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Pflug
Pflūg, m., –(e)s; Pflüge; Pflügchen, lein; -:
1) das Hauptgeräth der Ackerbestellung, zum Aufreißen des Erdbodens, nam! insofern dieser zugleich dadurch in Furchen umgewendet wird (Wende-P.), mit versch. Einrichtung, s. Zsstzg: Ich ließ mir alle Stücke des P–s nennen und fand: die Zunge, das Gestell, das Bettels, P.- Baum, Vordereisen, den P.-Nagel, Gradsahl, Grad, den Sterz, die Untersahl, die Seitensahl, das Rusterbrett, das Seiteneisen, die P.-Butt, P.-Schar, Wellestecher. Brockes 7, 463; Ein Kutschpferd sah den Gaul den P. im Acker ziehn. Gellert 1, 139; Nie bettete Demeters goldnen Saaten | der P. vormals die Furche hier. WHumboldt 1, 370; P. und Zug, sammt Getreide, Alles muß mit fort. Karschin Leb. 26; Das Ding von Eisen, das nur Wen’ge schätzen | .., dies Werkzeug, das, unschuld’ger als das Schwert | dem frommen Fleiß den Erdkreis unterworfen | .. den P. Sch. 952a; Jetzt fordert ihn kein Feind mehr von dem P. auf das Schlachtfeld 1004b; Des hakigen P–s Erfinder. V. Ge. 1, 19; Dir soll Alles ohne P. und ohne Saat wachsen, wie in der goldnen Zeit. W. Luc. 6, 19 etc. Sprchw.: Gebrauchter P. blinkt; Wegen einem Mann bleibt kein P. stehn. Auerbach Leb. 2, 261 etc., sprchwrtl. u. übrtr. (a— d), z. B.:
a) Wenn ich meine Hantierung, meinen Beruf, meinen Acker (s. d. 1) und P. niederlege. Sturz 2, 385; Rückert Mak. 1, 59; Der Krieg [ist] euer Acker und P., der euch ernähret. Zinkgräf 2, 55 etc., auch: Das Netz ist Haken und P. ihm. V. Th. Fragm. 2, 2; Der aus dem Geschäfte, sie zu belustigen seinen Wagen und P. machte. W. Att. 3, 277 etc., s. Zarncke Br. 315b.
b) Einem den P. keilen, ihm einen schlimmen Streich spielen. LPHahn Hohn. 111 etc.
c) Legst du die Hand an den P., so siehe nicht hinter dich zurück. Körte Spr. 4797, nach Luk. 9, 62, vgl. Brant N. 84a.
d) Höll’ und Fegteufel hat genug, | wer mit einer solchen [Frau] zieht in P. [zusammen gespannt, gejocht ist]. Brant N. 64, 82.
e) das Pflügen: Er, zwar fremd im P–e | führt doch die Furchen tief. Nicolai 4, 79; Uns wächst Alles .. ohne P. und ohne Saat. W. Luc. 6, 323 etc. 2) (s. 1) übrtr.: ein Werkzeug, das eine Fläche, ähnlich wie der P. den Boden, durchschneidet, z. B. von dem Steuerruder: Der Steurmann stund fest an dem P. | und schnitt solch Furchen in den Rhein, | das das Unterst zu oberst schein [schien]. Fischart (Wackern. 2, 148¹*) etc., s. Eis-, Schlick-, Schnee-, Wasser-P. 3) (s. 1) ein pflugpflichtiger Fröhner: Dies Gut hat an ständigen Spanndiensten jährlich so und so viel Pflüge. 4) (s. 1) ein Ackermaß, etwa = Hufe: Von jeden Pflügen des Guts wurde .. ein Soldat gestellt. Forchhammer (Mager Les. 2, 166) etc. 5) (niederd.) ein unter einem „Baas“ (Aufseher) zu gemeinsamem Schaffen verbundner Trupp Arbeiter, z. B.: beim Torfstechen, bei Deicharbeiten etc., s. Brem. Wörterb. 3, 339 etc.
Anm. Ahd. plóh, phluog, mhd. phluoc, pfluoc, vgl. russ. nyrЬ (plug), unsichrer Abstammung, nach Einigen von pflegen, so daß 1a als Grundbed. aufgefasst wird (Das, was man übt, treibt, Gewerbe, Erwerb), nach Andern zu skr. plava, gr. oοoν, Schiff, vgl. 2 und pflügen 1k. Niederd. fem., s. Latendorf Agr. 28. Bed. 5 viell. andern Stamms.
Zsstzg. zu 1, nam. für die versch. Arten: z. B.: Ácker- [1], im Ggstz. zu [2]: Der Erde Schoß, erwühlt vom A. Rückert BE. 159.
