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pflügen Um-Pflügen
Pflügen, tr. u. intr. (haben):
1) den Boden mit dem Pfluge Behufs der Ackerstellung aufreißen u. nam. furchen (vgl. ackern, ähren, arten I, brachen, felgen 3, haken II2, rühren, streichen, stürzen, wenden etc.): Ein Knecht, ein Landmann pflügt mit Rindern, Pferden etc.; Die Rinder pflügeten. Hiob 1, 14; Tief, seicht p.; Zur Saat p. od. p. (in engrem Sinn); Den Acker, das Feld, das verwüstete Land p.; Aus einander, zusammen-p., s. beet-p. etc.
a) mit Angabe der Wirkung: Den Boden zum Acker p. Lichtwer 232; Die Saat in den Boden, die Steine aus dem Boden p.; Mir macht der Böse kein Noth, | ich dresch’ ihn schief und krumm | und pflüg und hau und grab’ ihn todt. Claudius 5, 140; Der Ackersmann, der stets sich reicher pflügt. JBMichaelis 156 etc. Ferner sprchw. u. vielfach übrtr. (s. ackern), z. B.:
b) Mit fremden, mit eines Andern Kalbe (s. d. 1) p.
c) Heimlich mit Jemand p. Stilling 2, 175, ein heimliches Einverständnis mit ihm unterhalten, mit ihm unter einer Decke spielen.
d) Den Sand, die Luft, das Meer (versch. k), ins Wasser p., von verkehrtem u. vergeblichem Mühen u. Treiben: Wer Weibern trauet, pflügt die Winde. Fleming; Als wenn ich wollt’ ins Wasser p. und Korn säen oder in der Luft Fische fahen. Luther 6, 118a etc. dd) Füchse mit Füchsen p., s. Freytag Bild. 2, 300, den Listigen, Falschen in gleicher Weise behandeln.
e) Eure Weiber sind euer Acker (s. d. 1 u. Pflug 1a); pflüget sie, wie ihr wollt. 8, 18a, vergl. be-p. 2, befruchten, besamen.
f) Ihr pflüget [vgl. säen etc.] Böses und erntet Übelthat. Hos. 10, 13; Die da Mühe pflügeten und Unglück säeten, ernteten sie auch ein. Hiob 4, 8; Pflüget ein Neues! Jer. 4, 3; Hos. 10, 12 etc.
g) Die Schweine müssen ihm den ganzen Weinberg p. [umwühlen]. Rachel 4, 146; Zion soll wie ein Acker gepflüget [umgekehrt zerstört] werden. Jer. 26, 18, zer-p.
h) Haben wir [Cedern] bisher doch immer | in den festen Grund gepflüget, | mit der Wurzel zwischen Felsen | sichern Stand uns zu erwerben. FMüller (Hungari 2, 556), in den Boden ihn spaltend eindringen.
i) auf dein Gesicht Runzeln und Furchen hervorbringen oder hinterlassen, es furchen: Soll dir Gram und Mißvergnügen | ewig Stirn und Wangep.? EKleist 1, 35; Die glatte Stirn, | die keine Runzel wagt zu p. Platen 2, 28; Deiner Wangen wallendes Rund | werden rauhe Winterstürme p. Sch. 4b etc. k) das Wasser theilend durchschneiden (s. furchen), z. B.: Dem müden Schwimmer gleich, der sich verloren dünkt, | die Wellen nicht mehr pflügt und willig untersinket. Alxinger D. 318 etc., nam. aber von Schiffenden etc.: Es hat die Vorsicht umsonst durch nicht zu p–de Meere | die Ufer getrennt. Cronegk 2, 186; Kühn des Meeres Ebnen p–d, | eilen wir. Fouqué Gd. 1, 166; EKleist 1, 145; Nicolai 4, 3; Wer das grüne krystallene Feld | pflügt mit des Schiffes eilendem Kiele. Sch. 497b. l) etwas mit langsamem, gemeßnem Schritt durchschreiten: Er pflügte noch einigemal die Stube auf und ab. Gotthelf Oberamtm. 96. m) Schiff.: Der Anker pflügt (ist triftig), sitzt nicht fest, sondern folgt, mit seinen Schaufeln den Grund aufreißend, dem Schiff. n) Tischler.: Holz p., eine Nuthe (s. d.) darin ausfahren. Campe. 2) dazu:
a) Pflügung, gew.: das P., auch: Nach vollendeter Ackerpflügung. Stolberg 14, 135 etc.
b) Pflüger, Einer, der pflügt, u. verallgemeinert = Ackerer, Landmann. Ps. 129, 3; B. 70b; Sch. 35b; Seume Gd. 201; V. 3, 13; Od. 9, 122 etc.
