Faksimile 0546 | Seite 544
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Pfund
Pfúnd, n., –(e)s; –e; -:
1) ein (nach Zeit und Ort u. sonstigen Verhältn. versch.) Gewicht, vgl. als kleinere Gewichte: Unze, Loth, Quent etc., als größre: Stein, Centner etc.
a) als Maßeinheit (s. Mann 16b u. Glas 2f) in Mz. uv. (ebenso für 2), vgl.: Das wiegt 3 P. (3 Pfd.) u.: Die 3 P–e [od. P.-Stücke] eichen lassen, vgl.: Rechte Wage, rechte P–e. 3. Mos. 19, 36; Daß die Centnerlast der Noth in die 100 P–e mannigfaltiger Nöthen zerschlagen worden ist. Börne 3, 356 etc. Doch findet sich auch vereinzelt: Brachte Myrrhen und Aloen unter’nander bei 100 P–en. Joh. 19, 39 [beinahe 100 P. Eß] etc., ferner: Die Ab- und Zunahme bewegt sich um wenige P–e. Liebig Thierch. 13, od.: um wenig P., um ein paar P., um einige P.; Wenn mit einigen P–en [od. P.] dir ist zu dienen. Rückert Mak. 1, 32. Auch übrtr. (vgl. 2 am Schluß): Professor Vogel hatte einige Quentlein Witz erhalten, die er für P–e ansah. CFBahrdt 2, 51 etc.
b) das Gewogne steht, ohne Artikel, gew. ganz unabhängig nach P., kann aber auch zumal in gehobner Rede im Genit. stehn; mit Artikel (z. B. wenn durch Superl. best.) muß der Genit. oder von stehn: Ein P. Fleisch. Luther SW. 64, 60; Zwei P. Gold; 3 P. weißer Zucker; Mit 3 P. weißem Zucker werden 5 P. ausgesteinte(r) Kirschen eingekocht etc.; Je 3 P. Goldes zu einer Tartschen. 1. Kön. 10, 17; Drei P. feinen od. des feinsten Goldes; Zwei P. vom besten Kaffe etc.
c) vrkl. zur Bez. eines P–s als einer Kleinigk.: Ein Pfündchen Taback ist bald verraucht etc.
d) ohne Zusatz versteht man unter P. das im Handel u. Wandel eines Landes allgemein geltende Gewicht dieses Namens, best. Handels-, Krämer-P. und bez. andre meist durch Zsstzg., z. B.: das st. des früher üblichen in den Staaten des Zollvereins eingeführte als: Zoll-P., wofür da, wo es nun allgem. üblich geworden, wieder die bloße Bez. P. eintritt: Früher hatte das P. gewöhnlich 32 Loth a 4 Quent, das jetzt übliche (oder Zoll-)P. hat 30 Loth à 10 Quent etc. Ferner unterscheidet man z. B. Apotheker- oder Arznei-P., leichter als das gew. (1 Pfd. = 24 Loth); Fleischer-P., schwerer als das gew.; Ein P. Goldgewicht, an einigen Orten = Mark; Probier-P., s. Probier-Gewicht, -Centner etc., ferner: Ein schweres (od. gw.: Schiff-) P., ein schweres Gewicht, nam. üblich bei Berechnung von Frachten, nach den Orten versch., schwankend zw. 2¹½—3 Centner (vergl. Schiffslast, meist = 4000 P.) etc. Auch: Fuß-P., als Maß für die Kraft, zur Bez. der Kraft, die nöthig ist, um 1 P. einen Fuß hoch zu heben, s. auch 3.
