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pfuschen Pfuscher Pfuscherei pfuscherhaft pfuschern
Pfúsch~en: 1) intr. (haben):
zischen, nam. von verpuffendem, abblitzendem Pulver. Adelung, vergl.: Wenn Pulver von der Pfanne abbrennt, so pfugezt es. Schm. 1, 307 u. schwzr.: pfüpfen. Stalder 1, 165.
a) Zsstzg.: Ab-p., intr. (haben, sein): abblitzen (s. d. und blicken, Anm.). Adelung.
b) dazu: Pfusch (Campe), Pfuscher (Adelung), das P. und das p–de Geräusch (schwzr. Pfüpfi): Pulver auf die Pfanne schütten, um einen Pfuscher zu machen. Ders., s. abblasen; Pfuscher, das Abblitzen u. verallgemeinert: ein Fehler (Placker, Pudel). Ders. 2) intr. (sein) u. refl.: huschen (s. d. u. Zsstzg), sich huschend bewegen: Die Fledermaus, die eifrig zwischen meinen Locken pfuscht. Platen 4, 111; In dem Augenblick hatte er sich in den Busch gepfuscht, wo ihn Keiner finden könnte. Kinkel E. 118; Ehe er sich umgesehen hatte, pfuschte ich mich die Treppe herauf. 156 etc. 3) intr. (haben) u. tr. (s. 2): Etwas, darüber hinhuschend, ungründlich und schlecht machen, z. B.: Es kam ihm wohl [zu Statten], daß es sich schicken [sputen] konnte, ohne eben zu p. Gotthelf G. 266 etc. u. so nam.: Etwas, das einen Mann von Fach, einen Meister erfordert, ohne ein solcher zu sein u. darum schlecht machen, eig. u. zunächst bei zünftigen Handwerken von diesen zukommenden Arbeiten, die ein dazu Unberechtigter fertigt, dann verallgemeinert: Über das deutsche Wort p. . . ., bezieht sich aufs Handwerk. Es setzt voraus, daß irgend eine Fertigkeit nach Regeln gelernt, auf die bestimmteste Weise nach der Vorschrift und unter dem Schutze des Gesetzes ausgeübt werde etc. G. 31, 423; Einem in das Handwerk p., unberechtigt darin eingreifend, es üben; In dem Handwerk p., stümpern etc., z. B.: Manche zünftige Meister p. in ihrem Handwerk und wollen grade darum am wenigsten, daß ihnen unzünftige in ihr Handwerk p.; [Jetzt] pfuscht er Notaren und Advokaten ins Handwerk. G. 9, 164; 20, 209; WhMüller 1, 55 etc.; Ihr Schäfer da pfuscht doch gewöhnlich | halb in das Hexengewerb. V. 2, 91; Noch schlimmer, wenn die Philosophen sich herablassen, in die Poesie zu p. Zelter 2, 41 etc.; Jch pfusche, ich stümpere nur in den meisten Dingen. G. 15, 143; Wir sind Götter im Kleinen, p. in seiner Schöpfung, p. seiner Schöpfung nach (s. c). Klinger Giaf. 604 etc.; zuw. grenzen hier freilich Dat. u. Accus. nahe an einander, vgl.: Einer, der ein wenig in [den od. die] Naturwissenschaften gepfuscht haben mochte. 26, 52; Sie werden finden, daß ich auch in der griechischen Literatur gepfuscht habe. L. 12, 390, als Ausdr. der Bescheidenheit st.: in die Lit. etc., vgl. ferner: Wir p. nicht gern an den Werken der alma mater rerum. W. 15, 8 = wir ändern (bessern) nicht gern p–d an den Werken der Natur; Sie müssen . . verzeihen, daß ich an Ihren Worten gepfuscht habe. Zelter 2, 24 etc., ferner tr., z. B.: Das Widerlichste dieser von den gemeinsten Steinhauern gepfuschten Mißbildungen. G. 23, 302, s. f; Das Gesetz der Natur [geht] über alle in die Natur [hinein-] gepfuschten Satzungen. Waldau N. 2, 69 (s. a) etc., s. u.: Pfuscher u. pfuschern. Dazu Zsstzg., z. B.:
a) Ich habe zu viel Providentielles in den Führungen meines Lebens gefunden, um herein-p. zu dürfen. JvMüller 6, 18, in vermeintlicher Besserung p–d eingreifen etc.; Wie er auch so ziemlich in alle übrigen Handwerke hineinpfuscht. Gerstäcker Miss. 3, 128; Tieck N. 4, 97 etc. u. tr.: Suchst den Samen des Übels in der Materie, den Ahriman hineingepfuscht haben soll. Klinger Giaf. 58 etc.
b) Wie sie so dasitzen in ihrer Glori, drauf los-p. wie kleine Herrgötticher. FMüller F. 30.
