Pinsel
Pinsel, m., –s:
uv.; –chen, ein; -: 1) bei manchen Thieren ein abgesonderter Haarbüschel, z. B.: Ohr- P. [des Luchses]. 7, 1589 etc. und nam. weidm.: P., der lange Haarbüschel an der Brunftruthe beim Hochwild, besonders beim Rehbock. Br. 278; auch vom Keuler: Die langen Haare an dem P. (Nabel). 1, 24b etc. und danach auch: Das männliche Glied [des Hirsches etc.] heißt die Ruthe, der Zimmel oder P. 18b; 286 (vom Rehbock). — 2) ein Haar- od. Borstenbüschel mit Stiel, zum Auftragen flüssiger Substanzen auf eine Fläche, z. B.: Mit dieser Hausenblasenlösung bestreicht man mittels eines zarten P–s den Taft [zum englischen Pflaster]. 1, 722; Die P. der Maurer, Tüncher etc. und nam.: der Maler, z. B.: Daß die Feder und der Stift [des Zeichners] Dinge machen können, welche dem P. zu machen unmöglich sind. 11, 135; Solche feine Schattierungen der Rede sind der Feder so unerreichbar, als nimmermehr dem P. jenes ätherische Farbenspiel sein kann, das etc. 5, 61 etc. —
a) als Bez. der Kunst u. Weise eines Malers: Seine Kompositionen, durch einen freien P. empfohlen. 21, 238; Greuze .. erfreute sich eines ehrenhaften, leichten P–s. 22, 395 etc., s. d. —
b) (s. a) übrtr. auf die Kunst u. Art des Schilderns (s. d.) bei Schriftstellern etc.: In einem Gemüthszustande, dessen Abschilderung über die Kräfte unsers P–s geht. 4, 195; 9, 234 etc., s. d. —
c) scherzh.: Ich muß dir den Rücken wieder ein wenig blau anstreichen mit dem hagebuchenen P. [Stock]. 3, 288, s. d: Birken-P. —
d) Zsstzg. z. B.: Anstreich(er)-P., Tüncher-, Weiß-P., vgl. Streich-P.; Den Hintern mit dem Birken-P. [Ruthe] roth malen. 1, 377; 4, 378 etc.; Borsten-P. Hog. 1, 66, Ggstz. zum Haar-P.; Dachs-P., aus Dachshaaren, (vergl. bei Feh- und Ratzen-P.); Faust- od. Hand-P., kleinerer Weiß-P.; Firnis-P., zum Firnissen; Als wäre jedes Pünktchen mit einem sorgfältigen Haar-P. getüpfelt. A. 3, 229, s. o.: Borsten-P.; Haus-P., langer Borsten-P. den Tüncher zum Anstreichen von Häusern etc.; Es scheint, als ob es mit einem „Haußbensel“ zusammengeflößet und mit einer Holzschere beschnitten wäre. B. 150a; Kunst-P. (a). Lack(ier)-P., Leim- P., zum Auftragen einer Leimlösung; Linien-P., feiner Mal-P.; Mal(er)-P.; Maurer-P.; DiesGemälde, diese Schildrung verräth einen Meister-P. (a; b); Öl-P., feiner Borsten-P. zur Olmalerei; Schlicht-P., zum Vertreiben und Verwaschen der aufgetragnen Farben; Die Blockformen, die Streich-P. [beim Handdruck in der Kattunfärberei]. Ferd. 2, 111 und allgem., s. Anstreich- P.; Theer-P., z. B. zum Eintheeren der Wagen- achse etc.; Tünch(er)-P.; Tusch-P., zum Tuschen; Vertreib(e)-, Wasch-P., Schlicht-P.: Weiß-P., langstieliger Borsten-P. zum Weißen, Tünch-, Anstreich-P., vergl. Weißbinder: Mit einem „Weißpensel“ angestrichen. B. 261a; Hier leih, o Tizian, den Zauber-P. (a) mir. 12, 285 etc. — 3) zuw. noch zur Bez. für Werkzeuge, wozu früher P. dienten, z. B.: Kupferstech.: weiche Bürste zum Wegwischen des beim Radieren ausgehobnen Fitnisses etc. — 4) selten verallgemeinert statt Büschel, z. B. bei (Elektrischer) Feuer-, Licht-, Strahlen-P. — 5) nach der Ähnlichk.: P., Meer-P., Art Würmer, Sabella penicillus. — 6) ein einfältiger Mensch, Simpel, Tropf: P. (weil er immer von Andern geführt zu werden bedarf). Anthr. 21 (vergl.: Der nur zum Nachahmen geschickt ist, heißt ein P. [?]. 136, Ggstz. „Kopf“; Kr. d. Urth. 181 u. Hans Quast etc.); Wer am Zoll sitzt, ohne reich zu werden, ist ein P. 9, 284; Sch. 237; Seid. 25; Nur ein P. von Vater lässt sich auf diesem Wege zum Schwiegervater machen. Pr. 8, 88; Einem P. .., der Gimpel. N. 1, 24 etc. und verstärkt: Gimpel und Einfalts-P. 6, 191; Erz-P. etc.; auch: Ein Hochmuths-P. [eingebildeter Narr]. Schmj. 115 etc.
Anm. Aus lat. penicillus (Vrkl. von penis, Schwanz; männliches Glied) = Büschel, (Maler-)P. etc., mlat. pinsellus (vgl. frz. pinceau etc.), mhd. pensel, bensel, so noch im ältern Nhd., auch Pem(b)sel, s. EfA. 1, 480; Bemsel. 96. In der am Schluß von 1 erwähnten Bed. = lat. penis, s. o. und vergl.: Pesel, ein Ochsenziemer, holl. pees, engl. pizzle [z. B. bull’s pizzle. 343a], in Preußen Peserick [= Prügelinstrument, Karbatsche etc. 11, 63; Altpr. 52 etc.]. .. Bullenpesel, dasselbe; Riemenpeitsche; Schmier-, Schweinepesel, ein schmutziger Mensch; Peselborg, verschnittner Eber. 3, 309 ff.; Holst. 3, 305; 1, 180; Bullenpäsel heißen durch Metapher die Blüthenkolben der Typha-Arten [in Strelitz Bullenpes]. Fl. 31; Der kleine Pinkerlich, | .. kraus wie ein Eichelpeserich. Ar. 3, 263, bei Ar. 1, 42: Das Fieselchen [s. d.] .. krumm gedreht wie die Zirbelnuß, — vergl. auch: Bullenfinke; pisacken und pissen Anm.
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