prägen
Prǟgen, tr.:
1) Münzen stempeln, s. nam. 2, 721; 2, 2, 319, — mit versch. Obj. u. o. Obj., auch zuw., als die Haupt- u. Schlußoperationen des Münzens, verallgemeinert = münzen (s. b): Der Münzmeister prägte [münzte] scharf, d. h. er machte das Geld an Silbergehalt um einen halben Gran schlechter als es sein sollte (was gesetzlich noch erlaubt war). Bild. 2, 144; Die neugeprägten Münzen. 147; Münzen mit dem Bild des Königs p. [od. schlagen]; Der das Bild seines Königs auf ein unechtes Metall zu p. sich unterfinge. 10, 75; Die Uhlhornschen Maschinen p. von großen Münzsorten 36 — 40 Stück in einer Minute. 2, 726; Die geprägten Mittel, welche dabei angewendet worden [das Geld — zur Bestechung]. 1, 161; Mak. 1, 96 etc. —
a) durch ähnliches Druck- od. Stoßwerk auch andre metallne Ggstde. stempeln u. formen, s. 2, 870; Zum P. der Münzen und des Stempels wird dieselbe Maschine angewendet. scherlich 2, 2, 319 etc. —
b) übrtr., s. münzen 1a und stempeln: Fürsten p. so oft auf kaum versilbertes Kupfer | ihr bedeutendes Bild .. | Schwärmer p. den Stempel des Geists auf Lügen und Unsinn etc. 1, 286; 2, 114; Helene war aus einer völlig andern Form weiblicher Schönheit geprägt. R. 4, 66; Siehe da zwei Worte „bös“ und gut“, die ihr zu Begriffen stempeln möchtet; denn wenn ihr die Worte einmal habt, so glaubt ihr auch schon, den leeren Schall zum Gedanken geprägt zu haben. F. 81; Diese Lüge ward in eben der Münze geprägt, aus welcher die 1000 Dukaten kommen. 10, 285; Mich wählen Sie nicht, Sire, Glückseligkeit, | die Sie uns p., auszustreuen! Ich muß | mich weigern diese Stempel auszugeben. 278a; Ich sehe dieses edle Oberhaus | gleich feil mit den erkäuflichen Gemeinen | Gesetze p. und verrufen. 412b; Freuden, die der unverfälschte Stempel | der Unschuld und Natur zu echten Freuden prägt. 3, 53, 12, 43! Neugegeprägte Worte etc. —
2) (s. 1) einen Eindruck in Etwas hervorbringen, der (längre od. kürzre Zeit bleibt, haftet, auch refl.: Einem od. sich Etwas ins Gedächtnis p.; Reime p. sich leicht ins Gedächtnis; Die köstliche „Vier“ blieb mir ins Auge geprägt. 1, 235; Dies .. hat ihr einen Widerwillen | so tief ins Herz geprägt. 13, 38; Daß er nur wenige Schriftsteller, diese aber immer von Neuem las und in seine Gedanken prägte. Ph. 10, 289; Die harten Fußtapfen p. sich immer fester und fester. 4, 444 ³⁶); Kleine Stapfen p. leicht den Boden. Rh. 3, 66; Wie solche tiefgeprägte Bilder doch | zu Zeiten in uns schlafen können, bis | ein Wort, ein Laut sie weckt! Nath. 2, 7; Mit so tief p–der Gewalt tressen seine Weisheitssprüche die Seele. E. 1, 394; Dem Gesetze,| das du selber, Natur, mir in den Busen geprägt. 87a; Denkt, wenn wir Pferde nennen, daß ihr sie | den stolzen Huf seht in die Erde p. Sh. 7, 8; Ob ein Knab’ in Wuth | deiner Lippe des Zahns dauerndes Mal geprägt. H. 1, 42 etc. —
3) dazu:
a) der substant. Infin. (s. d): Das P. der Münzen, Stempel etc., Münz-, Stempel- P. 2, 2, 323; Dieses Verfahren des Hohl- P–s bezeichnet man meist mit dem Namen pressen, stanzen oder stampfen. 2, 870. —
b) das verneinte Partic.: Die ungeprägten (Münz-) Platten. 725. —
c) Präger: p–de Pers., z. B. in den Münzen der das P. besorgende Arbeiter; Ein unermüdlich unverschämter Präger | papierner Münze [von Schriften, Journalen etc.]. 6, 159; O ihr Präger und Wäger echter Gewichte. Mak. 1, 45 etc. —
d) Prägung: das P. (a), z. B.: Die Vorzüge der Ringprägung [wobei der Unterstempel von einem der Größe der fertigen Münze entsprechenden Stahlring umschlossen ist] gegen das P. ohne Ring. 2, 721 etc., aber auch (s. Gepräge) das Geprägte: Wer bei seinen [Wort-]Prägungen ohne Feingefühl zu Werke geht. Bel. 59 etc.
Anm. Ahd. (ka)prâhhan, (ka)prâchan, gravieren, stempeln, vgl. die Formen: prächen, präcken. 1, 342 und dazu: Das Gepräch, (Ge-) Prächt. ebd.