Zsstzg. vgl. die von ackern, z. B.: Áb-: z. B.: Dem Baum die Wurzeln a., pflügend durch- und abschneiden; Sich a., sich pflügend abarbeiten; Dem Nachbar a., durch Pflügen die Grenze überschreitend (überp–d) ihm Etwas von seinem Land entziehn, z.B. Hölty 32; Landwirthsch. Ztg. (55) 1143b etc.; Eiland .., das jene mächtige Zauberrose mit ihren vier mächtigen sternbestirnten Stieren abpflügte. H. 8, 16 [wohl: dem Meer pflügend abgewann]; Auf- und a., z. B. auch [1l].
An-: durch Pflügen anfügen, z. B. eine Furche an die andre; ein Stück Land an den anstoßenden Acker etc.
Aūf-:
1) durch Pflügen in die Höhe bringen, empor-p.: Der sog. wilde Boden, der unter der Schichte der Ackerkrume liegt, muß bedachtsam aufgepflügt werden. Auerbach Leb. 2, 11; Auf aufgepflügten Erdbalken. 1, 204 etc.
2) mit dem Pflug aufbrechen, öffnen: Das aufgepflügte Winterfeld. HKleist Kr. 142; Mendelssohn Ps. 65, 11 etc., auch übertr.: Wunden, aufgepflügt durch Nachbarschwerter. Schlegel Rich. II. 1, 3.
3) Auf- und ab-p., z. B. auch [1l]. Aūs-: durch Pflügen herausbringen, s. auf-p. 1: Einen Acker, wo die Zwillingskrystalle sich ausgepflügt finden. G. 27, 223. Be-:
1) pflügend bestellen, bebauen: Zwei Jucharte, soviel Land, als in zwei Tagen ein Zug Ochsen b. konnte. JvMüller 1, 240; Wiedasch Od. 9, 123 etc.; Spuren früherer Bebauung und Bepflügung. Kohl Irl. 1, 65 etc.
2) übertr., z. B. [1e]: Mädchen, die mit dem Geiste buhlen müssen, weil ihre Leiber nicht bepflügt werden. Klinger 3, 174 etc.; [1k] Indessen war das [Luft-] Schiff .. gestiegen, | als ob es schon der Erde Dunstkreis flöh’, | bestimmt, den Milchweg zu b. Alxinger D. 221 etc. Bêêt-: Furchen auf dem Acker pflügen, und zwar untersch. man: Aus einander pflügen, „wenn man mit dem Pfluge an der rechten und linken Seite des alten Beets hinfährt und in der Mitte aus- ackert, so daß zwei neue halbe Beete entstehn, die ihre andere Hälfte von den Nachbarbeeten erhalten“, und: zusammen-p., „,wenn in der Mitte des alten Beets wieder angefahren wird und z. B. die Beetfurchen wieder zur Seite kommen und das vorige Beet wieder bleibt, nur neu aufgepflügt wird“, s. FBWeber Term. 33b und 687b. Brāch-: brachackern, brachen (2). Drēēsch-: dreeschen. I. Dúrch-: mit oder wie mit dem Pflug durchschneiden (s. d. und II): Die Wurzeln des Baums d. (vergl. ab-p.); Den Acker d. (zu Ende p. oder ihn mit dem Pflug gehörig durchwühlen, bearbeiten), übertr.: Ein Buch d., durchackern, durcharbeiten, z. B.: Bald war der „Belidor“ durchgepflügt. Kosegarten Rh. 2, 297 etc., auch: Sie pflügten mir meinen Rücken durch [wund] | mit langen Furchen. Waldis Ps. 129, 2. II. Durch-: s. I: Das ganze Feld hier haben wir, ich und der Ochs, heute durchpflügt. Mendelssohn 4, 1, 305; Logau 2, 1, 40 und übertr.: Ihre Maximen .. wurzelten im durchpflügten Boden einer geschichtlich bewegten Nation. Monatbl. 