Faksimile 0560 | Seite 558
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platt
Plátt, a.:
–est:
1) in die Breite ausgedeht ohne (hervortretende) Wölbung und Erhöhung, vgl. flach: Etwas, z. B. ein Stück Metall p. schlagen, hämmern, quetschen, drücken etc.; P–e [Ggstz.: gewölbte] Stirnen, Nasen, Füße etc., Dächer, Ziegel, Steine; P. wie eine Tenne; P–e [Ggstz.: gebirgige etc.] Gegend, Landschaft, Länder (vgl. a); Auf der p–en [durch Nichts erhöhten, bloßen] Erde liegen (s. e); P–e Naht (s. d. 1b); P. sticken (s. d.) etc.; Mit einer p–en Affennase. W. Luc. 3, 439; Heine Rom. 176 etc.; Die Gegend .. ist anmuthsvoll abwechselnd durch . . Vorsprünge des Harzes ..; hernach wird Alles plan und p., wie ein Belobungsschreiben etc. Schwegler (46) 57 (s. 2); Wir waren wie aus einem Feenschloß auf die p–e Erde gesetzt. G. 17, 160 [aus der idealen Traumwelt in die gemeine Wirklichk., vgl. 2].
a) Das p–e Land (s. d.4), nicht bloß (s. o.) im Ggstz. eines gebirgigen, sondern auch der Städte (mit hohen Mauern etc.) als Inbegriff der Dörfer (s. d.) und Dorfschaften.
b) Maler.: von Figuren, die nicht genug aus dem Bilde hervorzutreten scheinen.
c) weidm.: P–er Herd (s. d. 5). Döbel 2, 242 im Ggstz. zu dem durch Buschwerk erhöhten Strauchherd.
d) P–e Bande (s. d. 1), st. Platebande (s. d.) Campe.
e) adv.: P. auf der Erde, auf dem Bauch liegen, so daß man sich möglichst wenig über den Boden erhebt, im Ggstz. des Stehens; P. hinfallen etc., auch übrtr.: Bei so unermeßlichem Gedränge fielen natürlich alle Maßregeln p. auf den Bauch [vollständig]. Kinkel E. 169; Da sie den Schimpf ganz p. auf die Erde fallen ließen, mir Nichts, dir Nichts, so ward er kraftlos. Klinger F. 99 etc. Ähnlich: Etwas p. niederdrücken; ganz zu Boden, z. B.: Daß die Krämer den Handwerker p. niederdrücken müssen. Möser Ph. 1, 188 etc., ferner: Etwas p. ab-, wegschneiden etc., so daß Nichts stehn bleibt; Den Kopf p. [kahl] scheren, s. Platte; Die Jünglinge ließen sich p. aus der Wurzel entmannen. Zimmermann Eins. 61 etc. Ferner verallgemeinert, wie: glatt (s. d. 7) = ohne Weiteres, geradezu etc., z. B.: Sich so p. zu prostituieren. G. 14, 75; Da Jene .. | statt Gründe nach Gränen abzuwägen | nur p. auf ihrem Sinn beharrt. W. 10, 226; Das Gesuch wurde p. abgeschlagen etc.; „Blat“ und bloß. Leibnitz 1, 187 etc. Am häufigsten, zur Vermeidung von Zweideutigk. (s. 2b): p–er-dings, s. d., vgl. p.-hin, ferner f.
f) (s. e) auch zuw. als Ew. = pur, entschieden, direkt: Einen p–eren Widerspruch giebt es nicht. Forster A. 1, 98; Das klare, p–e Gegentheil. L. 8, 513; Das pure, p–e Gegentheil. 11, 578; Daß ihr Lob pure, p–e Schmeichelei ist. W. Luc. 4, 89 etc.
g) Schiff.: P. od. flach (s. d. 1) vor dem Wind segeln etc.
h) in Bezug auf die Sprache: P. = p.-deutsch, s. d., vergl. nam. KGroth Br. über Hochdeutsch und Plattdeutsch 35; Was deutsche Zunge spricht, sei es p. oder hoch. 38 etc., s. auch messingisch. 2) übrtr. auf Geistiges:
a) = plan, leichtverständlich etc.: Keine Antithese, sondern eine p–e Wahrheit. W. 9, 131 etc., häufiger:
b) ohne Erhebung über das Gewöhnlichste, geistlos (vergl. niedrig, flach, seicht u. als Ggstz.: erhaben), s. Plattheit: P–e Narren (G. 29, 270), Schufte (268), Schmarotzer (262), Bursche (11, 87), Zeitvertreiber (W. 12, 14), Scherze (11, 85; 24, 217), Einfälle (6, 19; 27, 147) etc.; Dergestalt auszuwählen, daß die Tiefe niemals hohl und die Fläche niemals p. würde. Bettine 1, 308 (G.); Die p. und holprig übersetzten Verse. Devrient 2, 17; Schwanken zwischen p–er Natur und unnatürlicher Affektation. 3, 333; Die erste p–e Neugierde an seiner Außerordentlichkeit befriedigt. Duller Gr. 47; Menschen, wo nicht vom rohsten, doch vom p–sten Schlage. G. 17, 105; Die Herren ersannen sich allerlei p–e Späße, durch Hilfe einiger Akteure wurden sie noch plumper. 16, 193; So p. die Reime auch sein mochten. 20, 52; So p. die Auflösung scheinen mag. 33, 199; Ein Pinselgesicht von p–em und dummem Ansehn. 29, 264; Die gemeinsten p–esten Rüpel und Narren. Hegel Ästh. 3, 362; Das Geld ist p. [1] . . | und will auch p. geschmeichelt sein. Heine Rom. 173; Schale. p–e Wäscher. L. 8, 205; Uns eine ungeheure Menge p–es Zeug vorzuschnarren. W. 1, 179; 11, 204; Sein p–er Ernst. 12, 53; An Leib und Seele rund, | nur .. ein wenig zu p. (s. 1). 15, 5; Einen so p–en, langweiligen Scherz. 24, 34; Wovon eine wörtliche Übersetzung . unerträglich p. sein würde. Luc. 4, 95 etc. Auch: Der glatt-p–e Hofmann. G., von äußrer Politur bei innrer Plattheit.
Anm. Eines Stamms mit frz. plat, s. Diez 262. Dazu: Platte, schon ahd. platta (Marmorplatte, vergl. Blatt), niederd. plate (z.B. auch: Schürze, vgl. russ. nīarb Handtuch etc., sich an goth. plats = Zeuglappen, Flicken anschließend, s. Plätz, Anm.), platten, plätten etc.