Ameisen-: ein winziger (s. Ameise): Wo der Autor seinen scharfen A. über seine kleinen Weltgloben zieht. IP. Fat. 2, 260. Ánhäufe (l)-, Behǟūflungs-: Häufel-P. Landwirthsch. Zeit. (56) 549b.
Bóck-: Steirischer B., aus 2 Pflugkörpern bestehnd, wovon der eine zur Seite steht, während der andre im Felde geht.
Dóppel-:
1) 2 Pflugkörper od. 2 Pflugscharen an einem Pflugbaum vereinigend, s. Bock-, Rajol-P. etc.
2) Leiten- P. Drēēsch-: zum Umbrachen des Dreesches, Dreeschreißer. Drill-: für die Drillkultur (s. d.) die Saatrinnen furchend. Eīs- [2]: eine von Pferden gezogne schlittenartige Maschine zum Zerschneiden des Eises in Festungsgräben, Häfen etc. Erz-: eherner, z. B. übrtr.: Zu ziehn den schweren nimmermüden| E., ist das Geschick bedacht; | doch wagt mit seinem glühnden Eisen | es deine Seele zu zerreißen, | so ist’s, daß es sie fruchtbar macht. Freiligrath SW. 5, 115. Félg-: zum Felgen (s. d. 3) des Ackers: Hatte einen dreischarigen F. angeschafft und bearbeitet damit eine schon im Herbst abgerodete und umgepflügte Waldstrecke. Auerbach D. 4, 39. Flügel-: Leiten-P. mit einem um eine Spindel drehbaren doppelten Streichbrett. Gābel-: ein Schwing-P. mit einem kleinen in einer Gabel gehnden Rad darunter als Stütze. Grāben-: zum Ziehn von Gräben, Wasser-P. Grúnd-: s. Untergrund- P. Hāken-: = Haken 3, nam. mit einem Vorgestell. Hǟūfel-: zum Behäufeln der Kartoffeln: H. (Behäuflungs-, Kartoffel-P.). Landwirthsch. Zeit. (55) 68b. Hínter-: das Hintergestell des Pflugs, Ggstz.: Vorder-P., ähnl.: Ober- und Unter-P. Hōbel-, Hǖgel-: Schäl-P. Kartóffel-: Häufel-P. Lēīten-: mit doppeltem od. bewegl. Streichbrett und doppelschneidiger Schar, der auf der Stelle umgewendet u. womit sogleich eine Furche an die andre angepflügt werden kann, „Wende-P.“ Lóckerungs: bloß zum Auflockern, nicht zum Umwenden der Erde dienend, ohne Streichbrett, im Ggstz. zum Wende-P. Nárren-: Den N. ziehn = ein Narr sein. Brant Narr. 8, 6. Nāsen-: mit einem Gezünge od. eignen Kehrgestell, anstatt der Leier (s. d. 5), den Pflug mehr rechts oder links zu stellen. Rǟder-: ein Vordergestell mit Rädern habend, worauf er geht. Rajōl-: ein Doppel-P., der zugleich 2 Erdstreifen, nicht neben, sondern unter einander abschneidet, s. Untergrund-P. Sāāt-: zum gleichmäßigen Aussäen des Samens, von versch. Einrichtung. Schǟl-: zum Abstechen des Rasens, der Stoppeln etc. vom Boden u. zum Ebnen von Kraut- u. Kartoffelland (Hobel-, Hügel-P.): Wo man die Erdschollen mit einem Sch. abstach. Forster A. 3, 204. Scháttel-: zum Unterpflügen des Samens. Schāūfel-: zum Reinigen der Hackfrüchte, mit 3 in ein Dreieck gestellten gekröpften Pflugscharen; auch = Kultivator. Schlíck- [2]: ein Werkzeug, den Grund eines Graben, Kanals etc. aufzureißen, damit das anströmende Wasser den aufgelockerten Schlick mit fortführe, Wasser-P. Schnēē- [2]: ein Werkzeug, Wege im tiefen Schnee zu bahnen; übrtr. JP. 21, 32. Schwíng-: räderlos ohne Vordergestell: Amerikanische Schwingpflüge ohne Vordergestelle. Landw. Zeit. (55) 1065a etc., auch: Schwung-P. Spāt-: Untergrund-P. mit spatenähnlicher Schar. Unter-: s. Hinter-P. Untergrund-: zum Tiefpflügen u. Aufwerfen des Untergrunds, s. Rajol-P.: U., ja Das ist’s, es muß neuer Grund an die nährende Oberfläche, der sogenannte wilde Boden, der unter der Schichte der Acker- 68* krume liegt, muß bedachtsam aufgepflügt werden. Auerbach Leb. 2, 11; Landw. Zeit. (55) 1065a etc. Vōr-: s. Hinter-P. Wásser-: Graben- u. Schlick-P. Wénde-
1) zum Umwenden des Ackers, im Ggstz. zum bloßen Lockrungs-P.
2) Leiten-P.