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Phant-Phant Fant) Phantasei Phantasie phantasieren Phantasma Phantasmagorie Phantast Phantasterei phantastisch Phantasus Phantom
* Phant~(Fant~) ~asēī (gr.), f.; –(e)n:
ältre und noch dichterische Form für Phantasie (s. d. und nam. L. 5, 335), ähnl.: phantaseien statt phantasieren (s. d.).
~asīē, f.; –(e)n; -:
1) ohne Mz.: die absichtlich oder unwillkürlich, z. B. im Traum, bei Fiebernden etc. schaffende Einbildungskraft, auch personif., als Göttin etc.: Meine träumende P. hat meine wachende Vernunft beschämt. Engel 1, 354; Welcher Unsterblichen | soll der höchste Preis sein? | .. Ich geb ihn | der ewig beweglichen | immer neuen | seltsamen Tochter Jovis, | seinem Schoßkinde, | der P. etc. G. 2, 47; Stauf hatte eine so entsetzlich reiche P., er konnte sich fast aus sich herausdichten. Waldau N. 1, 213; Einen Traum, welchen er 69 doch für Nichts mehr als ein Spiel der P. halten konnte. W. 4, 235; 23, 405; Was das Gemüth des Menschen für sich selbst zu Handen nimmt, lauft allwege die P. zu und verbildt dasselbige. Zwingli 2, 27 etc. Ugw. als Daktylus: Das Feuer erstirbt, die P. welket. W. 26, 64. Altre und dichter. Nbnf.: Daß meine Phantasei voll Kraft | vernichtet Welten, Welten schafft. B. 12b; Des Dichters Phantasei. 16b; Daumer 1, 303; Ihn auszuträumen | den Plan der irren Phantasei. | Sie faselt ärger oft in Reimen | als in des Fiebers Raserei. Pfeffel Po. 3, 4; Holde, süße Phantasei, | immer wirksam, immer neu! | Dank sei deinen Zauberbildern. . . . | Holde, süße P., | Täuscherin, verlaß mich nie. Seckendorf (Matthisson A. 8, 91); Auf deiner Wogen blauem Schoß | wiegt seine [des Dichters] Phantasei sich groß. Stolberg Gd. 209; So schwärmt die kranke Phantasei. W. 10, 149 etc.
2) ein Gebilde der P. (1), im Ggstz. des Wirklichen, P.-, Traumbild, vergl. Phantom: Die P–en eines Fieberkranken, eines Dichters (s. 5) etc.; Das nenn’ ich kaiserliche P–n [Träume]! Platen 4, 209; Man merkt, daß er nur der phantasierte Held eines politischen Romans ist. .. Eine so schöne P. wahr zu machen. W. 8, 127 etc. Nbnf. (s. 1): Mein Glück nicht Phantasei! Gotter 1, 131; Mehr denn eitle Fantasei. Sch. 6b etc.
3) zuw. = Laune, Spiel der Laune: Wie wunderbar ist deine Phantasei! Hagedorn 2, 282 etc.
4) (veralt.) possierliches, kurzweiliges Treiben: So die Murmelthier wachen, gehen sie nimmer müßig, mögen ihr Phantasei und Abenteuer nit lassen. Stumpf 610a; Als .. sein kurzweiliger Rath seine gewöhnlichen Fantaseyen mit Springen, Hüpfen u. dgl. .. verübte. Zinkgräf 2, 8 etc.
5) ein Werk, bei welchem der Künstler sich nicht nur im Entwurf, sondern auch in der Ausführung dem Spiel der P. (1) hingiebt und von ihr leiten lässt, so als Titel dichterischer Erzeugnisse und nam. von Augenblicks- Ergüssen eines Tonkünstlers (s. phantasieren 3).
6) (s. 5) An Erfindung seltsamer Erscheinungen, die man P–en nennt [ist der Maler] Theon .. von Niemanden übertroffen worden. G. 30, 28 (s. Quinctilian 12, 10).
7) Zsstzg. z. B.: Abend-P. eines Liebenden (5). B. 26a; C-Dur-P. (5); Dichter-P. (2; 5); Weg mit den schwarzen Fieber-P–n! Sch. 261; Seine Gestalten-P. [gestaltende P.] und sein kernhafter Stil, wo Alles ’bestimmt ist, machte das Ganze gleich lebendig. Heinse A. 2, 30; Jch kann’s nicht passen [reimen] | mit echter Juden-P. (1). Baggesen 4, 7; Alle Zweifel . ., die kaum das Opiat der Liebes-P. (2) betäubte. W. 11, 249 etc.
~asīēren, intr. (haben) und tr.:
dem Spiel der Phantasie sich hingeben, z. B.:
1) im Ggstz. des klaren, bewußten Denkens: Das einfache Denken ist das innere Sehen, das P. dagegen ist ein blindes Tappen, dessen Grund dem Tapper ewig verborgen bleibt. Fichte 8, 366; Was man darüber phantasiert, gewähnt, gemeint und gedacht. G. 37, XVIII etc.
a) Nam. auch von Kranken: im Fieber (s. d.) liegen, irre reden, faseln (s. 2).
