Faksimile 0581 | Seite 579
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prägen
Prǟgen, tr.:
1) Münzen stempeln, s. nam. Karmarsch 2, 721; Mitscherlich 2, 2, 319, mit versch. Obj. u. o. Obj., auch zuw., als die Haupt- u. Schlußoperationen des Münzens, verallgemeinert = münzen (s. b): Der Münzmeister prägte [münzte] scharf, d. h. er machte das Geld an Silbergehalt um einen halben Gran schlechter als es sein sollte (was gesetzlich noch erlaubt war). Freytag Bild. 2, 144; Die neugeprägten Münzen. 147; Münzen mit dem Bild des Königs p. [od. schlagen]; Der das Bild seines Königs auf ein unechtes Metall zu p. sich unterfinge. G. 10, 75; Die Uhlhornschen Maschinen p. von großen Münzsorten 36 40 Stück in einer Minute. Karmarsch 2, 726; Die geprägten Mittel, welche dabei angewendet worden [das Geld zur Bestechung]. Knebel 1, 161; Rückert Mak. 1, 96 etc.
a) durch ähnliches Druck- od. Stoßwerk auch andre metallne Ggstde. stempeln u. formen, s. Karmarsch 2, 870; Zum P. der Münzen und des Stempels wird dieselbe Maschine angewendet. Mit- scherlich 2, 2, 319 etc.
b) übrtr., s. münzen 1a und stempeln: Fürsten p. so oft auf kaum versilbertes Kupfer | ihr bedeutendes Bild .. | Schwärmer p. den Stempel des Geists auf Lügen und Unsinn etc. G. 1, 286; 2, 114; Helene war aus einer völlig andern Form weiblicher Schönheit geprägt. Gutzkow R. 4, 66; Siehe da zwei Worte „bös“ und gut“, die ihr zu Begriffen stempeln möchtet; denn wenn ihr die Worte einmal habt, so glaubt ihr auch schon, den leeren Schall zum Gedanken geprägt zu haben. Klinger F. 81; Diese Lüge ward in eben der Münze geprägt, aus welcher die 1000 Dukaten kommen. L. 10, 285; Mich wählen Sie nicht, Sire, Glückseligkeit, | die Sie uns p., auszustreuen! Ich muß | mich weigern diese Stempel auszugeben. Sch. 278a; Ich sehe dieses edle Oberhaus | gleich feil mit den erkäuflichen Gemeinen | Gesetze p. und verrufen. 412b; Freuden, die der unverfälschte Stempel | der Unschuld und Natur zu echten Freuden prägt. W. 3, 53, 12, 43! Neugegeprägte Worte etc.
2) (s. 1) einen Eindruck in Etwas hervorbringen, der (längre od. kürzre Zeit bleibt, haftet, auch refl.: Einem od. sich Etwas ins Gedächtnis p.; Reime p. sich leicht ins Gedächtnis; Die köstliche „Vier“ blieb mir ins Auge geprägt. G. 1, 235; Dies .. hat ihr einen Widerwillen | so tief ins Herz geprägt. 13, 38; Daß er nur wenige Schriftsteller, diese aber immer von Neuem las und in seine Gedanken prägte. H. Ph. 10, 289; Die harten Fußtapfen p. sich immer fester und fester. Ders. (Wackern. 4, 444 ³⁶); Kleine Stapfen p. leicht den Boden. Kosegarten Rh. 3, 66; Wie solche tiefgeprägte Bilder doch | zu Zeiten in uns schlafen können, bis | ein Wort, ein Laut sie weckt! L. Nath. 2, 7; Mit so tief p–der Gewalt tressen seine Weisheitssprüche die Seele. Matthisson E. 1, 394; Dem Gesetze,| das du selber, Natur, mir in den Busen geprägt. Sch. 87a; Denkt, wenn wir Pferde nennen, daß ihr sie | den stolzen Huf seht in die Erde p. Schlegel Sh. 7, 8; Ob ein Knab’ in Wuth | deiner Lippe des Zahns dauerndes Mal geprägt. V. H. 1, 42 etc.
3) dazu:
a) der substant. Infin. (s. d): Das P. der Münzen, Stempel etc., Münz-, Stempel- P. Mitscherlich 2, 2, 323; Dieses Verfahren des Hohl- P–s bezeichnet man meist mit dem Namen pressen, stanzen oder stampfen. Karmarsch 2, 870.
b) das verneinte Partic.: Die ungeprägten (Münz-) Platten. 725.
c) Präger: p–de Pers., z. B. in den Münzen der das P. besorgende Arbeiter; Ein unermüdlich unverschämter Präger | papierner Münze [von Schriften, Journalen etc.]. G. 6, 159; O ihr Präger und Wäger echter Gewichte. Rückert Mak. 1, 45 etc.
d) Prägung: das P. (a), z. B.: Die Vorzüge der Ringprägung [wobei der Unterstempel von einem der Größe der fertigen Münze entsprechenden Stahlring umschlossen ist] gegen das P. ohne Ring. Karmarsch 2, 721 etc., aber auch (s. Gepräge) das Geprägte: Wer bei seinen [Wort-]Prägungen ohne Feingefühl zu Werke geht. Kolbe Bel. 59 etc.
Anm. Ahd. (ka)prâhhan, (ka)prâchan, gravieren, stempeln, vgl. die Formen: prächen, präcken. Schm. 1, 342 und dazu: Das Gepräch, (Ge-) Prächt. ebd.
