Kosten-P., Ggstz. Verkaufs-P. Erlȫsungs- [2b]: Ein Stolz, an dem E–e | .. mir zu verdienen meinen Theil. Redwitz Am. Hímmels- [2c]: Aller Freiheit | wird sie zum H. dir geben. ebd. Kä́lber- [4], s. o. Kámpf- [2d]. Kāūf-: s. Einkauf-P. 27, 182. Kósten-: Einkaufs-P.: Zum od. unterm K. verkaufen. Lōb- [2f]: Lobpreisung, Lob: Die Bäuerin hörte solchen L. immer mit ruhigem Behagen. Auerbach D. 4, 19; Ense Tag. 1, 320; 322; Wie freu ich mich an spatem | L. aus deinem Mund. Rückert 6, 29; Zum L. aller Frommen. Volksz. 8, 19, hier: um von Diesen gepriesen zu werden, sonst auch: um sie zu preisen. Lȫse- [2b]: s. Lösegeld: Ceuta, das man als L. für ihn forderte. G. Sch. 6, 259. Lúmpen- [2a]: ein schändlich niedriger, Schand-, Spott-P. Márkt- [1a]: marktgänger. König Jer. 3, 144, s. Schrannen-P. Mīēth-: Ense Tag. 2, 321. Míß-:
1) [2a] im Miß-Verh. zum wirkl. Werth. stehnd.
2) [2f] Verachtung, s. mißpreisen: Alles .. | mit Lachen nur und M. übersehn. Gryphius Fr. 284, veralt. wie Un-P. Míttel- [2a]: die Mitte zw. hoch und niedrig haltend, vgl.: Durchschnitts-P. Pāūsch-: Bausch- P. Sä́nger- [2d]: Mein ist der S. Redwitz Am. Schánd-: s. Lumpen-P. Schránnen- [2a]: der in den Fleisch-, Brotschrannen (s. d.) etc. geltende Preis. Kinkel E. 400. Schūl- [2d]: Schulprämie, bei Spate auch [2a]= Schulgeld. Sīēges- (2c, d]: Beiden zusammen gebührt der S. G. 30, 436; Mir winke jedoch der höh’re Siegs-P. Platen 2, 259. Spótt- [2a]: Sachen für ein Sp. verzetteln. Prutz Mus. 1, 161, s. Lumpen-P. u. spottwohlfeil. Stúnden- [1a]: Preis der Unterrichtsstunden. Tūgend-: durch Tugend errungner Preis [2c] oder solches Lob [2f]. Turnīēr- [2d]. Un-: Miß-P., s. d. 1 u. 2, z. B.: (1) Zu einem U. verschleudert, frz. à non-prix. Únterrichts-: s. Stunden-P. Vōr- [2f] vralt. st. Vorrang: Sie geben selbst .. der Feder den V. und die Oberhand. Zinkgräf 1, 184 etc. Wétt- [2d]: Kampf- P.: Lucinden, dem W. zwischen Vater und Sohn. Gutzkow Z. 1, 182, um welche Beide sich mühen.