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Pracht
Prácht, f.; –en [Anm.]; -:
glänzend und herrlich in die Augen fallendes Erscheinen und solche Erscheinung, oft ohne allen Nbnsinn zur Bez. großartiger Schönheit, zuw. aber auch mit der mehr oder minder scharf hervortretenden Andeutung des Zuviel oder der Nichtübereinstimmung des glänzenden Außern mit dem innern Wesen (vergl. die oft damit verbundnen Pomp, Prunk, Gepränge etc., ferner Luxus etc.): Die P. der Natur, der Naturerscheinungen, der auf-, der untergehnden Sonne, des Nordlichts, des Sternenhimmels; Des Mondes stille, beruhigte P.; Die P. der Farben, der Blumen, des Blumenflors, des Frühlings etc., des Königs, der Majestät, des Krönungssaals, des Baues, des Aufzuges, des Anzuges, der Kleider, seines Auftretens, seiner Erscheinung etc.; Herrliche, glänzende, schimmernde, blendende, leere, eitle, übertriebne P. etc.; Das ist eine P. von einem Saal, Gebäude, Menschen etc. = ein P.-Saal, -Gebäude, -Mensch etc., ein prächtiger, herrlicher ganz vorzüglicher; Die Wiesen grünen, daß es eine P., eine helle P. ist, prächtig etc.; Große P. [Gepränge etc.] zur Schau tragen, zeigen, sehn lassen, entwickeln etc.; P. [Lurus] treiben, führen; Am Hof etc. herrscht große P.; Das Fest wurde mit vieler P. gefeiert, begangen etc.; Kleine Macht | und große P. | ist veracht. Sprchw.: Wenn du aus den elfenbeinen Palasten dahertrittst in deiner schönen P. Ps. 45, 9; 145, 5; 12; Also soll Babel, das schönste unter den Königreichen, die herrliche P. [„,der Schmuck der Königreiche, die stolze Zierde“. Zunz] der Chaldäer umgekehret werden. Jes. 13, 19; Will ich dich zur P. ewiglich machen. 60, 15; 10, 12; 14, 11; 23, 9; Wie groß meinst du denn, daß du [König] seiest mit deiner P. und Herrlichkeit? Hes. 31, 8; Die Braut holen mit großer P. 1. Macc. 9, 37 etc.; Ein Hagebuttenstrauch hing . .. noch voll rother Früchte, als die letzte P. des Jahres. Arnim 32; Daß er eine Welt von Putz und P. zusammengehäuft, um das Bild seiner Geliebten zu verherrlichen. G. 4, 225; 16, 237 etc.; Sich mit P. und Prunk umgeben. 4, 178; 31, 335 etc.; Mehr zur P. als zur Nothwendigkeit. 28, 40; Ein solches Werk der Kunst und P. [wie die Propyläen]. 30, 281; Dieser Glieder frohe P. 2, 105; Wann Haus und Kleid nicht glänzt in wohlgewählter P. Haller 122; Die P. und Üppigkeit hat Armuth [Subj.] weggeschrecket. 127; Ahndungslos | welcher Werke P. [fast = welche P.-Werke] noch Nacht umhüllte. WHumboldt 1, 344; Dieses könne der Oper, anstatt ihr Etwas von ihrer P. zu benehmen, einen neuen Zierrath verschaffen. L. 3, 80; Mit aller typographischen, wo nicht P., doch Sauberkeit. 11, 182; Mit großem Ge- präng und herrlichen P. daher kommen. .. Mit großem Schall und Gepränge. Luther 6, 279b; Durch eitle P. in seinen Augen groß. Nicolai 1, 158; 239; Rachel 1, 301; Der Schlucker! und doch treibet er | gleich Reichen Prunk und P. Ramler F. 3, 111; Worin man mit der größten P. | zu einem Gastmahl Anstalt macht. 101 [,,mit großem P–e | ..machte. Zachariä]; Die übergold’ten Zinnen, | Denkmäler alter königlicher P. Sch. 33b; Der Leichenpomp wird veranstaltet in aller P. 107b; Das ist eine P. von einem Becher. 352b; 409b; Die P. dieses Götterleibes. Stahr Par. 1, 140; Kein Grübel, kein Prunk und alle P. Zelter 5, 13.