Zsstzg., vgl. die von münzen, stempeln, drücken etc., z. B.: Áb-: Den Kopf [zum Münzstempel] prägt man in weichem Stahl. . . Die Abprägung. Mitscherlich 2, 2, 323 etc. U. übrtr.: Kann denn .. der fremde Grundtext wirklich ganz treu in die Muttersprache abgeprägt werden? Raumer Päd. 3, 1, 82; [Ein Teppich], auf welchem sie erblickt .. | die Bilder abgeprägt von jenen Dingen allen. Rückert Rost. 69a; Nur dem schönenHerzen ist es verliehen, .. in jeder seiner Äußerungen ein vollendetes Bild von sich selbst ab-zu-p. Sch. 1199b etc.
Án-: selten st. auf-, ein-p.: Fehler, die zu tief dir waren angeprägt. Rückert W. 2, 141; Thümmel Reis. 8, 246 etc. u. noch seltner st. des Grundw.: Denkmünzen der Vorzeit, die muß keine Macht willkürlich absetzen und beliebig a. Jahn M. 171.
Āūf-:
1) ein Gepräge aufdrücken, eig. u. übrtr.: Mit einer Heiterkeit, des Antlitzes, die ihm ..die Freude über seinen Einfall aufprägte. Auerbach D. 4, 320; Barf. 98; Der verschiedene Werth, welchen der Staat den Personen aufprägt. B. 403a; Seinen Nachkommen einen entschiedenen Charakter a. G. 20, 155; Ein Besitzthum, welchem einmal dieser Charakter aufgeprägt ist. 23, 85; 32, 123; Gutzkow R. 7, 386; WHumboldt 1, 377; Rückert Morg. 2, 139 etc., auch refl.: [Diese Verschlossenheit] hatte sich seinem Charakter aufgeprägt. Auerbach D. 4, 275 etc.
2) münzend aufbrauchen, ver-p. Āūs-: fertig prägen, zunächst Geld, so daß es ausgeprägt werden kann etc.; mit best. hervortretendem Gepräge ausbilden: Gold, Silber, Münzen a.; Häßliche Kehrseite der Medaille, deren schön ausgeprägte Vorderseite uns .. anlockte. Böttiger Sab. XI; Ich lasse gern die Thoren gelten, | wofür das Glück sie ausgeprägt. Göckingk 1, 14; Diese Stirne . . | hat mein Finger nicht | sie ausgeprägt? G. 7, 237; Grundsätze, die er nie in Thaten ausprägte. IP. 22, 204; Platen 2, 269! Eine Liebe, welche ihr Unglück so zu Schandmünzen auf den geliebten Gegenstand ausprägt. DViertelj. 1, 1, 178 etc.
a) refl.: sich in charakteristischen Kundgebungen zeigen: Das ureigne Gemüthsleben eines Volkes prägt sich in Spruch und Lied .. aus. Auerbach SchV. 17 u. untrennbar (s. Sanders Progr. 72b) Leb. 1, 127; 3, 237 etc.
b) im adjekt. Partic.: mit best. Gepräge hervortretend, entschieden, unverkennbar: Ein ausgeprägter Plattfuß. Burmeister gB. 2, 106; Die ausgeprägtesten Räuberphysiognomien. Hackländer Erl. 1, 251; Stahr Rep. 2, 27; Waldau N. 2, 134 etc. und dazu: Der Absolutismus aber hat, bei aller Ausgeprägtheit, keineswegs seinen Stammsitz in Neapel gehabt. Volksz. 8, 214. mit einem Gepräge versehn, eig. u. übrtr.: Ein Pergament, beschrieben und beprägt. G. 11, 70; Wenn man ein elendes Dörfchen mit solch einem [edeln] Namen beprägt sieht. Thümmel 7, 16; Des Stieres | schwimmender Huf beprägte der Meerbahn leises Gewässer | mit sanftschonenden Spuren. V. Myth. 1, 219. ein Gepräge eindrücken; Etwas tief und haftend eindrücken: Einem, sich, seinem Gedächtnis, Herzen etc. Etwas e.; Der Eindruck, den Lothorio’s Gegenwart beim ersten Anblick mir einprägte. G. 17, 312; 32, 360; Er prägt keinen Respekt ein. 40, 305; H. 15, 48; Platen 4, 320; [Mitleid, du] prägst des Lächelns heitre Züge | abgehärmten Wangen ein. Salis 13; Sch. 1128b; W. 11, 206 etc. Auch refl.: Was in Herz und Sinn | sich eingeprägt. G. 10, 295; 21, 195; Solche Flammenworte hatten sich mir gleich eingeprägt. Gutzkow R. 5, 186 etc. prägend umgestalten: Nach ihrem inneren Gehalt | die Welt voll Narren umzuprägen, | ist Das in menschlicher Gewalt? Göckingk 1, 15; Herwegh 1, 187; Diese Zeiten, die man zu den geistigsten des Christenthums hat ump. wollen, sind die materiellsten. Immermann M. 3, 397; Nun ward das goldne Bild .. zu Dukaten umgeprägt. Pfeffel Po. 3, 116; Rückert W. 2, 54; Jede fremde Schaumünze in vollwichtiges einheimisches Geld um-zu-p. DVeit Reimarus (1807) 25 etc., auch refl.: Niemand kann sich um-p. G. 24, 83 etc.
Be-: Eīn-: Um-: Ver-:
1) ver-p. 2, aus-p.: Das zu Schaumünzen verprägte Gold etc.
2) schlecht prägen: Lumpenvolk, gewippt und gekippt, | verprägt, verschliffen. Droysen A. 2, 217; Männerchen . ., falschgemünzte, | werthlose, ganz verprägete. V. Ar. 1, 38 etc. Vōr-: z. B. mit einem das Künftige vordeutenden Gepräge bilden (s. vorbilden 2): Das ist das Gold, wovon die Chrysalide trägt | den Namen, darin ist Verklärung vorgeprägt. Rückert W. 4, 271 etc.