2) bloßen Phantasiegebilden Wesenheit geben, s. 1a und: Er kämpfte sein ganzes Leben durch mit phantasierten Ungeheuern. W. 3, 252; Der phantasierte Held eines politischen Romans. 8, 172; 16, 108 etc.
3) als schaffender Künstler sich in einem Werk ganz der Phantasie überlassen (s. Phantasie 5), namentl. von Augenblicksergüssen eines Tonkünstlers: Stundenlang auf dem Klavier p.
4) (veralt., s. Phantasie 4) Possen, Kurzweil treiben: So sind sie ldie Murmelthiere] mit „Fantaßieren“ ganz unmüßig und geschäftig. Stumpf 610a etc.
5) Zsstzg. z. B.: Phantasierte (3) in Tanzrhythmen eine Weile auf und ab. Gutzkow R. 6, 33; Sie mit tausendfüßigen Teleskopen .. bevisieren, be-p. Lichtenberg 5, 391, sie zum Ggstd. des P–s (1; 2) machen (s. Be IIb); Ein Sagenkreis, in den Jeder .. nach Lust hineintrug und hineinphantasierte (2). Merck’s Br. 2, X; Ohne Zweifel hätte er sich in den ungerechtesten Zorn immer tiefer hineinphantasiert [sich seiner Phantasie überlassend hineinversetzt, s. u.: zurück-p.]. Ruge Rev. 2, 166; Verphantasiere dich nicht mit dem Gärtner! [verlieb dich phantastisch]. Brentano Fr. 1, 234; Deine seltsamlich verphantasierten (2) Scheingöttinnen. 268; Das Geistige, welches sie sich doch in gewisser Rücksicht auch vor-p. (1) konnten. Heinse A. 2, 97; Eine Laute, worauf ich euch nach augenblicklicher Lust und Liebe vorphantasiere (3). 129; Unsre alten Schlesier, die sich in Orpheus’ Seele zurück- phantasierten [s. o.: hinein-p.]. Gervinus Lit. 5, 48 etc., vgl. auch: Ich hätte es mir nie einphantaseien [einbilden] können. VWeber etc.
~ásma, n., –s; -asme(n):
Schein-, Trugbild: Augenphantasme, die Sie willkürlich hervorzurufen vermochten. Reinhard G. 253 etc., vgl.: Sie wurden Phantomisten genannt, weil ein hohles Gespensterwesen sie anzieht, Phantasmisten, weil traum- artige Verzerrungen und Inkohärenzen nicht ausbleiben. G. 30, 381 etc.
~asmagorīē, f.; –(e)n:
auf Augenverblendung beruhnder Zauber, dazu: phantasmagōrisch etc.
~ást, m., –en, (–s); –en:
Einer, bei dem die Phantasie sich in das Gebiet des Verstands drängt, der leeren Einbildungen, wunderlichen Grillen etc. nachhängt: Wer das Abenteuerliche liebt und glaubt, ist ein P. Kant SchE. 16, s. Einbildling; Der Eine wird ein P. auf eigene Hand, aber der Andere ein Schwärmer, der Schwarm macht und fanatisiert. Gervinus Lit. 5, 273; Diese P–en haben bereits Etwas vom Wahnsinnigen. Kürnberger N. 1, 318 etc.; Erz-P. Kant 3, 89 etc.
~asterēī, f.; –en:
Grille, Einbildung, Treiben eines Phantasten: G. 3, 241; Sch. G. 2, 96; FSchlegel GrR. 204.
~ástisch, a.:
in der Weise eines Phantasten; dessen Wesen gemäß; wunderlich, sonderbar: P. aufgeputzt. Platen 4, 288; Zinkgräf 2, 37 etc.
~asus (–⏑ ⏑), m., uv.; 0:
Myth.: ein Traumgott; auch Büchertitel, z. B. P. von Tieck etc.
~ōm, n., –(e)s; –e, (–en):
ein leeres Trug-, Scheinbild (s. Schreckbild, Luftgesicht etc.); Gespenst: Du wirst an ein P. | von Gunst und Ehre keinen Anspruch machen. G. 13, 173; Deine schöne Hoffnungsfreude, das holde P. unsers künftigen Glücks hat einen Augenblick auch mich getäuscht. Hölderlin H. 2, 96; Ein scheußliches P. Ramler F. 1, 102; Wie des Lebens schweigende P–e [die Schatten, Schemen] | glänzend wandeln an dem styg’schen Strome. Sch. 72a; Den .. kein nächtliches P. . . schreckt. W. 3, 7; Sucht sie mühsame Freuden, | schöne P–en, nicht wirkliche Lust, Geburten des Wahnes. 26, 64; Luc. 1, 168; Die leichten P–en verschwinden. Zachariä Tag. 5 etc.; Nächtliches Dunst-P. W. 15, 139; Flammenbeschweifte Nacht- P–e. Matthisson 105; Umnebelt von dem Trug-P–e. Rückert 2, 15 etc.