Pforte
Pfórte, f.; –n; Pförtchen, lein; –n-, Pfort-:
1) Thüre und Thor für Ein- und Ausgang (nam. in der gehobnen Rede): P–n am Pallast. 2, 8; Das Heiligthum verwüstet, .. die P–n verbrannt. 1. 4, 38; Die P–n Jerusalem[s]. 13, 20; Die P. des Himmels. 1. 28, 17; Die P–n der Höllen. 16, 18; Gehet ein durch die enge P., denn die P. ist breit und der Weg ist weit, der zur Verdammnis abführt. 7, 13 etc.; Des Paradieses P. 4, 2; Daß liebe P–n | mir auf ihren Angeln schwiegen. 15; Durch welche P. | du in Gottes Stadt gekommen. 43; Du bist gewohnt zu siegen, überall | die Wege breit, die P–n weit zu finden. 13, 142; Durch mancherlei Thürme, Treppen, Pförtchen durchzukommen. 20, 16; Die P. nach dem Garten. Z. 3, 376; An hölzernen Hecken und Pförtlein. Par. 2, 9; Hurr! flog das wilde Rüsselvieh | durchs aufgemachte Pförtchen. 1, 260; Thut mir auf die P–n der Tugend! .. ȫir is 1o f; Sperrt ihnen alle P–n auf! 1, 280; Hört’ ich das Pförtchen nicht gehen? | hat nicht der Riegel geklirrt? 47a; Bis zu einer goldnen P–n | du gelangst; da gehst du ein. 48a; An ihres Schlosses P. 64b; 469a; Ließ’ auch die ew’ge P. [die zur Ewigk. führende des Grabes] noch Wen zurück, er schwiege. Gd. 1, 146; Da blafft an der P. Packan. 1, 63; Zur P. des Felsens [der Felskluft]. Od. 9, 444 etc. —
2) (s. 1) an einigen Orten = Gefängnis (das sich über dem Stadtthor befindet oder befand), und dazu: Pförtner = Schließer (s. d.), Gefangenwärter. —
3) (s. 1) ein Engpaß als verschließbarer Eingang zu einem Lande, vergl. Klause 1 und: Es ist gleichsam allhier der Schlüssel und eiserne P. zu dem Königreich Persien. Reis. 377a; 1, 551. Jetzt gew. nur noch in best. geogr. Eigenn., z. B.: Die westfälische P. (porta westlalica) bei Minden; Bei .. Kösen tritt die Saale durch eine schmale, militärisch wichtige P. in das Tiefland. Geogr. 331; Bei der berühmten Schule Pforta vorüber, durch die Kösener P. 366 etc. und für diese Schulanstalt selbst: Kam Franz nach Schulpforta. .. Von seiner Entwicklung auf der P. 1, 179b etc. —
4) Anat.: P., Leber-P., die Querfurche auf der untern Fläche der Leber, in welche die Pfortader (s. d.) tritt. An. 833. —
5) Schiff.: bestimmte verschließbare Offnungen in den Planken des Schiffs (zuw. in niederd. Form: Porte), so nam.: P–n, Geschütz-, Kanonen-, Stück-P–n, die Schießscharten, und zwar unterscheidet man hier: Seiten- P–n; Hinter- oder Kreuz-P–n (in der Konstabelkammer) und Jagd-P–n (vorn in der Back, für die Jagdstücke best.); auch nennt man zuw. die Pfortluken selbst P–n, so: Lose P–n, = Ausfütterung der Stück-P–n. Ferner: Ballast- od. Lade-P–n, unten im Raum an der Seite des Schiffs zum Ein- und Ausschießen des Ballasts; Licht-P., statt der Fenster dienend, zum Einlassen des Lichts; Pi(e)k-P., beim Bau des Schiffs hinten im Pik (s. d. 4a) für die aus- und einsteigenden Arbeiter gelassen; Roje- (oder Ruder-) P., auf kleinen Fregatten, zum Durchstecken der Riemen (d. h. unseemännisch: der Ruder). —
6) Fischer.: gw. in niederd. Form: Porte, Fischporte, der Eingang mancher Fischergarne, dazu z. B.: Fünfporte, Garn mit fünf Eingängen. — 7) Die P., die hohe, die ottomanische P., Bez. der türk. Regierung und des türk. Reichs, — vgl.: Das Thor des Königs. 2, 19 ff.; 4, 2 ff. — P. der Königsburg, und: diese selbst, Pallast, s. s. v. und vgl.: Theben mit 100 Palästen. Eine Stadt mit 100 Thoren in dem Sinne, wie man es nimmt, ist eine so ungereimte Jdee . . Von jeher war es im Orient Gebrauch, die Paläste und Häuser der Großen Thore zu nennen. Voln. 213; 23.
