Faksimile 0552 | Seite 550
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Pik pikant Pikanterie Pike Pike Pikeh piken Piker Pikesche ~et ~ett Pikeur Pikieren Pikner Pikotte
* Pīk (frz., vergl. Pick etc.), m., –(e)s; –e, –s:
1) Spitzberg (s. d. 1, frz. pic). Forser R. 1, 189; Hörner, P–s, Nadeln (s. d.). Oken 1, 549.
2) eine der 4 Farben im Kartenspiel (frz. pique, auch: Spaten, Schaufel, Schüppen).
3) Groll, Erbittrung auf Jemand oder Etwas (vgl. pikieren 2b): Meine physiognomischen Kunststückchen, die ich aus P. auf den Propheten [Lavater] in den Winkel geworfen. G. 24, 87; Ich habe einen P. auf alle meine Freunde. Stein 1, 46; 22; 55 etc.; P–s haben. 223; 33; 162; Herder’s P–s auf Z. 124 etc.; Sobald du von irgend einem Dinge ohne P. und Ekel urtheilst. W. Merck 1, 156; 276 etc., auch: Ich habe einen Pick auf die ganze Welt. G. Stolb. 193; vHorn rhD. 2, 255; Lubo- jatzky Ams. 44 etc., s. Schm. 1, 277; ferner: In der Emilie Galotti hatte er seine Piquen auf die Fürsten, im Nathan auf die Pfaffen. Eckermann G. 1, 340; Hat eine alte Pique auf dich. Heine Reis. 3, 7; Sch. 119b etc.
4) Schiff.:
a) eine Abtheilung am äußersten Scharf des Schiffs, und zwar gw. die hinten (am Hintersteven), im Ggstz. zum Vor-P. (gw. Hell, Hölle, s. d. 2c), s. P.-Pforte.
b) ein Tau zum Auftoppen des Giekbaums etc., s. Toppenant, Dirk etc.
c) Die Rahen in den P. setzen (sie piken), sie mittels der Toppenanten an der einen Seite aufholen und auf der andern niederlassen.
~ánt, a.:
prickelnd; den Geschmack (sinnl. und geistig) reizend und scharf anregend, Ggstz. nüchtern, fade etc.: P–e Sauce; Speise; Lektüre; P. ist das Unvergorene oder das durch einander Gehackte, scharf Gebeizte, es soll nicht sättigen und nicht tränken, es soll nur, den Gaumen reizend, die verlorene Genußfähigkeit anregen. Auerbach SchV. 262; P–e Anekdötchen. Prutz W. 117 etc.
~anterīē, f.; –(e)n:
pikierte Stimmung und daraus entspringende Außerung, Stichelei etc. (frz. picoterie).
~e, f.; –n; -chen, lein; –n-:
1) ein langer Spieß, Lanze: Beim Beginn des [30jährigen] Krieges galt der Pikenier für den schweren Infanteristen, er trug Helm, Brustharnisch, Armschienen, den Degen und eine 18“ lange P. mit eiserner Spitze, den Schaft am besten von Eschenholz. Freytag Bild. 2, 27; Zwei alterthümliche, mit P–n bewaffnete Heerhaufen. G. 20, 64; 31, 125; Durch die P–n [s. Spießruthen] laufen. 28, 374; Der König ließ .. den Kopf auf eine P. stecken. Platen 4, 203 etc.
a) Sprchw.: Von der P. [von der untersten Stufe] auf dienen, sein Gewerbe erlernen (Waldau N. 2, 75) etc.
b) = Pikenier: Ein Trupp von 100 P–n.
c) ein Längenmaß, etwa 2 Klafter. Adelung. 2) s. Pik 2 u. 3.
, ~ēh, m., –s; –s:
ein starkes (meist baumwollnes) Zeug mit doppelter Kette, die untre aus grobem, die obre aus feinem Garn, wodurch die (gw. rautenförmigen) Figuren des Musters erhaben hervortreten, zumeist in ganz frz. Schreibw.: Piqué.
~en, tr.:
1) mit einer Pike oder etwas ähnlich Spitzem stechen (vgl. picken): Es hat mich plötzlich Etwas von unten auf gepiekt. Mundt Rob. 1, 9; Einen mit Nadeln pieken oder pieksen etc., vgl. niederd.: peeken. Schütze Holst. 3, 199; Was pekerst (stocherst) du denn da im Feuer? Suder Altpr. 15; Peek- od. Piek-Schlitten etc., s. petern 2.
2) s. Pik 4c.
~er, m., –s; uv.:
Einer der pikt, nam. ein mit einer Pike Bewaffneter. Jahn V. 315, auch: Pi(e)kner (vgl. Lanzner) und nam. (s. Pike 1): Pikeniere u. Musketiere. Freytag Bilder 2, 227; 2000 Pikeniers. JvMüller 24, 10 etc., auch: Pikenierer. Sch. 871a; 877a etc., s. auch Bobrik 529b.
~ésche: s. Pekesche. ~ét(t~ét(t), n., –(e)s; –e, –s:
1) ein schlachtfertig auf dem Posten stehnder Trupp Soldaten: Ein P. unsrer Husaren. Hackländer SoldKr. 163; Zwei spanische Reiter-P–s. Hausbl. (60) 1, 210; Reserve-P–s etc.
2) ein Kartenspiel unter Zweien. G. 21, 189.
~eur (pikȫr), m., –s; –s (Döbel 2, 90a), –e (Freiligrath 1, 293):
reitender Jäger bei der Parforcejagd, so auch: Erz- oder Ober-P. Döbel; im Frz. auch = Bereiter, vgl.: Der „Pickirer“ oder Bereiter Wissenschaft. Garzoni 713b.
~īēren: 1) refl.:
Etwas mit Geflissenheit treiben; eine Ehre darin setzen; Etwas darin suchen. 2) tr.:
a) anstacheln, reizen (s. pikant): Ein rohes, trunknes Volk | .. durch etwas Neues, seinen bäurischen | Geschmack Piquierendes zu seiner Bude | herbeizulocken. W. HB. 2, 229.
b) Etwas pikiert Einen, reizt seinen Unmuth, seine Empfindlichk., verdrießt oder wurmt ihn: Mich piquierte es, daß etc. Kinkel E. 205 und nam. oft: Pikiert = verletzt, empfindlich etc. Müllner 5, 183 etc.; Auf Jemand pikiert [ärgerlich etc.] etc. u. dazu: Unzufriedenheit u. Pikiertheit. Gentz 1, 200 etc.
c) Tabacksbau: die Sämlinge (sobald sie das 4. Blatt angesetzt) aus den Kutschen auf Pflanzenbeete versetzen. Landwirtsch. Zeit. (55) 526.
~ner, s. Piker. ~ótte, f.; –n:
zweifarbige feingestreifte Nelke.