Psui
psuien
Psúi (einsilb):
1) interj.: bis zum (wirklichen od. angedeuteten) An- od. Ausspeien gesteigertes „fi“, s. d. (Anm.) u. vgl.: Daß man sogar, bei äußerst bittrer Ver- achtung, ausspeit oder doch wenigstens durch P.! dieses Ausspeien andeutet. 7, 233; Doch sobald sie satt der Lust gepflogen, | spie sie, hui und p. sein Antlitz an. 57a etc. —
~en, intr. (haben) und tr.: a) ohne Einfluß auf die Rektion, z. B.: P., äck! [s. Ä 3c]. 3, 405; P.! äh! bäh! Ed. 154 etc.; P. Teufel! 20, 39; „Pfu“ Teufel! 5, 299a etc.; P. Spinne! Mensch. 1, 7 etc.; „Phfuch“, Schand der deutschen Nation! N. 4, 27; P.! du Prahler! 4, 171; P.! aus mit diesen Allegationen! B. 32b; P.! ist Das männlich? 10, 14; 14, 158 etc.; Pfy! Deß sollt’ ein Biederman | .. sich .. schämen. 1, 161; 2, 86; Pfuy! schämet euch! 1, 268; 112; Pfu! Der ist Nichts gewesen! SW. 36, 108; P., p.! mir ekelt! 111b; Hui und p., wie sündig! Mak. 1, 101; P. ihr verzagten Wichter! Nib. 1785, im Urtext: Phî, ir zagen boese! etc. —
b) mit Genit.: O p. der Schmach, p. über mich [s. e]. 1, 32; Br. 1, 315; P. des Bösewichts! 4, 68; F. 78; 253; Pfu und aber pfu und wieder pfu unser blinden und schändlichen Undankbarkeit! 5, 176b; Pfu des Menschen, der etc. Kind. 45 etc., s. auch d. —
c) mit Dat.: P. dir mit solchen Streichen! 7, 78; P. dem Alten! 1, 39 u. F. 2, 465; Mak. 2, 96; Hühn. 232 etc. —
d) mit Acc., nam. in der Verbind.: P. dich! 1, 312); Pfu dich! 15, 29 u. Randgl. zu 3. 26, 41; Pfu dich Teufel! 8, 8a etc., was aber urspr. wohl Jmper. eines Refler. ist, s.: Pfü dich der Schand und Sünd, | daß ich etc. 2, 56³ = schäme dich etc. u. vergl.: anpfuien. —
e) mit abhäng. Präp.: „P. über dich!“ . .. Ihr habt das Recht, gesittet p. zu sagen! 11, 144; 1, 342; P., p. über das schlappe Kastratenjahrhundert! 106b; 121a etc.; P. auf Sie! 3, 154; Fui auf eu’r Gesetz! Sh. 2, 94 etc.; vgl.: P.! .. von dem Ehrenmann! [schweigen Sie etc.]. 125. — 2) substant. (vergl. anpfuien): zur Bez. von Etwas, wozu man p. sagen, ausspeien muß:
a) sachl.: Abscheulich! ein wahres Pfuy. 3, 599; Wer hat euch von dem täglichen, ja oft stündlichen Pfuy [A-a] .. gesäubert? 3, 923 ¹² Bücklinge, welche rochen wie der Magd Pfu. Garg. 55b etc. —
b) persönl.: Wie der höllische P. Sh. 2, 382, mit Anm.: Der höllische Fui, d. i. der höllische Satan. —
pfui zu Etwas sagen; es anspein; Ekel davor, Verachtung dagegen empfinden: Christina pfuyt in Schwedens Weltgetümmel. 64; Einen, sich p., nam. im Jmper., s. pfui 1 d u. an-p., vergl.: Die Namen verschiedener Professoren wurden nach einem damals üblichen Lieblingslosungswort der Göttinger Studenten, zugleich dem stärksten Ausdruck der Verachtung und Mißbilligung ,gepfuibalsert“. .. Eine Anekdote, durch einen Studenten mit Namen Balser veranlasst, hatte die deutsche Sprache mit diesem eigenthümlichen Terminus bereichert und der Hainbund „pfuibalserte“ mit ihm alle offenen und versteckten Gegner seiner Tendenzen. Bürg. 27 ff. — Zsstzg. z. B.: Án-: Euer Pfui, damit ihr die Gabe des heiligen Geistes anpfuiet. 4, 338, vgl.: Pfuchzen und speien ihn an. Christ. 2, 26a etc. und nam. im Imper. (s. pfui 1d): Pfui Sie an! pfui, daß sie lacht! 6, 263; Pfu die Menschen an, daß sie so böse sind. 5, 70b; 6, 502a; 8, 41b; SW. 6, 51; 61, 71; 259; Ul. 4; Pfui mich an, daß etc. Baumg. 51a; Pfui dich an, altes Felle! Kaufm. 3, 1; Fui ihn an! Sh. 2, 220; 327 etc. u. subst. (s. pfui 2a u. b): Einen ungeschliffenen Pfuy dich an. 641b; Wozu soll die Lust des Fleisches? Vielleicht zu einem wenigen Pfu dich an. 8, 22a; 123b; Lässt einen Pfui-dich-an [Furz] .. streichen. 8, 66; 2, 194; Daß wir bei dem schönen Anfang einer so höflichen [iron.] Pfuidian eingelegt. Mas. 43 etc. — Aūs-: Sie halten mich zurück, die Zeit, worin ich lebe, aus-zu-p. 64). — Ver-: Etwas als Ggstd. des Ekels und Abscheus erklären: Dann kann ich .. das verdammte Schimpfen und V. unsers Jahrhunderts unmöglich länger ausstehn. Merck. 2, 104 etc.
Anm. Tonw., vgl. lat. pfui, pfy etc. u. s. nam. 2, 307 über „pfuh, pfuch“ u. Fortbild. (vgl. fauchen) und: Pfuh! [Ausruf eines Ermatteten, Verdrießlichen etc., vergl.: Uff! etc.] ich weiß gar nicht, wie die Gesellschaft so aufgeräumt sein kann. Br. 25 etc. Über die Schreibw. vgl. hui und fi.
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