c) Nach-p., (s. nachahmen, Anm. 2): Einem Etwas nach-p., es ihm p–d nachahmen, nachmachen: Ein unorganisches Schluß-e, das der französischen Orthographie nachgepfuscht ist. Herrig 20, 168 etc. und: Etwas nach-p., z. B.: Der echte Baggertorf . ., den man in Holstein nur nachpfuscht. Niebuhr Nachg. 18; Etwas Gewagtes .. war es, den Aristophanes nicht nur in seinen gewöhnlichen Jamben, sondern auch in seinen Trochäen .. nachzubilden oder nach-zu-p. W. 34, 250 etc. u.: Einem nach-p., z. B.: Wer einen Meister (ein Meisterwerk) nachpfuscht, verräth Mangel an Geschick in seiner Arbeit, nicht Mangel an Geschmack in seiner Wahl, wie Der, der einem Stümper (Stümperwerk) nachpfuscht etc.; Sie werden mir nach-zu-p. suchen. Immermann M. 3, 440 etc., auch: Wir sind Götter im Kleinen, p. in seiner [Gottes] Schöpfung, p. seiner Schöpfung nach. Klinger Giaf. 604, suchen p–d ihr nachzuhelsen etc.
d) Nachdem entstellende Tüncherei und manches Überpfuschte fortgeschafft worden. Waldau (DMus. 1, 2, 368), s. o., u. vgl. überhuschen etc.
e) Ver-p., Sanders, deutsches Wörterb. II. p–d verderben: Droysen A. 3, 403; Im Einzelnen musst du, wegen eintretenden Bedürfnisses Etwas verrücken oder ver-p. G. 23, 93; 8, 280; Sch. 6, 47; Verpfuscht und verdorben ist mir die Zukunft. Holtei Ob. B. 1, 284; Dem Ewigen, dessen Wort und Werk seine Ebenbilder .. so schändlich verpfuscht haben. Klinger Giaf. 232; Was er daran verpfuscht und verstimmt hat. F. 371; L. Gal. 3, 2; Zu Gold verpfuscht er [Midas] selbst den Wein. Weißer Rom. 65; Zelter 2, 7 etc., auch: Ein so kräftiges, klares Gemüth, wie es uns Bildung und Verbildung nur noch zu Zeiten unverpfuscht lassen. Waldau N. 1, 259 etc.
f) Dem Vater fluche . . ., der ekellos besprang | ein Gassennickel und zusammenpfuschte | dich lumpigen Erzgauner. V. Sh. 2, 563 etc. u. ä. m. 4) tr. u. intr. (haben): das Stoppelfeld zum ersten Mal pflügen, stoppeln (s. d.), stürzen, stümmeln, felgen. Krünitz 12, 538, etwa (vgl. 2) als Bez. des oberflächlichen Pflügens?
~er, m., –s; uv.:
Einer, der pfuscht, s. d. 3 u. vgl. d. Ggstz. Meister 2g (auch d. Bsp.): Überzog Alles mit Wachstuch so meisterhaft, daß man keinen P. argwohnen konnte. CFBahrdt 3, 14; Der Dilettant verhält sich zur Kunst wie der P. zum Handwerk. G. 32, 423; Weil man von dem Meister erwarten kann, daß er keine P. ziehen will. 18, 214; 1, 289; 10, 164; 22, 378; 29, 397 etc.; Als P. pfuschend spielst du noch den Kritikus. Platen 4, 181; 2, 282; P. oder Bönhase. Tieck N. 4, 159; P–innen. W. 23, 315 etc.; Ein Erz-P.; Die Staats-P. Börne 3, 394, P. von Staatsmännern etc., vgl.: Stümp(l)er, Hümpler, Sudler etc. 2) s. pfuschen 1b.
~erēī, f.; –en:
das Treiben und Werk eines Pfuschers (vergl. Gepfusche): Der saubern Herren P. | ist, merk’ ich, schon bei euch Maxime. G. 11, 7; Zu allerlei Versuchen, ja P–en genöthigt, um ohne Anleitung seine Kräfte zu prüfen. 32, 202; 3, 168; 6, 159; 29, 387 etc.; Platen 4, 102; Der Kontrafakturen und P–en in allen Winkeln Deutschlands ist gar zu viel. W. Merck 2, 130; Mit seinen Musik-P. W. 34, 317 etc.
~erhaft, a.:
in der Weise eines Pfuschers: P. nachge- ahmt. G. 31, 350; So faselhaft und p. zusammengesetzt. Zelter 1, 75 etc.; P–igkeit.
~ern, intr. (haben):
pfuschen (3): Ein naseweiser Mensch, der in die Theologie pfuscherte. Mendelssohn 5, 360; Da er in alle Künste hin- einpfuscherte. Tieck NK. 4, 21 etc.
Anm. Pfuschen (1; 2) Tonwort, vgl. auch für 3: fuscheln und Anm.