Zsstzg., vgl. die von münzen, stempeln, drücken etc., z. B.: Áb-: Den Kopf [zum Münzstempel] prägt man in weichem Stahl. . . Die Abprägung. Mitscherlich 2, 2, 323 etc. U. übrtr.: Kann denn .. der fremde Grundtext wirklich ganz treu in die Muttersprache abgeprägt werden? Raumer Päd. 3, 1, 82; [Ein Teppich], auf welchem sie erblickt .. | die Bilder abgeprägt von jenen Dingen allen. Rückert Rost. 69a; Nur dem schönenHerzen ist es verliehen, .. in jeder seiner Äußerungen ein vollendetes Bild von sich selbst ab-zu-p. Sch. 1199b etc. —
Án-: selten st. auf-, ein-p.: Fehler, die zu tief dir waren angeprägt. Rückert W. 2, 141; Thümmel Reis. 8, 246 etc. u. noch seltner st. des Grundw.: Denkmünzen der Vorzeit, die muß keine Macht willkürlich absetzen und beliebig a. Jahn M. 171. —
Āūf-:
1) ein Gepräge aufdrücken, eig. u. übrtr.: Mit einer Heiterkeit, des Antlitzes, die ihm ..die Freude über seinen Einfall aufprägte. D. 4, 320; Barf. 98; Der verschiedene Werth, welchen der Staat den Personen aufprägt. 403a; Seinen Nachkommen einen entschiedenen Charakter a. 20, 155; Ein Besitzthum, welchem einmal dieser Charakter aufgeprägt ist. 23, 85; 32, 123; R. 7, 386; 1, 377; Morg. 2, 139 etc., auch refl.: [Diese Verschlossenheit] hatte sich seinem Charakter aufgeprägt. D. 4, 275 etc. —
2) münzend aufbrauchen, ver-p. — Āūs-: fertig prägen, zunächst Geld, so daß es ausgeprägt werden kann etc.; mit best. hervortretendem Gepräge ausbilden: Gold, Silber, Münzen a.; Häßliche Kehrseite der Medaille, deren schön ausgeprägte Vorderseite uns .. anlockte. Sab. XI; Ich lasse gern die Thoren gelten, | wofür das Glück sie ausgeprägt. 1, 14; Diese Stirne . . | hat mein Finger nicht | sie ausgeprägt? 7, 237; Grundsätze, die er nie in Thaten ausprägte. 22, 204; 2, 269! Eine Liebe, welche ihr Unglück so zu Schandmünzen auf den geliebten Gegenstand ausprägt. 1, 1, 178 etc. —
a) refl.: sich in charakteristischen Kundgebungen zeigen: Das ureigne Gemüthsleben eines Volkes prägt sich in Spruch und Lied .. aus. SchV. 17 u. untrennbar (s. Progr. 72b) Leb. 1, 127; 3, 237 etc. —
b) im adjekt. Partic.: mit best. Gepräge hervortretend, entschieden, unverkennbar: Ein ausgeprägter Plattfuß. gB. 2, 106; Die ausgeprägtesten Räuberphysiognomien. Erl. 1, 251; Rep. 2, 27; N. 2, 134 etc. und dazu: Der Absolutismus aber hat, bei aller Ausgeprägtheit, keineswegs seinen Stammsitz in Neapel gehabt. 8, 214. — mit einem Gepräge versehn, eig. u. übrtr.: Ein Pergament, beschrieben und beprägt. 11, 70; Wenn man ein elendes Dörfchen mit solch einem [edeln] Namen beprägt sieht. 7, 16; Des Stieres | schwimmender Huf beprägte der Meerbahn leises Gewässer | mit sanftschonenden Spuren. Myth. 1, 219. — ein Gepräge eindrücken; Etwas tief und haftend eindrücken: Einem, sich, seinem Gedächtnis, Herzen etc. Etwas e.; Der Eindruck, den Lothorio’s Gegenwart beim ersten Anblick mir einprägte. 17, 312; 32, 360; Er prägt keinen Respekt ein. 40, 305; 15, 48; 4, 320; [Mitleid, du] prägst des Lächelns heitre Züge | abgehärmten Wangen ein. 13; 1128b; 11, 206 etc. — Auch refl.: Was in Herz und Sinn | sich eingeprägt. 10, 295; 21, 195; Solche Flammenworte hatten sich mir gleich eingeprägt. R. 5, 186 etc. — prägend umgestalten: Nach ihrem inneren Gehalt | die Welt voll Narren umzuprägen, | ist Das in menschlicher Gewalt? 1, 15; 1, 187; Diese Zeiten, die man zu den geistigsten des Christenthums hat ump. wollen, sind die materiellsten. M. 3, 397; Nun ward das goldne Bild .. zu Dukaten umgeprägt. Po. 3, 116; W. 2, 54; Jede fremde Schaumünze in vollwichtiges einheimisches Geld um-zu-p. Reimarus (1807) 25 etc., auch refl.: Niemand kann sich um-p. 24, 83 etc. —
Be-: Eīn-: Um-: Ver-: 1) ver-p. 2, aus-p.: Das zu Schaumünzen verprägte Gold etc. —
2) schlecht prägen: Lumpenvolk, gewippt und gekippt, | verprägt, verschliffen. A. 2, 217; Männerchen . ., falschgemünzte, | werthlose, ganz verprägete. Ar. 1, 38 etc. — Vōr-: z. B. mit einem das Künftige vordeutenden Gepräge bilden (s. vorbilden 2): Das ist das Gold, wovon die Chrysalide trägt | den Namen, darin ist Verklärung vorgeprägt. W. 4, 271 etc.
Work in progress
Die Arbeiten am Wörterbuch sind noch nicht abgeschlossen. Beachten Sie daher folgende Hinweise:
- Artikel können falsch segmentiert sein.
- Lemmata können falsch aufgelöst sein.
- Die Struktur, v. a. von Lesarten, kann falsch ausgezeichnet sein.
- Falsch erkannte Zeichen sind nicht auszuschließen.
- Faksimiles können fehlen oder falsch beschnitten sein.
- Das generierte TEI/XML kann invalide sein.