Faksimile 0573 | Seite 571
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Polster
I. Pólster, m. (Adelung; Mathesius Lthr. 142b), n. (G. 12, 4; Gutzkow R. 2, 379; Möricke N. 575; W. HB. 2, 197 etc.), –s; uv. (vralt.:
Pölster. Schaidenreißer 9b; 67a etc.); –chen, lein; -: 1) (vgl. 2) ein pralles, elastisch schwellendes Ruh- od. Sitz-Kissen od. solches Lager, solcher Sitz (s. Kissen u. vergl. Pfühl), eig. u. übrtr.: Der Dogmatism .. ist ein P. zum Einschlafen. Kant SW. 1, 652; Auf dem P. der Sicherheit sorglos niederschlummern. Kosegarten Rh. 3, 258; ’N P–chen von eurem Sorgenstuhle. Nicolai Fr. Werth. 11; Deine Schulter sei mein P. und dein Gürtel sei mein Arm. Platen 2, 73; 4, 292; Daß die Hände von Patschen wie P. auslaufen. Rank Arm. 21; Der, gestreckt auf den schwellenden P–n | blickte ..nach dem Glas wie nach dem Pol-Stern (s. d. u. Sanders Orth. 91). Rückert Mak. 1, 97; Nicht bloß als Krücke seiner Unfähigkeit, ein Werk von innen heraus zu beurtheilen gebraucht Herr Menzel seine moralischpatriotischen Kategorien, sondern auch als P. der offenbaren kritischen Trägheit. Strauß Str. 2, 131; V. Od. 13, 118 etc.; W. 18, 129; Alle diese P., worauf der gute Piso sein beunruhigtes poetisches Gewissen ganz sachte hätte wieder einschläfern können, zieht ihm Horaz eins nach dem andern sachte unter dem Kopfe weg. HB. 2, 197; Ich will seiner Trägheit kein P. unterlegen etc.; Sich ein P. trinken, z. B. HSachs 1, 506a, trinken, daß man hinsinkt, vgl.: Wir müssen unsern P. und Küsse[n] im Kändlein suchen. Mathesius Lthr. 142b etc. Zsstzg. vgl. die von Pfühl, Kissen u. 2, z. B.: Die hohe Lehne, sowie die Arm-P. Voigts H. 74; Bank-, Fenster-, Fuß-, Haupt- (od. Kopf-) P.; Den sammetnen Knie- P. Spindler J. 1, 263; Seiden-P. 78; Rücken-, Sitz- P. des Stuhls, Wagens; Sopha-, Stuhl-, Wagen- P.; Daß sie die Rosen zum Sybariten-P. unterbetten. JP. 22, 123 etc. 2) (s. 1) Das, womit ein Kissen, Lager, Sitz ausgestopft ist, um elastisch zu schwellen (auch: Polsterwerk, Polsterung, Gepolster, n.): Das P. des Sophas ist niedergesessen, muß wieder aufgearbeitet werden etc., vgl.: Das Schwingpferd, eine dem Pferde ähnliche mit Polsterung versehene Vorrichtung. Jahn Turnk. 38; Ringsum war die Wiese gedrängt voll grünes Gepolsters. V. Th. 13, 35 etc. Zsstzg., s. 1, ferner, z. B.: Gras-, Seegras-, Haar-, Pferdehaar-, Krollhaar-, Heu-, Moos-P. etc. 3) (s. 1; 2) in techn. Anwendung: Das, worauf Etwas (weich) ruht, z. B.:
a) weiche Zwischenlagen bei Verpackungen, das Stoßen und Scheuern zu hindern.
b) der Theil des Gestells, worauf der Schlittenkasten ruht.
c) Schiff.: = Kissen 2.
d) Bergb.: starke Querhölzer als Unterlage bei den Förderungsbahnen od. zur Verbindung der Hammergerüste od. der Fluder.
e) Müller.: Fachbaum (auch: P.-Baum).
Anm. Ahd. polstar (Pfühl 1; 2), mhd. bolster, wohl das Schwellende, s. boll 1, bolsterig, III. Ball, Anm. (vgl. Poll 1 als der schwellende ragende Gipfel?), doch s. auch Pfühl, Anm. und: Auf weichen Pfulstern sitzen. Agricola 543. Dazu, nach Diez 269, auch Poltron (s. d.).