Anm. Ahd. praht, mhd. braht, mit der Grundbed. laut ausbrechender lärmender Schall (so noch im ältern Nhd. = s. Belege bei Adelung; Frisch; Grimm 2, 283; Schm. etc., vgl.: Ich höret zu ihrem Geprächt. HSachs G. 1, 71 etc.; lautprächt, s. laut, Anm. etc.) woraus sich zunächst die noch heute geltende Bed. entwickelte des schallenden Aufzugs und Pomps, des lärmenden Aufsehn machenden Gepränges (s. Zarncke Br. 335a und vergl. oben Luther 6, 279b, wie auch z. B.: Trompeten und klingender, singender Schall | und Wagen und Reiter und bräutlicher Schwall etc. G. 1, 159) und dann die der glänzenden Erscheinung überh., vergl.: rothprecht = rothglänzend. Fischart (Wackern. 3, 478³⁸); Gotthelf Sch. 100 etc., s. Anm. zu brechen etc. Das jetzt vralt. masc. hat sich noch ziemlich lange erhalten, s. nam.: „P. istbei Einigen f., bei den Meisten m.“ Frischund Jes. 25, 11; Hes. 28, 17; Weish. 5, 8; 1. Macc. 15, 32 etc. Der frohe Lenz. .. Sein jugendlicher P. Creuz 1, 68; SDach (Wackern. 2, 372⁷); Eppendorf 18, 28; 41; 47; 75 etc.; Fischart B. 38b; Großm. 105; Garzoni 751b; Denken Sie denn, daß ich den Gewinnst nur zum P. anwenden werde? Gellert 3, 334; Göckingk 1, 44; Haller 84; Logau 2, 3, 57; Musäus M. 2, 14; Dem P–e. Nicolai 1, 70; 143; Opitz 1, 16 v. 238 etc. (f. 92 v. 131); Roberthin (WhMüller Bibl. 5, 175); Ryff Sp. VI; HSachs (Wackern. 2, 81 ¹); Stumpf 78a; 79a etc.; Waldis Ps. 4, 2; 54, 2; 66, 3; Weidner 164; Zinkgräf 1, 132; 219; 252; 313; 353; 359 etc. Mz. selten, doch z. B.: Großer Thaten | erhabne P–en. Daumer 1, 261; Faltet aus die frischen P–en, | ihr des grünen Thals Juwelen, | holde Blumen euren Flor. G. 6, 272, wie schon bei Logau, s. L. 5, 181; 239; 242 etc. Als Bstw. z. B.: Den P.-Sitz . ., den P.-Sessel. G. 18, 16 etc.; Ein P.-Junge [ein prächtiger, herrlicher etc.] und so unzählige.
Zsstzg. z. B.: Des Himmels Augen-P. [die Sterne]. FMüller (Wackern. 2, 929¹5); Bettel-P., bettelhafte; Die Natur in ihrer ganzen reichen Gestaltungs- und Bildungs-P. Gartenlaube 9, 681a; Mit der Blumen- P. das salbenduftende Haar zu kränzen. Schwegler (46) 279; Die Einholungs-, Einzugs-P.; [Wo] Pfauen .. ihre Farben-P. entfalteten. Gutzkow 3, 211; Die Feen-P. [feenhafte] des Ballets; Der Tempel heitre Wände | glänzen schon in Festes-P. Sch. 56b; Armsel’ge Flitter-P.; Der Garten war in seiner vollen Frühlings-P. G. 18, 205; 1, 81; Wenn des Nordlichts Glanz-P. | unsern Himmel hellt; Schauten hin- aus in die Gluthen-P. [des Sonnenuntergangs]. Auerbach Ab. 30; In seiner Götter-P. steigt Kronos großer Sohn | zu ihr. Sch. 14a; Häuser-P. Kürnberger N. 2, 140; Die Herbst-P. des Südens. Hausbl. (60) 1, 359; Die Himmels-P. [himmlische P.] dieses Anblicks; Winkt schon überall Hochgebirgs- P. Kürnberger N. 2, 140; „Gegliedert schnürten goldne Riemen schleifenhaft“. O rufe mir nicht jene Hülle-P. hervor! G. 10, 298; Kleider-P.; Der schimmerreichste Saal, mit Königs- P. geschmückt. W. 20, 191; O was in tausend Liebes- P. | die Holde, die ich meine, lacht! B. 37b; Welche Säulen-P.! JKohl Par. 1, 162; Der Oberhimmel geht in seiner Silber-P. Scultetus (L. 8, 301); Kürnberger N. 2, 140; Die herrlichste Waldsommer-P. 1, 123; Strahlt das Auge Sonnen-P. Sch. 2b; Krystallne Winter-P. KMayer 184; Homer erzählte gleich mit großer Wörter-P., | was sie darauf gestickt. W. 10, 70; 7, 108; Des Sternenhimmels Wunder-P.; Bald erblich die Zauber- P. | der freien Phantasie. Fouqué Gd. 1, 72 etc., s. Spate, vergl. die von Pomp, Gepränge etc.