Anm. Ahd. p(h)orta, mhd. p(f)orte, aus lat. porta, vergl. Port, aus latein. portus, Hafen, und so: Als sie kamen ans Meerpfort . . . Die Meerpforten. G. 2, 78 etc. Ugw. Mz.: Eherne Pförten. Ps. 107, 16 (ob Drckf.?). — Dazu: Pförtner, mhd. Portenaere.
Zsstzg. s. 4, 5 und 6, ferner nam. zu 1, leicht zu mehren, s. die von Thür und Thor, — z. B.: An der Ausfalls-P. der Ebernburg. ThKönig Lthr. 1, 277; Ballast- P. [5]; Während von Zeit zu Zeit [in der Wand der Taxushecken] sich eine Bogen-P. öffnete. Höfer Hausbl. (60) 1, 23; Burg-P.; Doppel-P. W. Luc. 4, 307; Dreh-P. einer Schleuse, sich um eine stehnde Spindel drehnd; Ehren-P., eine zum ehrenvollen Einzug eines Gefeierten erbaute Bogenstellung, s. Ehrenbogen und Triumph-P.; Vor der Eingangs-P. Gutzkow R. 1, 14; 4, 12; Die Eisen-P.; Wenn ein sehnend Hoffen | . . Erfüllungs-P–n findet flügel- offen. G. 12, 6; Ein Feldpförtchen [aufs Feld führend]. Mar. Scott Fr. i. W. 174; Der Dardanellen | hohe Felsen- P. Sch. 59a; Durch eine versteckte Felsen-P. Wehl Allerw. 174; Garten-P.; Geschütz-P. [5]; Die Goldes-P–n [die zum Gold führenden] sind verrammelt. G. 12, 12; Haupt- P., Ggstz. Neben-P.; Der Seraph öffnet ihm die Himmels- P–n. Körner 1, 146; Schlegel Span. 2, 52 etc.; Jenes düstere Hinterpförtchen, das ich gar manche Stunde sehnsüchtig umlauscht hätte. D Museum 1, 1, 623 etc.; übertr.: Sich ein Hinterpförtchen auflassen, eine Ausflucht zum Entschlüpfen; auch: Hinter-P. [5] und als verhüllende Bez. für Arschloch. Münchhausen 36, vgl. Laurenberg 72; Höllen-P., vgl. Jes. 38, 10; Jagd-, Kanonen-P. [5]; Kloster-P. G. 17, 374; Kreuz-, Lade-P. [5]; Leber-P. [4]; Licht-P. [5]; Meeres-P., s. [Anm.]; Nehen-P., s. Haupt-P.; Nord(er)-, Ost(er)-P., s. Süder-P.; Vor der Paradieses-P. Lewald W. 2, 390; Pi(e)k-P. [5]; Auf .. reißt ein Stoß | die Riegel-P–n [die verriegelten]. Boie (Matthisson A. 1, 125); Diese Riesen-P. König 15, 290; Roje-, Ruder-P. [5]; Schloß-P.; Finde dich bei dem Seitenpförtchen ein, das aus der Gallerie .. in die Rosengebüsche führt. W. 17, 130; Hausbl. (60) 1, 434 etc., s. [5]; Sieges-P–n. König 15, 294; Stadt-P.; Hier und da liegen die Steine, gleichsam ein Thor bildend, über einander. .. Jene Stein-P. Heine 1, 72; Stück-P. [5]; An der Süder-P–n. . . Mir nach ans Norderthor! Fouqué Dr. 1, 104, auch Süd-P. B. 295a, ähnl.: Nord(er), Ost(er)-, West(er)-P.; Wenn .. sie an Todes-P–n stehn, | schrein sie in der Noth zum Herrn. Mendelssohn Ps. 107, 18; Die drei noch übrigen Triumph- P–n . .. Ein solcher Freudenbogen. Heinse A. 2, 90, s. Ehren-P.; West(er)-P., s. Süder-P. etc.
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