Faksimile 0575 | Seite 573
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Popanz
Pōpanz (⏑ –), m., –es; –e, (–en):
Schreckgespenst, wobei theils der Begriff des Schrecklichen, theils der der Vermummung, des bloßen Scheins (Nichts) hervortritt: Ein bloßer P. Forster Jt. 2, 67; Die Verfassung als P. regieren lassen. Gutzkow R. 9, 427; Ist jenes Wesen [Gott] ein P., von Menschen zusammengesetzt, um Kinder und Schwache zu schrecken? Klinger Teutsch. 133; Während die Gemsen ihre ganze Aufmerksamkeit auf jenen P. [Schein etc.] richten. Kohl A. 3, 399; Ich will ihn kennen lernen, diesen P. (– ⏑), | der meinen besten Helden Furcht gelehrt. Körner 123a; Die Reiher durch P–e [Vogelscheuchen] verscheuchen. Lenz Nat. 3, 69; Laß dich’s nicht schrecken .., wenn er .. dir die Donner, die | den Kommenden umhüllen, zu P–en (⏑ ⏑) | aufstellen wird. Das sind nur leere Schrecken. Sch. 15a; Seitdem der P. [– ⏑, Geßler’s Hut] auf der Stange hängt. 534b; Die Furcht gebiert im Fliehen den P. (⏑ –). Stieglitz (W. K. 348); Mummel und P. (⏑ –). V. 4, 115; Molosserdoggen gar | ernähren sie, P–e (––́⏑) jedem Liebeler. Ar. 3, 37; Scheuselig wie ein P. (– ⏑). 164; Ein symbolischer Theaterkuß zwischen den P–en [wesenlosen Figuren] Muth und Holdseligkeit. Myth. 1, 18; Den gräßlichen P. (– ⏑) . ., | womit die Amme sie einst zu schweigen pflegte. W. 15, 10; Einen aus Lumpen zusammengeflickten und mit gehacktem Stroh ausgestopften P. 19, 227; Daß die Tugend der Dame nur ein P. [Schein] sei. 6, 78; Meint er etwa, daß er den P. mit uns spielen könnte? Luc. 3, 380; 6, 203; 303; 395 u. o.
a) zuw. statt Teufel: Reit euch der P.? Weise Is. 104; Mag doch Peter zum P. gehen. Weiße Kom. 3, 327 etc.
b) zuw. = Leer-, Dummkopf: Welche P–en müßten die Römer .. gewesen sein! Heinse A. 2, 90; Daß ich mich einen .. Esel und aufgebläheten P. schalt. Keller gH. 3, 120 etc.
c) etwas Wunderbares, Seltsames: Neue seltsame P–e und Wunderthiere. W. Luc. 3, 429; Seinen gutmüthigen Zeitgenossen eine Reihe Geschichtchen und P–e aufgebunden. FAWolf H. 127.
d) Zsstzg.: Ein finstrer Riesen-P. Rückert1, 293; Hohle Schrecken- P–e. Heine Lut. 2, 229 etc.
e) weibl.: Lamia, eine Popanzin, mit deren Namen man unartige Kinder schreckte. V. Ar. 1, 319; 3, 117; P–innen (ogresses). W. HB. 2, 232 etc.
f) Ein popanzischer Mädchenfresser [= popanzhaft; p.-artig]. W. 34, 28.
Anm. S. Bu 2 und Mummel, Bockelmann und Butz und nam. Schm. 1, 291: Pöpel = vermummte Pers.; P. etc. (dazu: einpöpeln = einmummeln, einhüllen, z. B.: Das Gebirge popelt sich ein. Grube 3, 119), aber auch, wie Butz 3a, = verhärteter Nasenschleim, s. Bernd 216. Wir erwähnen hier noch (vgl. b): Als ob Das nicht jeder Poppel [dumme Kerl] könnte. Scherr Nem. 2, 137; Gr. 2, 111; Drum hat er sich ja auch anpoppeln [betrügen] lassen. Auerbach Leb. 2, 146 etc., vgl. Poppe als Nbnf. zu Puppe, z. B. Weidner 114; Poppen schießen [betrügen]. Fischart B. 211b etc.; ferner: Poppeln, die Blüthen der Seerose [s. d.]. Kohl (Gartenl. 9, 667b), im Brem. Wörterb. 3, 352 Poppelke (vgl. II. Mummel) und ob nach der Ähnlichk. damit? Hasenpöppeln, Malva silvestris (die Frucht Pöppelkäse, wie Katzenkäse von M. neglecta). Boll Fl. 53. Zumeist troch., s. o.; Droysen A. 3, 48; Gotter Sch. 175; Pfeffel Po. 3, 185 etc.; Mit P–en (⏑–⏑). Nicolai 8, 19. Nbnf.: Dem „Poppanse“. Schuppius 829; Einen Faßnachtputzen und „Popentzen“. Mathesius Lthr. 99a.