2) (s. 1, vgl. Mark II 5 u. 6) an vielen Orten eine (wirkliche od. Rechnungs-)Münze (s. 1a und b), meist zu 20 Schilling à 12 Psennig, also zu 240 Pfennig gerechnet, s. nam. Schm. 1, 318 u. z. B.: Ein P. Geld heißt hier [in d. ältern Zeit] soviel als 48 Xr. [= ²⁴⁰ Xr. oder 240 Pfennig], ein Schilling soviel als Xr. [¹² Xr oder 12 Pfennig], ein Pfennig aber ist eines Xr. fünfter Theil. Hebel 8, 231; 3, 218 etc.; Um 1 P. Heller gestraft. Kurz Sonn. 31; Bei 10 P. Heller Strafe verboten. Spindler Jud. 1, 21; An [bei] 10 P. verboten. Stumpf 378b etc. Wir erwähnen bes.: P. (od. Livre, s. d.) Sterling, in England (L St.) = 20 Shilling a 12 Pence; P. flämisch (s. d.) =20 Schilling à 12Pfg. flämisch, als Rechnungsmünze in Hamburg etc.; ferner in der Schweiz: 1 P. = ½ Gulden. Gotthelf G. 4; Sch. 102 etc. Auch zuw. für Geld überh. etc., z. B.: Der, deß Hand veruntreut anvertrautes P. Rückert Mak. 2, 151 etc. u. z. B.: Rauch-P., Geldabgabe von einer Feuerstätte (vergl. Rauchhuhn), wohl urspr. ein P. Pfennige, s. Schm. und vergl. sprchw.: Soviel Mund [s. d. II, Anm. 2a], soviel P., soviel Pers., soviel Theile [der Erbschaft etc.], z. B. Auerbach Ed. 153 etc. Auch bei den Alten von urspr. nach dem Gewicht best. Gelde u. so bibl.: War ihm 10000 P. [„Talente“ Eß] schuldig. Matth. 18, 24; Gab ihnen 10 P. [„Minen“ Eß]. Luk. 19, 13 ff. und nach der Erzählung dort oft sprchw., von Geistesgaben u. Anlagen (vgl. Talent): Sein P. vergraben (Sch. 108a), wuchern lassen (Tieck N. 3, 133); Mit seinem P–e wuchern (Platen 2, 313; Stilling 1, 122); Haben sie das kärglich zugemessene P. in den bedeutungslosen Bewegungen eines flachen Daseins vollends aufgerieben. Görres Ver. 55; Jedweder hat sein P. und Niemand ist vergessen. Haller 152 etc., s. auch Luther SW. 61, 1 und 1a (am Schluß).
3) (s. 2) nach der Eintheilung des P–s in 240 Pfennig verallgemeinert eine Gesammtheit von 240 Stück (= 20 Dutzend = 12 Stiegen), s. Schm. 1, 319, wo es dann auch zuw. elliptisch ist, z. B.: Ein P. (Fuder) Salz = 240 sogen. Salzfuder oder Stöcke, d. h. an 30,000 P. [im Sinne von 1]; Ein P. (Rahen) Holz = 240 Rahen (s. d.) od. 120 Klafter; Ein P. Bifang = 240 schmale Ackerbeete etc., vgl.: Ein Fassel P., im östreich. Salzkammergut = 240 Stück leerēSalzfässer. Scheuchenstuel; Ein Monstidl-Schilling = 60, ein Monstidl-P. = 480 Klafter Holz.
4) wohl mit Bezug auf „,das P. Heller“ (s. 2) als Strafmaß: eine best. Anzahl Schläge als Strafe (vgl. Schilling, Pfennig 7 etc.), nam. noch übl. weidm.: P., die 3 Schläge, mit dem Weidmesser, die Jemand der Jagdfehler begangen, erhält: P–e geben. Laube Br. 278; Kriegt er sodann auf die bloßen Hosen 3 P. Döbel 2, 44a etc.
5) Bergb.: ein Stück Holz an dem Bläuel, worin der Krummzapfen herumgeht.
Anm. Goth. punt, ahd. phunt, mhd. pfunt, aus lat. pondo. In Bed. 5 Abstammung fraglich.