1, 364a etc., auch [1k]: Wie dort ein irrend Schiff die schwarze See durchpflügt. W. 25, 61; Cronegk 2, 187; Pyrker 20 etc. und: [1i] Das sorgendurchpflügete Antlitz etc. Eīn-: mit dem Pflug in die Erde bringen: Man müßte denn ziemlich Laub mit e. Döbel 3, 179a etc. Ent-: Einem Etwas durch Pflügen entnehmen, entziehn. Er-: durch den Pflug erwerben, erlangen: Sich einen Schatz e. Hagedorn 1, 109; Wann hier ein niedrer Sinn, mit Schweiß und Brot vergnügt, | des Großen Unterhalt im heißen Feld erpflügt. Haller 152; Logau (L. 5, 215) etc. Hêr-, Hín- etc.: Er pflügete mit 12 Jochen vor sich hin. 1. Kön. 19, 19; Claudius 5, 139 etc.; Hab auch das Gesangbuch umgeackert, die Quecken herausgepflügt und dafür Nachtviolen hineingepflanzt. Musäus Ph. 3, 135 etc. Sāāt-: zur Saat pflügen. Spāt-: mit dem Spatpflug pflügen: Wurden im zeitigen Frühling cirka 70 Qu.-R. Roggenboden .. gespatpflügt. Landwirthsch. Ztg. (55) 54b; Durch Rijolen, S. oder Untergrund-p. für eine recht tiefe Ackerkrume sorgen. 18a etc. I. Über-, tr.: den Pflug über Etwas hin führen: Manches Feld, das mehr als einmal überpflügt werden muß, ehe man hoffen kann, daß der Same aufkeimt. Gedike etc. II. Über-, intr.: über das eigne Gebiet hinausgehnd, in das des Nachbars hinüber-p., s. ab-p. I. Um-: 1) mit dem Pflug umwenden, so daß das Untre nach oben kommt, eig. und übertr.: Einen Acker, Fleck (Döbel 3, 181a) u.; G. 16, 241; Wälder um-p. W. HB. 1, 65 etc.; Eine schon so verdorbene Officierspflanze. ... Man müßte mich wieder vollkommen um-p. (Das war sein Ausdruck), ehe die neue gute Saat über Unkraut aller Art die Oberhand gewinnen könnte. Hackländer SGsch. 3, 145; Statt den Acker umzupflügen mit der Pflugschar des Schwertes, ehe sie die Aussaat ihrer Weisheit hineinstreuen. Stahr Rep. 3, 25; Tieck 10, 157 etc. 2) beim Pflügen Etwas umfallen machen: Einen Baum u. II.
Um-: Etwas pflügend mit einer Furche umgeben, umziehn. Unter-:
mit dem Pflug unter den Boden bringen, s. ein-p. Untergrund-: s. spat-p., gw. nur im Jnfin. Ver-: z. B. durch Darüberpflügen verdecken; auch: Eine Zeit v., mit Pflügen verbringen etc. Wég-: Um Etwas w. (hinweg-p.). Grube 3, 55 etc., auch (s. ab-, über-p.): Wenn Einer dem Nachbar den Grund vom Acker weggepflügt. Pestalozzi 1, 231; Der in den herrschaftlichen Weiden gehütet und die alte Schnat [Grenze] weggepflügt. Schücking Mark 2, 23 etc. Zer-: pflügend zerreißen, zerstören, z. B. [1g]: Darum wird Zion um euretwillen wie ein Feld „zupflüget“ und Jerusalem zum Steinhaufen. Mich. 3, 12 etc. und [1i]: Uns sollen Geiz und Neid .. | nicht die glatte Stirn z. [zerfurchen]. Tiedge Ep. 1, 36 etc. Zū-: durch Pflügen schließen, zumachen etc., nam. auch = zur Saat pflügen etc. Zusámmen-: durch Pflügen zusammenbringen; zusammenstürzen machen etc., auch: Der [Kalkstein-]Bruch scheint oberflächlich gewesen zu sein, da man die Stätte z. [planieren etc.] konnte, ohne daß auf den Äckern eine sonderliche Vertiefung merkbar geblieben wäre. G. 40, 268 etc., ferner s. beet-p.